Rezension von Morgoth Feuerklinge (2017):
Der Herr Masberg hat sich tatsächlich in kürzester Zeit zu meinem DSA Lieblingsautor gemausert. Nach dem grandiosen Zweiteiler „Drachenschatten“ begeistert er mich auch hier wieder mit einem toll geschriebenen Roman, der sowohl interessante Charaktere, wie auch eine spannende Geschichte, die epische Ausmaße annimmt, bietet. Mit dabei sind erneut etliche bekannte Charaktere seiner vorherigen Bücher oder zumindest Anspielungen auf jene. So darf sich der Leser unter anderem auf die interessanten und gleichzeitig berühmten Persönlichkeiten Pôlberra und Niam von Bosparan freuen, was mir besonders viel Freude bereitete und zu einem Roman führte, welches zweifellos zu den Besten der gesamten DSA Reihe zählen dürfte.
Aber nun von Anfang an. Wie schon aus dem Klappentext, und vermutlich aus dem Titel des Romans, erkennbar, behandelt dieser die Hintergrundgeschichte zur Zerstörung des Agrimoth-Splitters aus der Dämonenkrone, welche sich zurzeit in Besitz des verrückten Genies Leonardo von Havena in der dämonisch verderbten Stadt Yol-Ghurmak befindet.
Urheber dieses tollkühnen Plans ist der bereits aus anderen Büchern von Michael Masberg bekannte Schwarzmagier Gorodez Sgirra - einen echten Antihelden, der sich oft kaltblütig und skrupellos gibt. Allerdings ist er für dieses Unterfangen auf die Hilfe potenter Verbündeter angewiesen, weshalb er auf den titelgebenden Salon der Schatten zurückgreift. Ein kleiner Geheimbund von Schwarzmagiern, deren Mitglieder allesamt von ähnlich zweifelhaftem Ruhm begleitet werden, wie Gorodez selbst.
Und dieser Umstand macht diesen Roman so unglaublich interessant für mich. Der Autor greift nicht auf unbedarfte, junge Recken zurück, die vom Schicksal wie zufällig vor diese Herausforderung gestellt wurden, und in der sie dann im Laufe des Abenteuers langsam über sich hinauswachsen und zum schillernden Helden werden. Sondern seine Figurenriege besteht aus mächtige, aber auch überaus zwielichtige Individuen, die bereits auf dem Höhepunkt ihres Schaffens sind und aventurienweit über einen gewissen, wenn auch nicht guten, Ruf besitzen. Schlichtweg Charaktere, die oft sehr weit außerhalb normaler moralischer Maßstäbe agieren.
Damit trifft Michael Masberg sicherlich den Geschmack unserer heutigen Gesellschaft, im speziellen meinen, denn noch nie waren Antihelden so populär wie heute. Gorodez reiht sich ohne Zweifel in die Reihe bekannter Namen wie Gerald von Riva, Deadpool oder Suicide Squad ein.
Allerdings entpuppt sich die Zusammenarbeit als alles andere als einfach, da die geborenen Individualisten tatsächlich ihre ganz eigenen Ziele verfolgen. Wie die mächtigen Schwarzmagier einander mit Tricks und Finten beharken und sich zum Teil gegenseitig in ihren Intrigennetzen verfangen, wie sie durch ständige Machtspiele versuchen den Gegenüber aus der Reserve zu locken, ist ein Genuss zum Lesen. Zu allem Übel wird die mächtige Praioskirche ebenfalls auf Gorodez aufmerksam, was die Mammutaufgabe nicht leichter für ihn macht.
Etwas unerwartet kam der Umstand, dass der eigentliche Feind, Leonardo von Havena und die Dämonenschmiede Yol-Ghurmak eigentlich gar nicht in Erscheinung treten, sondern erst im zweiten und abschließenden Teil der Splitterdämmerung behandelt werden. Stattdessen verbleiben die Protagonisten die ganze Handlung über in Vinsalt, mit dem Ziel ihre Kräfte zu sammeln und ein wichtiges Artefakt zu besorgen. Das kommt dem Roman jedoch in keiner Weise abträglich. Denn Michael Masberg gelingt auf beindruckende Weise ein spannende und in sich geschlossene Geschichte zu erzählen, die meine Lust auf den zweiten Teil der Reihe „Schmiede des Verderbens“ in ungeahnte Höhen trieb.
Dabei verwendet Herr Masberg einen Schreibstil, der mir überaus zusagt und sehr angenehm zum Lesen ist. Ellenlange Beschreibungen, die den Leser nur ermüden, sucht man hier ebenso vergeblich wie aneinander gereihte Action-Szenen, dass man glauben könnte einen Trailer zu einem Kino-Film vor sich zu haben. Vielmehr schafft es der Autor den guten Mittelweg zu gehen und durch die liebevolle Ausarbeitung der doch sehr speziellen Charaktere viele Sympathien zu gewinnen.
Zuletzt geht es um die Frage, ob das Buch auch etwas für Leser ist, die sonst nicht viel mit DSA am Hut haben. Da es sich hier um eine wichtige Geschichte des lebendigen Aventuriens handelt, bekommt man dementsprechend ziemlich viel Hintergrundwissen vorgesetzt bzw. wird vorausgesetzt, um gewisse Anspielungen verstehen zu können. Zumindest begreift man das Epische hinter der Geschichte eher, wenn man bereits die Hintergründe bestimmter Personen kennt. Aber auch ohne diesem Hintergrundwissen sollte man sehr gut unterhalten werden.
Daher die absolut verdiente Note 1 von mir und eine klare Empfehlung an alle, die etwas mit DSA anfangen können.