Rezension von Marc Völker (2003):
Die Helden retten die Pfadfinderin Undahpuri aus der Gewalt von Piraten, um diese kurz danach an einen Agenten der Draydal zu verlieren. Auf ihrem Totenbett übergibt sie den Helden eine Phiole und bittet sie, deren Empfänger ausfindig zu machen. Kaum haben die Helden diesen gefunden, beauftragt er sie, den Ursprung der "Tränen der Götter", wie er die Flüssigkeit nennt, zu finden. Diese Suche führt die Helden bis an den Rand der Nakramar, von wo aus sich die Helden eine Weiterreisemöglichkeit nach Salahbathlama organisieren müssen, was sich als alles andere als einfach herausstellt. Dort erfahren die Helden, dass sie nicht die erste Expedition sind, die die "Tränen der Götter" sucht. Schließlich müssen die Helden erkennen, das sie ins Innere der lebensfeindlichen Wüste Nakramar reisen müssen, um festzustellen, dass die Draydal ihnen einen Schritt voraus sind.
Tränen der Götter ist ein klassisches Reiseabenteuer. Als solches lebt es stark davon, dass es dem Spielleiter gelingt, ein akzeptables Gleichgewicht zwischen Detailszenen und Zeitraffer zu finden. Ein weiteres Problem ist die Interaktivität. Grundstäzlich haben die Spieler alle Möglichkeiten der Welt. Die Handlungen, die sie weiterbringen, sind jedoch meistens schon festgelegt.
Angeblich wird außer diesem Abenteuer lediglich die Myranor-Basisbox benötigt. Meiner Meinung nach ist jedoch ein Spielleiter, der Handelsfürsten und Wüstenkrieger nicht kennt, hoffnungslos verloren. Man wird hier einfach mit zu vielen exotischen Fachbegriffen bombardiert, die man auf Anhieb nicht zuordnen kann. Die irdische (oder zumindest aventurische) Übersetzung hätte der Autor schon in Klammer dazuschreiben können. Da wir gerade bei Dingen sind, die sich negativ auf den Spielspaß auswirken: Wann kommt endlich die DSA4-kompatible Neuauflage der Myranorbox? Vor zwei Jahren wurde um die Einführung (zu Recht) ziemlich viel Wirbel gemacht. Jetzt aber sieht es so aus, als sei das Thema zum Stiefkind der Redaktion geworden. Immer wieder hört man von einer geplanten Überarbeitung, aber niemand nennt mal einen konkreten Zeitplan. Meiner Meinung nach ist das ein großes Problem, weil Myranor momentan weder mit dem alten DSA3 noch mit DSA4 wirklich kompatibel ist.
Mit 92 Seiten ist das Tränen der Götter ein wirklich umfangreiches Abenteuer. Die Illustrationen sind teilweise hervorragend. Andere wiederum hätten besser sein dürfen. Was sehr unangenehm auffällt, ist der Preis: 15,00 EUR sind meines Erachtens ziemlich heftig für ein Abenteuer.
Myranorfans werden von dem Abenteuer sicher begeistert sein, und die oben genannten Fehler gerne verzeihen. Dennoch wirken sich diese in Verbindung mit dem zu hohen Preis natürlich negativ auf die Wertung aus. Auf der Skala von 1-10 gibt es von mir für Tränen der Götter gerade noch 7 Punkte.