Rezension von Madara Thiralion (2021):
2,4 von 5 Sternen, halbwegs okay aber mMn ein wenig am Thema vorbei, komische Ideen, wiederverwendetes DSA4-Artwork.
Allgemein, die optische Aufmachung. Alles ist hell, bunt und freundlich DSA 5. Einige Bilder sind sehr gut geworden, andere wirken etwas deplatziert oder unpassend. Allerdings fehlt für mich das stimmungsvolle im Design, das für Von Toten und Untoten oder den Tractatus contra Daemones gewählt wurde. Das Gesamtbild wirkt einfach etwas komisch. Auch das Cover scheint mir nicht direkt "künstliches Konstrukt" zu schreien.
Automaten wie die beschriebenen - Theaterbühnen, Mundschenke - sind in einer Welt mit Golems und Sklaven komplett überflüssige Spielereien. Alles, was man interessantes mit Magomechanik machen könnte - Fehlanzeige, kommt leider im Buch nicht vor. Allgemein, Mechanik-Regeln nicht vorhanden. Wenn man unbedingt mechanische Konstruktionen und Magomechanik mit einbauen will, dann doch bitte nicht so ideen- und lieblos.
Alraunige Homunculi sind okay, aber durch die ständigen Eigenblut-Opfer in meiner Sicht eher ein nettes Gimmik. Die tierischen Humunculi wären für mich nicht notwendig gewesen, und der Präzedenzfall gefällt mir überhaupt nicht, weil ich nicht sehe, was magietheoretisch dagegen spricht, das auch mit Menschenbabys zu machen, und das braucht Aventurien wirklich nicht.
Die sehr materialfokussierten Regeln für Golems sind ein interessanter Ansatz. Es gibt mehr Infos zu Materialien als in WdA und MyZa, und deren Auswirkungen auf Golems. Auch eine Beschreibung aller Unmetalle, von denen viele hier zum ersten Mal beschrieben werden, ist sehr willkommen, auch wenn ich die Effekte (teilweise Umgebungs-Pervertierung von umstehenden Personen durch bloße Verarbeitung von Unmetallen im Golem) in einigen Fällen arg überzogen finde. Andererseits, wenn man schon die Materialroute geht, dann hätte man statt eines Abschnitts zu Eterniumgolems (!!!) auch noch nach Holzsorten unterscheiden können, und auch die Blutgolems aus VTuU werden leider nicht mehr erwähnt.
Vor allem jedoch gibt es nur wenig Diskussion von Golem-Formen und deren Auswirkungen. Fast überall wird von der humanoiden Form als universell überlegen ausgegangen. Tatsächlich gibt es wertetechnisch zur Ausgestaltung von Golems fast schon weniger Informationen als in DSA 4.1, zumindest was zusätzliche Eigenschaften angeht.
Was Verwendungszwecke betrifft, ist alles extrem Helden-fokussiert. Entweder die Konstrukte sind zum kämpfen da, oder für reine luxuriöse Spielereien und Annehmlichkeiten. Auf Dinge wie Transport und Logistik, Einsatz im Bauwesen, der Landwirtschaft, dem Bergbau, als Rudersklave etc. wird überhaupt nicht eingegangen - eine Schande mMn. Das Aventurische Transmutarium ist zumindest oberflächlich auf das Potential der Disziplin, das Leben in Aventurien zu verändern, eingegangen.
Positiv zu erwähnen ist, dass es jetzt endlich regeltechnisch möglich ist, die Kontrolle über Golems zu übertragen und damit einen Verkauf (wie in Mirham) zu plausibilisieren. Ebenfalls als positiv empfinde ich, dass mit DSA 5 allgemein das für Golems umgesetzt wurde, was schon für Untote galt: ihre Ausdauer ist als unendlich gesetzt.
Was ich von der Zusatzregel halten soll, die es Golems beim Verbau bestimmter magischer Materialien erlaubt, eigenständig Zauber zu wirken, mit einem eigenen Astralkörper, der auch natürlich regenerieren kann, da bin ich mir noch unsicher.
Bei den Koryphäen des Golembaus fehlt mir Zurbaran von Frigorn, außerdem hätte es mir gefallen, wenn hier ähnlich wie im Transmutarium einige völlig neue Gesichter entworfen worden wären.
Die Dungeonbeschreibung des "Lebenden Palastes" am Ende kommt mir persönlich etwas uninspiriert vor. Hätte ich jetzt nicht unbedingt gebraucht, aber das ist Geschmackssache.
Es gibt mehrere recycelte Artworks im Buch. Der Meteoreisen-Wolf auf Seite 21 war bereits in Das Dornenreich verteten, die Abbildung der Werkstätten von Yol-Ghurmak auf Seite 26 stammt aus Eiserne Flammen, ebenso der Panzerschreiter auf Seite 28. Das Bild des Quecksilber-Golems auf Seite 29 ist aus Elementare Gewalten nach DSA4 übernommen, wo es noch einen Erz-Dschinn darstellen sollte. Das Bild auf Seite 105 ist ein geklauter Blindling aus Myranische Monstren, das Bild des Eisgolems auf Seite 52 ist von der Klirrfrostbestie aus demselben Band wiederverwertet. Das Bild von dem komischen blauen Ding auf Seite 106 stammt aus dem Soloabenteuer Madas Blaue Augen (und sah schon da komisch aus). Die Übernahme von Porträts von bekannten NSC (oder Agrimoth) aus früheren Publikationen betrachte ich mal als normal, insbesondere bei unsterblichen Meistern oder Erzdämonen die sich selten verändern ist das völlig okay. Das Material aus Eiserne Flammen war halt schon vorhanden, den Klau und Umdeutung von Artwork aus Myranische Monstren und Elementare Gewalten hingegen finde ich dreist, muss ich sagen.