Drachenschatten/Rezension

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Rezension von Marc Völker (2009):

Drachenschatten ist der erste Teil der auf vier Teile ausgelegten Kampagne die Drachenchronik. Glaubt man den Aussagen der DSA-Redaktion, soll diese Kampagne in Sachen Epik und Pathos das Niveau der legendären Kampagne um die Sieben Gezeichneten erreichen. Gleichzeitig sollen sich die Ereignisse jedoch zum Großteil im Verborgenen abspielen, so dass mit aventurienweiten Umwälzungen nicht zu rechnen ist.

Im ersten Abenteuer Im Sand verborgen von Chris Gosse werden die Helden für eine Ausgrabung in der Wüste Khôm angeheuert. Hier müssen die Helden zunächst mit den ortansässigen Novadis über die Genehmigung zur Durchführung der Ausgrabung "verhandeln". Im Laufe der Ausgrabungen mehren sich "Unfälle", die darauf hindeuten, dass jemand daran gelegen ist, dass die Ausgrabungen abgebrochen werden. Als die Expedition schließlich eine sensationelle Endeckung macht, müssen die Helden den Fund gegen einen rücksichtslosen Rivalen verteidigen.

In 24 Stunden in Khunchom von Denny Vrandecic gilt es, innerhalb kürzester Zeit ein Artefakt aus der ortsansässigen Magierakademie zu beschaffen. Nachdem ein Versuch, das Artefakt auf politischen Weg zu beschaffen, außer Kontrolle gerät, müssen die Helden den in der Blutigen See verschollenen Leiter der Akademie finden, nur um festzustellen, dass das Artefakt bereits fort ist und uralte Mächte, die über Jahrhunderte im Zaum gehalten wurden, jetzt erwachen.

Im Abschlussabenteuer Aus Hass geboren von Ulrich Kneiphof und Jörg Middendorf werden die Helden beauftrag, die Schriftrolle und den geistig verwirrten Damiano nach Vallusa zu bringen. Leider kann die Rolle auch dort nicht entschlüsselt werden. Man kommt zu der Erkenntnis, dass nur ein leibhaftiger Drache die Schriftrolle übersetzen kann. Gleichzeitig tritt der Widersacher, der bisher im Verborgenden gegen die Helden intrigiert hat, offen in Erscheinung.

Die drei Abenteuer in Drachenschatten sind allesamt interessant und spannend geschrieben. Die Handlungen sind einfallsreich und halten für die Spieler so manche überraschende Wendung parat. Das von der DSA-Redaktion angekündigte epische Ausmaß ist jedoch zumindest bei mir noch nicht ankommen.

Drachenschatten enthält enorm viele Anknüpfungen zu anderen Abenteuern. Jedoch wurde explizit darauf geachtet, dass diese Anknüpfungen als Angebot zur Bereicherung des Spieles zu verstehen sind. Keines der angeknüpften Abenteuer wird zum Spiel und Verständnis des Bandes benötig. Die Zahl der Regel- und Hintergrundbände, auf die Drachenschatten verweist, ist ebenso beachtlich. Meines Erachten kann hier nicht automatisch davon ausgegangen werden, dass ein Spielleiter alle entsprechenden Regel-/Quellenbände verfügbar hat. Vor dem Hintergrund der recht detaillierten Ausarbeitung der Abenteuer haben viele Bände, auf die verwiesen wird, eher "nice to have"-Charakter. Zumindest grobe Kenntnisse der jeweiligen regionalen Besonderheiten wären jedoch äußerst hilfreich.

Für Drachenschatten eigenen sich grundsätzlich alle klassischen Heldenprofessionen. Besonders ein starker Schwertarm ist ebenso unverzichtbar wie die Fähigkeit, in der aventurischen Wildnis zu überleben. Darüber hinaus sollten die Helden auch über gewisse soziale Kompetenzen verfügen - und zumindest ein Held sollte über hinreichende Wissenstalente und magische / karmale Hilfsmittel verfügen. Definitiv ungeeignet sind alle Charaktere, die eine unüberwindbare Abneigung gegen Drachen haben. Von Exoten oder fanatischen Charakteren wird ebenfalls explizit abgeraten. Zu sehr vielen Professionen enthält das Abenteuer detaillierte Einschätzungen, ob sich die Charaktere für die Kampagne eignen. Bei der Wahl der Charaktere gibt es in Drachenschatten noch zwei Besonderheiten:

  • Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, verschiedenen Abenteuer innerhalb der Kampagne mit unterschiedlichen Charakteren zu spielen. Somit kann auch ein Charakter an der Kampagne teilnehmen, der sich für gewisse Abenteuer nicht eignet.
  • Die Kampagne sieht grundsätzlich vor, die Geschehnisse auch mit Helden zu erleben, die aus dem Computerspiel Drakensang (2008) stammen. Der Band enthält zu diesem Thema rudimentäre Konvertierungsregeln, wobei meines Erachten Regeln zur Konvertierung ins Standardregelwerk eher angezeigt gewesen wären.

Überhaupt bieten die Autoren dem Leser zahlreiche Hilfestellungen zur Kampagne an. Neben den bereits genannten Konvertierungsregeln und den Hilfestellungen zu Charakteren enthält Drachenschatten ausführliche Beschreibungen zu allerlei drachischen Besonderheiten sowie zu den Widersachern der Helden, insbesondere deren Pläne und Motivationen. Mit diesen Informationen sollte es dem Spielleiter relativ problemlos möglich sein, die Geschuppten und die Gegner glaubhaft darzustellen.

Layout:
Die Drachenchronik I: Drachenschatten erscheint als Hardcover. Das Titelbild zeigt eine Nahaufnahme eines Drachenauges. Die Illustrationen haben mir sehr gut gefallen. Die Bilder sind stimmig und fangen die jeweilige Stimmung schön ein. Für meinen Geschmack enthält der Band jedoch relativ wenig Bilder. Etwas dürftig sind auch die Handouts ausgefallen, zumal ich in der Preisklasse eher eine Kartentasche statt gebundene Kopiervorlagen erwartet hätte.

Das Layout ist ansprechend, und die Inhalte sind zum Großteil übersichtlich strukturiert. Wie üblich sind Vorlesetexte eingerahmt, und wichtige Inhalte wurden grau hinterlegt. Leider gibt es im Layout jedoch gelegentlich vollkommen unklare "Ausreißer". Beispielsweise enthält der Band zum dritten Abenteuer zwar Informationen, wie die Handlung aus der Kampagne herausgelöst gespielt werden kann. Eine Übersicht, wie die Handlung innerhalb der Kampagne geplant ist, fehlt jedoch ...

Löblicherweise enthält der Leser direkt zu Beginn eine Übersicht, wie sich die gesamte Kampagne entwickeln wird. Zur Orientierung während des Spiels fehlt jedoch eine Art Zeitleiste mit den wichtigen Wegpunkten der Kampagne. Schön wäre in einer Kampagne dieser Größe auch eine Übersicht gebeten, welche Schlüsselszenen die Charaktere zum Fortgang der Kampagne zwangläufig durchlaufen müssen und was entbehrlich bzw. variabel ist.

Fazit:
Mit Drachenchronik I: Drachenschatten erhält man drei interessante und spannende Abenteuer, die handwerklich solide geschrieben sind und sich notfalls sogar aus der Kampagne herauslösen lassen. Lediglich die Epik will noch nicht so recht aufkommen. Hier bleibt jedoch Hoffnung auf die Fortsetzungen. Von mir erhält Drachenschatten 8 von 10 Punkten.