Rezension von Marc Völker (2006):
Zu jeder Regionalbeschreibung gibt es eine Abenteuer-Anthologie. So ist es auch hier. Stromschnellen ist die Abenteuer-Anthologie zur Regionalbeschreibung Am Großen Fluss (2006):
- Ein Schemenhaftes Schicksal ereilt die Helden in Havena. Tobias Radloff lässt Sie einen elfjährigen Jungen vor einem vermeintlichen Kindsräuber retten. Auf der Suche nach seinen Eltern begleiten die Helden den Jungen und geraten in manch skurrile Situation, bevor es in der Feenwelt zu einer finalen Konfrontation kommt.
- Bleiche Gestalten von Jan Rodewald und Jesco von Voss führt die Helden nach Kyndoch, wo sie die Entführung eines Freundes aufklären müssen. Als die Helden ihren Freund in einem Steinbruch finden, wo dieser als Arbeitskraft 'rekrutiert' wurde, sehen sie sich mit einem Schrecken aus der Zeit von Bosparans Fall konfrontiert.
- Den Tag der Jagd lässt von Stephanie von Ribbeck die Helden im Kosch erleben. Nachdem die Helden eine junge Frau aus einer sehr misslichen Lage geholfen haben, gilt es zunächst die Beschwörung eines untoten Heeres zu verhindern. Im Anschluss wartet auf die Helden eine ganz besondere Aufgabe, die zunächst sehr einfach klingt.
- Schrecken aus der Tiefe von Daniel Jödemann, Olaf Michel und Sebastian Thurau spielt ebenfalls in Havena, wo die Helden zunächst eine Schmugglerbande zur Strecke bringen sollen. Im Laufe des Abenteuers werden die Helden in die Machenschaften eines Dämonenkultes verwickelt, dessen Anführerin eigene Pläne mit den Helden hat.
- Von Rache und Hass erzählen Tina Hagner und Sebastian Thurau im gleichnamigen Abenteuer. In Elenvina werden die Helden von einem Praioten 'angeheuert', um ihn zu einer zerstörten Kapelle zu eskortieren. Vor Ort müssen die Helden feststellen, dass sich in den letzten Jahrhunderten ein ungebetener Gast an der Kapelle und der Umgebung zu schaffen gemacht hat.
- Abgeschlossen wird Stromschnellen von den Szenariovorschlägen Das Geisterschiff und Der Räubergraf von Robert Björn Albrecht, Das verschwundene Schiff von Carsten-Dirk Jost, Frei wie ein Vogel von Stephanie von Ribbeck sowie dem Kampagnenvorschlag Die Farbe von Flussvaterhaar von Tobias Radloff.
Stromschnellen gibt einen schönen Überblick über die in Am Großen Fluss behandelte Region. Die Abenteuer sind unterhaltsam und abwechslungsreich geschrieben. Leider ist ein Teil der Geschichten jedoch recht vorhersehbar, wodurch die Spannung etwas leidet. Im Gegensatz zu anderen Anthologien kann Stromschnellen auch nicht so sehr auf den Reiz exotischer Regionen bauen. Dementsprechend bleibt hier zunächst die Faszination für die Handlungsschauplätze aus, weil diese zu 'normal' wirken.
Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle nochmals der Kampagnenvorschlag. Erfreulicherweise hat es Schule gemacht, dass die Abenteuer einer Anthologie so konzipiert werden, dass sie sich auch als geschlossene Kampagne spielen lassen. Hierbei entsteht zwar nicht das epische Gefühl einer klassischen Großkampagne (z.B. G7-Kampagne oder Jahr des Feuers), aber es macht dennoch definitiv mehr Spaß, die Abenteuer als Teil einer größeren Geschichte zu erleben.
Stromschnellen bietet prinzipiell für fast jeden Charakter etwas. Vom Waldläufer bis zum Bücherwurm kann jeder etwas zum Ergebnis beitragen. Charaktere, die in Bezug auf die Region als Exoten gelten müssen (z.B. Moha, Orks, etc.), werden mit den üblichen Problemen und Anfeindungen zu kämpfen haben. Daher sollte die Wahl eines solchen Charakters wohlüberlegt sein. Während die Einzelabenteuer nur wenig Anforderungen an die Charaktere stellen, muss bei der 'Kampagnenlösung' schon etwas genauer geplant werden, welche Anforderungen die Gruppe erfüllen muss.
Fazit:
Wer Am Großen Fluss mochte, wird Stromschnellen lieben. So könnte ein Werbeslogan lauten. Als Ergänzungsmaterial zur Regionalbeschreibung ist Stromschnellen bestens geeignet. Allerdings muss hier in die Vorbereitung noch etwas Zeit, als bei anderen Anthologien investiert werden. Wer diesen Punkt nicht scheut, darf bedenkenlos zugreifen. Stromschnellen erhält von mir 8 von 10 Punkten.