Rezension von Marc Völker (2009):
Die Spielhilfe Reich des Roten Mondes stellet die Neuauflage der Regionalbeschreibung Das Orkland aus dem Jahr 1991 dar und beschreibt die wilde Region zwischen Thorwal und Weiden.
Das erste große Kapitel nach dem Vorwort behandelt die Geschichte der Region und insbesondere natürlich der Schwarzpelze, die eine Geschichte von immerhin 200.000 Jahren aufweisen können. Hier erfährt der Leser viel Wissenswertes von den Ursprüngen der "Orkkultur" bis hin zu den aktuellen Plänen des Aikar Brazoragh. Die nächsten Kapitel befassen sich mit der Geographie der Region. Das Thema ist in fünf große Kapitel untergliedert:
Das Orkland befasst sich mit der gleichnamigen Steppe zwischen Thorwal und dem Svelltland, die die Heimstatt der Schwarzpelze darstellt. Neben Wegen in das Orkland werden hier auch die beiden größten Ansiedlungen der Region Phexcaer und Khezzara vorgestellt. Himmelsstürmende Gebirge - Die Mauern des Orklands behandelt die Gebirge, die das Orkland im Osten, Norden und Westen begrenzen sowie die Städte Ohort und Gh'Orrgelmur. Außerdem geht das Kapitel auf das Thema "Missionierungen" ein. Der Südwall - Vom Steineichenwald bis zum Finsterkamm befasst sich mit den Gebirgen, die die Region im Süden natürlich begrenzen sowie dem Rorwhed und den Städten Rorkvell und Sternfeld. Das Svelltland behandelt die geographischen Besonderheiten des Gebietes östlich des Orklandes. Städte des Svelltlandes schließlich geht ausführlich auf die größeren menschlichen Ansiedlungen des Svelltlandes ein.
Das Kapitel Abenteuer Wildnis ist eigentlich kein Teil der Regionalbschreibung, sondern viel eher eine Spielhilfe zu Reisen in und durch "unzivilisierte" Gebiete". Hier kann man nachlesen, wie eine solche Unternehmung vorbereitet wird und was beachtet werden muss (zum Beispiel Ausrüstung, Wahl des Lagerplatzes etc.). Der Spielleiter erhält in dem Kapitel wertvolle Informationen, wie eine Reise durch die Wildnis ausgestaltet werden kann und welche Herausforderungen, Hindernisse und Tücken er den Spielern in den Weg stellen und legen kann.
Die Orks - Von schwarzem Pelz und Kupfermond und Orkische Stämme beschreibt Kultur sowie Lebensweise der Schwarzpelze und stellt dem Leser die einzelnen Orkstämme vor. Die Kulturbeschreibung Svellt beschreibt die Lebensart der Svelltländer.
In Andere Völker und Wesen unter dem Roten Mond werden die (mehr oder weniger) intelligente Lebewesen vorgestellt, die außer Orks und Menschen noch in der Region beheimatet sind. Personen in Ork- und Svelltland stellt Meisterfiguren vor, die aus der Region stammen bzw. denen die Spieler in der Region über den Weg laufen können. Die Mysteria et Arcana beschäftigt sich mit magischen und mystischen Geheimnissen, auf die die Helden im Reich des Roten Mondes stoßen können.
Empfehlungen zur Vertiefung des regionalen Flairs enthält Buch-, Musik- und Filmvorschläge, mit denen das Flair der Region weiter vertieft werden kann. Diese Vorschläge gliedern sich groß in zwei Genres. Während das Orkland selbst mit den asiatischen Reiter- und Steppenvölkern assoziiert wird, lässt sich das Flair des Svelltlandes am ehesten mit dem amerikanischen Wilden Westen vergleichen. In diesem Kapitel findet sich auch eine Übersicht, welche DSA-Publikationen in der Region angesiedelt sind bzw. die Region behandeln.
Im Anhang befinden sich Karten, die den Ersten Orkensturm und die Besiedelung des Svelltlandes nochmals anschaulich darstellen. Abgeschlossen wird die Spielhilfe vom Index und diversen Karten der Region in der Kartentasche.
Waren die Orks in der Das Orkland noch mehr oder weniger Kanonenfutter, haben die Schwarzpelze seither einen massiven Wandel durchlaufen. In Reich des Roten Mondes erhalten die Orks, wie bereits auf Grund der Entwicklungen der letzten Jahre absehbar, eine atmosphärisch dichte, interessante und detaillierte Rassen- und Kulturbeschreibung.
Die Beschreibung des Svelltlandes hat meine Erwartungen übertroffen. Die Region ist geradezu prädestiniert für das Rollenspiel. Die Svelltländer stellen als Pioniere ideale Spielcharaktere dar. Ich muss in diesem Zusammenhang jedoch meine Bild der Region korrigieren, da das Westerngenre in den Publikationen der Vergangenheit sehr viel weniger herausgearbeitet war.
Was den Orks (beispielsweise im Gegensatz zu den Goblins) fehlt, sind sympathische Charakterzüge. Mit den Orks, wie sie hier dargestellt sind, kann man sich als Leser kaum identifizieren. Auch wird ein Ork, der nach der hier vorliegenden Kulturbeschreibung gespielt wird, sehr schwierig in eine Heldengruppe zu integrieren sein. Mehr noch als bei der Goblinbeschreibung in Land des schwarzen Bären (2008) sind die Autoren zu sehr in Richtung Exotik abgedriftet und haben die Spielbarkeit vernachlässigt. Dieser Umstand wirkt sich leider auch negativ auf die Motivation zum Lesen aus.
Layout:
Reich des Roten Mondes ist als Hardcover erschienen. Wie gewohnt findet sich im Text immer wieder das Schwarzes-Auge-Symbol mit einer Seitenangabe, die auf eine Spielleiterinformation zu dem Thema an anderer Stelle des Buches verweist. Inhalte, die für das Rollenspiel von besonderem Interesse sind, wurden grau hinterlegt, wobei die Auswahl dieser Inhalte (ebenfalls wie gewohnt) nur bedingt nachvollziehbar ist. Der Schreibstil liest sich angenehm und flüssig.
Sehr ärgerlich fand ich die Qualität des Druckes, insbesondere da das Buch in Deutschland hergestellt wurde. An mehreren Stellen der mir vorliegenden Ausgabe wurden die Seiten nicht richtig bedruckt. Der Druck erweckt den Anschein, als sei der Druckmaschine die Tinte ausgegangen. Außerdem ist die Städtekarte für die Kartentasche meines Erachtens zu breit - beim Zuklappen des Buches wird der Kartenrand umgeknickt. Hier wäre ein halber Zentimeter weniger wohl mehr gewesen. Ob diese fehler nur mein Exemplar oder die gesamte Auflage betreffen, ist mir nicht bekannt.
Mit der Aufteilung der eigentlichen Regionalbeschreibung konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. In den einzelnen Kapiteln finden sich immer wieder Themen, die mit der jeweiligen Geographie rein gar nichts zu tun haben. Mir erschließt sich nicht, nach welchen Kriterien die Kapitel zusammen gestellt wurden. Hier wäre eine nachvollziehbare Aufteilung mit Sicherheit vorteilhafter gewesen.
Die Illustrationen hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Teilweise enthält das Buch sehr hochwertige Bilder und Zeichnungen. Anderseits sind Illustrationen enthalten, die den Eindruck erwecken, noch aus DSA1-Zeiten zu stammen und so gar nicht ins Gesamtbild passen wollen. Positiv fällt in diesem Zusammenhang die sinnvolle Verwendung von politischen und historischen Karten auf.
Fazit:
Mit Reich des Roten Mondes liefern die Autoren eine einfallsreiche und originelle Überarbeitung der alten Orkland-Spielhilfe ab. Leider sind einige handwerkliche Fehler enthalten, die der Regionalbeschreibung nicht zum Vorteil gereichen. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält eine inhaltlich interessante Spielhilfe. Von mir erhält Reich des Roten Mondes 7 von 10 Punkten.