Benutzer:StipenTreublatt/Elaria Bosvanis Reisetagebuch

aus Wiki Aventurica, dem DSA-Fanprojekt

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Elaria Bosvani, 1,65 Schritt

Eine unscheinbare Frau mit kurzen, schwarzen Haaren, in einigermaßen abgenutzter Reise- und Wildniskleidung, die neugierig ihre Umgebung beobachtet. Am Gürtel trägt sie ein Haumesser, einen Dolch und eine Balestrina. Eine kleine Umhängetasche enthält wohl weitere Ausrüstungsgegenstände.

Bei näherer Betrachtung fällt vielleicht ein kleines, hölzernes Amulett mit einem Eidechsenzeichen auf, das sie an einer einfachen Schnur um den Hals trägt.


Hexenreigen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

wo sind wir da nun wieder reingeraten? Ein übergeschnappter Hexenmeister, ein angeblich hilfloser Hexenzirkel, und vielleicht auch noch Dämonen? Dazu noch ein paar bestimmt wohlmeinende, aber anscheinend blutdürstige Reisende?

Aber der Reihe nach... eigentlich war ich ja auf der Suche nach ein paar sogenannten "Rittern alten Schlags", diese kuriosen Nordmenschen, die in einer eisernen Ganzkörperrüstung auf riesigen Pferden durch die Gegend reiten und meinen, damit Probleme lösen zu können. Nebenbei halte ich natürlich auch immer Ausschau nach interessanten Orten und Gegebenheiten, über die ich berichten kann (die Universität in Methumis zahlt schließlich gut für solche Dinge!), und so war mein Interesse natürlich geweckt, als in diesem kleinen Dörfchen, dessen Namen ich jetzt gar nicht gefragt habe (hoffentlich ist es nicht namenlos!), die Bauern sich seltsam verhalten haben. Auch die anderen Reisenden im Gasthaus zeigten sich an den Hintergründen interessiert, und so spendierten wir einem gesprächigen Mann ein paar Bier, bis er uns von einem Hexenmeister berichtete, der angeblich mit Dämonen im Bunde steht. Außerdem sei diese eine junge Rothaarige auch eine Hexe (rote Haare sehen ja so hübsch aus!). Die Zyklopäerin, deren Namen ich gerade vergessen habe (klang kompliziert), hat die junge Frau dann auch gleich gefragt, ob sie eine Hexe sei - was diese nicht abstritt, und uns anbot, uns am nächsten Morgen am Brunnen zu treffen.

Vielleicht sollte ich noch ein paar Worte zu meinen neuen Bekanntschaften verlieren. Da ist zuerst einmal diese Zyklopäerin, mit der offensichtlich etwas nicht stimmt, hat sie es sich doch als höchstes Ziel in ihrem Leben gesetzt, einen Drachen zu ermorden. Zudem berauscht sie sich anscheinend gerne mit Pilzen - vielleicht hilft ihr das ja, zu vergessen, wie barbarisch ihre Ziele sind? Dann gibt es da noch diese thorwalsche Bardin, die ihr Instrument nicht spielen, aber dafür singen wollte. Oh, die Zyklopäerin hat eine Flöte und kann spielen. Und die Bardin hat Angst vor kleinen Spinnen, oder so. Ob ich ihr sagen soll, dass es in den Dschungeln des Südens auch menschengroße Spinnen gibt? Sie hat auch noch ihren Freund dabei, der sich bei jedem Türrahmen ducken muss (der Arme!). Angeblich kann er zaubern, er hat auch so einen Stab dabei, aber ich habe da noch nichts gesehen. Dafür ist er auf einen verschimmelten Baum geklettert (Igitt!). Und zuletzt folgt uns da noch so eine missmutige Gestalt, angeblich ein horasischer Söldner, der die letzten Monate darauf gewartet hat, dass in diesem kleinen Dorf jemand vorbeikommt, der ihn anheuern will. Bin mir nicht sicher, ob man ihm trauen kann, er benimmt sich reichlich seltsam.

Oh, mein Essen ist fertig. Ich schreibe später weiter.


Liebes Reisetagebuch,

wo war ich stehen geblieben? Hatte ich die rothaarige Hexe schon erwähnt? Also, die hat am nächsten Morgen - diesen Morgen - auf uns am Brunnen gewartet, mit einer absolut niedlichen Katze, die sich von mir sogar füttern ließ! Danach ist sie mit uns in den Wald - ich war ja etwas skeptisch, da es ja hieß, da wären Dämonen, aber ich dachte mir eben, dass die anderen mir im Zweifelsfall einen ausreichenden Vorsprung verschaffen würden. Schnell laufen kann ich ja, wie meine bisherigen Expeditionen gezeigt haben!

Auf jeden Fall, im Wald hat die Hexe uns dann noch mehr berichtet über den Hexenmeister und die ganze Situation. Erstaunlicherweise waren die anderen sofort bereit, allein aufgrund dieser Erzählung Köpfe rollen zu lassen! Mein Vorschlag, doch erst einmal mit dem Mann zu reden, wurde rundheraus abgelehnt; wie ich schon schrieb, anscheinend bin ich hier in Gesellschaft einiger blutdürstiger Gesellen, TSA bewahre!

Immerhin konnte ich die anderen davon überzeugen, vielleicht doch erst mehr Informationen zu sammeln. Die junge Hexe verwies uns dazu an die ehemalige Zirkelführerin und beschrieb uns den Weg zu der Höhle dieser Frau. Ich denke, im Folgenden haben meine Reisegefährten meine Erfahrungen bei der Wegsuche durch unbekanntes Gelände zu schätzen gelernt; würden sie doch meine Gedanken bezüglich dem Thema Gewalt genauso ernst nehmen! Auf dem Weg zur Höhle bemerkte ich einen großen Raben, der uns offensichtlich beobachtete. Die anderen raunten gleich von "bösen Omen" und ähnlichem, ich halte das für abergläubischen Unsinn. Anscheinend folge der Rabe uns dann auch noch zur Höhle, erzählten mir die anderen später, ich selbst habe darauf nicht geachtet, weil ich damit beschäftigt war, den Weg zu suchen.

Die Zyklopäerin entschied sich, an der Höhle angekommen, dazu, nicht hineinzugehen; anscheinend ist ihr in engen Räumen unwohl. Kann ich nicht verstehen, in Höhlen und Kavernen findet man doch oft die interessantesten Dinge! Die alte Hexe war erstaunlich nett und versorgte uns sofort mit ihrer (leckeren!) Pilzsuppe, bevor sie uns noch mehr über die Situation erzählte. Auch mir erschien die Geschichte danach deutlich glaubwürdiger, vor allem dadurch, dass die Hexe uns bat, den Mann nicht einfach umzubringen, sondern nur von seinen dunklen Plänen abzubringen. Natürlich raunten ein paar der anderen sofort, dass es ja doch nötig sein könnte, ihn umzubringen. Wie kann man nur so heiß auf den Gedanken sein, einen Menschen zu ermorden?! Wie auch immer, um uns dabei zu unterstützen, den Hexer auf eine "sanfte" Weise auszuschalten, versprach uns die Hexe, etwas zu brauen, das ihn ins Reich der Träume schicken soll; dazu fehle ihr aber noch ein Fisch, den wir aus einem nahen Weiher ziehen sollten. Gleichzeitig bräuchten wir aber auch noch ein paar Feenpilze, die in einem großen Pilzwald in der Nähe wachsen würden. Ich erklärte mich sofort zum Pilzesammeln bereit, da ich davon ausging, dass die Nordleute deutlich geschickter beim Fischefangen sein würden. Und tatsächlich meinten die beiden, dass sie den Fisch angeln würden. Der seltsame Söldner schloss sich ihnen an, womit es an der Zyklopäerin und mir liegen würde, die Pilze zu pflücken. Nach einer (wirklich) kurzen Verabschiedung von der Hexe machten wir uns also auf den Weg.

Auf dem Weg zu der Wegkreuzung, an der wir uns von den Anglern trennen würden, bemerkten wir auch noch den bereits genannten verschimmelten Baum, der laut den Hexen etwas mit dem Hexenmeister zu tun haben sollte. Der Magier fand dies so faszinierend, dass er den Baum sofort hochkletterte, und ganz oben in den Zweigen eine Art Gedicht fand, das anscheinend auf den Hexer zurückgeht, und, so es denn wirklich von ihm ist, deutlich zeigt, dass dieser Mann ein wirkliches Problem mit seinen Aggressionen hat.

Kurz darauf trennten wir uns dann, und dank meiner kompetenten Führung (sowie den weit sichtbaren Riesenpilzen - vielleicht sollte ich kurz darauf hinweisen, dass ich noch nie von Pilzen gehört habe, die Baumgröße erreichen?! Dem Rest erschien das wohl nicht außergewöhnlich...) erreichten wir kurz darauf den Pilzwald, wo die Zyklopäerin und ich sich ans Pilzesammeln machten. Nachdem ich schon ein paar Pilze herausgerupft hatte (die sich allerdings jedes Mal als die Falschen herausstellten), zeigte mir die Jägerin zu meinem Schrecken einen Pilz mit Augen, der mit ihr sprach (woraufhin auch einige andere Pilze die "Augen" öffneten). Dieser sprechende Pilz bot uns daraufhin die gewünschten Feenpilze an, sowie noch ein paar Regenbogenfarbene, von denen die Zyklopäerin sofort einen probierte... und daraufhin offensichtlich die ganze Welt sehr bunt wahrnahm (und sehr viel Unsinn erzählte). Ich führte sie also geduldig wieder zu den anderen, denen sie sofort auch einige Regenbogenpilze anbot - die zwei Thorwaler zögerten nicht lange. Der Magier schien nicht beeinflusst zu werden, aber die Frau benahm sich daraufhin genauso seltsam... Mit arg strapazierten Nerven führte ich die Gruppe (die Zyklopäerin an der Hand) zurück zur Hexe, die die Pilzwirkung auf meine Bitte hin wieder wegzauberte. Da die anderen immerhin den Fisch gefangen hatte, braute uns die Hexe den Trank, und wir entschieden, am nächsten Tag den Weg zur alten Mühle (wo der Hexenmeister lebt) anzutreten (anscheinend ist er nachts mächtiger, oder so). Dennoch wollten die anderen die Mühle bereits heute schon mal auskundschaften, und so führte ich sie abseits der Wege (nach der Wegbeschreibung der Hexe) Richtung Mühle. Auf dem Weg begegnete uns aber wieder ein Rabe, und da die alte Hexe uns mittlerweile bestätigt hatten, dass der Hexenmeister einen Raben als Vertrautentier hat, beschlossen die anderen sofort, das arme Tier abzuschießen. Dieser Entschluss wurde ihnen wohl auch dadurch erleichtert, als dass der Rabe plötzlich zum Angriff überging. Die Details sind mir nicht mehr präsent (ich war etwas geschockt ob des plötzlichen Gewaltausbruchs), aber die Sache endete damit, dass der Rabe schwer verletzt davonflog.

An der Mühle angekommen ließ ich die anderen mein Fernglas benutzen, und während sie schon am Pläne schmieden waren, dämmerte ich leicht vor mich hin. Irgendwie sind wir dann auch wieder ins Dorf zurückgekehrt, wo ich todmüde auf mein Nachtlager fiel und sofort schlief.



Liebes Reisetagebuch,

mir ist gerade etwas langweilig hier in der Höhle der Alten, deswegen schreibe ich Dir jetzt schon mal die Ereignisse des heutigen Tages, auch wenn dieser sich noch nicht dem Ende zuneigt.

Und zwar mussten wir heute morgen beim Aufstehen feststellen, dass sowohl die Zyklopäerin als auch der Söldner sich anscheinend aus dem Staub gemacht haben. Ob sie ihre Zuneigung zueinander entdeckt haben, oder die Sache einfach schon selbst in die Hand nehmen wollten, sich aber im Wald verlaufen haben, oder von dem Hexer verzaubert wurden, werden wir wohl so schnell nicht erfahren... jedenfalls waren und bleiben sie vorerst verschwunden.

Mir war das ganz recht, die Beiden waren eh die Blutdürstigsten der Gruppe. So sind wir eben zu dritt zur Alten Mühle aufgebrochen, die beiden Nordleute unter meiner Führung. Dort angekommen, haben wir uns im Schutz des Waldes herangeschlichen und mit einem der Pilze den Schutzkreis aus schlechten Pilzen unterbrochen - beim weiteren Heranschleichen übersahen die beiden Nordleute aber die paar im Weg herumliegenden Äste und machten einen Riesenlärm, sodass sie sich dazu entschieden, einfach anzuklopfen. Der Hexer, der daraufhin aus dem Fenster schaute, sah eigentlich gar nicht so böse aus, aber wir waren trotzdem vorsichtig. Die Nordfrau erklärte ihm, dass wir uns verlaufen hätten, und den Pilzwald suchen würden. Als der Hexer uns daraufhin den Weg zu dem Pilzwald wies, bat ich ihn, ob wir nicht hereinkommen und etwas ausruhen könnten - wir würden ihm auch von unserem Proviant etwas abgeben! Er erklärte sich einverstanden, und so begegneten wir uns in seinem Wohnraum, der ziemlich hübsch tulamidisch eingerichtet war (es muss ein Vermögen gekostet haben, diese Sachen hier in den Norden schaffen zu lassen!).

Daraufhin begann ein nettes Versteckspiel, aus dem wir deutlich als Sieger hervorgingen: Er versuchte uns über Tee und Bier Schlafmittel zu verabreichen, und wir, besser gesagt ich, ihm über den Proviant. Der Nord-Magier war wieder mal völlig unbeeindruckt von jeglichen Beimischungen in seiner Nahrung, und ich verzichtete darauf, von dem Tee zu trinken, mit der (zutreffenden!) Begründung, dass ich einfaches Wasser bevorzuge (das ich aus meinem eigenen Wasserschlauch trank).

Nach einigen Wortwechsel, bei dem uns der Mann auch über die Hexen ausfragte, besser gesagt, was wir bei der Alten gemacht hätten (was ich, einigermaßen zutreffend, damit beantwortete, dass die Hexen uns seltsame Geschichten über jemanden erzählt hätten, der dem Dorf schaden wolle, wir dies aber nicht wirklich glauben würden), griff er endlich zum von mir mit dem Schlaftrunk der Hexe präparierten Proviant und kostete vorsichtig. Während die Nordfrau, die begeistert von Tee und Bier getrunken hatte, fast schon mit dem Kopf auf der Tischplatte aufschlug, wurde der Hexer auch deutlich müder, und meinte plötzlich, er wolle in sein Bett. Ich bot ihm an, ihn zu stützen, was er zuerst ablehnte, aber sich dann doch nicht mehr allzusehr wehrte, als er auf dem Weg zur Treppe fast stürzte.

So führte ich den benommenen Hexer also zu dem Raum, in dem angeblich sein Schlaflager war - dort hockte aber nur der Rabe inmitten seines Nestes, und in einer Ecke lag ein Haufen Stroh, auf das der Hexer dann gebettet werden wollte. Der Rabe, der kurz darauf heranhüpfte, bekam von mir rasch auch ein Stück von dem Proviant angeboten und schlief auf der Stelle ein, nachdem er den Fehler gemacht hatte, dies anzunehmen.

Da der Hexer nun also ausgeschaltet war, machte sich der Nordmann daran, ihn in ein Bettlaken einzurollen und so transportfertig zu machen, während ich den armen, verletzten Raben vorsichtig einpackte.

Dem Nordmann gelang es kurz darauf sogar wieder, die Nordfrau aufzuwecken, die mir dann ihrerseits dabei half, eine verschlossene Truhe im wirklichen Schlafzimmer des Hexers zu öffnen. Darin befanden sich aber nur ein paar Goldmünzen, die wir alle drei sicherheitshalber an uns nahmen - nicht dass während seiner Abwesenheit noch irgendwelche Banditen hier vorbeikommen und den armen Hexer einfach ausrauben!

Der große Nordmann hat daraufhin den eingerollten Hexer (unter meiner Führung) zur alten Hexe geschleppt, mit der wir gerade vorhin das weitere Vorgehen besprochen haben. Letztlich haben wir uns darauf geeinigt, dass die Alte nach Trallop fliegt, um dort einen Praioten anzufordern, der die ganze Sache aufarbeiten soll.

Und so sitzen wir nun in der Höhle der Alten, passen auf den Hexer auf (naja, die zwei Nordleute zumindest), und warten geduldig auf die Rückkehr der Alten. Zumindest haben wir genug leckere Suppe hier noch im Kessel, aber mir ist doch etwas langweilig.

Selbst der Rabe, den wir in einen passenden Käfig gesteckt haben, schläft immer noch.

Naja, ich denke, ich gehe etwas nach draußen, mich umschauen. Die Höhle hat außer einigen Zutaten (viele davon irgendwelche halbvergammelten Überreste von Tieren) nicht viel zu bieten.




Liebes Reisetagebuch,

nur schnell in aller Kürze vor dem Schlafengehen:

Gestern - nein, heute morgen, nach dem Aufstehen, ist die Alte dann wieder auf ihrem Besen zurückgekehrt und hat angekündigt, dass ein Praiosgeweihter auf dem Weg ist, der in zwei Tagen eintreffen dürfte.

Da die Alte uns versichert hat, auf den Hexer aufpassen zu können (sie hat übrigens gestern noch so... Wurzeln oder Ranken wachsen lassen, die ihn festhalten), sind wir noch mal in die Mühle, um diese zu plü... untersuchen. Tatsächlich sind uns dabei noch ein paar Wertsachen in die Hände gefallen, die wir sorgfältig verwahren werden. Weiterhin fanden wir aber auch Beweise für das schändliche Treiben des Hexers, Phiolen voller Blut und ähnliches. Wir haben dies an Ort und Stelle gelassen und werden es dem Praioten übergeben.

Auf dem Rückweg führte ich die anderen dann noch an dem Baumhaus der dritten Hexe im Bunde vorbei, die wir bisher gar nicht gesehen hatten (deren Wohnort mir aber die Alte freundlicherweise verraten hatte). Sie war nicht so aufgeschlossen wie die anderen beiden, und ihre Wohnung, hoch in einem Baum, auch nicht sehr einladend - gab es doch für uns Nicht-Fliegende keine Möglichkeit, auf einfache Weise dort hinaufzugelanden (die Hexe konnte dort übrigens einfach hinaufspringen, hätte man ihr vom Körperbau her gar nicht zugetraut).

Meine freundlichen Rufe wurden von ihr jedoch bald beantwortet, und sie gesellte sich kurz zu uns, um uns ein paar Fragen zu beantworten. Sie muss wohl gerade an etwas Wichtigem gearbeitet haben, denn sie beendete die Unterhaltung bald, jedoch nicht, ohne mir vorher einen hübschen Hasenpelz verkauft zu haben (den sie selbst bearbeitet hat! Ich besitze jetzt also einen Pelz aus echter Hexenfertigung!).

Nach einem kurzen Besuch im Dorf bei der Rothaarigen (diese Haare!) quartierten wir uns wieder im Dorf ein.

Morgen, spätestens übermorgen, soll der Praiot eintreffen. Ich bin gespannt.



Liebes Reisetagebuch,

Dörfer sind im Allgemeinen schon recht langweilig. Jedenfalls sitze ich gerade an einem Lagerfeuer mit meinen Reisegefährten, zu denen derzeit auch ein Praiot und sein Gehilfe, sowie ein eingeschnürter Hexer und sein Rabe im Käfig gehört.

Wir sind auf dem Weg nach Trallop. (Seit meinem letzten Eintrag sind zwei Tage vergangen).

Der Rabe kann übrigens sprechen! Ein sehr nettes Tier, eigentlich, wenn man bedenkt, dass er zu diesem durchgeknallten Hexer gehört, der es als sein Lebensziel ansah, ein paar ungewaschene Bauern zu beherrschen... Jedenfalls habe ich mit dem Raben jetzt schon einige nette Gespräche geführt. Ich wüsste ja zu gerne, was mit ihm geschehen wird...


Die Paligan-Akten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Ich wurde angeworben! Endlich! Gut, es ist keine Expedition... aber ich muss auch keinen Stall ausmisten (hoffe ich). Aber der Reihe nach: Der Tag lief wie alle anderen in Beilunk bisher auch: Viele interessante, wohlgekleidete Leute mit wenig Interesse daran, einer hervorragenden Entdeckerin wie mir eine Expedition zu finanzieren, dafür wurde ich aber ab und zu mit einer Dienerin verwechselt (dabei habe ich mir doch extra für diesen Hoftag edle Kleidung gekauft! Die war teuer!). Dann aber setzte ich mich zu einer Gruppe etwas seltsamer Gestalten, und das Schicksal nahm wie schon in Weiden seinen Lauf (vielleicht sollte ich das öfter mal machen? Aber... "seltsam" kann ja auch "ungut seltsam" bedeuten.... wie auch immer, diese Leute waren nett). Es handelt sich um einen Adligen aus... tja, wo kam der noch mal her? Schon wieder vergessen. Jedenfalls hat er viel Geld, aber irgendwelche Probleme mit seiner Wappenrolle. Paranor Arlaton hieß er (sollten Adlige im Mittelreich nicht eigentlich ein "von" im Namen haben? Was weiß ich, vielleicht eine Ausnahme.) Dann war da noch eine Frau aus der Schwesterschaft der Mada, Solivai mit Namen, mit der muss ich mich die Tage mal näher unterhalten. Sie hat mir meine Geschichte aus Weiden nicht geglaubt, ich weiß nicht genau, warum. Waren diese Ereignisse etwa so unglaubwürdig? Und zuletzt noch so ein süßer Kerl mit so leicht angespitzten Ohren, was genau der hier macht, habe ich leider nicht mitbekommen, da war ich wohl gerade von seinen niedlichen Ohren abgelenkt. Ordhan heißt er, er kommt aus Albernia. Vielleicht ist er ja mit Feen verwandt?

Jedenfalls bin ich gerade dabei, von meinen Expeditionen sowie den Ereignissen in Weiden zu erzählen, als so ein total edler Kerl vom Nebentisch aufsteht und uns anbietet, für das Mittelreich eine wichtige Aufgabe zu erledigen! Sogar mit Bezahlung! Ich habe natürlich sofort zugesagt, bevor der sich das noch anders überlegt (die anderen haben noch eine Weile herumgefeilscht, stell dir das mal vor! Aber die scheinen ja auch alle gut Geld zu haben, jedenfalls schien es mir nicht so, als hätte einer der anderen das Problem, spätestens in ein paar Wochen mittellos dazustehen... so wie eine gewisse Entdeckerin, die uns beiden ja sehr gut bekannt ist... jaja, ich weiß, schlechte Planung und so, aber ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass es so schwierig sein würde, einen Gönner zu finden! Tja, wäre ich hübsch, hätte ich vielleicht weniger Probleme... aber ich habe mir doch schon edle Kleidung geleistet, was soll ich denn noch machen, mich pudern? Davon bekomme ich doch immer Ausschlag!)

Also hat uns der Kerl, Egtor von Ibenburg mit Namen - der hat wohl eine wichtige Position im Reich, jedenfalls war seine Nase entsprechend hochgereckt während dem Gespräch mit ihm - erzählt, dass da eine wichtige Person gerade gestorben ist, irgendwas Paligan, und dass die wohl wichtige Unterlagen hat, die wir abholen sollen. 'Geht klar', habe ich mir gedacht, und schnell zugesagt. Morgen treffen wir uns wieder, dann sagt er uns, wie wir nach Perricum kommen. Genau, der Kerl, der uns die Sachen geben soll, lebt wohl in Perricum. Die anderen sind noch unten in der Schenke geblieben, ich hingegen habe es mir hier im Schlafsaal gemütlich gemacht, um das schnell alles aufzuschreiben, und dann ausgeschlafen morgen an die Arbeit zu gehen. Ich werde bezahlt! Gute Nacht, liebes Reisetagebuch, wir sehen uns morgen!


Liebes Reisetagebuch,

Die letzten Tage ist viel passiert! Also, eigentlich nur heute, die Schiffahrt war nicht so aufregend, aber dennoch ist mein letzter Eintrag ja einige Tage her. Aber der Reihe nach: Am Morgen nach dem Treffen mit dem Ibenburg haben wir uns mit ihm vor dem Gasthaus getroffen, wo er uns eröffnete, dass unser Schiff praktisch sofort auslaufen würde. Ich bin natürlich sofort losgerannt, da ich das Schiff und damit meinen Lohn auf keinen Fall verpassen wollte! Die anderen haben sich mehr Zeit gelassen, insbesondere Herr Klapperplatte, also der Adlige ohne Wappenrolle. Der Ibenburg ist derweil ganz gemütlich nebenher geritten und hat uns dann am Schiff verabschiedet. Oh, jetzt habe ich doch was vergessen, vor dem Treffen mit dem Ibenburg haben mir die anderen, insbesondere Herr Klapperplatte, noch mitgeteilt, dass sie den gestrigen Abend noch genutzt haben, um sich umzuhören, wer noch Interesse an diesen Paligan-Akten haben könnte, und tatsächlich haben sie erfahren, dass es da noch zwei weitere Leute gibt: Eine Ishara Cavazaro, die für eine andere Paligan arbeitet (also nicht die, die gestorben ist, logischerweise), und einen Sinold Sturmfels, vielleicht auch von, der irgendein Offizier ist. Erstaunlich, was man in einem Gasthaus so erfahren kann! Ob die beiden auch ihre Leute nach Perricum schicken, um die Sachen abzuholen? Sollten wir uns vielleicht beeilen.

Auf jeden Fall waren wir dann auf dem Schiff Richtung Perricum. Die Überfahrt dauerte einige Tage, aber gar nicht so lange eigentlich, wenn man bedenkt, dass alle davon geredet haben, dass Beilunk ja vor einer Weile noch mitten in den Schwarzen Landen lag... die können dann ja nicht so groß gewesen sein, wenn man in ein paar Tagen Schiffahrt zum wichtigsten Hafen des Mittelreichs kommt. Wie auch immer, ich habe mich während der Überfahrt ein wenig mit dem Kapitän unterhalten, ein netter Mann eigentlich, arbeitet bevorzugt für das Mittelreich. Kann ich verstehen, anscheinend zahlen die ja gut für Botendienste.

In Perricum angekommen sind uns dann gleich mal zwei Dinge aufgefallen: Erstens waren überall Zerstörungen zu sehen, und zweitens liefen überall Schwerbewaffnete mit grimmigen Gesichtern herum. Uns wurde mitgeteilt, dass hier vor einer Weile ein Angriff von Haffax stattfand (auf meine Frage, ob das nicht so ein Dämonenkerl aus dem Osten war, habe ich statt einer Antwort nur komische Blicke bekommen, anscheinend sollte man das wissen?), und dass die Schäden nur langsam behoben würden. Ich meinte daraufhin, dass es ja schneller gehen würde, wenn die ganzen grimmigen Leuten mal ihr Mordwerkzeug beiseite legen und mit anpacken würden. Als Antwort bekam ich, dass die eben mit Planungen beschäftigt wären - was ich stark bezweifle! Was bitte hat denn ein einfacher Fußsoldat zu planen? Wieviel Proviant er einpacken muss?

Bekomme gerade Hunger, schreibe später weiter!




Jedenfalls haben wir uns dann mithilfe unserer Reisekasse im Hotel Kaiser Reto eingerichtet, wobei ich mir gleich mal ein warmes Bad gegönnt habe, dem sich Solivai angeschlossen hat, womit sie mir die Gelegenheit gegeben hat, sie mal ein wenig auszufragen. Hat sich herausgestellt, dass sie eine Hexe ist! Erstaunlich, hätte ich jetzt nicht gedacht, sie hat ja gar kein Tier dabei? Oder hat sie das bisher nur versteckt? Und wo? Jedenfalls war das wohl der Grund, warum sie mir die Ereignisse in Weiden nicht abgenommen hat. Anscheinend konnte sie nicht glauben, dass jemand aus ihrer Tradition so einen Unsinn verzapfen könnte. Allerdings musste sie zugeben, dass sie noch nie einem Hexer persönlich begegnet war, das ist wohl sehr selten. Ich habe dann spekuliert, dass es wohl einen guten Grund hat, dass Hexen keine Männer ausbilden, wenn die dann gleich Allmachtsfantasien bekommen. Sie hat mir dann auch noch ein wenig über ihre Arbeit für die Schwesternschaft der Mada erzählt und lachend bestritten, dass sie als Stadthexe während einer Hexennacht nackt in einem Gebäude um ein Feuer tanzt.

Nach dem Bad war es dann auch bald Zeit, zum vereinbarten Treffpunkt zu gehen, so einer nicht gerade schicken Hafenschenke. Nach einigem Warten ist unser versprochener Informant aber immer noch nicht aufgetaucht, also haben wir, also die Hexe und ich, uns mal beim Wirt erkundigt, was los ist. Herausgefunden haben wir dabei, dass der Kerl bis gestern jeden Tag zur gleichen Zeit hier war, und dass er wohl in der Markgräflichen Residenz arbeitet. Ich habe den anderen daraufhin vorgeschlagen, dass uns Herr Klapperplatte wohl Zugang zur Residenz verschaffen könnte, dass er dazu aber erst mal seine Klapperplatten anlegen müsste (um mehr Eindruck zu schinden). Mein Vorschlag wurde aber abgelehnt, und so sind wir einfach mal ohne Plan zu Residenz gelatscht. Dort angekommen, bemerkten wir zu unserem Erstaunen, dass der Hintereingang völlig unbewacht war, und dort dauernd einfach Leute ein- und ausgegangen sind. Anscheinend Bedienstete? Jedenfalls habe ich da mal eine junge Frau angesprochen, die mir sagen konnte, wo unser Gesuchter wohnt, und dass sie sich Sorgen macht, weil er seit gestern abend verschwunden ist.

Ich habe ihr versprochen, mich um die Sache zu kümmern, und habe die anderen daraufhin zum Wohnhaus des Mannes geführt. Im Rückblick hätten wir vielleicht zuerst mal die Nachbarn befragen sollen, aber das süße Spitzohr meinte zu mir, dass er sich mal den Hintereingang anschauen wollte, und dass ich ihm dabei mal Blickschutz bieten solle. Also habe ich meinen Mantel ausgebreitet und erstaunt mitangesehen, wie er das Schloss aufgeschlossen hat - woher hat er denn einen Schlüssel für diese Tür? Da die Tür also schon offen war, haben wir uns gleich mal im Haus umgeschaut, wo es stockdunkel war, weswegen der Albernier in der Küche ein paar Fackeln aufgetrieben und entzündet hat (warum bewahrt jemand Fackeln in der Küche auf?!). Vorsichtig mit Fackel in der Hand habe ich also das Haus erkundet, die anderen hinterher, und im ersten Stock unter seinem Bett einen Zettelfetzen mit dem hastig hingekritzelten Namen "Ishara" gefunden. Wir haben also messerscharf gefolgert, dass er wohl von dieser Frau entführt wurde. Da im Haus ansonsten nichts zu finden war (noch nicht einmal Wertsachen, die ich hätte sicherstellen können!), haben wir uns also wieder auf die Straße begeben, wo uns doch noch die Idee kam, mal die Nachbarn zu befragen. Insbesondere die gegenüberliegende Flickschneiderei schien geeignet, also wurde ich dort mal vorstellig.

Die alte Besitzerin war etwas... speziell, hatte aber gesehen, was passiert war (und war nach einer kleinen Bestechung auch bereit, darüber zu reden): Eine Frau mit tiefausgeschnittenem Mieder und Federhut hatte ihn besucht, und ihn kurz darauf von zwei Männern niederschlagen und auf einen Karren verfrachten lassen. Anscheinend dachte die Frau, dass es sich dabei wohl um Streitereien eines Liebespaares handelte, jedenfalls hielt sie es nicht für nötig, die Stadtwache zu informieren. (Mir fehlen gerade etwas die Worte, um dieses Verhalten zu beschreiben) Jedenfalls haben wir uns dann noch etwas im Hafen umgehört (da die Leute mit dem Karren anscheinend Richtung Hafen unterwegs waren) und herausgefunden, dass der Karren wohl zu einem Lagerhaus gezogen wurde, das schon länger nicht mehr benutzt wurde. Das wollen wir uns dann heute nacht mal anschauen. Bin etwas aufgeregt und hoffe, dass es nicht zu Gewalttätigkeiten kommt.



Liebes Reisetagebuch,

Wir sitzen gerade in einer Kutsche, und ich habe endlich wieder Zeit, dir zu berichten, wie die Aktion gestern nacht gelaufen ist! Wir haben unter meiner Führung problemlos zu dem Lagerhaus gefunden, vor dem einer der Entführer Wache stand. Ich habe sofort angeboten, den Mann abzulenken, während die anderen nach einem anderen Weg in das Haus suchen sollten. Die anderen hatten nichts dagegen, also bin ich direkt hin, habe so getan, als hätte ich mich verlaufen, und ein wenig mit ihm geplaudert. Er war ziemlich nervös, aber eigentlich recht nett, und hat mich dann sogar in eine gepflegte Taverne eingeladen, mir etwas ausgegeben und eine Weile mit mir geplaudert. Okam hieß er, hat er mir dann auch verraten, und mir ein wenig über Perricum erzählt. Er war ja in der Stadt, als der große Angriff stattgefunden hat, und konnte mir da einiges erzählen. Muss ziemlich schrecklich gewesen sein!

Naja, schließlich hat er sich dann aber verabschiedet, ist aber nicht Richtung Lagerhalle zurückgelaufen, also bin ich auf direktem Weg dorthin. Und was finde ich dort? Die anderen stehen immer noch vor der Tür (bis auf die Hexe, die war erst gar nicht zu entdecken, ist praktisch mit den Schatten der Umgebung verschmolzen. Ob die gezaubert hat?)! Später haben sie mir dann erklärt, dass da zu dem Zeitpunkt, als wir dort angekommen sind, ein paar Leute dabei waren, unseren Gesuchten zu befragen - und da wollten sie nicht stören. Erst als die weg waren, sind sie aus ihren Verstecken gekommen, und wollten jetzt gerade reingehen und den Mann ebenfalls befragen. Ich also hinterher - und beim Anblick von dem Gefesselten sofort den Dolch gezückt und die Fesseln zerschnitten! Der arme Mann. Hat uns dann erklärt, wo wir die Sachen finden können, die wir brauchen, um bezahlt zu werden: Auf einem Landsitz der Verstorbenen. Allerdings wüsste das jetzt auch unser Konkurrent, der ihn gerade befragt hatte. Bei dieser Information bin ich dann etwas voreilig davongeeilt (ich sah eben meine Felle davonschwimmen!), auf dem Weg ins Gasthaus ist mir aber eingefallen, dass er die Frau gar nicht erwähnt hatte, also die, die ihm einen Besuch abgestattet hatte. Ich also wieder umgekehrt, die anderen waren noch dabei, ihn zu befragen (und haben anscheinend eine genaue Wegbeschreibung von ihm bekommen, hätte nicht gedacht, dass so ein feiner Kerl Ahnung von sowas hat! Werden die nicht immer mit einer Kutsche gefahren?), also konnte ich ihn dann auch noch fragen, was die Frau bei ihm wollte, ob sie eine Affäre mit ihm hat? Er natürlich entsetzt abgelehnt, aber gleich verrraten, dass... autsch, das war eine Unebenheit in der Straße, verflucht! Jetzt ist es hier ein wenig verschmiert. Naja. Wo war ich? Ach ja, er hat uns verraten, dass er der Frau auch alles verraten hat (eine richtige Plaudertasche ist er!), weil die die Vertraute von der Paligan ist, die man sich nicht zum Feind machen sollte. Will ich ja auch gar nicht, ich will nur meinen Auftrag ausführen, damit ich bezahlt werde! Oh, und er hat uns verraten, wo genau in dem Landsitz das Zeug ist, und dass wir einen Schlüssel brauchen, der am Halsband von so einen Köter hängt, der nach dem Tod der Frau von der Tochter eines lokalen Adligen adoptiert wurde (und aus irgendwelchen Gründen "Tarquinio" heißt - der Name erinnert mich an irgendwas, muss mal nachdenken). Puh, was ein Wirrwarr.

Die Straße wird jetzt echt zu übel, ich schreibe später weiter.



So, Straße ist wieder besser. Ob das Schäden aus dem Kriegsblödsinn von vor kurzem waren?

Wie auch immer, mir ist gerade noch eingefallen, dass die anderen mir bei der Sache mit dem Lagerhaus geraten haben, ich solle die Wache verführen. Erst einmal - was denken die denn, wie nötig ich es habe?! Außerdem ist das echt nicht meine Spezialität (das passende Aussehen fehlt mir obendrein). Und zuletzt - Okam war ja ein ganz netter Kerl, aber ins Bett möchte ich mit dem echt nicht.

Nun ja. Nach der Sache mit dem Lagerhaus sind wir erst mal wieder zurück ins Gasthaus und haben uns schlafen gelegt, so mitten in der Nacht sind ja zivilisierte Vorgehensweisen zur Erlangung des Schlüssels nicht so ganz möglich. Oh, ich habe vorher noch bei der Bedienung im Schankraum nachgefragt, wo diese Patrizierfamilie denn wohnt (ich glaube, die anderen gewöhnen sich langsam daran, dass sie mit mir als Führerin problemlos immer den Weg finden, ohne sich zu verlaufen).

Nächsten Morgen wurden wir dann wie gewünscht noch vor Morgengrauen geweckt und haben beim Frühstück besprochen, wie wir jetzt vorgehen. Meine Idee war, der Tochter was davon zu erzählen, dass unsere Hexe eine Wahrsagerin ist, und sie in einer Vision gesehen hat, über die sie jetzt mit ihr reden will. Herr Klapperplatte sollte dann, falls das nicht funktioniert, den offiziellen Adelsweg gehen. Das Spitzohr hat dann noch etwas Fleisch für den Hund mitgenommen, für alle Fälle. Am Ziel angekommen, hat sich allerdings gezeigt, dass mein Plan nicht durchführbar war - anstatt wie erwartet eine zumindest junge Frau zu sehen, spielte da im Garten ein kleines Mädchen mit dem Hund. Und es wäre ja erstens fies, so ein Mädchen hinters Licht zu führen, und zweitens würde eine solche Geschichte wohl zuerst die Wachen auf den Plan rufen, was uns wohl nicht so gelegen kommen würde. Jedenfalls haben wir unseren Plan dann überarbeitet: Herr Klapperplatte, der einzige von uns, der hochstehend genug wirkt, dass es keinen Argwohn erregen sollte, wenn er das Mädchen über den Zaun hinweg anspricht, sollte genau das machen und dem Mädchen das Halsband mit dem Schlüssel abschwätzen - wozu wir erst einmal auf den Markt gegangen und ein edles neues Halsband gekauft haben (die Auswahl war etwas dünn, aber Perricum ist eben eine mittelreichische Stadt, was soll man machen...), wobei unsere Hexe die Auswahl getroffen hat, nachdem ich darauf hingewiesen habe, dass Hexen ja wohl für ihren guten Geschmack bekannt sind (ist das so? Hat sich auf jeden Fall gut angehört, sie war glücklich mit der Aussage, und sie hat auch eine hübsche Wahl getroffen). Wir anderen wollten derweil uns um eine Kutsche kümmern, mit der wir zu dem Landsitz reisen wollen. Der Albernier hat zwar vorgeschlagen, dass wir uns Pferde leihen könnten, aber erstens denke ich nicht, dass jemand auf die Idee kommen könnte, solchen Leuten wie uns (abgesehen von Herr Klapperplatte) Pferde zu leihen, und zweitens waren meine bisherigen Reiterlebnisse alles andere als angenehm, weswegen ich das schlichtweg abgelehnt und eine Kutsche ins Spiel gebracht habe (ein Streitwagen wäre mir zwar lieber, weil schneller, gerüchteweise gibt es solche hier in der Gegend ja irgendwo, aber für uns war wohl gerade keiner verfügbar).

So haben wir uns also einen Verleih für edle Kutschen gesucht und eine Ordentliche ausgesucht. Spitzohr wollte aus irgendwelchen Gründen Polstersessel nur für uns Frauen, keine Ahnung wie er auf die Idee kam - vielleicht die Nähe zu den Tulamidenlanden? Liegt da irgendwas in der Luft? Jedenfalls habe ich darauf bestanden, dass für mich nur die Schnelligkeit zählt, woraufhin der Verleiher uns eine Entsprechende mit kräftigen Pferden angepriesen hat. Ach ja, den Kutscher haben wir übrigens auch gleich mitgemietet, und so wie es gerade rüttelt, scheint er meinen Wunsch, "möglichst schnell" anzukommen, wörtlich zu nehmen. Immerhin.

Während wir gewartet haben, hat der Albernier mich dann auch darauf angesprochen, ob ich seine Ohren komisch finde; ich habe geantwortet, dass ich die ganz normal finde, weil ich ja in Weiden schon einige Elfen gesehen habe - konnte ihm ja schlecht sagen, dass ich die ziemlich niedlich finde! Unsere Hexe hat dann noch darauf hingewiesen, dass in Punin auch einige leben - was stimmt, aber mit denen hatte ich damals nichts zu tun, du weißt ja... als ich dort war, hatte ich gerade anderes im Kopf...

Herr Klapperplatte hat derweil dem Mädchen das Halsband des Hundes abgeschwätzt. Offenbar hat er dabei auch erfahren, dass schon jemand anders dem Mädchen den Hund wegnehmen wollte, was aber anscheinend verhindert wurde? Jedenfalls haben wir den ominösen Schlüssel jetzt; hoffentlich ist es der Richtige?

Ich halte dich auf dem Laufenden!




Nachtrag: Der Albernier hat mir übrigens bei unserer kleinen Unterhaltung über seine Ohren davon berichtet, dass er mit Fischen sprechen kann (nachdem ich ihn gefragt habe, ob er magisch ist, so wie unsere Hexe). Als mich das weniger begeistert hat, hat er hinzugefügt, dass er auch mit anderen Wasserlebewesen sprechen kann, worauf ich von meinem kleinen Erlebnis mit einem Alligator erzählt habe, der ja damals einfach einen von meinen Begleitern verschluckt hat. Er war sich allerdings nicht sicher, ob er das so einem Monster ausreden könnte, aber er versicherte mir, es im Zweifelsfall zu versuchen. Kann ja in so einem Moment auch nicht schlimmer werden, von daher, warum nicht.

Und ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich mich bei dem Kutschenverleiher leicht verplappert habe, als ich meinte, dass wir nur drei Sitzplätze brauchen, weil "eine fliegt". Das hat ihn etwas verwundert, und auch ein rasches Wechseln des Themas hat ihn nicht beruhigt, sodass er kurz darauf wieder nachgefragt hat - ich habe ihm dann was davon erzählt, dass ich einen zahmen Raben habe, der eben fliegt. Hat er geschluckt. Wobei mir der Gedanke jetzt nicht mehr aus dem Kopf geht... vielleicht sollte ich mir wirklich mal einen Raben anschaffen? Geht das überhaupt, wenn man keine Hexe ist? Muss ich unsere Schöne der Nacht mal fragen. Oder nannte die sich anders? Muss ich mal nachlesen (dafür schreibe ich dir dies alles ja)!

Nachtrag zum Nachtrag (die Fahrt dauert einfach viel zu lange): Unsere Hexe hat nach meinem Bericht aufgrund meiner Beschreibung übrigens versucht, so einen Alligator zu zeichnen. Herausgekommen ist so eine Art Hund mit Schuppen und großem Maul... offensichtlich habe ich das Ding nicht gerade gut beschrieben. Muss ich bei Gelegenheit noch mal genauer drauf eingehen.


Liebes Reisetagebuch,

Wir sind jetzt wieder auf der Rückfahrt und haben die wichtigen Dokumente im Gepäck. Besser gesagt: Ich habe die wichtigen Dokumente im Gepäck! Es war, um es vorsichtig auszudrücken, eine interessante Erfahrung, auf diesem mittelreichischen Adelssitz zu Gast zu sein.

Aber der Reihe nach. Auf der Hinfahrt hatten wir besprochen, dass wir mit der Begründung, dass wir heute ja unser Ziel nicht mehr erreichen würden, auf dem Anwesen um Aufnahme für die Nacht bitten würden. Der Plan klang soweit ganz gut, nur haben wir es versäumt, dies dem Kutscher mitzuteilen, sodass dieser, kaum dass wir ausgestiegen waren, wieder kehrtgemacht hat und davongebraust ist! So standen wir also etwas blöd vor den Bewohnern des Landsitzes (alles ehemalige Diener der Verstorbenen), und ich musste mir schnell eine Geschichte ausdenken, was hier los ist. Also habe ich ganz überrascht getan und mich lauthals gewundert, dass wir hier abgesetzt wurden, obwohl wir doch nach Perricum wollten, und die Schuld für die ganze Sache damit auf den Kutscher geschoben (immer eine gute Idee, nicht-Anwesende zu beschuldigen). Spitzohr war die Sache jedenfalls offensichtlich zu riskant, zumindest hat er sich während des Gesprächs wohl in die Büsche geschlagen und ward den ganzen Abend nicht mehr gesehen (oder ist er in der Kutsche eingeschlafen, und wir haben ihn einfach vergessen?).

Jedenfalls haben die Bediensteten, alle schon etwas ältere Leute, mir die Sache abgekauft, und uns in das Anwesen eingeladen - zumindest nachdem wir uns vorgestellt haben, und insbesondere unser Herr Klapperplatte (der diesmal sogar mal seine Rüstung getragen hat!) auf seinen Adelsstatus hingewiesen hat. Wir wurden dann auch gleich in den luxuriösen Speisesaal geführt, wo wir den jüngsten Bewohner des Anwesens kennengelernt haben: Der attraktive Koch, der allerdings bestimmt schon mein Vater hätte sein können, vom Alter her. Jedenfalls hat er aus irgendwelchen Gründen auch gleich Interesse an mir gezeigt (naja, nachdem ich in seine Küche hineinspaziert bin), was aber wiederum der Frau des Gutsverwalters überhaupt nicht gefallen hat. Ich habe gleich gespürt, dass ich da in eine schwierige Situation hineingeraten bin, und mich daher den restlichen Abend sehr zurückgenommen. Allerdings wurde uns die ganze Zeit leckerer Wein ausgeschenkt, da war es schwer mit der Zurückhaltung. Und je betrunkener ich wurde, desto mehr habe ich getrunken, fürchte ich. Immerhin hat dies auch dazu geführt, dass Solivai und ich nach einer Weile eine Ausrede hatten, um den Speisesaal zu verlassen - wir mussten beide auf den Abort. Draußen haben wir uns versichert, dass die beiden Wachen gerade nicht zu sehen waren, und uns dann aufgeteilt - sie untersuchte den einen Flügel des Anwesens, ich den anderen. War nicht sehr interessant, ich habe nur leerstehende Zimmer gefunden. Viel spannender war dagegen die Zeitschrift, die auf dem Abort lag. Havener Fanfare, oder so? Jedenfalls stand da einiges, von dem ich noch nie zuvor gehört hatte.

Wie auch immer, wenig später haben wir uns dann also wieder im Speisesaal getroffen, wobei Solivai mir erzählte, dass sie die bewohnten Zimmer gefunden hatte - aber nur diejenigen der Bediensteten. Wir nahmen uns vor, später noch das Obergeschoss zu durchsuchen. Zuerst schlossen wir uns aber wieder der Runde im Speisesaal an. Was dann geschah... nunja, wir haben wohl zuviel getrunken. Jedenfalls kann ich mich noch dunkel daran erinnern, dass ich wenig später Arm in Arm mit der Hexe traditionelles Liedgut angestimmt habe. Was, wenn ich so drüber nachdenke, eine wirklich üble Idee ist, Singen ist nun wirklich keins meiner Talente.

Nun ja, jedenfalls wurden wir dann irgendwann von irgendwem auf die Zimmer geführt, wo wir ziemlich schnell eingeschlafen sind. Und damit wäre unsere Mission dann wohl gescheitert gewesen, denn, wie ich erst gerade eben erfahren habe, unserer Adliger ist bei dem Versuch, sich von der Frau des Hausverwalters verführen zu lassen, kläglich gescheitert - sie hätte ihn wohl sogar fast von den Wachen hinauswerfen lassen. Aber das Schicksal hatte nicht mit meiner schwachen Blase gerechnet - jedenfalls bin ich mitten in der Nacht mit dröhnendem Schädel und einem irren Druck auf der Blase aufgewacht, habe mir schnell die Kerze entzündet (gar nicht so einfach im Halbdunkeln, wenn man noch betrunken ist und eigentlich ganz dringend auf den Abort muss), und bin dann nach unten gehuscht, wo ich die zwei Wachen beim Wachwechsel beobachtet habe, und dann den anderen Abort aufgesucht habe (den, den Solivai vorher benutzt hatte). Dort lag dann eine andere Zeitschrift, der Aventurische Bote. Auch sehr interessant, wobei dort einiges anders beschrieben war als in dem Havena-Blatt. Nunja, als ich dann wieder nach draußen kam, standen dort die Hexe und unserer Adliger in einer dunklen Ecke und haben diskutiert. Anscheinend hatte der Adlige nach seinem Debakel mitbekommen, dass ich meinen Raum verlassen habe, und war mir gefolgt, nur um dann unschlüssig in der Haupthalle herumzustehen. Und die Hexe wollte auch einfach nur auf den Abort. Nachdem sie das erledigt hatte, haben wir also beschlossen, uns im zweiten Flügel des Obergeschosses umzusehen (im ersten waren wir ja einquartiert worden).

Und damit kamen wir dann zum wirklich interessanten Teil der Nacht: Wir sind in die Räumlichkeiten der verstorbenen Adligen eingestiegen! Hmm, wenn ich das so schreibe, klingt das irgendwie respektlos, so BORon gegenüber oder so. Naja, ich halte es eh mehr mit TSA. Die Tür zu dem Flügel war leider verschlossen, und da unser Spitzohr mit dem großen Schlüsselbund ja leider nicht verfügbar war, mussten wir einen anderen Weg finden. In diesem Fall hieß das, dass ich über ein Fenster nach außen gestiegen, an der Fassade entlang geklettert und ein Fenster weiter wieder ins Gebäude gestiegen bin. Kein großes Ding, aber die Hexe und der Adlige haben mich angeschaut, als hätte ich gerade gezaubert. Glücklicherweise steckte der Schlüssel von innen, also konnte ich den beiden einfach aufschließen (und danach wieder abschließen - wobei ich den Schlüssel eingesteckt habe; wo ich das gerade schreibe... den Schlüssel habe ich ja immer noch. Huch.). Sie haben mir dann noch erzählt, dass sie gerade ein kleines Stelldichein zwischen dem Koch und der Frau des Gutsverwalters im Untergeschoss beobachtet hatten, die dann in Richtung der verlassenen Räume verschwunden sind. Wie sagen die Thorwaler bei sowas so treffend? "Fröhliches Vögeln wünsche ich"? (Oder waren das die Aves-Geweihten?)

Beim Durchsuchen der Räumlichkeiten haben wir uns aufgeteilt. Ich fand nach dem Arbeitszimmer die Bibliothek, in der wirklich viele edle Bücher standen! Und ich muss zugeben... ich habe mir ein paar eingesteckt. Nicht alle zum Verkaufen, eins will ich wirklich lesen und behalten! Es ist ein Reisebericht zu den Tulamidenlanden, in die ich beizeiten ja auch einmal reisen möchte. Naja, und einen prächtig verzierten Dolch habe ich auch mitgehen lassen. Zum Verkaufen, natürlich! Ich weiß, das klingt jetzt alles wirklich nicht gut, aber ich war die letzten Monde wirklich ziemlich abgebrannt, da kann es doch nicht schaden, jetzt ein wenig mehr Geld zur Verfügung zu haben? Und die Verstorbene braucht es nun wirklich nicht mehr.

Wie auch immer, Herr Klapperplatte ohne Klapperplatte hat derweil in einem anderen Zimmer hinter einem Gemälde einen Eisenschrank in der Wand gefunden (ich dachte erst, er würde das Gemälde klauen wollen!). Der Schrank ließ sich einfach mit dem Schlüssel, den der Adlige dem kleinen Mädchen abgeschwatzt hatte, öffnen, und ich habe, so schnell konnte der Adlige gar nicht schauen, mir sofort alles eingesteckt, was in dem Schrank lag.

Derweil hatte die Hexe irgendwie mitbekommen, dass die Frau mit den Stiefeln sich erst draußen durch das Unterholz geschlagen hat, und wenig später dann im Haus herumgekrochen ist. Irgendwie hat sie, also die Hexe, die Tür zu dem abgeschlossenen Flügel dann aber in eine grässliche Blutweinrebenhecke verwandelt (oder wie auch immer die Dinger heißen, die Menschen bei lebendigem Leibe das Blut aussaugen und es zu Wein verarbeiten; habe davon ja nur gehört, in Aranien war ich ja auch noch nicht - wobei es die dort mittlerweile auch nicht mehr geben soll? Ich möchte es jedenfalls nicht herausfinden). Die Frau ist dann geflüchtet, und wir haben uns schnell wieder in unsere Schlafgemächer verzogen. Ich wollte dann eigentlich die Augen offenhalten, aber BORon war wohl stärker, und so bin ich erst am nächsten Morgen aufgewacht, als mich die anderen geweckt haben. Zur Verwunderung der Gutsbediensteten sind wir dann sofort, als unsere Kutsche aufgetaucht ist, abgereist (ich sagte noch "Na, dem werde ich aber was erzählen!", und bin dann so schnell es ging nach draußen gerannt - ich hatte wirklich Angst, im letzten Moment mit dem Diebesgut ertappt zu werden).

Naja, Ende gut, alles gut, oder so. Jetzt sind wir also wieder auf dem Weg nach Beilunk, und werden dort wohl wirklich gut bezahlt werden. Hoffe ich. Dann muss ich die nächste Zeit auch nicht mehr herumliegende wertvolle Sachen einstecken, um mir etwas zu Essen kaufen zu können. Oh, und vielleicht reicht es ja sogar dazu, mir eine Expedition auszurüsten!

Ich halte dich auf dem Laufenden, liebes Reisetagebuch!


Deicherbe[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Wieder hat TSA mich mit einigen komischen Gestalten zusammengeführt, und wieder sind wir kurz darauf auf einen alten Fluch gestoßen, den es zu brechen gilt! Glaube ich.

Jedenfalls wäre das endlich mal etwas Aufregendes nach der langweiligen Reise durch Andergast. "Elaria, Andergast ist wildes Grenzland, da lässt sich was entdecken!" - hah! Schön wär's gewesen. Aber ich schweife ab, das habe ich dir ja alles schon ausführlich erzählt. Jedenfalls ist das Spitzohr Ordhan weiterhin mein Reisegfährte - oh, da fällt mir ein, voll peinlich, das ist eigentlich erst später passiert, aber nachher vergesse ich es vielleicht, also schreibe ich es jetzt: Ich habe ihn doch heute tatsächlich komplett verwechselt! Ich reise jetzt schon so lange mit ihm herum, dass ich davon ausgegangen bin, dass er bei der Sache mit den Hexen auch mit dabei war. War er aber gar nicht! Und ich habe ihn drauf angesprochen. Er war natürlich etwas verwirrt, kein Wunder. Glücklicherweise gab es kurz darauf auch schon wieder eine Ablenkung, da ist mein rotes Gesicht bestimmt nicht so aufgefallen.

Tja, aber jetzt wirklich mal der Reihe nach: Spitzohr und ich reisen also durch den nostrischen Wald und hören auf einmal so hübsches Harfenspiel. Ich dachte schon, dass das bestimmt eine Fee sein muss! Also gleich in die Richtung gelaufen. War aber leider nur so ein komischer Nostrier, der da im Wald gehockt hat und mit seinem Harfenspiel alle in der Umgebung angelockt hat - denn gleichzeitig mit uns kamen da auch noch ein paar andere Gestalten aus dem Unterholz gekrochen. Wir haben uns natürlich alle gleich vorgestellt und ein gemeinsames Lager aufgeschlagen, schließlich gibt es nichts vertrauenswürdigeres als abgerissene Fremde, die mitten in der Nacht in der Wildnis herumkriechen.

Nein, natürlich nur ein Scherz, das sind alles nette, gutgekleidete Leute. Na, bis auf den Holzfäller vielleicht, aber der ist auch nett. Ein wenig komisch allerdings auch, hat er doch extra Kettenrüstung mit dabei, um sich beim Holzfällen zu schützen. Also, ich bin ja nicht so wirklich der Experte im Baumfällen - aber wenn man sich mit Kette vor der eigenen Axt schützen muss, macht man doch etwas falsch, oder nicht? Jedenfalls hieß der Holzfäller Waldbert - ein passender Name, finde ich. Er wollte uns auch gleich mal einen Baum fällen für das Lagerfeuer. Fand ich ein wenig übertrieben, Fallholz hat ja auch gereicht.

Wer ist da noch? Ah, ja, die zwei Spitzohren (Ordhan kannte die aber nicht, sind keine Verwandten von ihm, meinte er). Eine davon, Lana mit Namen, ist recht seltsam (also, noch seltsamer als Spitzohren für gewöhnlich sowieso sind), die redet dauernd vor sich hin, trägt eine halbe Waffenkammer mit sich herum und traut uns anderen offensichtlich nicht genug, um sich nachts schlafen zu legen. Sie schien den nächsten Tag aber gar nicht müde, also muss sie ja doch geschlafen haben. Oder vielleicht hat sie irgendeine komische Wurzel gekaut, kann man ja nie wissen.

Das andere Spitzohr hingegen ist schweigsam. Erinnere mich gerade auch gar nicht an den Namen, hat sie den überhaupt genannt? Jedenfalls scheint sie nicht gefährlich zu sein, ist immer hinterhergeschlichen und hat sich mit großen Augen umgeschaut.

Oh, der Harfenspieler hat sich aber auf jeden Fall vorgestellt: Ensindio heißt er. Klingt horasisch.

Tja, das war der letzte Abend. In der Nacht haben die anderen einen Wolfsangriff zurückgeschlagen, haben sie am nächsten Morgen erzählt. Kann nicht sehr gefährlich gewesen sein, ich bin ja nicht einmal aufgewacht.

Am nächsten Tag sind wir dann alle gemeinsam Richtung Nostria weitergereist. Ist doch schon schön, mal wieder mit einer größeren Gruppe unterwegs zu sein, auch wenn mir alle die Geschichte mit dem Krokodil nicht glauben wollen. Oh, da fällt mir ein: Das plaudernde Spitzohr wollte auch dauernd alles essen, was ihr unter die Nase gekommen ist, so hat sie zum Beispiel bei meiner Geschichte sofort gefragt, ob man das Krokodil essen kann (leider kann ich ihr ja berichten, dass die recht zäh sind - auch eine Erfahrung, auf die ich gut verzichten könnte).

Am Vormittag haben wir dann die Hilferufe eines kleinen Jungens gehört. Es stellte sich heraus, dass er in einem See feststeckte und am Ertrinken war. Ich habe natürlich sofort alles von mir geworfen und bin reingesprungen, um ihn zu retten - aber das Wasser war so scheiß-kalt! Ich bin fast selbst ertrunken und habe mich gerade so wieder ans Ufer gerettet, bei TSA! Zum Glück waren die anderen erfolgreicher, und so saß der Junge kurz darauf bei uns mit am Lagerfeuer (ich wieder angezogen, da meine Kleidung ja trockengeblieben war - andere in Unterwäsche, da sie es für sinnvoll hielten, mit Kleidung schwimmen zu gehen?).

Sobald die Kleidung wieder trocken war, haben wir den Jungen zum Hof seiner Eltern gebracht, wo wir sehr freundlich von seinem Vater empfangen wurden. Er hat uns auch gleich eingeladen, die Nacht hier zu verbringen, was wir natürlich gerne angenommen haben. Im Gespräch hat er uns dann ein wenig von seinen Sorgen erzählt (was man halt so macht, wenn ein Haufen Fremde auf den Hof getrampelt kommen): Er hat fünf Kinder, ist ein Vertriebener aus dem Grenzgebiet zwischen Nostria und Andergast, hat diesen verlassenen Hof übernommen, und jetzt das Problem, dass die Nachbarn ihn ohne so eine Seeschlangenzahn-Deichgabel nicht als rechtmäßigen Besitzer anerkennen. Obendrein soll der Hof auch noch verflucht sein, und der Deich in der Nähe müsste auch mal repariert werden. Plötzlich hieß es dann auch, dass wir als Gegenleistung für das Essen und die Übernachtung ihm bei diesen Dingen helfen sollten - ich habe da mal lieber ein paar Silbertaler gezückt und ihm auf den Tisch gelegt, Deichbau ist nun wirklich nicht meine Spezialität. Außerdem, soweit ich das einschätzen kann sollte so ein Seeschlagenzahn doch viel mehr wert sein als der gesamte Hof? Also vielleicht sollte er, wenn wir ihm diese Gabel finden, einfach das Ding versilbern und mit seiner Familie woanders hinziehen? Vorzugsweise auf einen nicht-verfluchten Hof mit netteren Nachbarn?

Naja, seine Entscheidung. Ich jedenfalls bin mal gespannt, was morgen so passiert. Die anderen sind ja anscheinend hoch motiviert, schließlich hat der Kerl ihnen ein paar Silber aus seinen Ersparnissen als Lohn versprochen (da frage ich mich, wieso er so erstaunt reagiert hat, als ich ihm das Silber in die Hand gedrückt habe? Wenn er doch anscheinend genug unter dem Nachttopf liegen hat, um damit einen Haufen Fremde für ein wenig Arbeit zu bezahlen?).

Zusatz: Ganz vergessen zu erwähnen, dass das redselige Spitzohr beim Lagern einen Haufen Fische aus dem nahen Bach angeschleppt hat. Ich hatte das Gefühl, dass im Bach jetzt nicht mehr viel lebt, und habe Ordhan mein Mitgefühl ausgesprochen. Er versicherte mir aber, dass das keine Bekannten von ihm waren.



Liebes Reisetagebuch,

Es ist viel passiert seit meinem letzten Eintrag! Wir haben jetzt eine Spur zum Seeschlangenzahn-Deichgabel-Ding, das aber anscheinend leider verflucht ist und außerdem auch noch von irgendeinem dunklen Kult gesucht wird, bei TSA!

Ich weiß auch noch gar nicht, ob wir das den anderen so erzählen sollen. Also, wir, das sind Ordhan und ich, die wir das herausgefunden haben. Also, eigentlich hat er es herausgefunden und mir erzählt.

Aber der Reihe nach. Die Nacht war für mich sehr erholsam, da ich ja dem Bauern ein wenig Silber hingelegt hatte, durfte ich im Bett mit seinen Kindern schlafen. Moment, das klingt jetzt nicht richtig. Ganz und gar nicht richtig. Verdammt, warum trocknet diese Tinte so schnell?

Wie auch immer, du weißt bestimmt, was gemeint ist. Statt mir hat die älteste Tochter dann eben drüben in der Scheune mit... bei den anderen geschlafen. Und wie mir Ordhan später berichtet hat, hatten sie in der Nacht erneut Besuch von Wölfen - die aber diesmal bissiger waren. Ob es die gleichen wie letzte Nacht waren? Scheint hier jedenfalls eine richtige Plage zu sein. Unser Harfenspieler wurde anscheinend sogar gebissen. Und als sie, also die Wölfe, sich zurückgezogen haben, wäre das eine Spitzohr fast noch in die Nacht hinterhergerannt, weil sie unbedingt einen davon essen wollte. Hat mir Ordhan zumindest erzählt. Vielleicht sollte ich diese Frau in Zukunft "die Blutrünstige" nennen?

Jedenfalls haben wir morgens dann gemütlich mit der Familie gefrühstückt und besprochen, wie wir vorgehen sollen. Eins der Kinder hat darauf erwähnt, dass es da ja noch diese Luke in den Keller gibt, die niemand öffnen kann - weswegen niemand weiß, was sich dort unten befindet. Schien mir ein wenig seltsam, erst jetzt, wo wir bereits einen halben Tag praktisch direkt neben dieser Luke verbracht hatten, darauf hinzuweisen, aber gut. Ich konnte dann jedenfalls beobachten, wie meine Reisegefährten sich in einem großen Pulk an dieser Falltür zu schaffen gemacht haben, die anscheinend irgendwie von unten verriegelt war. Letztendlich haben sie das Ding aufgebrochen, sogar ohne die Hilfe des Holzfällers (der sich anscheinend beim Latrinesuchen verlaufen hatte?), und heraus kam zuerst einmal ein fürchterlicher Gestank, woraufhin sich die Spitzohren erst einmal verabschiedet haben. Tja, ne feine Nase zu haben ist halt nicht immer von Vorteil? Aber ich habe gut Lachen jetzt, mir wurde auch ein wenig übel. Nichtsdestotrotz bin ich nach Ordhan da runter gestiegen und habe mich umgesehen. Noch bevor wie richtig Inventar aufgenommen hatten, war das blutrünstige Spitzohr wieder da und hat aus dem stinkenden Wasserfass begeistert eine Leiche herausgezogen und nach oben geschleift. Mir ist noch ein wenig übler geworden, also bin ich erst einmal unten geblieben und habe mich genauer umgeschaut. Da lag ein Haufen alter Krempel herum, es hat eine ganze Weile gedauert, das zu durchwühlen. Aber es hat sich gelohnt! Ich habe ein paar alte Pergamente gefunden, auf der so Ritualzeug stand. Wenn ich die noch habe, lege ich sie dir zu diesem Text dazu. Mal nachschauen... ja, die sind jetzt trocken. Gut, dann bekommst du die reingelegt. Jedenfalls steht dort, dass es einen Fluch gibt, der dazu führt, dass man nur noch Wasser atmen kann. Und irgendwas mit einem Artefakt, womit wohl das Seeschlangending gemeint sein dürfte, nehme ich an.

Jedenfalls kam mir da der Gedanke, dass der Kerl in dem Fass sich vielleicht selbst im Keller eingeschlossen hat, um in dem Fass zu leben, nachdem ihn der Fluch getroffen hat. Warum er dann trotzdem ertrunken ist, war mir aber nicht klar. Ordhan meinte später, dass Fische in einem zu kleinen Wasserbehälter, der sich nicht bewegt, ebenfalls ertrinken. Ertrinkende Fische? Sachen gibt's...

Ich war noch am Lesen, als Ordhan mich aus dem Keller gezogen hat. Er meinte, dass sie die Leiche inzwischen beerdigt haben, und dass vorher noch eine Nachbarin da war, um ihn als den Vorbesitzer des Hofes zu identifizieren. Außerdem hätte der Kerl Kiemen gehabt - was ja zu dem Fluch passen würde. Mittlerweile war es auch schon Nachmittag - ich hatte wohl wirklich lange im Keller verbracht - und wir bekamen Hunger. Also sind die Fischmörder wieder auf zum Meer, um auch dieses noch leerzufischen. Ordhan wollte auch unbedingt ans Meer, also habe ich ihn begleitet. Achso, stimmt, er wollte ans Meer, weil ich ihn gefragt hatte, ob er mal seine Fischfreunde fragen kann, ob sie wissen, wo dieser Seeschlangendings... ach, nenne ich es einfach "die Gabel"... liegt. Das hat er dann auch gemacht, nachdem die anderen ihre Netze eingezogen und die gefangenen 50 Stein Fisch wieder Richtung Hof geschleppt hatten. Die Überlebenden dieses Massakers haben Ordhan dann ganz verstört berichtet, dass diese Gabel wirklich in der Nähe im Matsch liegt, aber nur bei Ebbe zugänglich ist für Menschen. Leider wussten sie auch zu berichten, was ich schon oben geschrieben hatte: Auf der Gabel liegt ein Fluch (klingt so geschrieben ziemlich bescheuert, oder?), und irgendwelche Kultisten wollen das Ding auch haben. Die Vermutung, dass der Fluch dieses Wasseratmen ist, liegt nahe. Meine erste Idee, das Ding einfach weiter ins Meer zu werfen, hat bei Ordhan nicht allzu große Begeisterung ausgelöst, also habe ich vorgeschlagen, dass wir ja eine Hexe suchen könnten, die uns hilft? Schien er schon besser zu finden.

Ach, habe ich schon erwähnt, dass es recht witzig aussah, wie er da im Wasser mit den Fischen geblubbert hat? Und wo wir gerade von witzig sprechen: Er hat mir nach dem Gespräch am Meer auch noch gezeigt, warum er immer Socken und Handschuhe trägt: Er hat Schwimmhäute! Wie ein Fischmensch! Faszinierend. Und irgendwie auch niedlich (ich glaube aber nicht, dass er es gerne hätte, wenn ich ihn in Zukunft "kleinen Fisch" nennen würde). Jedenfalls hat er wohl schlimme Erfahrungen mit Leuten gemacht, die TSA eher nicht so zugeneigt sind, und alles Andersartige ablehnen (müssen sehr traurige Gestalten sein, denke ich mir immer - wo ist denn der Sinn im Leben, wenn man nichts Neues mehr kennenlernt? Einfach nur tagein, tagaus das Gleiche machen, die gleichen Leute sehen... bah, schrecklicher Gedanke. Ich könnte das nicht), weswegen er die Schwimmhäute immer verbirgt. Ach, und er hat mir auch erzählt, dass er seine Mutter... oder war es seinen Vater? Mist, hab's schon wieder vergessen! Wenn ich sowas nicht immer gleich aufschreibe! Jedenfalls kennt er eins seiner Elternteile gar nicht. Wobei, wenn er den anderen kennt, müsste er denjenigen doch fragen können, was mit dem anderen ist? Ich glaube, ich muss ihn dazu noch einmal fragen. Vorsichtig, schließlich fände er es bestimmt nicht witzig, wenn ich ihm sagen würde, dass ich diese Geschichte, die er bestimmt nicht jedem auf die Nase bindet, schon wieder vollkommen durcheinander werfe. Bei TSA, ich sollte manchmal wirklich besser aufpassen.

Jedenfalls sind wir dann wieder zurück zum Hof, wo mittlerweile ein ganzer Haufen Nachbarn herumstand, anscheinend wollten die den Besitzer zum Essen besuchen oder so. Fand ich etwas seltsam, denn hatte der Kerl nicht gesagt, dass die Nachbarn nicht gut auf ihn zu sprechen waren? Egal. Jedenfalls habe ich den nächstbesten, der mir Ahnung zu haben schien, direkt mal angesprochen, ob er mir sagen kann, wo es hier Hexen gibt. Auf die Frage, was ich denn von den Hexen wollte, denn die haben schließlich "richtig Ahnung", antwortete ich das einzig Passende: Nämlich dass wir eben jemanden mit "richtig Ahnung" suchen. Wusste er nix zu erwidern und hat mir etwas von einer Hexe im nahen Moor erzählt. Ordhan hat sich bestimmt gemerkt, wie die hieß und wo wir da hinmüssen.

Gerade eben haben wir dann auch endlich gegessen. Mal sehen, ob wir heute noch aufbrechen. Ach... und ich habe immer noch nicht entschieden, ob ich den anderen davon erzähle, dass wir wissen, wo "die Gabel" ist (hoffentlich lunzt hier keiner, während ich das schreibe, das wäre peinlich zu erklären; aber der Harfenspieler spielt ja gerade so schön, die sind bestimmt abgelenkt).

Es bleibt jedenfalls spannend. Ich halte dich auf dem Laufenden!



Kurzer Nachtrag:

Ordhan hat mir die Entscheidung abgenommen und dem einen Spitzohr - nicht die Blutrünstige, sondern die andere, eine Geweihte, anscheinend? - von der Gabel erzählt. Und zwar hat er sie nach dem Essen zu einem Spaziergang eingeladen (ich bin mitgekommen, was unter den größeren Kindern sofort Spekulationen ausgelöst hat, was der Mann mit den beiden Frauen wohl alleine besprechen will - ganz ehrlich, ich wäre in dem Alter noch nicht auf solche Gedanken gekommen?!) und sie versucht zu überreden, dass sie den anderen von einer Vision erzählt, in der die Gabel in der Nähe im Schlick liegt - weil ihm würde man das ja nicht so glauben, oder so - ganz ehrlich, ich habe es nicht ganz verstanden. Er wollte wohl nicht erwähnen, dass ihm die Fische das erzählt haben.

Naja, jedenfalls hat das Spitzohr abgelehnt, weil sie sich an die Gebote aller Zwölfgötter halten möchte, und daher nicht lügen wird. Was aber phexgefällig wäre? Habe ich ihr auch so gesagt, das hat sie wohl etwas aus dem Konzept gebracht. Das mit den Geboten aller Zwölf gleichzeitig befolgen stelle ich mir auch etwas schwierig vor - ich denke da an RONdra und TSA? Oder BORon und TSA? Naja, jedenfalls haben wir uns dann drauf geeinigt, rasch die Gabel zu holen, nachdem Ordhan uns offenbart hat, dass die ganz in der Nähe im Matsch steckt, und uns später Gedanken drüber zu machen, wie und ob wir den anderen das sagen.

Als wir das Ding kurz darauf gefunden hatten, stellte sich uns das Problem, dass da ja wohl ein Fluch drauf liegt. Ordhan hat sich dann geopfert, sich vom Spitzohr den Mantel ausgeliehen und die Gabel vorsichtig aus dem Watt gezogen und eingewickelt. Ich habe ihm versichert, wenn ihm dann bald Kiemen wachsen, werde ich dafür sorgen, dass er immer gut mit Wasser versorgt ist. Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich das machen soll, wenn wir zur Hexe reisen (die anscheinend im Landesinneren lebt), weil das mit dem Wasserfass hat für den Deichbauern ja nicht so gut funktioniert, aber das wird sich schon finden. Das Spitzohr meinte dann noch, dass ihm dann ja vielleicht auch Schwimmhäute wachsen, woraufhin Ordhan es eilig hatte, zum Hof zurückzukehren. Ich habe mir eins gelacht - wenn sie wüsste!

Also sind wir zurück zum Hof, und wieder hat Ordhan die Initiative übernommen, den Bauern die Kinder rausscheuchen lassen und ihm (sowie dem Harfenspieler) die Gabel präsentiert. Ich habe die anderen schnell davor gewarnt, das Ding nicht anzufassen, und wir haben dem Bauern (und dem Klimperer) dann die ganze Geschichte, die wir uns so zusammengereimt haben, erzählt. Das Problem ist jetzt nur, dass wir etwas ratlos sind, wie es weitergehen soll. Der Kerl würde die Gabel gerne den Nachbarn präsentieren, damit sie ihm nicht die Bude abfackeln (sehr unhöfliche Leute, finde ich), aber andererseits sollte er (und andere) sie aber auch nicht anfassen, bis der Fluch gebrochen ist. Zudem können wir die Familie auch nicht einfach mit zur Hexe nehmen, weil da anscheinend rasch ein Deich repariert werden muss (und außerdem könnten die Nachbarn derweil auch einfach so den Hof abfackeln). Wir sind da gerade etwas ratlos.

Ich schreibe dir, falls uns eine Idee kommt (oder der Hof abgefackelt wurde).



Liebes Reisetagebuch,

Es ging dann doch einfacher und schneller als gedacht, wir sind mittlerweile sogar in... wie hieß dieses Dörfchen? Trondweiler? Na, ist wohl nicht so wichtig. Jedenfalls sind wir jetzt schon drauf und dran, die Hexe zu finden, diese Karlitta von Lyckweiden (bist du nicht stolz auf mich? Ich habe mir einen Namen gemerkt! Gleich beim ersten Mal! Ja, ok, ich hatte mir's aufgeschrieben... aber dennoch!).

Vor der Abreise vom Deichbauerhof mussten wir allerdings, wie schon erwähnt, erst mal ein paar Probleme lösen. Das erste war die Deichreparatur, zur der sich die anderen alle verpflichtet hatten (du erinnerst dich? Ich hatte mich davon freigekauft, weil ich die Übernachtung einfach bezahlt habe! Tja, lohnt sich halt doch, nicht immer zu versuchen, alles umsonst zu bekommen). Ich bin trotzdem mit den anderen zum Deich gelaufen und habe zugeschaut, wie das so geht (Verantwortung tragen und andere beim Arbeiten beaufsichtigen liegt mir als Expeditionsleiterin natürlich fast schon im Blut!). Sah wirklich nach harter Arbeit aus, was die da so gemacht haben: Pflöcke in den Boden rammen, Blümchen ausgraben und woanders wieder eingraben. Bin wirklich froh, dass ich da nicht mitgemacht habe! Zudem sah es auch noch ziemlich sinnlos aus, aber das habe ich natürlich nicht laut gesagt. Außerdem weiß so jemand, der hier arbeitet, wahrscheinlich besser als ich, was da zu tun ist. Wobei... hatte der nicht erzählt, dass er neu hier ist? Das war doch die ganze Sache, dass er und seine Familie irgendwo geflohen waren. Also vielleicht wusste er doch nicht, was zu tun ist, und der Deich bricht bei der nächsten Sturmflut? Hmm, naja, irgendwie auch sein Problem, und nicht meins. So leid es mir tut.

Nach so mehr oder weniger harter Arbeit hatten natürlich alle Hunger, und so haben ein paar der anderen mal wieder das Meer leergefischt, während ich mir einen Hasen gejagt habe. Das arme Tier, hat es überhaupt nicht kommen sehen! Tun mir ja immer leid, diese kleinen Hoppler, wie sie so ängstlich gucken. Aber irgendetwas muss ich halt auch essen, und das Gras schmeckt mir eben nicht!

Jedenfalls, als das erledigt war, wollte der Deichbauer auch noch den Nachbarn seine Gabel zeigen, weil die ihn danach, da er ja auch den Deich repariert hat, in Ruhe lassen würden (und ihm nicht die Hütte abfackeln). Wir sind also in so eine Art Gasthaus in der Nähe gepilgert, in der die örtlichen Bauern sich zum Alkoholtesten treffen. Ordhan ist sofort an den Tresen marschiert und hat sich eins hinter die Binde gegossen, während ich den Bauern dabei unterstützt habe, den Nachbarn die Gabel zu zeigen (klingt immer noch doof). Was dann passiert ist... tja, es ging irgendwie alles so schnell. Einerseits hat Ordhan das blutrünstige Spitzohr dazu überredet, auch mal das lokale Gesöffs zu probieren (die Elfe war danach sofort sturzbetrunken), und andererseits hat so ein dummer Junge trotz meiner Warnung die verfluchte Gabel angefasst und sich prompt geschnitten. Ich habe daraufhin versucht, ihm den Schnitt zu verbinden, war aber so aufgeregt, dass ich ihm fast den Finger abgeschnürt hätte (irgendjemand hat das glücklicherweise noch korrigiert). Jedenfalls ist es mir mit einem meiner Wortwasserfälle gelungen, den Vater des Jungen davon zu überzeugen, dass der Schnitt gefährlich sein könnte, weil die Gabel ja so lange im Schlick gelegen hat, und wir den Jungen am Besten mit zu einer Hexe nehmen und untersuchen lassen sollten.

Daraufhin hatte ich alle Mühe, den Deichbauern samt Gabel, den kleinen verwirrten Jungen, sowie den betrunkenen Ordhan und die sturzbesoffene Elfe wieder sicher zum Hof zu bringen. Zum Glück ist auf meinen Orientierungssinn Verlass! Naja, und der Deichbauer hätte wahrscheinilch auch ohne mich nach Hause gefunden, aber das brauche ich ja niemandem auf die Nase zu binden.

Wieder am Hofe angekommen, hat sich der kleine Junge schon über Atemprobleme beschwert, und Ordhan daraufhin bei ihm schon kleine Kiemenansätze gefunden. Ich habe uns schnell ein Wasserfass (aber nicht das mit der Leiche!) besorgt, und während wir am Überlegen waren, wie wir das Fass am Besten zur Hexe transportieren, hat uns der Deichbauer vorgeschlagen, dass wir den eingefassten Jungen ja auch einfach auf dem Hof lassen könnten, er würde sich schon gut um ihn kümmern, und wir wären viel schneller bei der Hexe, um den Fluch brechen zu lassen. Hat uns eingeleuchtet. Warum ist eigentlich niemand von uns darauf gekommen?

Wir sind dann also noch am gleichen Tag aufgebrochen, die Sache eilt ja offensichtlich. Der restliche Tag war ereignislos, und nachts habe ich sogar mal Wache gehalten! Habe mich dabei irgendwie sicherer gefühlt, nachdem Ordhan und die Elfe noch nicht wieder ausgenüchtert waren.

Nächsten Morgen ist uns dann Feuerschein in der Ferne aufgefallen. Der Straße folgend haben wir kurz darauf einen noch kokelnden Deichbauernhof vorgefunden, während auf dem Meer ein paar Schiffe am Horizont verschwunden sind (haben mir die anderen erzählt, ich habe doch nicht auf das Meer geachtet, wenn da gerade etwas brennt!). Das waren anscheinend Thorwaler, haben uns kurz darauf auch die Überlebenden erzählt, und diese Thorwaler haben diesen armen Menschen ihre paar Habseligkeiten geklaut, und aus reiner Lust an der Zerstörung obendrein auch noch die Hütten angezündet (Barbaren!). Wir haben dann erst mal die Menschen versorgt (ich habe kurz darüber nachgedacht, beim Verbinden der Verwundeten zu helfen, aber die klaffenden Wunden einerseits und der blaue, halbabgebundene Finger von dem kleinen Jungen gestern andererseits haben mich davon überzeugt, dass dies meine Fähigkeiten deutlich übersteigt). Stattdessen habe ich mit für's Frühstück gesorgt, indem ich erneut einen Hasen gejagt habe (der diesmal, meinem Gefühl nach, noch ängstlicher geschaut hat... hoffentlich war das keine Mutter, die gerade ihre Kinder irgendwo versteckt hatte! Oh TSA, warum mache ich mir nur immer solche Gedanken? Jetzt kann ich heute nacht doch wieder nicht schlafen, beim Gedanken an so arme, kleine, süße Hasenkinder, die irgendwo ganz alleine und verängstigt im Gras hocken!).

Gut, kurz durchatmen, weiter geht es. Die anderen haben derweil mal wieder das nahe Meer leergefischt, und so hatten die Überlebenden wenigstens ein gutes Frühstück. Sie haben uns dann noch gebeten, so einem Adelsschnösel in der nahen Stadt (Trontwein?), in die wir auch wollten, Bescheid zu geben, dass die Thorwaler ihm in seinem Bereich auf der Nase herumtanzen. Das habe ich natürlich sofort zugesagt, obwohl ich - wie sich herausgestellt hat, zurecht! - meine Zweifel hatte, ob ich mit so einem Barbaren-Adelsschnösel so gut zurechtkommen werde.

Da wir es eilig hatten, sind wir dann auch schon bald weitergereist. Oh, bevor ich von der Stadt (Trontsein?) erzähle - mir fällt gerade ein, dass unserer Klimperer diesen Morgen versucht hat, die Überlebenden des Überfalls mit seiner Musik zu unterhalten - das ist aber absolut daneben gegangen, ich habe noch nie so ein grässliches Lied gehört. Die Deichleute waren auch nicht wirklich begeistert, haben sich aber aus Dankbarkeit wenigstens zu einem Lächeln gezwungen. Wie gut, dass meine Vermutung, seine Musik könnte so schön sein, weil ihr Magie innewohnt, offensichtlich nicht richtig ist - denn mit diesem grässlichen Lied hätte er uns ansonsten wahrscheinlich alle umgebracht!

Tja. Die weitere Reise zur Stadt (Trontschein?) verlief dann jedenfalls recht schweigsam. Dort angekommen, haben wir uns erst einmal eine Herberge gesucht, Küstenblick heißt sie, und man hat tatsächlich einen Küstenblick hier. Recht schön sogar - wenn nur dieser Gastwirt nicht wäre! Der hat sofort diesen schmierig-lüsternen Blick bekommen, als er uns Frauen gesehen hat, und uns gleich als erstes angeboten, dass er uns ein Bad einlassen könnte. Habe ich natürlich sofort mit dem Argument abgelehnt, dass ich sauber genug bin. Und meine Tür werde ich heute nacht auch verbarrikadieren. Das Fenster auch. Wobei... wenn er durch die Tür bricht, und ich das Fenster nicht aufbekomme, wäre das schlecht. Andererseits schlafen wir Frauen ja in einem Raum - wenn der durch die Tür kommen würde, würde die blutrünstige Elfe ihn wahrscheinlich gleich versuchen zu essen.

Hmm, wo war ich? Ach ja, wir waren angekommen, haben die Räume bezahlt, und uns dann getrennt: Klimperer und ich sind zum lokalen Barbaren-Adelskerl, die schweigsame Zwölfgötter-Elfe zum örtlichen Boron-Geweihten (wegen der Frage der Grabsegnung für den verstorbenen Deichbauern - also der, den die Elfe aus dem Fass gezogen hat), und Ordhan wollte sich nach der Hexe umhören. Wo ich gerade von der esswütigen Elfe erzähle - wo ist die eigentlich hingegangen? Habe ich nicht mitbekommen. Nun ja, wird sie mir wahrscheinlich nachher sagen, wenn sie davon erzählt, was sie wieder alles in sich hineingestopft hat (muss sie mal fragen, ob sie schon Ratten gekostet hat...).

Eine Audienz bei dem Barbaren-Adligen zu bekommen war nicht so einfach wie gedacht, aber am gleichen Tag noch möglich, und damit weit einfacher, als es bei echten Adligen der Fall wäre. Aber dieser Kerl... uch, ich sage dir, ich bin wirklich noch nie jemandem begegnet, dessen ganze Art bei mir einfach nur den Gedanken an die nächste Fluchtmöglichkeit ausgelöst hat. Ich wollte ihn ja eigentlich auch nach der Hexe fragen, aber nachdem wir ihm mitgeteilt hatten, dass da so ein paar Thorwaler einen Deichbauernhof in seinem Bereich abgefackelt haben, wollte ich einfach nur noch so schnell wie möglich den Raum verlassen. Ich kann dir auch gar nicht so richtig beschreiben, was mit ihm nicht gestimmt hat... es war einfach schrecklich. Die ganze Zeit hat er aus keinem ersichtlichen Grund angefangen, herumzubrüllen, dass ich dachte, ihm platzt gleich der Kopf. Zum Glück hat unserer Klimperer die meiste Zeit mit ihm geredet, und ich nur unwohl danebengehockt.

Jedenfalls war auch dies irgendwann zuende, und wir sind zum Gasthof zurückgekehrt, wo ich dir jetzt gerade dieses schreibe. Ich wünschte, ich könnte jetzt ein entspannendes Bad nehmen...

Tief durchatmen, Elaria. Irgendwann verschlägt es mich bestimmt auch mal wieder in zivilisierte Gegenden. Außerdem habe ich es mir doch so gewünscht, die Welt zu sehen? Also sollte ich mich nicht so beschweren. Geht alles vorbei.

Ich halte dich auf dem Laufenden!




Liebes Reisetagebuch,

Die Sache ist ausgestanden, der Fluch gebrochen - jedenfalls so-gut-wie - und der Neudeichbauer samt Familie sicher. Was für ein Fluch das war, und warum irgendwelche Kapuzenkultisten das Ding haben wollten (hat mir zumindest Ordhan erzählt, dass ihm das die Fische erzählt hatten - wie glaubhaft das natürlich ist, steht auf einem anderen Blatt, vielleicht gibt es ja auch unter Fischen Aufschneider, die nur ein wenig Aufmerksamkeit wollen?) - keine Ahnung. Aber irgendwie bin ich auch froh, dass die Sache vorbei ist, Nostria gefällt mir nicht. Die Leute hier sind eine eigenartige Mischung aus hinterwäldlerisch-beschränkt und arrogant-abweisend. Also, nicht alle, natürlich, aber zuviele. Bin auch noch gar nicht sicher, in welche Richtung ich weiterreisen soll, muss ich mal mit Ordhan beraten. Wahrscheinlich würde ich sogar eine Einladung auf eine Expedition ins Güldenland annehmen, um dieser Gegend hier zu entfliehen.

Aber der Reihe nach, wo war ich oben stehen geblieben? Ah, das Gasthaus in Trontwein. Wir haben uns dann also... ja, das war mittlerweile wohl vor einer Woche! Habe gar nicht die Zeit gefunden, dir zu schreiben - tut mir sehr leid! Jedenfalls haben wir vor einer Woche im Gasthaus uns also zusammengesetzt und unsere Erkenntnisse geteilt. Eire hat einen Boronkerl auftreiben können, der das Grab segnen wollte, wir hatten unsere... Begegnung mit dem Adelsschnösel, und Ordhan hat derweil auf dem Markt die wichtige Arbeit erledigt und den Weg zur Hexe erfragt.

Sind wir dann noch direkt am gleichen Tag aufgebrochen? Weiß ich gar nicht mehr, schon so lange her! Jedenfalls waren wir dann bald im Sumpf, wo Ordhan uns gezeigt hat, wie man sich dort sicher fortbewegt - er hat wohl schon einige Zeit in solchen Gegenden verbracht. Hätte ich ihn früher gekannt, hätte ich ihn mit auf meine Expedition in den Dschungel nehmen können! Obwohl, dann wäre er vielleicht von dem Krokodil gefressen worden, das wäre ja schade gewesen. Jedenfalls habe ich mich immer schön hinter ihm gehalten, denn offensichtlich wusste er, was er tat. Übernachtet haben wir dann auch noch im Sumpf, aber nicht irgendwo im Matsch, sondern bei so einer netten Köhlerfamilie, die sogar eigentlich überhaupt nix für ihre Gastfreundschaft verlangt haben! Ich habe ihnen natürlich trotzdem etwas Geld zugesteckt, bei TRAvia!

Nächsten Tag sind wir dann weiter, auch nach der Wegbeschreibung der Köhler, die auch wussten, wo die Hexe wohnt, und haben dann auch tatsächlich die Hütte der Hexe gefunden. Die Hütte war in einer äußerst hübschen, gepflegten Umgebung an einem netten See - sah mitten im Sumpf fast so aus, als hätte die Hexe auf magische Weise nachgeholfen, die Umgebung weniger trostlos zu machen. Oder vielleicht hat sie auch nur sich ein hübsches Örtchen für ihre Hütte gesucht. Wie auch immer, zuerst wurden wir nur von einem dicken Kater mit einem abfälligen Blick begrüßt, aber als wir uns dann der Hütte weiter näherten, erwartete uns die Hexe natürlich schon. Das Gespräch mit ihr war... eigenartig. Sie schien irgendwie die ganze oder zumindest halbe Geschichte schon zu kennen, hat uns danach gefragt, warum wir uns eigentlich für die Geschichte interessieren und helfen wollen, und zuletzt hat sie uns dann auch noch irgendwie auf die Probe gestellt - erst wollte sie ganz viele Wertsachen im Austausch dafür haben, dass sie uns hilft - Ordhan sollte sogar seinen Ohrring hergeben! - aber als wir uns dann damit einverstanden erklärt haben, wollte sie den Krempel dann doch nicht mehr haben. Dabei hatte ich Ordhan gerade eben erst den Ohrstöpsel abgeschraubt! Naja, während ich das Ding also wieder an Ordhan befestigt habe, hat sie erklärt, dass sie uns helfen würde, aber nur, weil sie sich jetzt sicher sei, dass es uns wichtig genug wäre.

....

Bitte was? Waren ihr die verfluchten Leute also egal? Wir selbst waren doch völlig unwichtig, wir waren doch nur die Überbringer der schlechten Nachrichten (und der Fluchgabel). Aber wenn ihr die Leute egal waren, wieso wollte sie dann plötzlich weniger Wertsachen haben, als wir bereit waren, herzugeben? (Meinen reich verzierten Tulamidendolch hat sie übrigens trotzdem behalten - nicht weiter schlimm, das Ding war eh unpraktisch zu transportieren, und ich musste die ganze Zeit aufpassen, dass nicht irgendwelches Gesindel bemerkt, dass ich so ein Ding dabei habe, am Ende denken die noch, dass ich ein lohnendes Ziel für einen Überfall wäre!)

Wie auch immer, sie hat sich jedenfalls bereit erklärt, eine Salbe herzustellen, die den Fluch bei dem kleinen Jungen aufheben sollte (interessant, dass sie das so sicher sagen konnte, hatte sie die Gabel zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal zu Gesicht bekommen; vielleicht gibt es da so Standard-Fluchaufhebungs-Rezepte?), und danach wollte sie dann auch die Gabel entfluchen - letzteres würde aber eine Weile dauern, meinte sie (wiederum: Woher wusste sie das denn? Kommen ihr so verfluchte Gegenstände öfter mal unter die Finger? Und wenn ja, wer stellt die Dinger dann her? Vielleicht sollte sie sich dann mal mit denjenigen unterhalten, dass sie das besser sein lassen sollten? Oh, aber vielleicht kennen die sich ja auch, und haben eine Absprache, dass sie sich den Gewinn teilen, den die Hexe mit dem Entfluchen macht? Weil - die Hexe war schon irgendwie komisch. Also, ja, komisch sind die alle, aber die war anders-komisch als die Hexen in Weiden.)

Puh. Wo war ich? In der Hütte. Also, wir haben es uns dann also für die Nacht in der Hexenhütte (die recht geräumig und ganz hübsch eingerichtet war) gemütlich gemacht (und nein, ich habe nicht gefragt, ob ich die Hexe dafür bezahlen kann, dass ich ihr Bett nutzen darf - die hätte das bestimmt als respektlos eingestuft und mir Haare ins Gesicht gehext - oder so). Am nächsten Morgen (der Boden war eigentlich auch ganz gemütlich) hat sie uns dann also die Salbe in die Hände gedrückt, uns aber darüber informiert, dass wir die innerhalb von vier Tagen anfangen müssten beim Jungen aufzutragen, sonst würde sie nicht wirken. Angesichts unserer Reisezeit hierher war das... schwierig. Sie hat sich aber auch schlichtweg geweigert, das Zeug einfach zu dem Jungen hinzufliegen, weil sie sich ja um die Gabel kümmern müsste. Faule Ausrede, denke ich, die war einfach zu faul ihren Hintern auf ihren Besen zu schwingen. Immerhin hat sie uns noch eine Abkürzung durch den Sumpf nach Trondwand gezeigt, das würde dann schon reichen, meinte sie. Tja. Eire hat dann vorgeschlagen, dass sie einen Zauber machen könnte, mit dem sie... achja, genau, sie kann zaubern, die Zwölfgötter-Halbelfe. Hat sie bei der Gelegenheit mal so nebenbei erwähnt. Auf meine Frage, ob noch jemand zaubern könnte, haben dann alle die Köpfe geschüttelt. Auch der Klimperer, wohlgemerkt. Aber dazu komme ich später noch. Jedenfalls meinte Eire, dass sie einen Zauber könnte, mit dem sie beim Rennen nicht ermüden würde, und somit viel schneller beim Hof ankommen würde als wir. Wir haben uns dann aber dann drauf geeinigt, dass es nicht sinnvoll wäre, Eire alleine durch den Sumpf rennen zu lassen, und sind dann stattdessen der Abkürzung gefolgt, um dann in Trondsand neu zu entscheiden, wie wir die Sache am Besten angehen.

So, jetzt brauche ich aber mal eine Pause. Ich schreibe dir später den Rest der Geschichte!




So, fertig mit Essen! Jetzt kann es weitergehen.

Wir sind also nach einer weiteren Sumpfreise wieder in Trondwand angekommen... oh, ganz vergessen zu erwähnen, dass die Elfe (ist eigentlich nur zum Teil Elfe, haben wir mittlerweile herausgefunden - beziehungsweise hat sie uns erzählt) mit den Essensproblemen beim Aufenthalt bei der Hexe mal wieder versucht hat, den nahen See leerzufischen. Allerdings trat sie damit in scharfe Konkurrenz zum Kater, der auch seinen Teil am Fang abhaben wollte. Schlussendlich hat die Hexe den beiden die verbleibenden rohen Fische abgenommen und für den Rest (also auch für mich) zubereitet - was ja schon ziemlich nett von ihr war, sie hätte ja auch einfach erwarten können, dass wir uns selbst versorgen. Oh, wo wir gerade vom Kater reden - mit dem habe ich eine Weile lang gespielt, während wir den Abend auf die Hexensalbe gewartet haben. Geredet hat er aber leider nicht mit mir. Oh, und Ordhan ist im See schwimmen gegangen - vielleicht wollte er auch einfach nur wieder mit seinen Verwandten reden, habe ich ihn nicht gefragt. Jedenfalls... eigentlich wollte ich ja von Trondwein erzählen.

Also, wir sind zurück in der Stadt zu dem Schluss gekommen, dass es am Schnellsten wäre, wenn wir uns mal wieder eine Kutsche samt Kutscher mieten. Die Idee war an sich auch gar nicht so schlecht, nur wollte ich dann eben nicht in der Kutsche sitzen, sondern draußen, auf dem... Kutschstuhl? Das allein wäre auch kein Problem gewesen, aber die Elfe mit den spitzen Zähnen wollte auch dort sitzen, und so haben wir uns überlegt, den Kutscher vielleicht einfach als Notgroschen in die Kutsche zu setzen und das Ding selbst zu fahren. Ich meine - wie schwer kann das denn sein? Pferde antreiben und nach links oder rechts lenken?

Tja, es hat sich herausgestellt, dass das dann doch nicht so einfach ist, wie man denken würde. Jedenfalls haben wir, nachdem ich das Ding fast in den nächsten Graben gelenkt habe, den Kutscher gebeten, doch wieder die Zügel zu übernehmen. Die hungrige Elfe hat sich glücklicherweise dazu bereit erklärt, wieder ins Innere der Kutsche zu gehen, da für drei Leute auf der... Kutschbank? kein Platz war. Meinte zumindest der Kutscher, und ich war angesichts seines Geruchs dazu geneigt, ihm zuzustimmen, auch wenn es so rein vom Platz her wohl gereicht hätte, wenn wir uns etwas gedrückt hätten - ich bin ja nicht so breit, und die Fischelfe auch nicht. Wie auch immer, jedenfalls konnte ich dann auf der Fahrt die Aussicht genießen.

Wir erreichten dann also am nächsten Tag (die Nacht war abgesehen von den Selbstgesprächen der Metzelelfe ereignislos) gegen Mittag den Neudeichbauernhof, was bedeutete, dass das mit der Salbe schon reichlich knapp war. Zu allem Überfluss sahen wir dann auch noch ein gelandetes Drachenschiff der Thorwaler in der Nähe, und die Besatzung war gerade dabei, auf den Hof zuzustürmen, wohl um ihn ebenfalls anzuzünden (und dabei hatten wir doch gerade erst verhindert, dass ihm die Nachbarn seine Bude abfackeln!). Der Kutscher hat sich angesichts der Gefahr dann auch geweigert, weiterzufahren, und so sind wir alle rausgehüpft und auf den Hof zugerannt. Auf dem Weg haben wir beschlossen, dass die anderen die Sache mit den Thorwalern klären, und ich sollte die Salbe zu dem Jungen bringen (falls es zu Gewalttätigkeiten gekommen wäre, wäre ich eh keine Hilfe gewesen, bei TSA!). Eire mussten wir übrigens erst einmal erklären, was das Problem war, da sie das Schiff samt Thorwaler schlichtweg erst gar nicht gesehen hat. Vielleicht hat sie aus dem anderen Fenster geschaut, oder sie war von der Nachtwache so müde, dass sie vergessen hat, die Augen zu öffnen?

Während ich also auf dem Hof mir von dem Bauern das Fass habe zeigen lassen, in dem der Junge mittlerweile vor sich hinblubberte, haben die anderen sich zwischen den Hof und die Thorwaler gestellt. Wie mir Ordhan erzählt hat, haben die beiden anderen Spitzohren auch gleich damit begonnen, ohne Vorwarnung Pfeile auf die Nordleute zu schießen (die eine wollte mit Sicherheit einen erlegen, um ihn zu essen... bah). Dann aber hat der Klimperer mit einem Lied begonnen, das wohl so wunderschön war, dass es die Thorwaler beruhigt hat, und sie den anderen in die Arme gefallen sind. Den restlichen Abend gab es dann eine große Feier mit Wein und Met... ne, Spaß beiseite. Liest sich noch nicht mal sonderlich witzig, sollte ich vielleicht in Zukunft drauf verzichten. Also nochmal: Der Klimperer, der uns später erklärt hat, dass er ein Zauberbarde ist (also doch zaubern kann!) hat also ein Lied gespielt, das er Lied der Freundschaft nannte. Und offensichtlich ist ihm dies so gut gelungen, dass die Thorwaler sich daraufhin überzeugen ließen, friedlich wieder abzuziehen (wobei Lana mit ihrer Forderung, dass der eine von ihr getroffene Thorwaler den Pfeil wieder zurückgeben sollte, fast doch noch ein Blutbad ausgelöst hätte - hat mir zumindest Ordhan erzählt).

Ich habe derweil den Jungen mit der Salbe versorgt und der Tochter des Deichbauern erklärt, wie die Salbe anzuwenden ist. Ich meine... ich könnte ja eigentlich noch bleiben und das selbst erledigen, aber wie schon gesagt zieht es mich in die Ferne, weg von diesen leicht durchgeknallten Leuten und ihren gefährlichen Nachbarn zu Lande und zur See. Dem Deichbauern habe ich übrigens gesagt, dass seine Gabel von der Hexe in ein paar Tagen hergeflogen kommen sollte. Er war von dem Gedanken anscheinend nicht so sonderlich begeistert, keine Ahnung wieso. Wobei ich gar nicht mal sicher bin, dass die Hexe die Gabel wirklich selbst herbringt. Vielleicht beauftragt sie ja auch einfach einen Durchreisenden, das zu erledigen... scheint in einigen Gegenden Aventuriens jedenfalls üblich zu sein, Fremde solche Dinge übernehmen zu lassen.

Egal. Die Sache ist für mich damit erledigt. Mal sehen, ob die anderen mir noch eine Weile Gesellschaft leisten werden - so seltsam sie alle mehr oder weniger sind, sind sie doch eigentlich auch ganz nett und haben das Herz am richtigen Ort.

Ewiger Hass[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Diesmal habe ich mir sogar den Namen des Dörfchens gemerkt, in dem wir gerade sind: Hollerdonk!

Außer dem Spitzohr Ordhan begleiten mich immer noch der Zauberbarde Esindio und Eire, die tiefgläubige Wildnis-Halbelfe. Unsere Erkundung alter nostrischer Geheimnisse ist die letzten Wochen sehr erfolgreich (und lukrativ!) gewesen, also sitzen wir gerade gut gelaunt in der kleinen Hütte, die hier im Dorf „Gasthaus“ genannt wird. Nach dem Essen wollen wir... oh, da kommt schon das Essen. Bis später!

Ein Auftrag! Abenteuer! Alte Geheimnisse! Hah, es lohnt sich doch immer wieder, fremde Leute einfach ungeniert anzuquatschen. Diesmal waren es zwei Frauen, die sich am Nebentisch unterhalten haben. Wie ich (auch ganz ohne spitze Ohren!) mitbekommen habe, wollte die eine, die wichtiger aussah, die andere, anscheinend Unwichtigere, damit beauftragen, ein paar Leute zu suchen, die sich im Wald verlaufen haben. Und da wir mit Eire ja eine dabeihaben, die sich im Wald nie verläuft, dachte ich mir, dass wir den beiden ja einfach unsere Dienste anbeiten könnten! Kann ja nicht so schwer sein, ein paar Leute im Wald zu finden? Und gut bezahlt werden sollte es auch, da bin ich natürlich hellhörig geworden!

Tja, also, peinlich natürlich dass die eine, die ich für unwichtiger gehalten habe, eine nostrische Adlige war, während die andere nur eine Armeeoffizierin war. Die Hinterwäldler-Adlige war natürlich nicht begeistert, dass ich... ein kleeeein wenig respektlos war, aber ein kleiner Scherz und mein freundliches Lächeln haben das Eis gebrochen, denke ich. Jedenfalls sind wir jetzt mit drin, in diesem Auftrag. Es geht um ein paar nostrische Soldaten, die auf andergastschem Gebiet spionieren sollten, aber spurlos verschwunden sind. Kann ja nicht so schwer sein, die wiederzufinden?

Unser Zeug, das wir im nostrischen Wald... gefunden haben, lassen wir hier bei der Offizierin, die schien vertrauenswürdig. Und morgen geht es dann auf nach Andergast! Also, zumindest über die Grenze. Die Hinterwäldler-Adlige muss sich dazu noch verkleiden, ich habe ihr vorgeschlagen, dass ich sie mit horasischen Sachen ausstatten könnte - fand sie aber anscheinend nicht so gut, sie will jetzt einen auf Thorwaler machen. Dabei sieht sie doch gar nicht wie eine Nordfrau aus? Außerdem - laufen die nicht immer oben ohne herum? Egal, ich habe da nichts mehr gesagt, wenn sie das so machen will, ist das ihr Problem. Im Zweifelsfall kann ich ja immer noch die Beine in die Hand nehmen, wenn die Andergaster sie einsacken.

Dann bis morgen! Ich bin gespannt, in was für eine Sache wir hier wieder hineingestolpert sind!


Liebes Reisetagebuch,

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Heute war ein... anstrengender Tag. Nicht nur, weil wir den ganzen Tag auf den Beinen waren und zwei Dörfer besucht haben, sondern auch, weil die Leute hier in der Gegend... seltsam sind. Also, nicht nur einfach Hinterwäldler-seltsam, sondern seltsam-seltsam. Aggressiv, gereitzt, streitlustig, misstrauisch. Aber auf eine ganz komische Weise. Und dann haben sich da bei einer Schlägerei zwischen Jugendlichen auch noch ein paar halbtot geschlagen. Also... eine ist sogar tot geblieben, sogar nachdem unserer Klimperer mit seiner Harfe ein Wunder vollbracht und ein paar der Jugendlichen zurück ins Leben geholt hat. Aber - das hat die anderen Leute irgendwie so gar nicht richtig interessiert!

Das ist jetzt wieder etwas wirr, nicht wahr? Oje.

Gut, also versuche ich es mal wieder der Reihe nach. Wir sind heute morgen also frohen Mutes von Hollerdonk aus aufgebrochen (die Hinterwäldler-Adlige hat sich gut in die Gruppe eingepasst, ihre Riesen-Mordwaffe zurückgelassen und ihr nostrisches Wappen entfernt - sie versucht sogar überhaupt nicht, uns Befehle zu erteilen! Sehr erfrischend), und Richtung Grenze marschiert. Wie ich gestern aufgeschnappt hatte, sollte es da so einen kleinen Hügel geben, an dem die Jugendlichen zweier Dörfer jedes Jahr eine unwichtige Schlacht nachspielen, die da mal zwischen Nostria und Andergast stattgefunden hat. Die Leute im Gasthof hatten sich darüber unterhalten, dass es ja bald wieder soweit sein müsste, und dass das ja immer ein Riesenspaß wäre. Letzteres war dieses Mal aber auf jeden Fall nicht... der Fall? Hört sich doof an... egal. Wir sind also irgendwann gegen Mittag auf diesen Hügel zumarschiert, und haben es schon von Weitem gehört, dass da ein Kampf im Gange ist. Ich bin sofort darauf zu gestürmt (frag mich nicht wieso, seit wann renne ich denn auf den Kampfeslärm zu?!), aber als wir ankamen, war schon das Gröbste vorbei, die Verletzten haben sich blutend zu beiden Seiten davongeschleppt. Da ich ja so absolut keine Erfahrung im Verbinden von Wunden habe (damals in Meridiana hat das ja... wie hieß er noch mal? Der Kerl mit dem netten Lächeln, du weißt, wen ich meine!... erledigt. Hätte ich mir eigentlich mal was beibringen lassen können, wenn ich es mir recht überlege), hielt ich es natürlich sofort für eine absolut gute Idee, mich am Versorgen der Verwundeten zu beteiligen! Wie gesagt, frag mich nicht warum, vielleicht verhalte ich mich hier in dieser Gegend auch einfach ein wenig komisch? Auf jeden Fall lagen da einige auf dem Hügel herum, die sich nicht mehr geregt haben. Meine Ersteinschätzung war, dass sie alle tot waren! Eire und Esindio haben mir da aber widersprochen, also habe ich mich rasch ans Verbinden der am schwersten Blutenden gemacht. Esindio hat mir kurz darauf aber das Verbandszeug aus den Händen genommen und mir erklärt, dass man den Hals nicht verbinden sollte? Aber wenn es da doch blutet?

Unserer Klimperer hat dann wie gesagt auch noch seine Zaubermusik erklingen lassen, aber für eine hat es nicht gereicht. Wir haben ein paar Freunde von ihr gefunden, und sie zurück in ihr Dorf begleitet, wo wir uns ein wenig umgehört haben. Und wie gesagt, die Leute waren alle... seltsam. Immerhin haben wir herausgefunden, dass die Gesuchten vor einer Weile hier im Dorf waren und dann Richtung Andergast abmarschiert sind - genauer: Richtung Beilstatt.

Ich muss gerade mal eine Pause machen, das Bad ist jetzt frei!


Liebes Reisetagebuch,

So, jetzt bin ich bereit zum Schlafen gehen. Aber ich muss dir ja noch rasch vom Rest des Tages berichten! Also, wir sind dann auch über die Grenze nach Andergast (wo es ganz genauso aussieht wie in Nostria, selbst die Leute sehen gleich aus, keine Ahnung warum die hier so eine große Sache daraus machen, wer nun zu wem gehört) und nach Beilstatt marschiert, wo wir am späten Nachmittag angekommen sind. Nachdem wir uns erst mal die Zimmer im örtlichen Gasthaus gesichert haben (ich habe wieder ein Einzelzimmer! Die anderen sind wohl geselliger als ich, jedenfalls entscheiden sie sich immer für den Schlafsaal? Na, bis auf die Adlige, die hat das andere Einzelzimmer genommen, aber das war ja zu erwarten. Nase hoch in die Luft wird bei Adligen ja irgendwie so vererbt oder so), haben wir uns aufgeteilt, um möglichst schnell möglichst viele Informationen zu sammeln.

Spitzohr hat mich zum Tsatuaria-Schrein begleitet, den ich natürlich als erstes besuchen musste! Dort sind wir auf eine hübsche Rothaarige gestoßen (diese Haare! Ein Traum!), die zwar noch ziemlich jung war, aber schon die Aufsicht über den Schrein hatte (anscheinend ist ihr Vorgänger etwas frühzeitig verstorben?). Ich habe sie gleich mal gefragt, ob die spielenden Kinder da in der Ecke die Kriegswaisen sind, oder ob die woanders untergebracht werden? Sie schaute mich an, als hätte ich gerade auf den Altar gepinkelt, und behauptete dann ernsthaft, es gäbe gar keine Kriegswaisen im Dorf! Wie bitte? Nostria und Andergast führen andauernd Krieg gegeneinander, und es gibt keine Waisen? Bewerfen die sich mit Wattebällchen und entscheiden Schlachten im Armdrücken, oder dürfen nur Leute ohne Kinder in die Armee? Komische Lüge, ich meine, es sieht doch jeder, dass es Waisen gibt, wieso sollte man da etwas anderers behaupten?

Na, jedenfalls habe ich dann eben gefragt, ob es denn in der Umgebung Hexen gäbe, wir müssten unbedingt Kontakt zu einer aufnehmen. Sie schaute mich wieder seltsam an (diesmal aber eher, als hätte ich ihr ein unmoralisches Angebot gemacht) und meinte, dass es hier in der Umgebung vor allem Sumen gäbe (das hört sich zwar nach einem leckeren Eintopf an, ist aber die Bezeichnung für Männer, die das gleiche wie die Hexen machen, aber sich anders nennen wollen - so habe ich das zumindest verstanden).

Na, da ich ich also irgendwie keinen richtigen Zugang zu der Frau gefunden habe, hat Ordhan das Gespräch übernommen und sich nach den nostrischen Sold... äh, den definitiv „andergastschen Fallenstellern“ erkundigt. Und tatsächlich wusste die Frau zu berichten, dass die Gruppe vor ein paar Wochen hier im Dorf war - und einer war sogar schon wieder zurückgekehrt! Auf unsere Frage, wo er denn dann hingegangen sein, führte sie uns in den Keller, wobei sie uns warnte, dass der Mann ein wenig durcheinander sei. Es stellte sich heraus, dass dies noch weitaus untertrieben war - aus dem angstschlotternden Bündel war nichts Vernünftiges herauszuholen. So sind wir also wieder abgezogen (wobei ich dem Mann glaube ich noch versprochen habe, ihm beim nächsten Besuch ein paar Süßigkeiten vorbeizubringen), und ich habe mir vorgenommen, Eire um Hilfe zu fragen - die kann doch heilen? Glaube ich?

Wir sind dann also zur Schenke, die von Klimperer und Adliger untersucht werden sollte. Als wir dort ankamen, war Esindio am klimpern und die Adlige am Tanzen und Singen - anscheinend haben die beiden „Informationssuche“ mit „Alkoholaufnahme“ verwechselt? Jedenfalls kam kurz danach auch noch Eire wieder dazu, die sich inzwischen mit dem Firungeweihten des Dorfes (Holk! Er hieß Holk! - frag mich nicht, ich finde das witzig) unterhalten hatte - der Mann hatte den Sold... äh Fallensteller im Wald gefunden (den Namen hatten wir doch auch... Kaspar... irgendwas. Ich nenne ihn also einfach Kaspar. Also, den Halbverrückten aus dem Wald. Nein, nicht den Geweihten, den anderen! Der, der vom Geweihten gefunden wurde!) und ins Dorf gebracht. Ordhan und ich sind dann noch schnell zum Firunschrein geflitzt, um den Geweihten zu fragen, ob er uns morgen in den Wald bringen und den Ort zeigen könne, wo er den Mann gefunden hat - und er hat zugesagt! (Also, der Geweihte, Holk!) Richtig nett war er, für so einen Firungeweihten.

Auf dem Rückweg sagte ich dann zu Ordhan: „Ich gehe jetzt ins Bett!“ Er antwortete „Ich komme später nach.“ Woraufhin ich meinte: „Aber nicht in mein Bett!“ - du hättest sein Gesicht sehen sollen! Knallrot verlegen war er! Richtig süß! Dabei wollte ich ihn doch nur ein wenig aufziehen.

Übrigens ist mir vorhin noch eine Geschichte eingefallen, die ich bei meiner letzten Reise durch Andergast aufgeschnappt habe: Dass nämlich vor langer Zeit so zwei Könige der Tiere sich hier in der Gegend zerstritten haben, und sich dieser Streit irgendwie auf die Könige der Menschen übertragen hat. Hat auch etwas mit den Tieren im Wappen der Königshäuser von Andergast und Nostria zu tun, da sollte ich die Adlige vielleicht mal drauf ansprechen, die kennt sich mit Wappen ja bestimmt weitaus besser aus als ich!

So, das war es dann aber für heute, ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht, mein liebes Reisetagebuch, wir sehen uns morgen wieder! Nachdem wir ein wenig im Wald gestöbert haben, hoffentlich!

Nachtrag: Also, irgendwie ist mir das Essen gestern abend wohl nicht so gut bekommen, jedenfalls bin ich heute im Bett geblieben (wenn ich nicht gerade zur Latrine gerannt bin). Die anderen haben derweil bestimmt schon das ganze Geheimnis gelü... ich muss weg!...

Wieder da. Ich schreibe morgen wieder... mir ist soooo schlecht....


Liebes Reisetagebuch,

es hat mich doch nicht den ganzen Tag im Bett gehalten, vor allem nachdem ich von draußen auf dem Marktplatz Geschrei gehört habe. Ich habe also einfach die Zähne zusammengebissen und bin runtergetaumelt, wo ich auf die anderen gestoßen bin, die wohl mittlerweile im Wald gewesen waren (es war schon später Nachmittag.

Sie erzählten mir, dass sie gerade einen Streit zwischen zwei Sumen (wie gesagt, kein Eintopf, sondern männliche Hexen) beobachtet hätten, und wir entschieden uns rasch, dem einen davon zu folgen, der offensichtlich eine Hütte in diesem Dorf besaß. Dort angekommen nahm Ordhan mir das Versprechen ab, den Kerl nicht auszufragen und auch ansonsten die Klappe zu halten - anscheinend dachte er, ich würde den Mann gegen uns aufbringen? Ich weiß gar nicht, wie er auf so eine Idee kommt?

Jedenfalls hat der Sume also die Tür geöffnet, nachdem Ordhan angeklopft hat, und seine Begrüßung war etwas ruppig, sodass die Hochnase gleich wieder beleidigt war, also musste doch ich wieder einspringen und die Wogen glätten. Mein Hinweis, dass wir hier wären, um zu helfen, hat ihn offensichtlich überzeugt.

Kurz darauf saßen wir also in seiner kleinen Hütte, und er hat uns über den Streit mit dem anderen Sumen erzählt - es ging wieder um diese Tierkönige und deren Streit, und dieser Sume (Kladur mit Namen) war der Meinung, dass dieser Streit tieferliegende Ursachen haben müsste, und dass man dagegen etwas tun müsste. (Der andere Sume war offensichtlich anderer Meinung, aber das ist nicht weiter wichtig) Wir haben dann auch noch über einen See gesprochen, der möglichweise der Quell des Übels sein könnte, jedenfalls würde er sich dort „unwohl“ fühlen. Gut, dass ich keinerlei magische Begabung habe!

Oh, ganz vergessen, er war auch noch so nett, mir einen Tee zu machen, der mir mit meinen Magenproblemen geholfen hat. Das Rezept muss ich unbedingt noch mitnehmen! Hochnase war übrigens so wenig an der ganzen Sache interessiert, dass sie irgendwann sich einfach einen Besen geschnappt und angefangen hat, ein paar Scherben in der Hütte zusammenzukehren. Ich musste dann schnell dem Kladur erklären, dass es bei Thorwalern so üblich ist, dass man sich als Gast an den Hausarbeiten des Gastgebers beteiligt. Hat er mir anscheinend abgenommen. Gut, dass ich nie um eine Erklärung verlegen bin!

Naja, jedenfalls haben wir dann ausgemacht, uns am nächsten Tag erneut von dem Geweihten (Holk! Er heißt Holk!) in den Wald führen zu lassen, und dann auch Richtung See zu gehen. Da soll es dann auch Goblins geben, die aber nicht gefährlich zu sein scheinen, jedenfalls sprach Kladur gut von deren Schamanin. Ach, bei der Gelegenheit musste ich dann auch noch dem Spitzohr, also Ordhan, erklären, was Goblins sind! Hat er anscheinend noch nie von gehört? Jedenfalls leuchtete ihm das Konzept „Goblin“ auch nach meiner Erklärung ganz grundsätzlich nicht ein, ich weiß nicht wieso. Er hat sich jetzt wohl gemerkt, dass alles, was kleiner ist als er, und einen roten Pelz hat, ein Goblin ist. Ich weiß nicht so wirklich, ob ich mit diesem Ergebnis zufrieden sein soll? Aber er wird den kleinen Stinkern ja noch eher früher als später begegnen, dann wird er es wohl verstehen.

Als wir dann schon aufbrechen wollten, meinte Ordhan, dass er und ich noch etwas alleine mit dem Haldur zu … nee, Kladur hieß er doch? Holk! hieß der andere. Nja, jedenfalls, wir müssten zu zwei noch etwas mit dem Sumen besprechen. Ich war etwas überrascht, bin aber dabeigeblieben, und Spitzohr hat dann dem Sumen von seiner komplizierten Herkunft erzählt (sowie, dass er am Liebsten mit Fischen redet). Wir haben dann auch noch ein wenig über mögliche Feenwelten bei dem See spekuliert, was ich dann später, als der Klimperer mit dabei war, etwas unvorsichtig ausgeplaudert habe.

Tja. Danach sind wir also noch schnell zu Holk! gelaufen, haben uns mit ihm für morgen verabredet, und ich habe, wie gesagt - ich war wohl noch etwas benommen von der Sache heute morgen, den ganzen neuen Informationen, und davon, dass ich müde war - mich verplappert. Ich habe natürlich schnell versucht, abzulenken, und ihn gefragt, was er eigentlich so im Wald die ganze Zeit macht, ob er Bäume fällt, oder so. Daraufhin hat er uns richtig interessante Dinge über die Pflanzen und Bäume der Umgebung! Die anderen fanden das offensichtlich langweilig, die haben sich schon mal verabschiedet.

Zurück in der Herberge habe ich mich dann zu den anderen gesellt, die sich alle schon irgendwelches Gesöffs bestellt hatten, und als der Klimperer dann angefangen hat, schief zu singen, warf die Hochnase einen Krug nach ihm (mit dem Ausruf „Ich bin die thorwalsche Kampffee“? Was auch immer das bedeuten soll?), dem Klimperer aber ausgewichen ist, und so hat Ordhan das Ding ins Gesicht bekommen. Keine Ahnung, wie das ausgegangen ist, ich habe den Raum daraufhin fluchtartig verlassen, um dir zu schreiben.

Unten ist es jetzt auch wieder ruhig, also ist wohl wieder alles in Ordnung. Hoffe ich. Falls sie sich nicht gegenseitig totgeschlagen haben. Wobei ich in dem Fall auch nichts machen könnte. Nun ja, liebes Reisetagebuch, es war ein langer Tag, und ich bin müde, also gehe ich jetzt schlafen.

Gute Nacht, und bis morgen! Deine Elaria




Liebes Reisetagebuch,

Wir sind mal wieder im Wald. Ich weiß, du machst dir wieder Sorgen, in einen Tümpel zu fallen, aber ich verspreche dir, dass ich dieses Mal besser aufpasse! Zudem hast du ja jetzt einen wasserdichten Umschlag (zumindest hat mir der Verkäufer versichert, dass er wasserdicht ist; hätte ich vielleicht mal ausprobieren sollen?). Und nicht zuletzt ist es ein Nordwald, kein Dschungel, und auch kein Sumpf - es sollte also nicht allzu viele Wasserstellen geben.

Gut, also, was ist heute passiert? Ganz schön viel... ob ich das jetzt alles so auf die Schnelle noch auf die Reihe bekomme? Nach dem Frühstück habe ich Lina (die Frau aus dem Tsatuaria-Schrein, die behauptet hat, es gäbe keine Kriegswaisen in Andergastschen Landen!) dazu überredet, mit mir einen kleinen Spaziergang zu machen, und dabei praktisch die ganze Zeit auf sie eingeredet (du kennst mich ja!). Der Zweck des Ganzen war aber nicht, ihr die Ohren abzuquatschen, sondern sie eine Weile vom Schrein fernzuhalten, damit meine Gefährten (ja, ich nenne die jetzt so! Immerhin wollen sie nicht alles fressen, was ihnen begegnet, ich sehe das als einen deutlichen Fortschritt an!) diesen Kaspar noch einmal ordentlich verhören können.

Wie sie mir später erzählt haben, haben Eire und Hochnase dabei herausgefunden, dass Kaspar und seine Leute im Wald von Goblins angegriffen wurden, dabei aber von einer rothaarigen See-Frau (also: eine Frau aus einem See; vielleicht wohnt sie da? So Hausboote sollen ja in Grangor sehr beliebt sein; wobei, vielleicht ist sie auch einfach eine Fee) gerettet wurden. Kaspar ist dabei anscheinend geflohen (fand Hochnase ja hoch "unehrenhaft" - ich würde in so einer Situation allerdings auch die Beine in die Hand nehmen!), wenig später Andergastern begegnet, die ihn dann auch noch zusammenschlagen wollten, und schließlich dann halb im Delirium von Seppel... äh, nee, der hieß doch anders? Seffel? Na, dem Sumen (kein Eintopf!) halt... also, von dem wurde er dann letztlich gerettet. Was wir aber auch schon wussten. Glaube ich? Oder hat ihn der andere Sume gerettet? Dieser... Kladur? Ich glaube, ich bin doch durcheinander gekommen. Oh, bevor ich es vergesse, mittendrin war auch noch ein um sich schlagender Baum im Spiel - ich krieg aber gerade nicht mehr auf die Reihe, wann und wo der eine Rolle gespielt hat. Wird hoffentlich auch nicht so wichtig sein.

Jedenfalls bin ich nach dem Spaziergang dann auch noch mit unserem Klimperer zu diesem Sumen, um etwas über den anderen Sumen zu erfahren. Weil der den Kaspar gerettet hat, richtig. Jetzt ergibt das auch wieder Sinn für mich. Gut, jedenfalls war Kladur nicht allzu hilfreich, er hat uns zwar erzählt, was für Meinungsverschiedenheiten sie haben bezüglich dieser esoterischen Tierkönigs-Sache, aber allzu sehr hat uns das jetzt aktuell auch nicht weitergeholfen. Zudem habe ich mich dann auch noch bezüglich Feen verplappert, und wir mussten das Gespräch dann praktisch fluchtartig abbrechen.

Glücklicherweise hatten wir ja eh geplant, mit Holk! in den Wald zu gehen, also hatte ich eine gute Ausrede. Im Wald selbst war ich dann schwer beeindruckt, wie leise sich Hochnase in ihrer ganzen schweren Rüstung im Wald bewegen kann. Ich schätze mal, wenn man Baronin einer Waldwildnis ist, lernt man so etwas recht schnell?

Während ich also ihre Schleichkünste bewunderte, fragte Hochnase den Holk! nach Bäumen, die möglicherweise mit ihren Ästen um sich schlagen. Leider habe ich die Antwort nicht mitbekommen, da ich, von der Frage wieder an diese Möglichkeit erinnert, sehr beschäftigt damit war, die möglicherweise fiesen Bäume der Umgebung im Auge zu behalten. Und, wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst, das waren nicht wenige! (es ist ein Wald!) Aber ich bilde mir ein, mitbekommen zu haben, dass Holk! diese Möglichkeit eher absurd fand. Also, die Möglichkeit, dass Bäume einfach so um sich schlagen. Richtige Bäume. Es gibt ja auch diese... Waldtrolle? neee... die heißen anders... Baumschrate! Das ist es. Das sind aber natürlich keine Bäume, sondern... Schrate. Wie der Name schon sagt. Egal, wo war ich?

Ach ja, im Wald mit Holk! und den anderen. Er hat uns also zu dem Ort geführt, wo er... Moment mal, wer genau hat den Kaspar denn jetzt gefunden? War das Holk! oder Seppel oder Klapdur? Einer der drei Grauhaare auf jeden Fall!

Ich glaub, ich brauche mal eine Pause, jetzt bin ich völlig durcheinander.




Liebes Reisetagebuch,

Ich bin gerade mal eine Runde spazieren gegangen, blicke aber immer noch nicht durch bei dieser Kaspar-Seppel-Holk!-Klapdur-Sache. Müsste ich wohl die anderen fragen... aber Mensch (oder in diesem Fall Buch), das wird wieder peinlich! "Haha, Elaria hat mal wieder nix geblickt!" Na und? Es gibt so viele schöne Dinge auf der Welt, da braucht man sich doch nicht unbedingt behalten, welcher alte Mann mit welchem anderen alten Mann was wann und wo gemacht hat? (Wobei Kaspar ja nicht so alt ist... aber du verstehst, was ich meine!)

Also schreibe ich einfach weiter, jetzt wird es nämlich wieder interessant. Wir sind dann nämlich ohne Holk! weitergereist - er hatte uns nämlich den Weg zu diesem Feen-See (mit der See-Frau drin) beschrieben, uns aber auch vor den Goblins gewarnt, die sich in der Nähe herumtreiben... und denen wir dann auch prompt begegnet sind (Ordhan hat sie sogar ganz richtig als Goblins identifiziert! Naja, wohl nicht sooo überraschend... kurz vorher hatte er uns auch vor einem Fuchs gewarnt...). Die waren aber gar nicht so schlimm, ich habe einfach das gemacht, was ich am Besten kann - reden! Ich habe sie freundlich begrüßt, mich vorgestellt und ihnen versucht zu verstehen zu geben, was wir hier wollen (dabei habe ich mich aber natürlich halb hinter Hochnase versteckt, sicher ist sicher!). Nachdem Ordhan mir beigesprungen ist und ihnen auch noch den Namen der Goblin-Schamanin genannt hat (Urkunde... nee. Fing aber mit Ur- an. Urwald? Nee, Blödsinn, vorher war ich näher dran. Urkunwa? Jetzt rate ich bloß... ah, halt, mir fällt es gerade ein! Urkununna! - Woher wusste Ordhan den Namen eigentlich? Habe ich da wieder was verpasst?), haben uns dann mitgenommen und sogar darauf verzichtet, irgendwelche unangenehmen Dinge auf uns zu schießen.

Im Lager wurden wir dann direkt zur Schamanin gebracht. Es war zwar ein wenig schwierig, ihren Worten zu folgen (ihr Garethi war nicht so überragend, und sie hat dazu auch noch höllisch gestunken! Wobei, im ganzen Lager hat es so gerochen... ich habe heimlich diesen Trank geschluckt, den mit der Eintopf gegeben hatte...), aber letztlich war sie - für einen Goblin - ganz nett, und hat uns die Situation aus ihrer Sicht geschildert: Der See liegt in einem Gebiet, das Goblins nicht betreten dürfen ("Bannland!"), weil man da "böse Gedanken" bekommt. Manche Goblins halten sich nicht daran, und greifen dann Menschen an (Wirklich? Hier hatte ich den Eindruck, dass sie ein wenig lügt - erzähle ich gleich genauer). Und zudem gibt es auch noch Holzfäller, die sich nicht an das Bannland halten (wie auch? Wenn sie nix darüber wissen?) und dort Bäume fällen - was der Schamanin nicht gefallen hat, weswegen sie uns gebeten hat, die Menschen dazu zu bringen, ihr Lager abzubrechen und aus dem Bannland zu verschwinden; als Belohnung würde sie uns dann einen Trank geben, der die "bösen Gedanken" bändigt (und genau hier passt etwas nicht - wenn sie einen Trank hat, der die "bösen Gedanken" bändigt, warum gibt sie den nicht ihren Gefolgs-Goblins, wenn sie mal ins "Bannland" müssen? Tja, ich denke, genau das hat sie getan! Ihre Goblins sind dann aber auf die armen Nostrier gestoßen und haben diese angegriffen - für Goblins sehen Menschen doch bestimmt alle gleich aus! Später hat sie dann den Fehler ihrer Leute bemerkt, und jetzt, wo ein paar Leute in ihr Lager kommen und genau diese Leute suchen, erfindet sie eine Geschichte von "anderen Goblinsippen", die schuld wären, und nicht auf sie hören würden.. Dabei weiß doch jeder, der auch nur ein paar Geschichten über Goblins gehört hat, dass diese sich !nie! ihren Schamaninnen widersetzen!).

Nun, wir sind also auf den Handel eingegangen und direkt ins Holzfällerlager weitergereist - wo ich auch gerade in Gegenwart von 11 männlichen Holzfällern sitze und dir schreibe (die können anscheinend alle nicht lesen, einer hat mich gerade gefragt, ob ich da schreibe oder male!). Klimperer und Ordhan haben sich für den Moment mit dem Vorarbeiter zurückgezogen und versuchen ihn von unserem Standpunkt zu überzeugen, während der Rest mir hier Gesellschaft leistet.

Die Andergaster Kerle hier glotzen mir auf die Brüste! fällt mir da gerade auf. Dabei habe ich doch praktisch keine! Zumindest bin ich mir sicher, dass der ein oder andere Kerl hier Größere hat! Warum sind hier eigentlich keine Frauen am Arbeiten? Was machen Frauen in Andergast eigentlich? Sitzen die alle zuhause und stricken? Aber das ist doch furchtbar langweilig!

Ah, endlich. Meine beiden Gefährten kommen mit dem Vorarbeiter zurück. Schreibe später weiter!



Liebes Reisetagebuch,

Ich schreibe dir das hier rasch, während die anderen sich den Kopf zerbrechen, wie wir an dem Baum-Schläger vorbeikommen (durchs Gebüsch wollen sie ja nicht!).

Ich war bei den Holzfällern stehen geblieben. Also, natürlich nur im übertragenen Sinn, weil ich bei diesen Glotzern sicherlich keinen Augenblick länger verbringen würde als nötig! Klimperer und Fischohr kamen also zurück und informierten uns, dass sie den Vorsteher... äh Vorarbeiter davon überzeugt hätten, das Lager abzubrechen und abzuziehen. Als ich auf dem Marsch zurück zu den Goblins von Ordhan wissen wollte, wie sie das geschafft haben, hat er nur fein gelächelt und etwas davon gesagt, dass von den "Holzfällern eben manche Brüste hatten". Meine Antwort ("Ich weiß! Und trotzdem haben sie auf meine geglotzt!") hat ihn dann offensichtlich ein wenig verwirrt? Und meine Frage hat er damit auch überhaupt nicht beantwortet!

Egal. Wir sind also wieder zurück zu den Goblins und haben der Schamanin davon berichtet, die uns dann ein paar Beutelchen gegeben hat, in denen etwas sein sollte, "die Wut des Waldes nicht so spührbar macht". Ich wollte natürlich gleich reinschauen, aber das Ding ist wirklich fest verschnürt, und stinken tut es obendrein! Also habe ich es dorthin verstaut, wo ein wenig Gestank kaum auffallen sollte. (Übrigens habe ich da wohl wieder etwas falsch verstanden, als ich vorhin davon schrieb, dass sie uns "einen Trank" geben wollte...)

Die Goblins haben uns daraufhin noch an den Rand des "Bannlandes" gebracht und sich dann geweigert, uns weiter zu begleiten. Wir sind also weiter in die Richtung gelaufen, die die Schamanin uns beschrieben hat (dank mir verlaufen wir uns ja praktisch nie!). Ordhan hat dann plötzlich angefangen, den anderen davon zu erzählen, dass er ein Fisch ist (verkürzt dargestellt natürlich nur), und ihnen seine Schwimmhäute gezeigt. Keine Ahnung warum, vielleicht als vertrauensbildende Maßnahme? Jedenfalls waren die anderen recht verständnisvoll.

Je näher wir dem See kamen, desto unwohler habe ich mich allerdings gefühlt. Auch jetzt, während ich das schreibe, habe ich irgendwie das Bedürfnis, Reißaus zu nehmen. Die anderen haben sich auch öfter mal über irgendwelche Kleinigkeiten gestritten. Ich habe jeweils versucht zu vermitteln, aber das schien fast keinerlei Auswirkungen zu haben. Naja, immerhin haben sie sich nicht die Köpfe eingeschlagen - noch nicht zumindest. Das verbuche ich dann wohl mal als Erfolg?

Schlußendlich haben wir dann also diese Lichtung am Rande des Sees gefunden. Dumm nur: Der einzige nicht-dornenberankte Zugang zum See führt an einem alten, kahlen Baum vorbei - der mit seinen Ästen um sich schlägt, wie Hochnase und Klimperer schmerzvoll festgestellt haben.

Und so diskutieren wir nun, wie wir an den See herankommen. Mein Vorschlag, den Baum anzuzünden, wurde von den anderen gleich mal abgelehnt.

.... Moment mal, seit wann verspüre ich das Bedürfnis, Lebewesen anzuzünden?


In der Globule[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes temporäres Reisetagebuch,

ich weiß, wir sind uns gerade erst begegnet, und du bist auch nur ein Bündel Pergament, das ich von den Nostriern habe mitgehen lassen, aber ich muss dir das hier jetzt unbedingt anvertrauen, bevor ich es später wieder alles vergesse! Weil weißt du, ich habe mein treues Reisetagebuch etwas gedankenlos auf der anderen Seite liegen lassen, um es nicht nass zu machen (sicher ist sicher!), und wie du bestimmt bald feststellen wirst, habe ich ein großes Mitteilungsbedürfnis! Ich hoffe nur, dass es dir nichts ausmacht, wenn ich dich nach dieser ganzen Sache mit meinem Reisetagebuch verbinde? Ich kann sogar eine kleine Hochzeitszeremonie abhalten für euch beide!

Ok, das war jetzt albern. Egal. Wir sind jetzt in der Feenwelt - und es ist ganz anders, als in den Geschichten. Wo sind die Blütenfeen, die Regenbogen, die schönen Blumen? Nicht hier jedenfalls! Hier gibt es nur seltsame Leute, die längst hinüber sein sollten, eine verlogene Dunkelfee, und einen dunklen Wald, in dem sich die seltsamen Leute anscheinend regelmäßig versuchen zu Tode zu prügeln!

Ach, wenn du jetzt schon mein Reisetagebuch kennen würdest, wüsstest du, dass ich meist ein wenig brauche, bevor ich anfange, die Geschichte an einem Stück zu erzählen. Nun, jetzt weißt du es jedenfalls. Weil ich es dir gesagt habe. Tja nun.

Also, wie sind wir an diesem Baum-Schläger vorbeigekommen? Klimperer hat ihm (oder ihr?) ein Liebeslied (oder so, hat sich jedenfalls ein wenig kitschig angehört) gesungen, und plötzlich hat das Ding irgendwie mit uns gesprochen. In unseren Köpfen, oder so. Sehr unangenehm. Jedenfalls haben wir dem Baum klargemacht, dass wir einfach nur zum See wollen, und als er/sie/es daraufhin fragte, ob wir trinken wollen, haben wir einfach nur bejaht. Das schien dem Ding zu reichen, jedenfalls hat es Hochnase und Ordhan in Ruhe gelassen, als sie vorsichtig zum See getippelt sind. Klimperer ist hinterher, wurde aber beim Vorbeigehen nett angeknarzt - ob ich die Hochzeitszeremonie für die Beiden abhalten soll? Wird sich wohl herausstellen, wenn wir diese verflixte Feenwelt endlich wieder hinter uns gelassen haben.

Am See angekommen, hatten wir gar keine Zeit, uns weiter zu beraten, denn da tauchte schon eine wunderschöne, rothaarige (ich lieeebe rote Haare!), blauäugige, nackte, habe ich wunderschön schon erwähnt? Ja; egal. Jedenfalls tauchte da das perfekteste Wesen auf, das mir je begegnet ist. Eigentlich hätte ich da schon ahnen müssen, dass das eine Falle war? Ich war aber bei weitem nicht die Einzige, die sie getäuscht hat, anderen erging es sogar noch schlimmer: Ordhan hat sofort seine Kleidung von sich geworfen und ist ins Wasser gehüpft. Ich habe ihm noch hinterhergerufen: "Ordhan! Wie unhöflich, einfach so in ihren See zu springen, du hast dich ja noch nicht einmal vorgestellt!" ... Ich musste gerade so kichern, der Spruch war wirklich gut. Finde ich.

Die Fee - denn natürlich war es eine Fee - hat sich daraufhin mit sanfter Stimme als "Marandel" vorgestellt und uns in ein Gespräch verwickelt, in dem wir uns dann auch alle vorgestellt haben, sogar Ordhan (wobei er wegen seinem kleinen Etikette-Fehltritt knallrot war! Eire meinte übrigens bei ihrer Vorstellung (wohl scherzhaft), dass sie Ordhan nicht kennen würde). Wir erzählten ihr dann von den Nostriern, die wir suchen, woraufhin sie mit trauriger Stimme meinte, dass diese in der Feenwelt seien, und dort von einer "bösen Fee" festgehalten würden. Ob wir ihr dabei helfen könnten, die "böse Fee" zu besiegen, die Menschen dort zu befreien und den "ewigen Konflikt" zu beenden? Fragte sie flehentlich, und wurde noch nicht mal ein kleines wenig rot dabei! So ein Miststück!

Oh, tut mir leid, ich habe wohl gerade den Federkiel zerbrochen! Was eine Sauerei.

So, besser. Also weiter. Wir erklärten uns natürlich sofort bereit, diesem wunderschönen Wesen dabei zu helfen, gute Taten zu vollbringen, und stimmten zu, hinter ihr her zum Grund des Sees zu tauchen, wo sich das Tor zur Feenwelt befindet. Ich habe mich also sofort ausgezogen und meine Sachen zu einem schönen kleinen Häuflein neben dem netten Baum-Schläger deponiert - schließlich wollte ich nicht, dass alles nass wird, und weiterhin wollte ich nicht beim Tauchen von dem ganzen Kram behindert werden, was mich gut das Leben kosten könnte... (Hey, Saludir, falls du mich in Borons Hallen hörst... tut mir leid, dass ich dich mit dem Vorratsbündel habe tauchen lassen! Aber wir hätten das Zeug in der Höhle wirklich gut gebrauchen können!) Als ich mich dann umgedreht habe, haben die anderen mich angeglotzt, als hätte ich den Verstand verloren. Diverse Männer wurden rot (sind die noch alle Jungmänner, oder was?), und auch Hochnase und Eire schienen etwas perplex. Als gäbe es in der Wildnis neben einem Baum-Schläger stehend und in Gegenwart einer leibhaftigen Fee nichts Erschütternderes, als meinen Schambereich zu sehen! (Sollte mir das zu denken geben?) Sogar die Fee hat mich blöd angeschaut, dabei ist die doch selbst nackt in dem See heraumgeplanscht!

Wie auch immer. Wir sind also durch das blöde Feentor getaucht, hinter der pikierten Nackt-Fee her, und ich hoffe, dass dies nicht mein letzter Fehler war.

Auf der anderen Seite sind wir wieder in einem See aufgetaucht, und die Umgebung... naja, habe ich ja oben schon angerissen, es sieht einfach überhaupt nicht aus, wie in den Geschichten über Feenwelten. Es sieht eher so aus, als hätte jemand ein Stück andergastsche Waldwildnis genommen, sie irgendwie noch düsterer gemacht und sie hinter einem bescheuerten Feentor verborgen.

Die Fee war auch da, aber als sie am Rande des Sees aus dem Wasser gestiegen ist, hatte sie plötzlich eine metallene Vollrüstung an und trug so ein riesiges Mordgerät mit sich herum, das sonst nur von Hochnasen verwendet wird. Zudem hat sie uns mit kalter Stimme mitgeteilt, dass ihr "richtiger" Name übrigens "Lyranide" sei, und dann hat sie von irgendwoher ein Hemd hervorgezogen und mir gereicht - meine Nacktheit schien sie wirklich zu stören! (Na, immerhin kann ich das Ding zuhause bestimmt als "echtes Feenhemd" losschlagen!) Wir haben sie daraufhin natürlich, obwohl etwas perplex, mit Fragen gelöchert, die sie ruhig beantwortete, und uns dann zum Heerlager "unserer Leute" geschickt hat - den Nostriern in dieser Feenwelt. Im Gespräch mit ihr haben wir herausgefunden, dass in dieser Welt schon seit Jahrtausenden eine kleine Gruppe Andergaster gegen eine Gruppe Nostrier kämpft - zwei Heerlager, eine Lichtung, regelmäßige Gefechte mit schweren Verlusten, aber keine dauerhaft Toten. Eire fragte daraufhin, ob dies alles Menschen wären, die von unserer Welt in die Feenwelt gelangten - was die Fee bestätigte. (Wie das wohl passierte? Ich vermute stark, dass es etwas mit einer nackten Fee mit großen, blauen Augen zu tun hat...)

Oh, ich brauche mal eine Pause, sonst muss noch ein Federkiel dran glauben (und so viele haben die hier nicht!).


Liebes temporäres Reisetagebuch,

Mir ist gerade ein- und aufgefallen, dass ich dich, falls dies alles doch noch gut ausgehen sollte, ja mit auf die andere Seite nehmen muss. Durch den See. Und da ich schlauerweise meinen wasserfesten (oder auch nicht) Umschlag drüben habe liegen lassen, wirst du wohl nass werden. Und deswegen wahrscheinlich beleidigt meine ganze schöne Schrift verschmieren. Tsaverflucht, warum muss ich auch darauf bestehen, meine Erlebnisse aufzuschreiben? Vielleicht haben diese Geweihten ja doch recht, die Bücher grundsätzlich ablehnen?

Wie auch immer, darüber kann ich mir später noch Gedanken machen. Wir sind also ihrer Beschreibung folgend zum Lager der Nostrier gelaufen (übrigens ist es überhaupt nicht angenehm, ohne Stiefel durch einen Wald zu laufen - wahrscheinlich wesentlich unangenehmer, als es gewesen wäre, mit Stiefeln zu tauchen! Muss ich mir für das nächste Mal merken. Also, für das nächste Mal, wenn ich mich von einer bösen Fee in ihre Feenwelt locken lasse. Was ja hoffentlich nicht passieren wird?). Dort wurden wir dann von einem gewissen Weibel Jasper in Empfang genommen, der diesen typisch raunzigen militärischen Tonfall hatte, der in mir immer das Bedürfnis weckt, Unsinn anzustellen - in diesem Falle habe ich mir überlegt, dass es ja ganz hübsch aussehen würde, wenn ich das Haupthaus der Nostrier mit einem Regenbogen bemalen würde. Habe ich aber natürlich nicht gemacht, so dumm bin ich dann auch wieder nicht. Zum Glück hat Ranzig-Jasper nur mit Baronin Caristhea gesprochen, und uns schließlich auch ins Lager gelassen, ohne auf eine "Leibesvisitation", wie manche Militärs das Angrabschen fremder Leute nennen, zu bestehen (bei mir hätte es aber auch nichts zu untersuchen gegeben, wo hätte ich mit meinem Hemdchen denn Waffen verstecken sollen?).

Weiterhin hat er einer gewissen "Knappin Misalinke" befohlen, "das Mädchen im Nachthemd" (gemeint war ich) "mit ordentlichen Klamotten" auszustatten. Was Misalinke, die außerdem auch noch die Heilkundige des Lagers ist, dann auch gemacht hat. Sie ist eine recht nette Frau, und wir haben von ihr einige interessante Dinge erfahren, während sie mich mit Lederhose, Lederstiefeln und Lederweste ausgestattet hat (ja, ich laufe jetzt ganz in Leder herum! Ohne Unterwäsche! Gibt Angenehmeres, könnte aber auch schlimmer sein; und vielleicht kann ich das Zeug ja mit nach Hause nehmen, manche Leute stehen ja auf so einen Aufzug): Die Nostrier hier sind schon seit langem hier, Misa seit um 600 nach Bosparans Fall (lange her also), und die Hauptfrau bereits seit kurz nach Bosparans Fall. Den Rest hat dies offenbar ziemlich schockiert, ich habe nur mit den Schultern gezuckt und gesagt: "Was habt ihr erwartet? Es ist eine Feenwelt." (Jaha, Elaria, ganz lässig, konnte mal die Gebildete heraushängen lassen! Passiert auch nicht allzu häufig.)

Hochnase hat sich derweil alleine mit der Hauptfrau unterhalten, und uns kurz danach erzählt, dass die Hauptfrau ihr einen kurzen Überblick über die anderen "Bewohner" dieser Feenwelt gegeben hat: Ein gewisser "Beltoro Paligan" (ich glaube, von dem habe ich ein Bild gesehen, als ich damals in diese Paligan-Villa eingestiegen bin... von der ich ja immer noch den Schlüssel habe, fällt mir da ein; also gerade nicht, aber der liegt bei meinen Sachen unter dem Schläger-Baum auf der anderen Seite), ein Rondrageweihter namens Odoran (den werde ich Odo nennen), ein Sume, der bei den Andergastern lebt, die Andergaster selbst natürlich, sowie ein kleines Rudel Goblins (wie die wohl hierher gekommen sind? Auch Feen-Charme?).

Weiterhin meinte Hochnase, dass die Hauptfrau ihr noch einen etwas seltsamen Satz gesagt hätte: "Was würde eine Fee machen, wenn sie kein Spielzeug mehr hätte?" Und das in Bezug auf die Frage, ob man aus dieser wenig gastlichen Feenwelt auch wieder abreisen kann.

Ich schätze mal, genau das sind wir hier gerade: Spielzeug. Gefällt mir überhaupt nicht. Blöde Fee. Der schneide ich ein paar ihrer ach-so-hübschen Haare ab, wenn ich die Gelegenheit dazu bekomme.

Die anderen wollen jetzt besprechen, was wir als nächstes unternehmen, also berichte ich dir später weiter über meine Rachepläne (seit wann schmiede ich eigentlich Rachepläne? Also, nicht dass sie es nicht verdient hätte, aber...).


Liebes temporäres Reisetagebuch,

Ich könnte jemandem die Augen auskratzen! Egal, wem! In dieser Feenwelt sind einfach nur Idioten unterwegs! Aggressive, gewalttätige, dumme Idioten!

Dabei hat alles so gut angefangen: Ich habe die anderen überzeugt, dass wir als Erstes bei diesem Paligan vorbeischauen sollten, da der Kerl bestimmt eine Menge Ahnung davon hat, was in dieser Feenwelt so los ist, und uns daher nützlich sein könnte. Und ich hatte recht! Wenn das nicht so ein gewalttätiger Schleimbeutel wäre, wären wir jetzt bestimmt schon auf dem Weg nach draußen!

Tief durchatmen, Elaria.

Also, der Reihe nach. Wir sind also gemeinsam zu dieser prächtigen Villa spaziert, die dieser Paligan hier bewohnt (wo die herkommt? Weiß er auch nicht. Er meint, die wäre schon da gewesen, als er angekommen ist; also wahrscheinlich von der bösen Fee hergezaubert). Vor der Villa stand eine große Statue der Fee (Miststück!); und was wollte ich jetzt dami sagen? Keine Ahnung. Das Ding stand da eben rum. Der Paligan hat uns dann auch sofort die Tür geöffnet - anscheinend war ihm langweilig - und uns sofort überschwänglich in die Villa eingeladen. Innen sind mir sofort die Bilder aufgefallen, die überall herumhingen - Bilder von der Umgebung der Villa, aber auch von einem Wandteppich (offensichtlich hat er sich einen Wandteppich gewünscht, und ihn sich dann einfach gemalt; äh ja, übrigens, die Bilder waren von dem Paligan - der kann echt gut malen. Wenn er nur nicht so ein ekliger Schleimbeutel wäre!). Auf dem Bild einer Felswand ist mir ein kleiner Spalt aufgefallen, das wird später noch wichtig werden: also, glaube ich - wir sind uns noch nicht ganz sicher. Egal, schreibe ich später bestimmt was zu. Wo war ich? Ah ja. Schleimbeutel hat uns bewirtet. Mit Tee und trockenen Keksen. Der Tee war gar nicht so schlecht, und die Kekse waren immerhin besser als zu hungern. Und das Gespräch war erst auch gar nicht so übel, wenn man mal beiseitelässt, dass das Wort "arrogant" wohl von oder zumindest für ihn erfunden wurde: Wir haben ihm unsere Geschichte erzählt, und er hat uns wichtige Informationen gegeben, zum Beispiel dass die Fee mal seine Geliebte war (iihk, die schöne Fee hat sich von dem Schleimbeutel anfassen lassen? Würde ich ja nicht machen!), und dass er ihr immer noch hinterherschmachtet - oder auch nicht, da schien er sich nicht ganz einig zu sein. Jedenfalls hat ihn das nicht davon abgehalten, sich schleimigst an Eire ranzuschmeißen - das Spitzohr scheint ihm aber genauso wenig zugetan zu sein wie ich. Ich habe ihn dann aber schnell mit Gesprächen über seine Kunst abgelenkt und ihn auch noch weiter ein wenig über die Umgebung ausgefragt - so hat er mir bestätigt, dass er die Bilder selbst malt, und dazu auch in der gesamten Umgebung unterwegs ist, um sich die Stellen direkt anzuschauen. Er bot mir sogar an, dass ich seine Aufzeichnungen sehen könnte! Aber anscheinend war das so ein Angebot, das seiner Meinung nach durch sein Bett führen sollte (so wie damals, als Finn mir "seine Eidechsen zeigen" wollte... du erinnerst dich bestimmt; ach nein, stimmt, du nicht - noch nicht... dazu muss ich dich erst mit dem anderen Buch vereinigen - wenn du verstehst, was ich meine! ... Mensch, Elaria, was laberst du hier eigentlich schon wieder für einen Mist?!). Weiterhin habe ich dann einen Handel mit ihm vereinbart - wir nehmen ihn mit aus der Globule, sobald wir einen Weg gefunden haben, und er überlässt mir im Gegenzug das Bild mit dem Felsspalt. Warum? Ich finde das Bild einfach schön! (Nein, nicht wegen der Spalte!) Und es lässt sich draußen bestimmt gut verkaufen. Oh, und dann hat Schleimbeutel noch erwähnt, dass es hier in der Globule noch eine Art Gladiator-Ork gibt, der gerne Leute abschlachtet und in einer Höhle in der Nähe lebt. Wir haben sofort einstimmig beschlossen, dass wir diesen Typen nicht kennenlernen wollen. Kurz darauf sind wir aber fluchtartig aufgebrochen, weil der Schleimbeutel noch schleimiger wurde, und vorgeschlagen hat, dass Eire und ich ja auch gemeinsam mit in sein Schlafgemach kommen könnten....


Ugh, ich geh mich mal kurz übergeben, bin gleich zurück.


Liebes temporäres Reisetagebuch,

Jetzt geht es mir wieder... besser. Einigermaßen. Schnell weiterschreiben, bevor ich wieder an den Schleimbeutel denke... zu spät...!

Also, wir sind dann Richtung Andergaster-Lager marschiert, weil die anderen nach dem mehr-oder-weniger erfolgreichen Gespräch mit... na, du weißt schon... der Meinung waren, dass wir mit dem hiesigen Sumen Kontakt aufnehmen sollten. Anscheinend hat der auch eine Rolle in Kaspers Geschichte gespielt? Haben die anderen wohl besser duchblickt als ich.

Jedenfalls haben sich die anderen auf dem Weg zu dem Eintopf ziemlich in die Wolle bekommen, keine Ahnung warum. Irgendwann hat mir das Gemotze dann auch gereicht, und ich habe diese Streithähne angeschnauzt, ob sie sich mal wieder wie Erwachsene statt wie Kinder benehmen, einfach die Klappe halten und sich auf unsere Aufgabe konzentrieren könnten. Danach war Ruhe. Zum Glück. Hat mich zwar selbst etwas gewundert, aber anscheinend war ich einschüchternder, als ich gedacht hätte. Oder sie waren nur verwirrt, dass ich auch mal einen solchen Tonfall anschlagen kann. Offensichtlich haben sie noch nie an einer richtig gefährlichen Expedition unter meiner Leitung teilgenommen.

Bald marschierten wir dann also auf die Hütte des Sumen zu, die sich in der Nähe des Andergaster Lagers befand. Der Kerl hat uns auch sofort freundlich in Empfang genommen, sich aber wie ein kleines Kind verhalten. Als wir auf dem Rückweg drüber geredet haben, hatte einer der anderen - keine Ahnung mehr wer - die Idee, dass der Eintopf ja von der Fee bestraft worden sein könnte, weil er dem Kasper geholfen hat, aus der Feenwelt zu fliehen. Wenn das stimmen sollte.... sollte ich der Fee vielleicht doch keine Haare abschneiden. Aber warte, die brauchen wir doch jetzt!

Oh, ich schreibe schon wieder durcheinander. Verfluchter Schlachtlärm, wir soll man sich denn da konzentrieren?

Also, wir haben uns mit dem Sumen ein wenig unterhalten, aber aus ihm war nichts herauszubekommen. Esindio - also der Klimperer - kam dann auf die Idee, für den Irren ein Lied zu spielen (er versucht wohl jedes Problem mit Musik zu lösen?), und tatsächlich hat der Eintopf sich daraufhin ein wenig beruhigt und uns ein paar Fragen beantworten können, bevor er wieder im Nebel verschwunden ist. Also, geistig; du verstehst, was ich meine? Wenn nicht... egal, ich verstehe es, darauf kommt es ja an. Was haben wir also von ihm erfahren? Es gibt ein Feentor, durch das man zurückkehren kann, das wird allerdings von einem "Wächter" beschützt, und man braucht eine Haarlocke der Fee, um durchzukommen (wie gesagt hätte ich ja nichts dagegen, ihr etwas in ihren Haaren herumzuschnippeln - ich bezweifle nur, dass sie die Idee genauso gut finden wird wie ich...). Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen, also haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht - ohne uns zu streiten. Wenn ich so drüber nachdenke, hat uns das Lied vom Klimperer wohl auch ganz gut getan? Jedenfalls haben wir beschlossen, dass wir uns aufteilen (immer eine gute Idee!): Eire und ich wollten beim S... du weißt schon... vorbei schauen, um ihn zu fragen, ob er vielleicht eine Haarlocke der Fee bei sich aufbewahrt hat... weil er... naja, mit der Fee... (würg!) Spitzohr - also, Fischmensch... oder Feefischmensch? Habe es immer noch nicht ganz verstanden; also, Ordhan, ja. Der wollte sich stattdessen noch mal mit der Knappin Misa unterhalten, keine Ahnung, was er sich davon versprochen hat. Oh, und Klimperer haben wir mit zum.... Paligan genommen. Als Schleimschutz, sozusagen.

Auf dem Rückweg war allerdings schon von überall her Waffenklirren zu hören - die Nostergaster hatten wohl mal wieder beschlossen, dass es jetzt an der Zeit ist, sich gegenseitig auf die Fresse zu schlagen. Wir sind den Auseinandersetzungen vorsichtig aus dem Weg gegangen und kamen nicht viel später bei der Villa an.

Dumm nur, dass der Paligan-Schleimbeutel fast sofort nach der Begrüßung ausgeflippt ist, und uns angeschrien hat, dass er die Fee zurückhaben will, und warum hier bitte ein !Mann! in seiner Villa herumsteht. Unsere Bitte nach einer Haarsträhne schien er überhaupt nicht wahrzunehmen. Da ist mir dann auch der Kragen geplatzt, und ich haben den widerlichen Schleimbeutel angeschrien, was er doch für ein Schleimbeutel ist, und dass er gefälligst seinen fetten Arsch aus dem Weg bewegen soll, weil wir uns jetzt die Haarsträhne holen werden.

Tja, und dann zieht der Schleimbeutel dann doch tatsächlich einen kleinen, fiesen Säbel (oder so) irgendwo hervor und bedroht uns damit! Ich bin natürlich sofort ein paar Schritte zurückgewichen, Eire ebenso. Klimperer hat noch kurz mit ihm rumdiskutiert und wollte es anscheinend auf ein Gemetzel ankommen lassen, aber Eire und ich haben ihn dann schnell an den Armen gepackt und nach draußen geschleift. Nachdem wir dann noch kurz überlegt haben, wie wir am Besten in die Villa einsteigen könnten (die anderen waren überrascht, als ich erzählte, dass ich schon mal in eine Paligan-Villa eingestiegen bin), sind wir zurück zum Nostrianer-Lager geschlichen. Wo wir dann auf Ordhan trafen, der uns berichtete, was er von Misalinke erfahren hatte: Erstens scheint irgendwo hier in der Globule sich ein Felsspalt zu öffnen, wenn Kampfeslärm zu hören ist - das erinnerte mich natürlich sofort an das Bild vom Schleimbeutel und lenkte mich ein wenig ab, weil ich sofort versuchte, mir vorzustellen, wo sich diese Stelle eigentlich wohl befindet. Derweil erzählte Ordhan noch ein wenig weiter, von Misas Geliebtem bei den Andergastern, und einem Kerl, den wir anscheinend suchen, und der hier bei den Nostriern im Lazarett liegt. Habe ich aber nur am Rande mitbekommen, wie gesagt war ich beschäftigt.

Und schließlich war ich mir dann auch ziemlich sicher, dass sich diese "Felswand" nur an einer einzigen Stelle in der Globule befinden konnte - mitten im zentralen Wald. Denn die Bäume rundherum, sowie die Tatsache, dass die "Felswand" an einer Seite so scharf "nach hinten" abknickt, und dorthinter keine weitere Felswand, sondern nur Wald zu sehen ist, bedeutete für mich, dass sie unmöglich an dem Rand des Talkessels sein konnte. Und ich hatte ja in der Mitte des Mittelwaldes eine Felsstele erspäht... vielleicht ist die Wand also gar keine Wand, sondern die Basis der Stele.

Das habe ich den anderen dann auch verkündet, aber die Begeisterung für eine seltsame Spalte im Fels hielt sich bei ihnen offensichtlich in Grenzen, denn Eire und Ordhan beschlossen, als nächstes ins Lager der Andergaster zu schleichen, um dort den Geliebten der Knappin herauszuholen. Klar, warum sollte man sich darum kümmern, dass hier seltsame Dinge passieren, wenn man genauso gut einer Fremden beim Knutschen helfen kann?

Ich hatte jedenfalls mittlerweile mächtig Hunger, und so bin ich dann mit Esindio zusammen aufgebrochen, um das Lager der Nostrier zu plündern. Seltsamerweise hatten die gar nichts auf Lager, daher sind wir dann doch wieder nach draußen und haben uns dort etwas gesucht. Ich sage dir, ich war so hungrig, ich hätte eine ganze Hasenfamilie mit bloßen Händen erwürgen können! Wir haben dann auch etwas gefunden, Beeren oder so einen Mist. Wenigstens etwas.

Etwas später kamen die beiden Kuppler dann auch wieder zurück, brachten aber anstatt dem Kerl nur ein Amulett zurück, was die Hexe.. ups, zu viel verraten. Ja, also, die Misa hat das Amulett also entgegen genommen (schien sie ähnlich zufrieden zu stellen wie der Kerl?) und dann offenbart, dass sie eine Hexe ist. Tja nun, ich hatte mich schon gewundert, warum sie mir auf die wunden Füße gespuckt hatte?

Ach, und die beiden haben noch herausgefunden, dass die Andergaster einen Magier in ihrem Lager haben. Genau das was wir brauchen, noch jemand, der uns Schwierigkeiten machen kann.

Ich bin müde, so müde. Wäre es weise, jetzt zu schlafen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich nicht mehr lange ...


Doofes temporäres Reisetagebuch,

Langsam wird es mir wirklich zu mühselig, dir alles haarklein erklären zu müssen. Echt jetzt, von all den dummen Leuten, die mir hier in dieser beknackten Feenwelt bisher begegnet sind, bist du echt das dümmste Stück. Gut, du bist eigentlich auch nur ein Bündel Pergamente, aber irgendwie tut es mir gut, die das zu sagen. Halt die Klappe.

Ich schreibe dir jetzt trotzdem, was passiert ist. Interessiert mich nicht, ob es dich interessiert, ich muss einfach meinen Frust über die Situation irgendwie loswerden.

Die anderen haben mich gestern dann tatsächlich noch mal geweckt, weil es ihnen eingefallen ist, dass sie ja jetzt unbedingt sofort zu dieser blöden Felsspalte kriechen könnten. Mitten durch das Kampfgetümmel der bescheuerten Nostergast-Idioten durch. Wenn ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich denen aber mal ordentlich meine Meinung gesagt.

So aber bin ich ihnen gähnend hinterher getrottet, wobei ich glaube ich einigen Fallgruben und ähnlichem Mist ausgewichen bin. Irgendwann mitten im Wald hat Ordhan mich dann mit Nüssen beworfen und einen Haufen Lärm gemacht, weil er meinte, ich wäre zu auffällig? Dabei bin ich nur hinter Hochnase hergetrottet, und die war mit ihrer Klapperplatte ja wohl noch viel auffälliger? Egal. Irgendwie und irgendwann sind wir also an dieser Felsstele angekommen, wobei uns auf dem Weg dahin noch so komische Riesenmotten mit menschlichen Gesichtern genervt haben. Gut für sie, dass ich meine Waffen nicht dabei habe, sonst hätten da ein paar von denen dran glauben müssen.

Bereits an der Basis der Stele konnten wir Schriftzeichen sehen, die anscheinend von irgendwelchen Kämpfen berichtet haben. Eire hat daraufhin aus irgendeinem Grund beschlossen, die Stele hochzuklettern, und da Eire bisher eigentlich immer ganz gute Ideen hatte, bin ich einfach hinterhergeklettert. Hat aber nix gebracht, oben stand nur noch mehr von dem Schlachten-Mist. Wobei es vielleicht ganz interessant ist, zu erwähnen, dass die ältesten Einträge ganz oben stehen? Und die Stele bis ganz nach unten vollgeschrieben war? Haben sie jetzt also einfach keinen Platz mehr und müssen aufhören mit dem Scheiß, oder wächst die Stele mit jedem Kampf weiter nach oben?

Ach ja, den Spalt haben wir uns auch angeschaut, der war nur handgroß. Sah auf dem Bild irgendwie größer aus - andererseits sah auf dem Bild die Stele auch wie eine Felswand aus. Da hat der Schleimbeutel wohl nicht maßstabsgetreu gezeichnet. Tolles Wort, was? Maßstabsgetreu. Hat mir mein Lehrmeister beigebracht. Er wäre bestimmt total verwundert, dass ich mich dran erinnere. Dabei ist es doch total gut zu wissen, wie groß Sachen sind. Vor allem für so kleine Leute wie mich.

Äh, ja. Wo war ich? Ach ja, die Spalte. Wollte keiner von uns die Hand reinstecken, logischerweise. Also sind wir wieder abgezogen, weil es mittlerweile auch langsam dunkler wurde. Wobei es hier in der Feenwelt sowieso nur "dunkel" und "Dämmerlicht" zu geben scheint - irgendwie sieht es so aus, als würde das LIcht nur durch einen Haufen Wurzeln durchscheinen. Als wären wir in einer Höhle unter dem Wald.

Zurück im Lager haben wir uns dann noch kurz unterhalten, was wir am nächsten Tag vorhaben.

Ich war natürlich weiterhin dafür, so schnell wie möglich diese bescheuerte Feenwelt zu verlassen, also wollte ich zum Paligan, um ihm die Locke zu klauen. Caristhea - also Hochnase - hat sich sofort dazu bereiterklärt, mitzukommen. Sie versicherte mir außerdem, dass sie noch mehr Informationen aus dem Paligan herausprügeln würde, wenn nötig. Irgendwie hat mich das vorhin total... begeistert? Die Vorstellung, wie Caristheas gepanzerter Handschuh dem Schleimbeutel mitten in seine blöde Fresse haut... Uh, mir wird gerade irgendwie schlecht. Naja, jedenfalls haben wir dann auch noch diskutiert, was die anderen machen sollen. Mein Vorschlag war: Die Fee steht auf Schwächlinge und Künstler (siehe Schleimbeutel), also sollen Ordhan und Esindio zu ihr gehen und sie versuchen zu verführen. Vielleicht bekommen sie ja etwas aus ihr heraus, eventuell sogar eine Haarsträhne? Die beiden schienen von dem Vorschlag nicht allzu begeistert, haben aber schließlich zugestimmt. Brav. Eire plante derweil, die Menschengesichts-Motten zu belauschen. Sie meinte, die reden? Vielleicht wären das ja die Spione der Fee, schließlich hatte schon die Hauptfrau der Nostrier darauf hingewiesen, dass die Fee alles mithören würde? War zumindest ihre Vermutung. Mir ist das recht. Wenn sie lieber Motten belauschen möchte, statt mitzuerleben, wie ein Schleimbeutel ordentlich vermöbelt wird - ihre Entscheidung.

Oh, mir fällt gerade ein, dass ich bei einem meiner letzten Einträge vergessen habe zu erwähnen, dass ich dem Schleimbeutel davon erzählt hatte, dass sein Verwandter, Tar Honak, von den Wüstenfanatikern geschnetzelt wurde. Hat ihn total begeistert, seltsamerweise. Offensichtlich war das nicht sein Lieblingscousin.

So, die anderen schlafen schon, ich lege mich jetzt auch hin. Morgen wird bestimmt spaßig.


Hedu temporäres Reisetagebuch,

Wir waren jetzt beim Paligan, und der war auch ohne blutige Nase sehr gesprächig! Caristhea hat da wirklich gute Arbeit geleistet, den Schleimbeutel einzuschüchtern. Vielleicht haben Gewaltandrohungen manchmal ja doch ihren Sinn? Leider haben wir immer noch keine Locke. Ich bin zwar im Haus herumgeschlichen, während Hochnase den Schleimbeutel in die Mangel genommen hat, aber leider waren die interessantesten Räume abgeschlossen. Und selbst nachdem Caristhea den Kerl dazu "überredet" hatte, uns den Schlüssel zu überlassen, haben wir keine Feenhaare gefunden. Er hat uns aber auch gar nicht geantwortet, als wir ihn nach den Haaren gefragt haben, sondern nur blöd aus der Wäsche geschaut. Ob der auch verzaubert ist?

Ich wüsste aber auch nicht, wo der Typ die Haare sonst noch aufbewahren könnte. Wir haben doch überall nachgeschaut - außer vielleicht in seiner Unterhose? Oh TSA... was ein schrecklicher Gedanke...

Na, immerhin konnte Hochnase mir dann berichten, dass Schleimbeutel im Angesicht der Adels-Faust sehr gesprächig war. Er meinte, dass der Rondra-Geweihte, der hier auch irgendwo in der Feenwelt herumtorkeln soll, mehr über die ganze Sache wüsste als alle anderen. Und er - also der Schleimbeutel - erwähnte außerdem etwas von einer "Wurzel des Hasses" - war das jetzt poetisch gemeint? So wie Al'Anfa die "Wurzel allen Übels" ist, und Bosparan die "Wiege der Zivilisation"? Oder war das wörtlich gemeint, und wir müssen hier tatsächlich eine Wurzel ausbuddeln, wenn wir den Hass in dieser Welt besiegen wollen?

Oh, fast vergessen, Caristhea hat mich übrigens heute morgen sehr früh geweckt, weil sie es so eilig hatte, zu dem Paligan zu kommen. Mir war das recht, nachdem der Kerl mir mit einem Säbel vor dem Gesicht herumgefuchtelt hatte, wollte ich ihn mal ein wenig leiden sehen. Gegessen haben wir auf dem Weg. Als wir dann da waren, hat Caristhea sich nicht lange mit Klopfen aufgehalten, sondern die Tür einfach aufgetreten. Wie eine echte Heldin! Ha, ich muss immer noch breit grinsen beim Gedanken an den blöden Gesichtsausdruck, den der Schleimbeutel hatte, als plötzlich die schwergerüstete Adlige da vor ihm stand.

Wie schon gesagt hat Hochnase ihn dann befragt, und ich erfolglos nach der Locke gesucht. Schließlich sind wir wieder zum Lager der Nostrier zurückgekehrt, wo wir aber nur Eire getroffen haben. Immerhin hatte sie mit ihrer Lauschaktion Erfolg und konnte uns mitteilen, dass die Motten wirklich für die Fee spionieren. Zum Glück folgen die uns nicht in unser Zelt, sodass wir hier ungestört Pläne schmieden können. Oder auch Tagebuch schreiben, während wir auf die Rückkehr der beiden Möchtegern-Feen-Liebhaber warten. Allerdings - falls die nicht bald auftauchen (weil das Liebesspiel mit der Fee zu lange dauert, oder sie von ihr gefressen wurden, oder so) wollen wir weiter zum Rondrageweihten, um dort noch mehr Informationen zu sammeln. Und hey, wer weiß, vielleicht hat der ja eine Feen-Locke herumliegen?


Liebes temporäres Reisetagebuch,

Ich habe mir gerade meine letzten Einträge noch einmal durchgelesen... ich fürchte, diese Hass-Wurzel hat mich mittlerweile auch... na, nicht im Griff, aber... es ist schwer, ruhig zu bleiben. Freundlich zu bleiben. Wir müssen etwas dagegen machen. Schnell.

Das Problem ist nur, dass die anderen alle so verdammt sture Hohlköpfe sind! Alle! Na, bis auf Eire, die ist nett. Aber auch nicht so helle. Aber sag ihr nicht, dass ich das gesagt habe!

Aber genug davon. Gedanken sammeln. Was haben wir herausgefunden? Was ist unser nächstes Ziel?

Ordhan und Esindio hatten sich ja angeboten, die Fee zu bezirzen, und wie sie uns gerade berichtet haben, war dies sogar recht erfolgreich. Also... sie mussten sie nicht verführen, freundlich sein reichte aus. Erstaunlicherweise. Sie erzählte recht freimütig darüber, dass auch sie beeinflusst wird (wohl von dieser Wurzel), und sie stimmte zu, alle Menschen (und Goblins, und den Ork) gehen zu lassen, wenn sie aufhören würden, zu kämpfen - sie würde die Menschen also nicht dazu zwingen, gegeneinander zu kämpfen.

Ich habe heute morgen dann auch noch einmal genauer über diese "Wurzel des Hasses" nachgedacht und mit Caristhea darüber geredet. Wir sind uns jetzt ziemlich sicher, dass diese "Wurzel" keine wirkliche Wurzel ist, sondern nur eine Metapher (schlaues Wort von Caristhea!) für etwas anderes, das bekämpft werden muss. Wir sind uns außerdem einig, dass diese "Wurzel" uns magisch beeinflusst - aber wir sind uns sicher, dass keiner der in der Feenwelt anwesenden Magiekundigen uns dagegen helfen kann, wenn es schon die Fee nicht fertigbringt, dagegen zu bestehen. Allerdings haben wir eine - äußerst schwierige - Möglichkeit ausgemacht, die uns helfen könnte: Diese "Wurzel" scheint umso mächtiger zu werden, je stärker die Leute um sie herum hassen. Würden wir also alle derzeit Anwesenden in dieser Feenwelt davon überzeugen, zumindest zeitweise damit aufzuhören, sich gegenseitig zu bekämpfen, würde dies sicherlich helfen (außerdem würde die Fee uns dann ja gehen lassen).

Oh, bei TSA, muss Esindio ausgerechnet jetzt an seinem blöden Instrument herumzupfen? Er spielt ja noch nicht mal was, er zupft einfach nur sinnlos dran herum!

...

Habe ihn angeschnauzt - er meint, er würde es nur "stimmen", und hat mich eine "blöde Ziege" genannt. Dabei habe ich gar keine Hörner. Dummkopf!

Egal, weiter. Wir sind heute morgen dann noch alle gemeinsam zu diesem ominösen Rondra-Geweihten marschiert, von dem wir schon gehört haben. Es hat sich herausgestellt, dass der Kerl dafür verantwortlich ist, dass die Fee so einen auf Rondra-Abbild macht und es genießt, dass die Menschen hier jeden Tag ein Blutbad veranstalten. Hervorragend. Auf so eine blöde Idee muss man erst einmal kommen: Einer Fee - einer !Fee! - "Rondras Ideale" beibringen zu wollen!

Ruhig, Elaria. Tief durchatmen. An eine schöne Blumenwiese denken. Mit Bienen und Blümchen... hmm, naja, das führt jetzt in die falsche Richtung. Also, der Mann heißt "Odoran von Honingen", und kam offensichtlich als junger, oder zumindest nicht allzu alter Mann hierher - und zwar etwas nach 200 nach Bosparans Fall (interessanterweise sieht er mittlerweile ziemlich alt aus - Menschen altern in dieser Feenwelt also doch!). Ich habe ein wenig auf ihn eingequatscht (wie ich nun mal so bin, wenn ich nicht gerade jemandem den Hals umdrehen will - was außerhalb dieser Feenwelt eigentlich nie vorkommt! Wirklich nicht!), und er hat mir bereitwillig meine Fragen beantwortet, unter anderem zu dem großen Buch, das er in seiner kleinen Hütte (die war wirklich winzig! Wir haben kaum alle reingepasst - gut, dass ich so klein bin! Ich habe mich einfach auf seine Truhe gesetzt) auf dem Tisch herumliegen hatte. Er meinte, dass er das Buch selbst geschrieben hat - es enthält Einträge zu dem, was er so tagtäglich hier in der Feenwelt beobachtet hat. Kurz hatte ich die Idee, einfach die Anzahl der Tage zu zählen, um herauszufinden, wie lange er aus seiner Sicht schon hier ist - aber das waren einfach zu viele Einträge, wer soll denn so viel zählen?! Esindio hat den Alten derweil (also, während ich versucht habe, zu zählen), nach dem Wandteppich gefragt. Ach ja, das habe ich oben vergessen: Die Fee hatte in ihrem Turm auch noch einen großen Wandteppich, auf dem anscheinend die Ereignisse dieser Feenwelt dargestellt wurden (wer den wohl hergestellt hat?), und auf dem waren bei den frühesten Szenen zwei Feen gleichzeitig zu sehen, die sich recht ähnlich sahen. Der Alte konnte uns jetzt erzählen, dass die andere Fee die Zwillingsschwester Lyranides war - war, denn sie wurde von Lyranide in einem ehrenhaften Duell getötet. Hervorragend. Wenn doch nur alle so ehrenhaft wären, wie es die Rondrianer verlangen... dann gäbe es bald keine Menschen mehr, weil sie sich alle bei irgendwelchen dummen Duellen umgebracht hätten! So ein Blödsinn!

Moment mal, mir fällt gerade auf - "Zwillingsschwester"? Bekommen Feen Kinder? Wenn ja, von wem? Hoffentlich doch nicht von so Schleimbeuteln? (Urgh!)

Gedanken sammeln. Was wollen wir jetzt tun? Unser Plan ist es, uns aufzuteilen, und alle Gruppen in dieser Feenwelt von einem kurzen Waffenstillstand zu überzeugen - ein paar Tage sollten es schon sein, schätzen wir.

Eire und ich werden die Andergaster und die Goblins aufsuchen, und Caristhea wird die Kerle zu den Nostrianern und dem Ork begleiten. Ich beneide sie kein Stück um diese Aufgabe.

Wünsch uns Glück! Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung.


Liebes temporäres Reisetagebuch,

Der Plan funktioniert bisher. So halb. Und anders als gedacht. Ursprünglich dachte ich mir ja, ich könnte die Andergaster davon überzeugen, sich mal ein paar Tage zurückzuhalten, indem ich ihnen verklicker, dass sie doch jetzt schon so lange kämpfen, und keinerlei "Erfolge" vorzuweisen haben - was macht es da denn, einfach mal ein paar Tage nicht zu kämpfen? Die sturen Idioten haben das aber absolut nicht eingesehen.

Und dabei hat Eire uns schon extra zu dem Geliebten der Hexe gebracht, der zumindest schon mal bereit war, uns zuzuhören. Wenn der unseren Vorschlag schon ablehnt, wird der Rest uns wohl in hohem Bogen aus ihrem Lager werfen.

Gefrustet sind wir also weiter durch den bescheuerten Matsch zum Goblinlager gestapft. Echt mal, warum ist es eigentlich plötzlich so nasskalt in dieser Feenwelt? Das Wasser ist mir sogar irgendwie in die Stiefel gelaufen. Nasskalte Füße, igitt!

Bei dem Goblinlager angekommen, habe ich es bei dem Wächter noch einmal mit der gleichen Argumentation versucht, der hat mich aber nur blöd angeschaut, also hat Eire für eine Weile das Reden übernommen, und sich angeboten, ihn zu behandeln - anscheinend hat er eine Fellkrankheit, oder so (hoffentlich nicht ansteckend für mich?). Der Wächter hieß übrigens "Groink", sagte er. Ich habe erst "Oink" verstanden! Haha, unglaublich witzig, Elaria.

Erste Sahne, jetzt gehe ich mir sogar schon selbst auf die Nerven. Tief durchatmen, Erinnerung an Goblingestank ignorieren, Gedanken sammeln.

Nachdem also Oink behandelt war, hat er uns zu seinem... Anführer?... gebracht. Der nannte sich "Bluug", und dazu fällt mir jetzt wirklich nichts witziges ein. Leider war der "Anführer" auch noch eine ganze Ecke dümmer als der Wächter - mit ihm zu reden hat mir wirklich arge Kopfschmerzen bereitet.

Aber andererseits war es wohl auch nicht so schlecht, dass der nichts im Kopf hat, denn so konnte ich meine neuen Argumente recht gefahrlos ausprobieren: Ich bot ihm an, ein paar Tage Kampfpause zu machen, damit sich die Goblins auf eine große Schlacht vorbereiten können. Wir zwei Menschenfrauen mit den tollen Goblinbeuteln um den Hals (haben wir ja immer noch von der Schamanin) würden derweil die Gegner auskundschaften und den Goblins Bescheid sagen, wenn eine gute Gelegenheit gekommen ist.

"Bluug" fand den Plan absolut hinreißend, und stimmte sofort zu. Ich war etwas überrascht, widersprach aber natürlich nicht. Nur Eire, die hohle Nuss, hätte es fast verkackt, als sie beinahe angefangen hätte, darüber zu diskutieren, warum und wie wir das machen sollten.

Auf dem Weg ins Nostrier-Lager haben wir uns also eine Weile lang angefaucht, bis sie schließlich eingesehen hat, dass es doch scheißegal ist, was die dummen Goblins glauben, solange sie nur aufhören, den anderen die Bäuche aufzuschlitzen.

...

Gerade die letzten Sätze noch einmal gelesen. Ich... meine das nicht so, wirklich nicht. Eire ist wirklich nett, und ich mag sie auch eigentlich. Nur manchmal... naja. "Wurzel" und so.

Wir haben mittlerweile auch erfahren, dass die Nostrier, besser gesagt die Anführerin - wie hieß sie noch mal? Egal, diejenige, die schon seit Tausend Jahren hier ist - den anderen zugesichert hat, dass sie sich ein paar Tage zurückhalten.

Die anderen sind noch beim Ork. Hoffentlich können sie ihn überzeugen. Dass die Andergaster bisher nicht zu einer Waffenruhe bereit sind, macht die Sache schon schwierig genug.

Abschluss[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Schön, dich wieder in den Händen halten zu können. Dies ist der erste Abend außerhalb der Feenwelt, und ich fühle mich einfach nur erschöpft. Eigentlich würde ich lieber überhaupt nicht darüber berichten, was dort geschehen ist... aber ich denke, ich muss mich überwinden, um andere nach mir warnen zu können. Vor verlogenen Feen, natürlich, aber vor allem davor, was in uns allen zu schlummern scheint, selbst wenn wir uns für gute Menschen halten. Es bedarf offensichtlich nur ein paar Unannehmlichkeiten, Dämmerlicht, Gestank, kalte Füße und einer hässlichen, widernatürlichen Umgebung, und es bricht aus uns heraus.

Aber genug davon. Ich verbinde dich jetzt erst einmal mit meinem temporären Tagebuch, damit alles an einem Ort ist, dann erzähle ich weiter.

...

Fertig. Es sieht schon etwas hässlich aus, das Papier ist grob und hat ein anderes Format... aber im Moment muss es wohl so gehen. Wäre ja auch nicht zu erwarten gewesen, dass die Nostrianer Papier von horasischer Qualität mit sich führen.... uh, jetzt höre ich mich schon wie so ein Schupftuchwedler an! Wohl Nachwirkungen der Feenwelt.

Womit wir wieder beim Thema sind. Ich hatte als Letztes den Ork erwähnt. Tja, das war anscheinend ebenso unerwartet wie vieles in der Feenwelt: Der Ork war recht alt, und im Gegensatz zu den Geschichten, die wir über ihn gehört hatten, recht wenig am Blutvergießen interessiert - erzählten zumindest Caristhea, Esindio und Ordhan. Somit ließ auch er sich recht einfach von der Idee eines Waffenstillstands überzeugen.

Nachdem die drei also ins Nostrier-Lager zurückgekehrt waren und uns - also Eire und mir - davon berichteten, besprachen wir sofort unsere nächsten Schritte. Ich wollte ja noch eine Möglichkeit finden, die Andergaster vielleicht doch noch zu überzeugen, aber die anderen meinten, dass die Andergaster ohne Gegner ja nichts zu kämpfen hatten, und deswegen einfach nur sinnlos in der Gegend herumstehen würden - weil die Nostrier ja in ihrem befestigten Lager bleiben würden. Mein Einwand, dass immerhin ein paar Leute - nämlich wir! - in der Feenwelt herumstapfen würden, wurde wohl großzügig überhört.

Jedenfalls beschlossen wir, als nächstes noch einmal direkt zu dieser Felsstele in der Mitte der Feenwelt zu laufen und uns dort den Spalt anzuschauen. Laut den Informationen, die wir irgendwo in der Feenwelt aufgeschnappt hatten, sollte sich dieser Spalt öffnen, wenn Blut darauftropfte und Kampfeslärm zu hören war (anscheinend ein bluttrinkender Fels? Gibt ja die seltsamsten Sachen, vor allem in Feenwelten).

Die erste Frage war also, woher wir das Blut nehmen sollten. Caristhea schlug vor, einfach irgendwem von uns die Hand aufzuschlitzen. Bis auf Ordhan lehnte jeder von uns dies sofort ab. Ich (ja, ich!) schlug darauf vor, dass wir uns ja einen der Goblins holen könnten, um die wäre es ja eh nicht schade.... schau mich nicht so an, ich sagte doch, dass ich lieber nicht drüber reden würde! Eire hatte schließlich die beste Idee und schlug vor, einfach ein weiteres Mal jagen zu gehen - vielleicht würde es ja auch schon Hasenblut tun. Gesagt, getan - auch Ordhan ging jagen, frag mich nicht, womit - seine Wurfdolche vielleicht? War mir in dem Moment egal, ich war damit beschäftigt, mir zu überlegen, welchen Goblin man am Einfachsten zu der Lichtung locken könnte.... hey, ich bin nicht stolz drauf, in Ordnung? Dieser Bericht wäre aber unvollständig, wenn ich es nicht schreiben würde. Jedenfalls kamen beide kurz darauf mit ihrer Jagdbeute zurück (Eire hatte es aus irgendeinem Grunde für notwendig gehalten, den Hasen direkt in den Kopf zu schießen?), und wir brachen zur Felsstele auf. Zum Glück hatten die Andergaster gerade Mittagspause oder so, und so erreichten wir die Lichtung ohne weitere Probleme.

Dort angekommen, überlegten wir, wie wir den Kampfeslärm erzeugen könnten. Caristhea erklärte sich sofort zu einem Übungskampf bereit, nur ein Gegner war schwerer aufzutreiben... mein Vorschlag, dass das ja Ordhan machen könnte, stieß bei diesem auf wenig Begeisterung. Und so meldete sich erneut die tapfere Eire zum Dienst. Während die beiden also ein wenig Lärm machten (hörte sich wirklich echt an!), schlitzte ich den Hasen auf und träufelte das Blut auf den Felsen. Und ich muss beschämt zugeben, dass mir das in dem Augenblick durchaus Freude bereitete... Auf jeden Fall öffnete sich daraufhin der Felsspalt einladend, und noch bevor sich einen Schritt in das Dämmerlicht machen konnte, stürmten auch schon Caristhea und Ordhan voran. Ich schloss mich den Beiden an, aber schon nach ein paar Schritt hielten wir an, da es in der Höhle offensichtlich keine natürliche Beleuchtung gab. Es war einmal mehr Eire, die die Situation rettete, indem sie eine Fackel entzündete und hinter mir die Höhle betrat. Esindio bildete anscheinend den Abschluss, aber das war mir in dem Moment gleichgültig.

Streitend schritten wir dann den abschüssigen, immer schleimiger werdenden Gang hinunter. Irritierenderweise wischte Caristhea öfter einmal besonders große Schleimbrocken von der Wand, ohne erkennbaren Grund, und hinter mir flüsterte Eire immer wieder etwas von Untoten, woraufhin sie auch öfter einmal wild mit der Fackel wedelte. Als wir sie dann anschnauzten, sie solle die Fackel hergeben, weigerte sie sich schlichtweg. Nun, sie hatte wohl aus irgendeinem Grunde Angst, aber ich sah das in dem Moment nicht - ich war einfach nur wütend auf sie.

Bald mussten wir ein Gangstück bewältigen, das sehr abschüssig wurde - und Ordhan und ich rutschten prompt auf dem Schleim aus und krachten Gegen Caristhea, die zwar fluchte wie ein Holzfäller, aber selbst das Gleichgewicht halten konnte.

Kurz darauf passierte etwas Seltsames - wie von einem Schlag getroffen, hielten wir alle gleichzeitig inne und schauten uns argwöhnisch um - wir erkannten einander nicht mehr! Ich steckte also plötzlich in einem schleimigen, faulig riechenden, engen Gang zwischen vier Fremden fest. Die Frau hinter mir musterte mich feindselig und trug eine Fackel, der Mann direkt vor mir hatte mich anscheinend noch nicht bemerkt, aber die Frau vor ihm drehte sich gerade herum und brachte ihr Schwert in Kampfstellung.

Du kannst dir wahrscheinlich schon denken, was dann passiert ist: Ich habe die Beine in die Hand genommen. Da die Frau mit dem Schwert etwas beiseite gegangen war, war der Weg frei, ich musste nur den Mann vor mir aus dem Weg schubsen. Mehr schlitternd als rennend hetzte ich dann den Gang entlang, hörte dabei aber den Mann hinter mir fluchen - er schien mich zu verfolgen! Ein paar Augenblicke später stolperte ich in eine größere Höhle und versank dort bis zur Hüfte in einem schleimig-blutigen Brei. Panisch tastete ich mich an der Wand entlang. Quählend lange Augenblicke verstrichen, während von hinten Geschrei zu hören war - aber auch aus der Höhle kamen auf einmal Geräusche. Ich erstarrte vor Furcht.

Aber da wurde es auch schon wieder heller - Eire betrat mit ihrer Fackel die Höhle und schaute sich um. Auch die anderen waren an ihrer Seite - und glücklicherweise erkannte ich sie jetzt auch wieder, sonst hätte ich vielleicht sogar mit meiner Balestrina auf sie geschossen! Ich weiß, ich habe mir geschworen, nie auf Menschen zu schießen, aber ich war... nicht ich selbst, an diesem Ort, und zu diesem Zeitpunkt zumindest.

Doch bevor wir uns noch weiter absprechen konnten, erhob sich aus dem Blutschleim am anderen Ende der Höhle - die übrigens von so ekligen, kleinen Haarwurzeln durchzogen war, die von der Decke hingen - ein sehr großes, sehr hässliches, insektenartiges... Wesen. Uns allen war sofort klar, dass dies der Gegner war, den wir gesucht hatten.

Caristhea und Eire stapften langsam durch den Blutschleim in Kampfposition, während ich meine Balestrina lud und Ordhan seine Wurfdolche hervorholte. Esindio hielt es für eine gute Gelegenheit, die Stimmung mit etwas Musik aufzulockern... na, kleiner Scherz, es war natürlich eine Zaubermelodie. Hoffe ich zumindest - ich jedenfalls kann mich nicht an irgendwelche Auswirkungen erinnern.

Der folgende Kampf war... aufregend. Und ich hasse es, dies schreiben zu müssen... nein, ich "hasse" es nicht (mit diesem Wort sollte ich ab jetzt deutlich vorsichtiger umgehen). Also - es bereitet mir richtiggehend körperliches Unbehagen, schreiben zu müssen, dass ich die Aufregung des Kampfes genossen habe.

Ich erinnere mich noch daran, dass Ordhan hasserfüllt irgendetwas auf das Vieh eingebrüllt hat, und dass ich ihm zurief, er solle die Klappe halten und die Adlige (also Caristhea), nicht beim Metzeln stören. Das war ein paar Augenblicke, nachdem Caristhea ihr großes Schwert mit dem ersten Schlag tief in dem Vieh versenkt hatte - woraufhin das Vieh ein markerschütterndes Brüllen von sich gab, das uns alle aber nur noch mehr zu motivieren schien.

Der Kampf dauerte nicht lange, ich konnte nur dreimal auf das Vieh schießen, der erste Schuss ging daneben, der zweite traf es in die Schulter, und der dritte schlug ein, nachdem es schon unter Caristheas Schlägen zusammengebrochen war. Ordhan warf alle seine Wurfdolche auf den Gegner und schaffte es dabei irgendwie immer, an Caristhea und Eire vorbeizuwerfen. Nachdem er keine Dolche mehr hatte, zog er seinen Kampfdolch und stürmte blutdurstig auf das Vieh zu, um ihm den Dolch in den Leib zu rammen (naja, dank dem tiefen Schleim war sein "Sturmangriff" eher ein "Schleichangriff", aber immerhin, der Gedanke zählt).

Nur Eire, die offensichtlich von uns allen das reinste Herz hat, brachte es nicht über sich, das Vieh wirklich zu bekämpfen - jedenfalls sah ich nicht, dass sie es auch nur einmal getroffen hätte. Vielleicht war sie der Meinung, dass man den Hass nur mit Liebe bekämpfen kann? Oder ihre eigene Fackel hat sie geblendet. Möglicherweise war sie auch davon abgelenkt, nach Untoten Ausschau zu halten, die sich ja sehr gut unter dem ganzen Schleim hätten verbergen können...

Oh, bevor ich es vergesse, witzigerweise stürmte irgendwann auch noch Klimperer mit seinem Knüppel auf den Gegner los, und prügelte ein wenig auf den Insektenpanzer ein - schien nicht wirklich einen Effekt zu haben, aber er hatte wohl großen Spaß dabei.

Nun, wie gesagt brach das Vieh irgendwann zusammen, und schlagartig veränderte sich die Umgebung, diese widerlichen Haarwurzeln verschwanden, und die Höhle fing an zu beben. Und was das heißt, wissen wir ja beide nur zu gut, also rief ich: "Höhleneinsturz, folgt mir!" und beeilte mich, davonzukommen (leider war der ganze Schleim noch vorhanden, also war unsere Flucht wohl die langsamste Höhleneinsturz-Flucht der Geschichte).

Draußen hatte sich auch alles verändert, aber das erzähle ich gleich, ich muss jetzt erst einmal etwas essen. Die anderen schlafen schon, also werde ich wohl ausnahmsweise mal Wache stehen.


So, schnell weiterschreiben, bevor ich einschlafe. Wo war ich... ach ja. Wir rannten aus der Höhle heraus.

Auf der Lichtung nahmen wir uns dann ein wenig Zeit, uns umzuschauen - die Feenwelt war jetzt viel heller als vorher, die "Wurzeln" über dem Himmel zogen sich zurück, die Pflanzen sahen nicht mehr so miserabel aus, und auch die Tiere, die uns begegneten, sahen nicht mehr so... falsch aus. Und, am Allerwichtigsten: Es war nicht mehr so nasskalt!

Ich wollte sofort zur Fee marschieren, um diese Welt so schnell wie möglich hinter mir zu lassen, aber die anderen beschlossen, erst ins Lager der Nostrianer zu gehen, um dort zu essen, auszuruhen, uns von dem Schleim zu säubern (igitt!), und den Leuten dort mitzuteilen, dass sie nun die Feenwelt verlassen können - wenn sie denn wollen. Widerwillig schloss ich mich an.

Im Lager der Nostrianer angekommen, machten sich Esindio und Eire daran, den getöteten Hasen auseinanderzunehmen und zu kochen. Eire, die wohl sehr vorsichtig ist, briet die Fleischstücke aber viel zu lange, sodass ich eingreifen musste, und zu retten versuchte, was noch zu retten war.

Das Resultat wurde von Caristhea als "Hasenhähnchen" bezeichnet... ja, optisch ansprechend war es nicht gerade, aber es sättigte.

Schließlich marschierten wir also mitsamt der Nostrianer zum Turm der Fee, der jetzt von süßen kleinen Blütenfeen umschwirrt wurde - Ordhan freute sich lautstark, dass hier nicht mehr Riesenasseln mit Schwertern Wache hielten...

Die Fee empfing uns freundlich, hielt eine kleine Rede und öffnete ein schimmerndes Portal, durch den wir trockenen Fußes wieder nach Aventurien gelangen konnten. Als Wiedergutmachung wollte sie den in ihrer Welt gefangenen Leuten (also auch uns) die "verlorene Lebenszeit zurückgeben", was auch immer das heißen sollte - war mir recht gleichgültig, ich wollte die verlogene Fee und ihre Alptraumwelt einfach nur so schnell wie möglich hinter mir lassen. Allerdings fragte ich sie vorher noch schnell, ob sie mir eine ihrer Haarlocken überlassen könnte - so als Andenken (ich sagte nicht dazu, dass ich es als Erinnerung daran haben wollte, dass Feen nicht zu trauen ist). Natürlich lehnte sie ab. "Du mich auch", dachte ich mir, und hüpfte schnell durch das Portal.

Ich sammelte dann noch schnell meine Sachen unter dem Baum-Schläger auf, und weiter ging es Richtung Nostria. Jetzt lagern wir mitten im Wald, und Caristhea hat schon angekündigt, dass sie sich um die zeitlich etwas deplazierten Nostrianer kümmern wird, die wohl in ihrer Baronie unterkommen sollen. Weißt du, für eine Hochnase ist sie eigentlich gar nicht so übel.

Ich für meinen Teil habe beschlossen, dass es an der Zeit ist, mal wieder Richtung Zivilisation aufzubrechen. Für's erste habe ich genug von Wildnis und Barbaren. Von Nostria aus sollte ich ja eine Schiffspassage nach Havena, dem nächsten Außenposten der Zivilisation, buchen können. Dort sehe ich dann mal weiter. Ordhan kommt bestimmt mit, er wollte mir ja schon lange mal seine Heimat zeigen. Und Klimperer scheint mir auch reiselustig zu sein, für Musik sollte also gesorgt sein. Nur Eire möchte sich wohl noch weiter in die Wildnis zurückziehen, anscheinend fühlt sie sich dort sicherer?

Nun, mal sehen, in welche Schwierigkeiten wir uns in Havena bringen. Hoffentlich begegnen wir keiner Fee.

Nebelschwaden[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Heute schreibe ich dir an Bord des Schiffes "Prinzessin Yasmina", einer sogenannten Knorre, was sich nicht nur bescheuert anhört, sondern auch nur mäßig bequem ist. Warum ich mich trotzdem für dieses Schiff entschieden habe? Es war das erste, das Richtung Süden unterwegs was. Und ich wollte um jeden Preis vermeiden, eine weitere Nacht in diesem unzivilisierten, stinkenden Ort namens Nostria zu verbringen.

Wie du vielleicht schon an diesen ersten Sätzen bemerkt hast, hängen mir die Ereignisse rund um die Hass-Fee immer noch etwas nach.

Ordhan und Esindio sind weiterhin meine Reisegefährten, Letzterer, weil er offensichtlich etwas von der Welt sehen will, und Ersterer, weil ich ihn offenbar dafür bezahle, mein Leibwächter zu sein; zumindest erwähnte er das vorhin im Gespräch mit einer Rahja-Geweihten - ich hatte das schon wieder vergessen.

Die Geweihte ist... interessant. Phylinna heißt sie, und stammt von den Zyklopeninseln. Ordhan hat im Gespräch mit ihr gleich wieder angefangen herumzustottern, offensichtlich findet er sie attraktiv. Aber immerhin ist er dieses Mal nicht sofort ins Wasser gesprungen... wäre auf dem Meer vielleicht auch etwas gefährlicher gewesen als im Feensee. Natürlich habe ich ihn wegen der Sache ein wenig geneckt. Also, genauer, ich habe ihn damit geneckt, dass er beim Anblick schöner Frauen die Fassung verliert, ich habe nicht erwähnt, dass er zu der Fee in den See gesprungen ist. Das wäre ja gemein gewesen.

Aber zurück zur Geweihten. Ich fragte sie, ob sie denn ein Instrument spiele, oder einer anderen künstlerischen Beschäftigung nachginge, und sie antwortete, dass sie... ringt? Eine rahjageweihte Kampfringerin? Das ist neu für mich. Sie sieht auch entsprechend kräftig aus. Ordhan schien sie zu gefallen.

Später mischte sich dann noch eine Thorwalerin ins Gespräch ein, so eine typische große Blonde, die ungefähr doppelt so groß ist wie ich, und etwa zehnmal so viel wiegt (und das ist nur ein klein wenig übertrieben!). Sie nennt sich Kjaska Brandadottir, aber ich denke ich werde sie "Turmschild" nennen, denn genau so denke ich sie zu nutzen, wenn es gefährlich wird...

Oh, mein Humor ist wirklich etwas dunkler geworden. Wie gesagt, diese Hass-Sache belastet mich immer noch. Ich sehne mich nach dem schönen bunten Tempel zuhause. Vielleicht werde ich dort ja ein wenig Entspannung finden?

Jedenfalls sucht Turmschild anscheinend nach einer anderen Nordfrau, die etwa genauso aussieht wie sie selbst, aber eine Magierrobe trägt - vielleicht, sie könnte sich ja umgezogen haben. Diese andere Nordfrau soll eine Hranngar-Anhängerin sein, und wenn mich mein Wissen jetzt nicht im Stich lässt, bedeutet dass, das sie irgendeine Unterwasserschlange anbetet, was anscheinend nicht nur im Horasreich verboten ist. Und Turmschild war sehr scharf darauf, diese Frau zu finden und zurück in den Norden zu bringen. Wobei ihr dazu auch der Kopf reichen würde, vermute ich. Wäre auch einfacher zu transportieren (So Nordleute sind im Allgemeinen ja schon ziemlich sperrig!).

In einem Anfall von Übermut habe ich Turmschild dann gefragt, ob sie denn in letzter Zeit irgendjemandem das Haus abgefackelt hat, denn das scheint ja so das zu sein, was Thorwaler so in ihrer freien Zeit gerne machen. Sie hat verneint, und meinte, dass ja nicht jeder Thorwaler gleich wäre. Seltsam, ich dachte, die würden sich immer damit brüsten, dass sie in einer "Gemeinschaft der Gleichen" leben?

Nun, Turmschild zog dann irgendein Gesöff hervor und bot es uns an, zur Verschwesterung oder so? Ich habe natürlich abgelehnt, auch wenn Turmschild jetzt so auf das erste Gespräch gar nicht so übel zu sein schien, sie erinnerte mich ein wenig an diese nostrische Adlige. Die anderen haben natürlich sofort zugestimmt, und während die ringende Geweihte, Spitzohr und Klimperer da das Nordländer-Gesöff in sich hineingekippt haben, dachte ich mir, dass ich ja schon froh sein kann, dass ich die jetzt nicht noch in irgend ein Bett schleppen muss, wenn sie nicht mehr gescheit laufen können nach dem Zeug. Andererseits fällt mir auf, dass sie ja hätten über Bord gehen können? Wäre ich hinterher gesprungen, um sie zu retten? Ich bin mir nicht sicher... das letzte Mal, als ich jemanden aus dem Wasser retten wollte, wäre ich beinah selbst ertrunken.

Ach ja, fast vergessen: Die Ringer-Geweihte sucht nach Aillil Andara Galahan! Ja, eine Galahan! Ich war sofort interessiert, war doch die Geschichte mit den Galahans eins der wenigen Dinge, die mich an den Adels-Sachen je wirklich interessiert haben. Wobei das jetzt nicht heißt, dass ich mich da auskennen würde - zum Beispiel habe ich gerade total vergessen, wie dieser Galahan heißt, der mittlerweile ein halbes Dutzend Male versucht hat, Kuslik zurückzugewinnen?

Wird mir bestimmt noch einfallen. Jedenfalls meinte die Geweihte, dass sie über ihre Göttin (oder so) erfahren hätte, dass diese Ailil in Havena verschwunden ist. Und zwar gestern. Oder vorgestern. Jedenfalls also so etwa um den Zeitpunkt herum, an dem sie sich zusammen mit mir in Nostria auf das Schiff gesetzt hat. Das nenne ich mal eine rasche Reaktion? Wenn mein Lehrmeister entführt würde, würde ich vermutlich erst davon hören, wenn ich mal wieder im Horasreich unterwegs bin. Ich schätze mal, es hat schon Vorteile, wenn man einen Gott hat, der ein wenig auf einen aufpasst...

Wie erwartet, wurden die anderen nach dem Thorwaler-Gesöff (Turmschild nannte es "Met", glaube ich?) sehr ausgelassen, haben gesungen, laut Geschichten erzählt und gelacht. Ich habe mich daher ein wenig zurückgezogen und schreibe dir dies gerade.

Ich freue mich auf die Ankunft in Havena. Zurück in die Zivilisation! Keine Feen mehr!


Liebes Reisetagebuch,

Natürlich habe ich mich wieder in Schwierigkeiten gebracht, kaum dass ich einen Fuß in die Stadt gesetzt habe. Was ich gemacht habe? Ich habe dem zukünftigen König Albernias ins Gesicht gesagt, dass er sich heute ziemlich bescheuert angestellt hat. Und mit "zukünftig" meine ich "in zwei Tagen". Ich könnte in die Tischkante beißen! Warum kann ich manchmal auch einfach nicht meine vorlaute Klappe halten?

Andererseits - er hat sich wirklich absolut bescheuert verhalten! Aber der Reihe nach, damit du dir ein Bild der Sache machen kannst.

Wir kommen also in Havena an, alles ist voller Nebel (ein Wunder, dass die Kapitänin - moment, ich habe es mir aufgeschrieben... Elfida Brenner heißt sie! - sich dazu entschieden hat, trotzdem einzulaufen - aber vielleicht bleibt das ja hier tagelang so? Ich hätte sie fragen sollen. Jedenfalls steigen wir vom Schiff, laufen ein paar Schritte und diskutieren mit Ordhan, wo wir unterkommen sollen für die Nacht - hier in der Stadt ist wohl alles gerade voller Thorwaler und anderer Leute, weil so eine Art Fest stattfindet, bei dem die Leute sich gegenseitig mit einem Knüppel verschlagen und so tun, als würden sie in Wirklichkeit einen Ball treffen wollen - ich glaube, sie nennen es "Imman"...

Oh, zynische Elaria hat wieder den Federkiel in der Hand. Aber im Ernst, hier in der Stadt ist alles voller Leute, und ich glaube das hat auch etwas mit dem bevorstehenden kombinierten Tsa- und Krönungstag des Königs zu tun, das hier groß gefeiert werden soll. Würde mich zu einem anderen Zeitpunkt auch brennend interessieren, aber im Moment würde ich lieber ein paar Tage ganz gepflegt ausspannen...

Aber jetzt habe ich ja schon wieder den Faden verloren. Wir laufen also diskutierend durch die Nebelbrühe, als ein Stück vor uns plötzlich großes Geschrei ist, und uns Leute entgegengelaufen kommen - entgegen meiner Befürchtungen, sie könnten es auf uns abgesehen haben (ich habe mich sofort hinter Turmschild gestellt), wollten sie im Gegenteil selbst vor einer Schlägerei fliehen, die anscheinend auf einer Brücke stattfand.

Ich wollte mich den Fliehenden schon anschließen, da sind meine Reisegefährten aber auch schon im Höchsttempo in die entgegengesetzte Richtung losgerannt. Wie kann man nur so versessen darauf sein, sich bei jeder sich bietenden Gelegenheit in Schwierigkeiten zu bringen? Also bin ich dann doch Turmschild gefolgt, und als ich am Ort des Geschehens ankam, warf sie (also Turmschild) gerade einen Mann über die Brüstung in den Fluss, während die Ring-Geweihte ihrem Namen alle Ehre machte und einen Weiteren professionell zu Boden rang (was erstaunlicherweise auch gar nicht erotisch aussah - hätte ich bei einer Rahja-Geweihten jetzt schon irgendwie erwartet?). Ordhan hing ebenfalls an jemandem, und es blieb ein weiterer, ähnlich gekleideter Kerl, der sich von den Problemen seiner Kollegen anscheinend nicht davon abhalten ließ, auf einen blassen, schmalen Jugendlichen einzuprügeln. Esindio und ich wechselten daraufhin einen kurzen Blick, und ich forderte ihn auf, sich noch des letzten Angreifers anzunehmen. Er nickte, holte tief Luft, und... zog seine Laute hervor? Um ein Lied zu singen? Bei TSA, der Kerl ist unglaublich. Ich wusste gar nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Ich weiß es immer noch nicht.

Während also Turmschild auf die Brüstung der Brücke gestützt dem ins Wasser Gefallenen noch Profanitäten nachrief, ein weiterer Angreifer unerwarteterweise einer Rahja-Geweihten körperlich näher war als wohl in seinem gesamten bisherigen Leben (und das vermutlich weit weniger angenehm fand als gedacht), und ein Dritter sich wunderte, warum er, während er von einem Spitzohr festgehalten wurde, einen solch intensiven Fischgeruch in der Nase hatte (ok, Elaria, das war fies! Ordhan wäscht sich immer ordentlich! Er riecht höchstens nur ein kleines wenig nach Fisch, und auch nur wenn man genau drauf achtet) - während diese drei also ihre eigenen Probleme hatten, verlor der Vierte aufgrund dieses schönen Liedes, das ein Fremder gerade in seiner Nähe angestimmt hatte, jegliche Lust darauf, kleine Jungs zu verprügeln, und trollte sich einfach.

Oh, mein Essen ist da! Schreibe gleich weiter.



Liebes Reisetagebuch,

Ich war also gerade dabei, von der Prügelei auf der Brücke zu erzählen. Die war mit Esindios Lied dann natürlich auch schon beendet, und es stellte sich die Frage, was wir nun tun sollten. Ordhan als Ortskundiger erzählte uns von der Taverne "Zum Goldbutt", die hier in der Nähe sei, und in der wir uns sowohl um den Kleinen als auch um die gefangenen Schläger kümmern könnten (die von Phylinna und Ordhan niedergerungenen Schläger ließen sich jetzt lammfromm mitführen). Turmschild packte sich also kurzerhand den Jungen (ihr Gegner war ja baden gegangen, womit ein Verhör bei ihm natürlich ebenfalls ins Wasser gefallen war... versuchtes Wortspiel von Elaria, sollte ich in Zukunft vielleicht mit einer Warnung versehen) über die Schulter, und so marschierten wir los.

Dort angekommen, suchten wir uns eine ruhigere Ecke, Turmschild legte den Jungen auf eine Bank und stapfte dann sofort davon, Armdrücken mit irgendwelchen Fremden? Thorwalsche Sitten, nehme ich an. Während Spitzohr und Ring-Geweihte damit begannen, die Schläger zu verhören, widmete ich mich auf Ordhans Bitte dem Jungen und verband seine Wunden (Ordhan versicherte mir, dass man dabei - abgesehen vom Hals-Abbinden - nicht viel falsch machen kann).

Während ich also dem Kleinen die Schürf- und Platzwunden mit ein paar Stoffstreifen verband, die ich gewöhnlicherweise für andere Gegebenheiten verwende (auch etwas, was der zukünftige König nicht unbedingt wissen muss!), strich ich ihm die Kapuze vom Kopf, woraufhin mir eine Tätowierung auf seiner Stirn auffiel... es brauchte ein wenig, aber schließlich erinnerte ich mich daran, was das Symbol bedeutete: Es war so eine Art Zeichen des Könighauses Albernias. Das Wappen vielleicht? Oder ein Siegel? Bin mir nicht sicher. Finde es auch ein wenig seltsam, so etwas den Kindern auf die Stirn zu brennen, das hat etwas von Kälbermarkierungen.

Egal, jedenfalls hatten die anderen mir auf dem Schiff ja von dem bevorstehenden Krönung erzählt, und da der Kleine im richtigen Alter schien, zählte ich eins und eins zusammen und erhielt als Ergebnis einen König (im Rechnen bin ich nicht so gut). Zumindest einen Fast-König.

Als ich ihn etwas fassungslos dazu befragte (man verbindet ja nicht alle Tage einen Fast-König mit, naja, Tage-Binden - wie gut, dass ich die derzeit nicht brauche!), bestätigte er mir dies leise, bat aber darum, dies nicht weiterzuerzählen, er wäre sozusagen inkognito unterwegs (hah, Elaria kann ein paar bosparanische Wörter! ... ist das überhaupt Bosparanisch?). Natürlich habe ich dieser Bitte entsprochen und Ordhan und Phylinna sofort darauf hingewiesen, dass dies nicht der König Albernias ist. Sie haben mich etwas seltsam angesehen und mir nicht geglaubt - warum auch immer? Bin ich so unglaubwürdig? Jedenfalls hat der Nicht-König auch ihnen gegenüber noch mal seine Bitte wiederholt, seine Identität geheimzuhalten, und auch sie haben natürlich zugesagt, sich daran zu halten.

Weiterhin hat der Nicht-König uns dann auch noch erzählt, was er überhaupt in der Stadt zu suchen hatte, so alleine: Er wollte sich mit seiner Tante treffen. Und die heißt, und jetzt halte dich fest: Aillil Andara Galahan!

Dass die verschwunden ist, hat ihm anscheinend noch niemand gesteckt. Auch komisch, dass eine Geweihte in Nostria das eher weiß als der Fast-König von Albernia?

Ach, die anderen hatten derweil übrigens herausgefunden, dass die Schläger einen "Handelspion" suchten - was auch immer das sein soll? Ein Kerl, der anderen heimlich dabei zuschaut, wie sie Sachen verkaufen? Jedenfalls hatten sie mit dem Fast-König da natürlich den komplett Falschen erwischt. Und der war trotz seiner Blessuren ziemlich nett zu ihnen, hat er uns doch aufgefordert, die zwei Tölpel laufenzulassen, anstatt sie bei der Garde abzuliefern. Oh, und Ordhan denkt wohl, dass ihm nicht aufgefallen ist, dass der eine Schläger ihm einen Geldbeutel zugesteckt hat? Falsch gedacht, Spitzohr! Wenn es um die Besitzer wechselnde Münzen geht, bin ich immer hellwach!

Der Nicht-König erzählte uns dann auch noch, wo er sich mit seiner Tante treffen wollte: Beim Vergnügungsschiff Rethis im Hafen. Was sich für meine Ohren sehr nach einer... Einrichtung für Leute mit unzureichendem Sexualleben und vollem Geldbeutel anhört. Keine Ahnung, warum eine Rahja-Geweihte sich mit ihrem noch nicht erwachsenen Neffen ausgerechnet dort verabreden sollte!

Jedenfalls haben wir dem Nicht-König davon berichtet, dass wir - wir? Das war eigentlich nicht mein Problem, aber jetzt hänge ich wohl mit drin - diese Galahan ebenfalls suchen, und er bat uns dann auch noch einmal ausdrücklich, sie für ihn zu finden... er hängt wohl sehr an ihr (hoffentlich keine Inzest-Geschichte! Die finde ich immer ein wenig verwirrend); tja, und da uns der Fast König darum gebeten hat, habe ich jetzt wohl keine andere Wahl mehr. Immerhin winkt wohl eine Belohnung, schätze ich.

Oh, und dann haben wir ihn zum Palast gebracht... und bevor ich diesen Teil niederschreibe, muss ich erst mal eine Runde in die Tischkante beißen. Du entschuldigst mich?



Liebes Reisetagebuch,

Wir begleiteten also den Nicht-Fast-König Richtung Palast, und unterhielten uns ein wenig mit ihm. Ich fragte ihn, wo denn seine Leibwächter bei der Sache auf der Brücke waren, und er antwortete, dass er die im Palast gelassen hätte, weil die immer so auffällig wären. Tja, und in dem Augenblick konnte ich mich dann nicht mehr zurückhalten, und habe den Fast-König in deutlichen Worten erklärt, was für eine bescheuerte Idee es war, in einer Stadt, die derzeit mit so vielen gewaltbereiten Leuten vollgestopft ist, alleine durch die Nacht zu schleichen (also, es war ja noch nicht richtig Nacht, aber der Nebel hatte ja einen ähnlichen Effekt), und dass er sich gefälligst für ähnliche Unternehmungen in Zukunft andere Leute anheuern soll, die auf ihn aufpassen. Was er von meinem Vortrag gehalten hat, weiß ich nicht, aber etwas später habe ich mich an den guten Rat meines Lehrmeisters erinnert, gegenüber Hochadligen auch dann respektvoll zu sein, wenn sie in abgerissenen Klamotten und mit Triefnase vor einem stehen. Hoffen wir mal, dass der Kleine nicht nachtragend ist? Andererseits wollte ich ja eh so schnell wie möglich weiterreisen.

Ordhan hat zu der Sache nichts gesagt und sich stattdessen etwas nervös umgesehen; so wie immer also, eigentlich. Wobei er mir, wenn ich gerade einen Wortschwall über jemandem auskippe, manchmal noch nervöser erscheint? Vielleicht nur Einbildung.

Als wir dann schließlich am Palast ankamen, sind mir fast die Augen herausgefallen. So weit im Norden hätte ich nicht damit gerechnet, so ein hübsches Adelsprotzbauwerk zu sehen! Ich kann den Stil gar nicht richtig beschreiben, es sah einfach ziemlich anders aus als der Rest der Stadt. So Richtung Tulamidisch vielleicht? Aber nicht so richtig. Egal, ich bin müde; morgen kann ich bestimmt noch einen besseren Blick drauf werfen und es dir beschreiben.

Dank Fast-Nicht-König-Begleitung ließen uns die Wachen problemlos in den Garten des Palastes, wo gerade eine etwas Ältere in hochedler Kleidung unterwegs war - begleitet natürlich von Dienern oder so. Es stellte sich heraus, dass sie die Großmutter des Fast-Königs ist, und gerade für ihn die Geschäfte führt. Also, das Land beherrscht. Ziemlich wichtig also, deswegen war ich ihr gegenüber auch äußerst respektvoll. Naja, mit Ausnahme der Tatsache, dass ich ihr nicht die ganze Wahrheit über die Sache auf der Brücke gesagt habe. Ich sagte ihr nämlich, dass der Kleine dort "gestürzt" wäre, und sich verletzt hatte, und wir ihn deswegen verbunden und hierher gebracht hätten, weil es für einen Fast-König ja da draußen derzeit doch etwas gefährlich sein kann so alleine. Was ja alles nicht gelogen ist, aber ich bezweifle, dass sie die Feinheiten dieser Argumentation zu würdigen wüsste, wenn jemand sie über die ausgelassenen Details (die Schläger) informieren würde. Also, du siehst... im Versuch, meinen früheren Fehltritt gegenüber dem Fast-König auszubessern, bin ich das Risiko eingegangen, es mir mit der derzeitigen Herrscherin des Königreichs zu versauen. Was soll ich dazu sagen, ich lebe wohl gerne gefährlich?

Phylinna erzählte dann bei der Gelegenheit noch von der verschwundenen Galahan, was die Großmutter auch noch nicht wusste, sie aber auch ganz aufgeregt werden ließ. Sie lud uns in ihr Audienzzimmer ein, was wir natürlich nicht ablehnten.

Kurz darauf saßen wir also in einem prachtvollen Audienzimmer in bequemen Stühlen, und sollten der Großmutter alles erzählen, was wir über die Galahan und ihr Verschwinden wussten. Irritierenderweise schlichen die ganze Zeit Leute aus dem Hofstaat um uns herum, was die Großmutter überhaupt nicht zu bemerken schien - offensichtlich gehört sie zu der Art Adligen, die ihre Bediensteten irgendwann als Inventar ansehen? Desweiteren fielen mir noch ein Paar dreckige Schuhe auf, die hinter einem Vorhang hervorlugten - der Fast-König, der eigentlich von seiner Großmutter auf sein Zimmer geschickt worden war, wollte offensichtlich lieber die Besprechung mithören.

Die Ring-Geweihte hat dann erst mal ein wenig mit der Großmutter über die Galahan geredet, bis ich mich eingemischt habe und die Großmutter gefragt habe, ob es denn in Ordnung ist, dass alle diese Diener mithören, wo sie doch gesagt hatte, dass sie die Sache geheim halten will?

Die Großmutter wurde schon wieder ganz aufgeregt und führte uns in einen weiteren, kleineren Raum (ohne Diener und Fast-König), wo sie dann erst mal von mir wissen wollte, wieso ich davon ausgehen würde, dass die Diener zuhören? Ich antwortete natürlich wahrheitsgemäß, dass ich bemerkt hätte, dass einige Diener sehr aufmerksam dem Gespräch gefolgt seien, und um meine Argumentation zu unterstützen, fügte ich ohne Pause noch einen Wortschwall darüber an, dass in meiner Heimat es allseits bekannt sei, dass die Adligen sich gegenseitig über ihr Personal ausspionieren würden. Großmutter schien einigermaßen beeindruckt, was wiederum mich ein wenig besorgt - sind Adlige hier im Norden wirklich so naiv, dass reisende Entdecker ihnen noch etwas über Hofintrigen beibringen können? Jedenfalls bedankte sie sich bei mir; hoffentlich erinnert sie sich daran, falls sie irgendwann mal herausfindet, dass ich ihr bei der Sache mit der Brücke nicht ganz die Wahrheit gesagt habe?

Zum Abschluss des Gesprächs hat auch sie uns dann noch einmal darum gebeten (in einem Tonfall, den Adlige verwenden, wenn sie einen Befehl nett formulieren wollen), nach der verschwundenen Galahan zu suchen. Sie drückte uns dazu auch gleich einfach mal so je zwei Goldstücke in die Hand - offensichtlich hat sie davon zu viele? Auf Anfrage von Ordhan und Esindio setzte sie auch gleich noch ein Empfehlungsschreiben auf, dass sie der Ring-Geweihten in die Hand drückte.

Kurz darauf standen wir dann auch schon wieder außerhalb des Palastes und waren uns einig, uns erst mal eine Unterkunft zu suchen. Ordhan diskutierte ein wenig mit den anderen (während ich gähnend daneben stand), und kam schließlich zum Schluss, dass die Pension Haus Rondra am Besten geeignet für uns wäre. Ich diskutierte noch ein wenig über den Namen - ich fand es etwas anmaßend, eine Pension nach Rondra zu benennen, aber die anderen fanden das nicht weiter ungewöhnlich. Nun ja.

Dort angekommen konnten wir tatsächlich noch zwei freie Zimmer belegen (eines für mich, eines für Phylinna - der Rest musste in den Schlafsaal), und so sitze ich nun hier auf dem Zimmer, habe die Tür abgesperrt, meine Wertsachen in der bereitstehenden Truhe eingeschlossen, und werde dann jetzt wohl schlafen geben.

Gute Nacht wünsche ich dir!


Nur ganz schnell, weil die anderen schon die Sachen packen: Die Nachtruhe fällt wohl aus! So ein kleiner Junge, ein Freund von dem Nicht-König.. oh, ich muss los. Ab zum sogenannten Vergnügungsschiff.



Liebes Reisetagebuch,

Jetzt muss ich dir aber noch schnell schreiben, was gestern abend passiert ist, bevor wir wieder aufbrechen! Die Ereignisse scheinen sich regelrecht zu überstürzen, und dieses Mal bin noch nicht mal ich schuld! (Da bin ich mir sogar fast sicher)

Ich hatte mich gestern abend also gerade zum Schlafen gelegt, als ich hörte, dass jemand an meiner (verriegelten) Tür herumfummelte. Leise. Natürlich habe ich gleich einen Riesen-Schreck bekommen und bin mit dir mit Mund (ja, ich habe dich gebissen! Ging nicht anders, ich war ja im Nachthemd!) aus dem Fenster geklettert, für den Fall, dass derjenige es schafft, trotz Riegel in den Raum zu kommen!

Draußen war es natürlich bitterkalt, und bequem war es auch nicht, mich so an der Fassade festhalten zu müssen - die Alternative wäre aber nur ein Sprung nach unten gewesen, und du weißt ja sicher noch, was das letzte Mal passiert ist...

Dieses Mal allerdings hatte ich Glück, und derjenige hat einfach aufgegeben. "Genau, beklau jemanden anders." habe ich mir gedacht und mich rasch wieder in das warme Bett gekuschelt.

An Schlaf war dann aber trotzdem nicht zu denken, weil der Kerl daraufhin versucht hat, in den Schlafsaal einzubrechen, und dabei - wie mir Ordhan gestern noch erzählt hat - von Turmschild mit einem Sturmangriff samt Kopfnuss überrascht wurde. War natürlich ein Riesenlärm, und da rede ich noch gar nicht von den Schmerzensschreien von dem armen Jungen - denn ja, es war ein kleiner Junge! Also, nicht soooo klein, etwa so wie der Fast-König, aber auch noch nicht erwachsen. Das wusste ich aber natürlich noch nicht, als die mit dem auf dem Gang herumdiskutiert haben, und als Ordhan dann an meine Tür klopfte und mich dazuholen wollte, antwortete ich nur müde, dass ich lieber schlafen möchte. Und als Turmschild dann noch irgend etwas davon faselte, was sie mit dem Kleinen alles anstellen könnte, habe ich - nur kurz! - die Beherrschung verloren und rausgerufen, dass sie den Einbrecher bitte woanders foltern sollen, ich bräuchte schließlich meine Nachtruhe! Tja, nicht meine Sternstunde... aber ich war wirklich müde! Ein Wunder, dass ich den Ausflug zum Schiff dann noch geschafft habe, ohne im Laufen einzuschlafen.

Ja, wie gesagt konnte ich dann doch nicht schlafen, weil die anderen herausgefunden haben, dass der Kleine gar kein Einbrecher war, sondern ein (der?) Freund vom Fast-König, der uns zusammen mit ihm gesehen hat, und uns fragen wollte, wo der Kerl abgeblieben ist - weil er anscheinend direkt, nachdem wir den Palast verlassen hatten, schon wieder abgehauen ist! Was ein Idiot. Naja, jedenfalls entschlossen sich die Anderen daraufhin dazu, sofort und noch diese Nacht zum Schiff aufzubrechen, weil sie davon ausgingen, dass der Fest-König... oh, ich wollte eigentlich Fast-König schreiben, aber Fest-König stimmt ja eigentlich auch! Und hört sich eigentlich auch besser an. Fest-König, hmm. Wo war ich?

Also, der Kleine wollte also den Fest-König finden, ist uns dann aber nicht zum Schiff gefolgt, sondern seine eigenen Wege gegangen. Das war anscheinend so ein kleiner Straßen-Junge, der aus irgendeinem Grunde ganz dicke war mit dem Fest-König, und ihm sogar dabei geholfen hat, aus dem Palast zu schleichen! Wobei sich mir die Frage stellt, wie es so ein Straßen-Junge überhaupt nahe genug an den Palast heran schafft, dass er dem Fest-König bei der "Flucht" helfen kann? Mich haben sie jedenfalls damals immer von den hübschen Adelsgebäuden weggescheucht.

Wir marschierten also durch die Nacht Richtung Hafen, und um nicht im Laufen einzuschlafen, erkundigte ich mich angesichts unseres Ziels, ob denn von den anderen schon mal jemand in einem Hurenhaus gewesen sei? Betretenes Schweigen war die Antwort. Als ich ein wenig weiter bohrte, verneinten schließlich alle, aber Ordhan, das alte Spitzohr, behauptete, dass er "solchen Leuten" durchaus schon mal im Hafenviertel begegnet sei - rein zufällig, natürlich, aha, jaja.

Hehe, nur ein Scherz natürlich, Ordhan ist doch viel zu geizig, um sein Geld an "solche Leute" zu geben. Wobei er wahrscheinlich auch zu schüchtern ist, um in den Rahja-Tempel zu gehen. Also... was bleibt da? Leidenschaftliche Affären mit Reisegefährten? Fällt mit Fischflossen wahrscheinlich auch eher raus. Kein Wunder, dass er bei der Fee im See so rasch bereit war, ins Wasser zu hüpfen...

Naja, ich komme vom Thema ab. Die anderen konnten mir also keine Hinweise geben, wie man sich in einer "solchen Umgebung" verhält, also musste ich mich wieder mal auf meinen natürlichen Charme verlassen. War ja nicht das erste Mal.... allerdings war es das erste Mal mit tiefschwarzen Augenringen. Wobei die bestimmt schon so unnatürlich aussahen, dass sie als Gildenbemalung (oder so) durchgingen!

Jetzt komme ich ja schon wieder vom Thema ab! Elaria, konzentriere dich, so viel Zeit hast du gerade nicht.

Beim Schiff angekommen hatten wir ein kurzes Gespräch mit dem Türsteher, wobei die Anderen meinen Hinweis, dass ich "einen kleinen Jungen suche", anscheinend unpassend fanden? Jedenfalls schaute Ordhan wieder mal mit diesem "ich gehöre nicht dazu"-Blick in die Gegend, den ich mittlerweile von ihm ja schon kenne. Muss ich ihn bei Gelegenheit mal drauf ansprechen, wenn ich dran denke. Und wo ich gerade dran denke - die Ring-Geweihte hat auch recht unglücklich geschaut, keine Ahnung was die für ein Problem hatte. Esindios übliches enigmatisches Lächeln immerhin war wie immer für mich nicht zu durchschauen.

Der Türsteher war jedenfalls total freundlich und hat uns gleich an die Besitzerin weitergeleitet, die könnte uns "sicherlich alle Wünsche erfüllen". Seltsame Ausdrucksweise zwar für einen Türsteher, aber gut, wir waren drin, das zählt.

Die Besitzerin ist eine recht beeindruckende Frau mit langen, oh so langen, und wallenden, oh so wallenden, wunderschön roten Haaren! Sie hatte bestimmt Thorwaler-Vorfahren, abgesehen von Haarfarbe und Größe (mindenstens einen Kopf größer als ich!) sah man ihr das aber nicht an! Thorwalsche Frauen haben ja oft so ein grobschlächtiges Aussehen (Turmschild zum Beispiel), aber diese Frau war... hach, TSA, im nächsten Leben vielleicht so aussehen können? Wäre ein Traum...

Ach ja, einen Namen hatte sie auch: Asa Anjuhal. Jetzt nicht so hinreißend. Asa. Klingt wie ein Käse.

Egal, weiter. Die Frau hat uns jedenfalls in ihrem Speisesaal freundlich in Empfang genommen und an einen freien Tisch gebeten. Eigentlich wollte ich mich ja gar nicht setzen, weil wir es ja irgendwie schon ein wenig eilig hatten (schließlich stehen hier eine Galahan und ein Fast-König auf dem Spiel!), aber da die anderen wie immer in solchen Situationen die Einladung sofort angenommen haben, hatte ich keine große Wahl. Während die anderen dann noch Höflichkeiten austauschten, habe ich mich eben über die auf dem Tisch bereitstehenden Knabbereien hergemacht.

Die schöne Hurenschiffbesitzerin mit dem Käsenamen schaute etwas missbilligend, als ich die Schale sofort zu mir heranzog - aber wie soll ich denn sonst an das Zeug herankommen? Ich habe eben nicht so lange Arme!

Zu meinem Erstaunen fingen die anderen dann auch noch an, Getränke und Speisen zu bestellen, als ob wir es kein Stück eilig hätten! (Gut, zu dem Zeitpunkt hatte ich es ja nur eilig, wieder ins Bett zu kommen - aber schlafen müssen wir ja sowieso früher oder später, dank BORon! Also wieso es hinauszögern?)

Als dann die Speisen endlich gebracht wurden, waren die Anderen immer noch nicht über Höflichkeiten hinausgekommen, und meine Knabberschale fast leer. Der größte Aufreger war kurz darauf, dass Ordhan beim Essen die Handschuhe nicht ausgezogen hat, was die Ring-Geweihte kommentierte. Ich habe gar nicht genau zugehört, weil ich zu dem Zeitpunkt nicht nur hundemüde und überfressen war, sondern langsam auch ziemlich dringend auf den Abort musste.

Schließlich verlor Turmschild aber doch die Geduld und frage die Käsefrau, ob ihr eine gewisse thorwalsche Magierin begegnet sei, Halla mit Namen. War aber nicht der Fall. Daraufhin schaltete ich mich schnell ein und erkundigte mich nach dem Fast-König, wobei ich ihn natürlich nicht so nannte, und gleichzeitig darauf hinwies, dass dieser Kapuzen-Junge, den wir suchen, natürlich komplett unwichtig für alles und jeden ist. (Gleichzeitig verschluckte Ordhan sich anscheinend an seinem Essen und hustete laut - aber ich denke, die Käsefrau hat trotzdem gehört, dass der Junge unwichtig ist; wäre ja nicht gut gewesen, wenn ihr der Gedanke gekommen wäre, dass wir den Fast-König suchen!)

Dummerweise war Käse auch dem Jungen nicht begegnet. Das einzige, was sie uns mitteilen konnte, war, dass die Galahan, die von der Ring-Geweihten sowie der halben restlichen Stadt gesucht wurde, auf diesem Schiff nach Havena gefahren war - allerdings unter dem Namen Lilial Rosenblatt. Die Besitzerin des Hurenkahns hat sie aber anscheinend auch so erkannt, oder unsere Beschreibung hat sie auf die Spur gebracht - das habe ich nicht so ganz mitbekommen, weil Ordhan mir gerade etwas mitteilen wollten, aber ewig nicht zum Punkt gekommen ist.

Die anderen fanden derweil heraus, dass eine gewisse Naike, eine Angestellte auf diesem Schiff, auf der Fahrt der Geweihten als Dienerin... naja, gedient hatte. Wir könnten gerne mit ihr reden. Was wir natürlich auch sofort taten - nachdem die anderen fertiggekaut hatten, und ich den Abort besucht hatte (das war so eine kleine Kabine mit Loch im Boden, also deutlich angenehmer als auf diesem Thorwaler-Schiff, wo man einfach den Hintern über die Reling hängt!).

Oh, da habe ich über meine Abort-Beschreibungen fast vergessen, dass Käse am Ende des Gespräches sich auch noch mit Ordhan und Esindio verabredet hat, für ein "privates Treffen". Anscheinend trifft sie auf diesem Schiff nicht genug Männer, die mit ihr ins Bett gehen wollen? Oder sie gehört zu diesem Leuten, die nie genug bekommen? Deswegen auch gleich die Doppel-Verabredung? Na, nicht meine Sache. Wobei ich mich schon frage, ob sie wirklich auf Fischgeruch und -flossen steht, oder ihr da vielleicht eine interessante Überraschung bevorsteht!

....

Gut, Lachanfall vorbei, weiter geht es. Und wirklich abstoßend ist Ordhan ja jetzt eigentlich auch nicht.

Wir sind dann also ein Schiffsdeck tiefer zu den Kabinen gelatscht, wo wir diese Naike aufgetrieben haben. Auffallend an ihr war sofort eine edle Brosche, die - grob geschätzt - auf dem Markt bestimmt einige Dutzend Dukaten wert ist! Also mehr, als so eine Hurenschiff-Dienstfrau verdienen sollte; also, nicht dass ich da so die Expertin wäre? Aber die anderen (insbesondere Ordhan, der olle Huren-Kenner!) haben mir da zugestimmt, also stimmt das wohl.

Diese Naike hat unsere Fragen sehr freundlich und ausführlich beantwortet, konnte uns aber auch nicht sonderlich weiterhelfen. Die Galahan sei auf dem Schiff gewesen, ja, sei aber die meiste Zeit alleine gewesen (ob die eigentlich den gleichen Abort besucht hat wie ich? Eine Galahan und Elaria nutzen den gleichen Abort? Das wäre ja mal erstaunlich!), und sie habe auch nichts in ihrem Raum vergessen.

Wir anderen wollten uns daraufhin schon auf den Weg machen, als Phylinna die Bedienstete auf die schicke Brosche ansprach - angeblich zeigte sie ein Symbol, das für die Kirche und/oder die Galahans im Allgemeinen oder Speziellen wichtig wären? Die Frau wurde etwas nervös, behauptete aber, dass die Brosche ein Geschenk von ihrem Freund Cuilan sei. Die Geweihte bohrte etwas tiefer und erwähnte, dass sie vermutete, dass die Brosche aus dem Besitz der Galahan stammte, woraufhin Naike uns rasch noch viel mehr über die Sache erzählte: Cuilan sei ein Sohn aus gutem Havena-Hause (der sein Geld anscheinend auf ein Hurenschiff trägt), habe aber ein Drogenproblem, weswegen sie sich mit ihm bei der Ankunft des Schiffes gestritten hätte, und kurz darauf sei er mit der Brosche als Versöhnungsgeschenk aufgetaucht. Das sei alles, was sie darüber wisse.

Wir verabschiedeten uns also von ihr und verließen das Schiff, um - aus irgendeinem Grunde! - direkt zum Alten Efferdtempel zu marschieren. "Alt" deswegen, weil er, naja, wirklich alt ist, und die Havener mittlerweile einen Neuen gebaut haben. Kann ja nicht schaden, zwei zu haben, schätze ich, dann ist es auch nicht so schlimm, wenn einer mal zerstört oder von Dämonenanbetern übernommen wird, oder so.

So mitten in der Nacht war im Tempel natürlich nicht viel los, und der eine Geweihte, der noch wach war, bekam ein ganz bleiches Gesicht, als Turmschild ihm davon erzählte, dass diese Halla, eine Seeschlangen-Anbeterin, sich wohl gerade in der Stadt herumtreiben würde. Er meinte daraufhin, dass dies eine sehr ernste Sache sei, die keinen Aufschub dulden würde, und dass wir deswegen morgen früh wiederkommen sollten, wenn der edle Herr Graustein ausgeschlafen hätte. Bitte was? Ist es nun dringend oder nicht?

Aber anscheinend hatte der Kerl mehr Angst davor, dass der alte Geweihte einen Ausraste bekommen könnte, wenn man ihn mitten in der Nacht weckt, als davor, dass ein mehr oder weniger geheimer Kult die Stadt unterwandert. Na, hat wohl jeder so seine Prioritäten, schätze ich. Und wo wir gerade von Prioritäten reden: Ordhan betete nach dem Gespräch noch kurz im Tempel und warf einen ganzen Dukaten in die Opferschale! Überrascht habe ich ihn sofort darauf angesprochen und dabei fallen lassen, dass er vielleicht ein wenig falsche Prioritäten hat, wenn er sonst gegenüber allen, auch den Ärmsten der Armen, immer total knauserig ist (er kriegt immer total große Augen, wenn ich so einem armen Bauern, bei dem wir übernachten, ein Silberstück in die Hand drücke!), aber jetzt hier in so einem Tempel, der nun wirklich nicht baufällig ist, gleich einen ganzen Dukaten wegwirft! Das hat natürlich sofort die Ring-Geweihte auf den Plan gerufen, die das Konzept des "wir Geweihten lassen uns von dem Rest aushalten und spenden im Gegenzug ab und zu mal weise Worte" als Rahja-Geweihte natürlich absolut akzeptabel findet, und mich ganz erstaunt belehrt hat, dass an Tempel gespendetes Geld nicht "weggeworfen" sei. Ordhan zog mich daraufhin sacht, aber bestimmt nach draußen, wo wir uns kurz über die Sache unterhielten. Ich weiß leider gar nicht mehr, was gesagt wurde, da ich beim Blick auf die überschwemmte Unterstadt mit den Gedanken schon wieder woanders war - sodass ich Ordhan kurz darauf fragte, ob er denn schon mal in der Unterstadt unterwegs gewesen sei. Er verneinte entsetzt, und erzählte von "Gerüchten", dass dort eine ganz schlimme Bande von Halsabschneidern unterwegs sei, und deswegen niemand dort hin gehe. Aber - wenn niemand dort hin geht, woher wissen wir dann, ob die Gerüchte stimmen? Eine unwiderlegbare Logik, weswegen ich gleich mal ankündigte, bei Gelegenheit die Unterstadt aufsuchen zu wollen. Ordhan gefiel dieser Gedanke wohl ganz und gar nicht, da er schon wieder dieses nervöse Zucken im Gesicht hatte. Der Mann macht sich einfach zu viele Sorgen!

Danach ging es dann aber endlich wieder zurück zur Herberge, und ab in mein warmes, weiches Bett! DIe Nacht blieb ereignislos (PHEx sei Dank!), und so werden wir dann wohl gleich zu dem alten Graustein schlendern, um ihn über diese äußerst dringende, keinen Aufschub duldende Sache zu informieren.

Ich halte dich auf dem Laufenden!


Liebes Reisetagebuch,

Ich schreibe dir heute an einem etwas ungewöhnlichen Ort, liege ich doch gerade nackt und nass in den weichen Kissen am Rande eines warmen Bades im Havener Rahja-Tempel - aber da Ordhan gerade mit zwei Frauen (Ring-Geweihte und Turmschild) in einem Separee beschäftigt ist, habe ich im Moment die Zeit dafür.

Also, was ist passiert? Der Tag begann eigentlich alles andere als angenehm, da wir den alten Graustein im noch älteren Efferd-Tempel besuchten. Sehr hilfreich in Bezug auf die Galahan und den Fast-König war er nicht, aber angemessen betroffen von den Erzählungen über die Schlangen-Kultistin. Was mich dann aufhorchen ließ, war seine Erwähnung, dass ein paar Thorwaler, namentlich Gerolf und Alrik vom Schiff Sturmtrutz, ebenfalls verschwunden sind. Angeblich könnten wir mehr darüber von Arlaine Raidric, der Besitzerin der Taverne Rahjas Lobgesang, erfahren, also sind wir natürlich sofort dorthin aufgebrochen (Ordhan hat diesmal auch keinen Dukaten im Tempel gelassen).

Dort angekommen hat Turmschild sich gleich mal mit ein paar Idioten angelegt, die zu der Sorte "Fremde wollen wir hier nicht haben" gehören (wohl weil HESinde ihnen leider ihre Gaben zu sehr vorenthalten hat, und sie daher mit allem Neuen überfordert sind). Die Wirtin schickte die beiden schließlich hinaus, was angesichts Turmschilds schlagender Argumente auch äußerst friedlich ablief.

Wir unterhielten uns dann mit der Wirtin, die ganz begeistert von Rings Besuch war, da sie selbst offensichtlich auch gerne Geweihte geworden wäre. Warum das nicht geklappt hat, habe ich aber nicht ganz verstanden - ist ja in Anbetracht der ganzen Vermissten und dem durch-die-Stadt-schleichenden Fast-König auch recht irrelevant. Interessanter war, dass sie uns davon berichtete, dass die Bewohner der Krakeninsel (zu denen die beiden Stumpfbacken von eben auch gehörten) in letzter Zeit öfter mal Probleme machten (die Fast-Gelehrte Elaria zählte natürlich sofort eins und eins zusammen und erhielt die Krakeninsel als Zentrum des Schlangenkults).

Weiterhin konnte sie uns natürlich auch noch etwas über die verschwundenen Thorwaler erzählen, und zwar ist dieser Gerolf ihr Fast-Liebhaber! Dementsprechend hat sie am Tag vor seinem Verschwinden natürlich auch ein Gespräch belauscht, das er mit einem gewissen "Cuilan" (ja, der vom Huren-Schiff!) führte (wie man das eben so macht mit Fast-Geliebten...). In dem Gespräch erzählte Cuilan etwas von einer gewissen "Halla" (ja, die von Turmschild!), und Gerolf schien sehr besorgt zu sein. Mehr konnte sie nicht berichten, so genau konnte sie die beiden anscheinend auch nicht belauschen - fällt ja auch auf, wenn man sich so direkt neben zwei sich unterhaltende Leute stellt und die Ohren spitzt (da fällt mir ein - Ordhan hat ja schon spitze Ohren! Muss ich ihn mal fragen, ob er damit besser hören kann als andere Leute).

Als wir die nette Wirtin dann verließen, um Richtung Rahja-Tempel zu laufen (Ring will sich hier nach dem Amulett der Hurenschiff-Bediensteten umhören), zwinkerte die Frau - also die Tavernenbesitzerin, die sich für den verschwundenen Gerolf interessiert - mir zu. Verwirrt fragte ich draußen in die Runde, ob ich ihr zu wenig gezahlt hätte (wir hatten ein paar Getränke genossen), aber die Anderen zuckten nur mit den Schultern. Ein Mann, der gemeinsam mit uns die Taverne verließ, mischte sich kurz ein und meinte, dass es weithin bekannt wäre, dass die Wirtin "nicht nur an Männern Interesse" hätte. Ich... hmm... weiß nicht so wirklich, was ich dazu schreiben soll. Ihr Fast-Geliebter ist verschwunden, möglicherweise einem menschenopfernden Schlangenkult in die Hände gefallen, und sie versucht sich derweil an eine durchschnittlich aussehende reisende Horasierin heranzumachen? Ist ihr der Kerl jetzt wichtig oder nicht? Ich weiß jedenfalls, dass wenn mir jemand wichtig ist, ich mich auf jeden Fall nicht für andere interessieren würde, wenn derjenige gerade in Lebensgefahr schwebt.

Nun, andere Länder, andere Sitten? Thorwalsche Einflüsse, die auf Havena abgefärbt haben, nehme ich an.

Ich gehe noch mal eine Runde Schwimmen, erzähle dir gleich den Rest!


So, der Rest ist eigentlich schnell erzählt, hoffe ich, schon alleine deswegen, weil die anderen wohl bald wieder hier auftauchen sollten.

Während wir also auf dem Weg zum Rahja-Tempel waren, fragte ich Ordhan als Ortskundigen, ob er da schon mal drin war. Spitzohr wurde wieder ganz rot und begann zu stottern - offensichtlich ist es ein empfindliches Thema bei ihm, welche Tempel er aufsucht? Als er die Frage schließlich bejahte, stellte ich ihm die Frage, die mich eigentlich interessierte: Ob es da im Eingangsbereich auch so ein Bad gäbe, in dem jeder Gast sich erst einmal waschen muss. Da wir es ja eigentlich ein wenig eilig haben, und auch nur Informationen suchen, schien mir eine solche rituelle Waschung reine Zeitverschwendung. Ring schaltete sich daraufhin ganz entsetzt in die Unterhaltung ein und meinte, dass wir uns natürlich waschen würden - man will doch den Tempel der Göttin nicht schmutzig betreten! Woraufhin ich natürlich aufgebracht widersprach, dass ich nicht schmutzig bin, weil ich gerade heute morgen gebadet habe! Darauf wusste sie natürlich keine Antwort, aber das Thema ging sowieso etwas unter, als Esindio laut vermutete, dass Ordhan Angst vor dem Bad haben könnte - woraufhin ich spontan in Gelächter ausbrach, und Ordhan etwas eingeschnappt antwortete, dass er wohl öfter im Wasser ist als Elaria (vor lauter Lachen konnte ich gar nicht antworten, dass dies wohl auch der Grund für seinen leicht fischigen Geruch sein könnte! Vielleicht besser so, vielleicht würde er mir das übel nehmen).

Mir ist natürlich klar, dass das Eingangsbad schon seinen Sinn hat, für die meisten Menschen ist der Begriff "Reinlichkeit" ja etwas Exotisches, und so ist es natürlich sinnvoll, generell von allen zu verlangen, sich bei Betreten des Tempels zu waschen. Aber in diesem Fall? Bei unserer reinlichen Gruppe (sogar Ordhan wäscht sich! Gut, bei Turmschild bin ich mir nicht so sicher), und wo wir doch dazu nur Informationen brauchen?

Mein Protest blieb aber natürlich erfolglos, und kaum waren wir im Tempel, warf Ring auch schon ihre Kleidung von sich und begann sich ungeniert im Badebecken zu waschen. Ordhan, der anscheinend meinte, uns etwas beweisen zu müssen, folgte ihr sofort, legte seine Kleidung aber nur leicht zögerlich ab - vor allem seine Handschuhe. Phylinna bemerkte daraufhin seine Schwimmhäute und fragte ganz überrascht: "Du bist ein Wasser-Elf?" Muss ich erwähnen, dass ich vor Lachen fast umgefallen wäre? Esindio fing mich dankenswerterweise auf, glaube ich.

Als mein Lachanfall vorüber war, verschwanden Ordhan, Ring und Turmschild gerade in einem Separee, warum auch immer. Ich blieb also allein mit Esindio im Baderaum zurück.

Da ich also wohl nicht darum herum kam, mich nochmals zu waschen (und diesmal in einem Bad, in das jeder Kerl von der Straße reinspähen konnte!), entkleidete ich mich ebenfalls, hüpfte rasch ins Wasser und eilte dann in den Hauptraum des Tempels - wobei ich es vorzog, nackt zu bleiben, anstatt mir so einen lächerlich rosa-durchsichtigen Fummel anzuziehen.

Wo ich das jetzt so schreibe, fällt mir wieder ein, wie entsetzt mich die anderen beim Feen-See angeschaut haben, als ich mich dort (mitten in der Wildnis!) auszog, um ohne Kleidung tauchen zu gehen, weil ich Angst hatte, sonst zu ertrinken. Aber hier, mitten in der Stadt, wo keinerlei Lebensgefahr droht, finden es alle selbstverständlich, sich öffentlich auszuziehen? Muss ich das verstehen?

Jedenfalls lief ich dann also hier in den Hauptraum, stellte erfreut fest, dass sie hier ein weiteres Wasserbecken haben, und entspannte mich dann etwas im warmen Wasser. Bald fiel mir aber eine hier herumliegende Handharfe auf, und da mir gerade langweilig war, versuchte ich eben, etwas darauf herumzuklimpern.

Offensichtlich muss sich das ziemlich schrecklich angehört haben, denn Klimperer eilte sofort herbei, um mir zu zeigen, wie man mit einem solchen Instrument umgeht. Vielleicht sollte ich mich öfter von ihm unterrichten lassen, er scheint ein sehr geduldiger Lehrer zu sein, und hat auch nur ein klein wenig das Gesicht verzogen, wenn ich mal wieder einen Missklang erzeugt habe.

Oh, da kommen die anderen! Vielleicht können wir jetzt endlich wieder daran gehen, verschwundene Leute zu finden und so.


Liebes Reisetagebuch,

Ich bin gerade etwas außer Atem, da wir so einem komischen Kerl hinterhergerannt sind, der nicht mit uns reden wollte - und sich sogar ein Kind geschnappt hat, um uns davon abzuhalten, ihm Fragen zu stellen!

Aber ich hatte ja im Tempel aufgehört zu schreiben... wo setze ich da denn am Besten wieder an? Vielleicht an dem Zeitpunkt, an dem Spitzohr mit den beiden zwei Frauen wieder aufgetaucht ist (ich wollte ihn ja eigentlich fragen, wie es denn so mit den beiden im Separee war, aber irgendwie habe ich das wohl wieder vergessen... bestimmt würde er mal wieder knallrot werden!).

Jedenfalls haben die drei sich so eine andere Geweihte gesucht (ich beobachtete die Sache entspannt im Wasser liegend aus der Ferne) und gefunden - laut Ring hieß sie "Raidige" - und irgendwie inspiriert mich dieser Name zu reimen: "die Wehleidige"... oder vielleicht "die Rallige"? ("Räudige" würde auch noch gehen, aber das wäre wohl doch arg respektlos).

Die Rallige konnte ihnen offensichtlich weiterhelfen, jedenfalls hatten sie es nach dem Gespräch eilig, wieder aufzubrechen. Eigentlich schade, das warme Wasser war wirklich entspannend. Ordhan führte uns daraufhin Richtung Orkendorf, und ich vergaß vollkommen, mich zu erkundigen, auf wessen Spur wir jetzt eigentlich sind. Stattdessen habe ich mich nach Ordhans Bude erkundigt - er muss schließlich eine Unterkunft hier in der Stadt haben, oder nicht? Und warum wir denn eigentlich in die Gaststätte mussten, wenn wir auch einfach in seiner Wohnung unterkommen könnten? Er druckste etwas herum und versprach mir, mir die ganze Sache später zu erklären. Aber so wie ich ihn kenne, bedeutet "später" bei ihm "nie" - zumindest wenn ich ihn nicht bei jeder weiteren Gelegenheit damit piesacke.

Spitzohr führte uns nicht nur ins Orkendorf, das heruntergekommenste Viertel der Stadt - nein, er führte uns direkt ins Herz der Finsternis, in die "Taverne Esche und Kork", Heimat aller gewaltbereiten Knüppelträger der Stadt. Du denkst, ich übertreibe? Nun, du hast ja auch friedlich in meiner Tasche geschlummert, während ich um mein Leben gerannt bin, als kurz nach unserer Ankunft eine brutale Schlägerei in der Taverne ausbrach! Zuerst schien es nicht so schlimm, nur ein Haufen dümmlich guckende Leute mit Holzschlägern, die ihren Eintopf löffelten - sowie eine wunderschöne Elfe (was natürlich redundant (intelligentes Wort! Steht in meinem schlauen Buch!) ist - oder hast du schon mal eine Elfe gesehen, die nicht wunderschön ist?), die den ganzen Laden anscheinend besitzt? Ordhan hatte natürlich sofort nur Augen für das andere Spitzohr, aber als ich ihn deswegen neckte, behauptete er, sie nicht genauer zu kennen. Selbst falls das stimmen sollte - er würde sie bestimmt gerne näher kennenlernen!

Während wir so herumsaßen und ich mich fragte, was wir hier eigentlich tun, erzählte Ordhan auch noch etwas mehr über das Köpfeeinschlag-Spiel, das sie hier so feiern - zum Beispiel stand am Eingang ein Stiefel, mit dem anscheinend Leute getreten werden sollten, die nicht die Havener Spielgruppe, genannt "Bullen", für besser als alle anderen halten. Zudem erwähnte er, dass die Leute in dieser Taverne normalerweise nur eine Schlägerei anzetteln würden, wenn die "Bullen" ein Spiel verloren hätten.

Während wir da so diskutierten, sprach jemand von den anderen die Elfe an und fragte nach dem, den wir suchen (wer auch immer das ist) - die Elfe kannte den Kerl offenbar, denn kurz darauf schauten die anderen alle ganz unauffällig zu ihn rüber und tuschelten dabei darüber, ob und wie man ihn ansprechen sollte. Ich habe das alles aber gar nicht mehr so richtig mitbekommen, weil ich derweil am Nebentisch gehört hatte, dass die "Bullen" das heutige Spiel verloren hatten... und eben gerade ein paar mit Holzschlägern bewaffnete Leute in die Taverne gestiefelt kamen, die sich aus irgendeinem Grunde lauthals darüber freuten.

Wie du dir sicherlich denken kannst, verschwand ich sofort nachdem der Erste einen Holzschläger ins Gesicht bekommen hatte unter dem Tisch, und schaute mich hektisch nach einem Ausgang um. Glücklicherweise bemerkte ich den gesuchten Kerl, der gerade an den Leuten vorbei Richtung Hintereingang flitzte. "Gute Idee!" dachte ich mir und folgte ihm, unter und zwischen den Beinen der grölenden Schläger hindurch. Erstaunlicherweise sprang mir Ordhan auf dem Weg nach draußen in den Weg (er kam aus Richtung des Tresen... wollte wohl schnell noch nach der Elfe sehen?) und rannte ebenfalls zum Hinterausgang. Draußen sah ich dann den Kerl eine Regenrinne hinaufklettern, und Ordhan folgte ihm bereits, also kletterte ich einfach mal hinterher ("Spitzohr wird schon wissen, was er tut, und außerdem ist es da oben bestimmt sicherer als hier unten", dachte ich mir). Auf dem Dache sprintete der Kerl dann trotz meiner Rufe, dass wir gerne mal mit ihm reden würden, einfach so davon, auf ein anderes Dach. Ordhan folgte ihm weiter, also rannte ich auch hinterher (war wohl wichtig, mit ihm zu reden) und überholte das Spitzohr dabei sogar (auf nassem Boden rennen zu können ist eine Fähigkeit, die man sich im Dschungel recht schnell aneignet). Der Flitzer drehte sich auf dem anderen Dach um und wollte anscheinend gerade das Brett, das als Brücke diente, zurechtrücken, als er merkte, dass ich zu schnell war, um noch abbremsen zu können - also ließ er das Brett natürlich liegen; hätte er das Ding verschoben, wäre ich vielleicht sogar abgestürzt!

Übrigens folgte uns die ganze Zeit auch noch RIng, während Turmschild und Klimperer in der Taverne blieben, um die Situation dort zu beruhigen (ich höre, dass Turmschild dazu eindrückliche Argumente genutzt hat! Muss ich mich mal mit ihr drüber unterhalten; also, falls das nicht wieder so eine blöde Umschreibung für "Ich schlage einfach so um mich" ist).

Jedenfalls ging es auf dem zweiten Dach auch wieder hinter dem Kerl her, nur mit dem Unterschied, dass das nächste Dach nur per Sprung zu erreichen war - und leider schätzte ich den Sprung wohl falsch ein, dann statt dass meine Füße sanften Kontakt mit dem Dach herstellten, stellte meine gesamte Vorderseite einen deutlich unsanften Kontakt mit der Hauswand her - nur meine Finger schafften es, sich an der Dachkante festzukrallen. Einen Augenblick später fasste Spitzohr auch schon meine Handgelenke und zog mich auf das Dach - TSA sei Dank wiege ich ja nicht gerade viel, Turmschild hätte er wohl nicht hochziehen können!

Derweil kletterte der Kerl aus der Taverne eine Regenrinne herunter und verschwand in einem offenstehenden Fenster. Da Ordhan und ich etwas beschäftigt waren, folgte ihm Ring zuerst - aber sie unterschätzte wohl etwas die Glitschigkeit einer nassen Regenrinne, denn sie rutschte an dem Fenster vorbei. Auch Ordhan, der ihr gefolgt war, schaffte es trotz aller Anstrengung nicht, sie wieder hinaufzuziehen - anscheinend wiegt Ring mehr als ich! Kein Wunder, bei den Muskeln! Damit wir den Anschluss an den Gesuchten nicht verlieren, kletterte ich also kurzerhand über Ordhan hinweg ins Fenster und sah den Kerl da gerade an der Tür beschäftigt. Auf meine erneute Aufforderung, doch mal stehen zu bleiben und mit uns zu reden, schnappter er sich ein kleines Mädchen, das da in der Ecke saß, und drückte es fest an sich.

Ich war natürlich etwas verwirrt. "Ob die zu ihm gehört?" dachte ich, und fragte ihn das auch gleich. Er antwortete nur, dass wir verschwinden sollen, ansonsten würde dem Mädchen etwas passieren.

Kannst du dir das vorstellen? Er bedrohte doch tatsächlich ein kleines Kind, bei TSA! Ich musste kurz nach Luft schnappen und habe ihm dann aufgebracht eine kleine Standpredigt gehalten, dass sein Verhalten ja wohl das Allerletzte ist, und dass er gefälligst das Mädchen loslassen soll! Tat er dann auch, indem er es mir entgegen schubste - einen Augenblick später hechtete auch schon Ordhan an mir vorbei hinter dem Kerl her, während ich mich um das kleine Mädchen kümmerte, sie etwas beruhigte und ihr einen Silbertaler zusteckte, als Entschädigung sozusagen.

Schließlich bat sie mich zitternd, sie alleine zu lassen, also rannte ich den anderen hinterher, eine Treppe hinunter, und sah unten im Eingang gerade Ring-Geweihte in enger Umarmung mit Ordhan langsam zu Boden gehen (wie mir Ordhan gerade hektisch erklärte, war das alles ganz anders, als es aussah: Er verfolgte den Kerl, der gerade durch die Tür das Haus verlassen wollte, als Ring diese Tür öffnete und hineinrennen wollte. Kerl flutschte an ihr vorbei, und so trafen Phylinna und Ordhan wohl etwas unsanfter aufeinander, als dies vor ein paar Stunden im Tempel wohl der Fall war...). Spitzohr rappelte sich allerdings fluchend wieder auf, sprintete dem Kerl hinterher und schnappte ihn sich, als er gerade wieder eine Regenrinne hinaufklettern wollte. Wohl wegen der Sache mit dem Mädchen schlug er ihm daraufhin auch noch ein paar Male ins Gesicht. Ich.... hmm... kann nicht sagen, dass ich sonderlich entsetzt war... Ich leide wohl immer noch etwas unter der ganzen "Hass"-Sache im Norden....

Jedenfalls haben die Beiden ihn jetzt hier in die Taverne geschleppt (erstaunlich ruhig ist es hier jetzt?) und wollen ihn verhören. Vielleicht erfahre ich dann auch mal, wer das ist, und warum wir mit ihm sprechen wollen.


Liebes Reisetagebuch,

Wir sitzen hier gerade im Haus von Ordhans Tante herum und warten auf einen Medicus, der sich einen geschlachteten Thorwaler anschauen soll, um herauszufinden, was ihm fehlt. Klingt dämlich, ich weiß, aber das hat schon seinen Sinn.

Aber der Reihe nach. Ich hatte im letzten Eintrag die Hoffnung geäußert, dass ich herausfinden würde, warum wir diesen einen Kerl über die Dächer verfolgt haben, und diese Hoffnung hat sich erfüllt! Es ist der Hochnasen-Freund der Hurenschiff-Angestellten mit dem wertvollen Amulett, das sie von ihm geschenkt bekommen hat, das er aber wohl vorher der gesuchten Rahja-Geweihten geklaut hat - Klimperer war so freundlich, mir die Zusammenhänge zu erklären, während Spitzohr und Ring-Geweihte ihn auf einen Tisch in der Taverne gewuchtet haben. Da er nicht wirklich ansprechbar war - viel Alkohol, kombiniert mit ein paar Schlägen auf die Nase, scheint einen solchen Effekt zu haben - bat Ring ihre Göttin, ihm den Rausch zu nehmen. Rahja hatte aber offenbar kein Interesse daran - warum auch, als Göttin des Rausches? - also mussten konventionelle Methoden her (Wasser ins Gesicht, und ich glaube Ordhan gab ihm auch noch ein paar Ohrfeigen, jedenfalls hörte ich etwas klatschen, während ich gerade auf dem Abort war).

Als der Kerl also wieder halbwegs ansprechbar war, versuchte Ordhan ihn auszufragen, hatte aber nicht so richtig Erfolg, also bat er mich, doch mal ein paar Worte mit ihm zu reden. Ich fragte ihn natürlich zuerst das, was mich am Meisten interessierte, also ob er sich denn gar nicht schämt, kleine Mädchen zu bedrohen? Ordhan war mit dieser Strategie auch nicht so richtig glücklich, daher übernahm er kurz darauf wieder die Fragerei, aber da er mit Worten wesentlich schlechter zurecht kommt als mit seinem Schlüsselbund, musste dann doch ich wieder einspringen. Gemeinsam brachten wir den Mädchen-Herumschubser schließlich dazu, zuzugeben, dass er die Geweihte sowie auch den Thorwaler Gerolf zu "Drei Fremden" in eine Fischerhütte im Fischerdorf gebracht habe (hört sich nach einem Romantitel an: "Die Drei Fremden und die Rahja-Hochgeweihte"; oder vielleicht doch eher ein Schundroman?). Ich glaube ihm die Geschichte nicht so wirklich, warum sollte man eine Hochgeweihte entführen und sie an "drei Fremde" übergeben? Er hatte offenbar Probleme mit irgendwelchem Rauschkraut, aber so kaltblütig muss man erst mal sein, deswegen eine Rahja-Hochgeweihte zu entführen und an seltsame Fremde zu übergeben, die gemeinsam in einer kleinen Fischerhütte leben! Andererseits ist er natürlich auch ein Mädchen-Herumschubser, also... nun gut, wir ließen die Flachpfeife dann in der Obhut Thalionmels - so heißt die Elfen-Wirtin, habe ich das schon erwähnt? Ring belehrte mich, als ich mich über die Vertrautheit des Namens wunderte, dass eine Heilige der Rondra-Kirche so heißt. Ein etwas unpassender Name für eine Elfe, findest du nicht? Wenn er sich an sie ranmachen will, wird Ordhan sich wohl darauf einstellen müssen, dass sie ein paar schlagkräftige Argumente besitzt.

Egal, wo war ich? Ach ja, wir ließen den Mädchen-Schubser also in der Obhut der schlagfertigen Elfen-Wirtin zurück - und mir fällt gerade auf, dass wir uns später gar nicht mehr um ihn gekümmert haben, kann das sein? Na, vielleicht hat ihn die Heilige Elfe an die Stadtgarde übergeben.

Jedenfalls sind wir unter Führung Ordhans dann ins Fischerdorf geeilt, und fanden auch recht schnell besagte Hütte. Ich wollte sofort anklopfen, um einfach mal nachzufragen, was Sache ist, aber die anderen hielten mich ganz panisch davon ab, also spähten wir die Hütte wie ein Haufen zwielichtige Gestalten erst mal aus der Ferne aus. Nachdem sich eine Weile nichts getan hatte, reichte mir die Heimlichkeit, und ich überzeugte die Anderen mit einem meiner brillantesten Argumente davon, doch mal anzuklopfen (leider habe ich bereits vergessen, was ich sagte, aber ich weiß noch, dass die anderen beeindruckt waren!). Die anderen drückten sich wie kleine Kinder ängstlich in die Schatten, als ich auf die Tür zumarschierte und fest ans Holz klopfte (innerlich bereit, sofort Reißaus zu nehmen, wenn ein Bewaffneter die Tür öffnen sollte - kennst mich ja).

Aber glücklicherweise öffnete nur ein harmloser alter Fischer die Tür, und erkundigte sich erstaunt, was ich wollte. Ich erzählte ihm irgendeine Geschichte, die zum Inhalt hatte, dass wir ihn schnell mal zum Efferd-Tempel bringen müssten - mit dem Hintergedanken, ihn von der Hütte wegzubringen, damit eventuell vorhandene "Drei Fremde" nicht mithören, was wir mit ihm besprechen. Er ließ sich überzeugen, mit mir zum Tempel zu laufen, wobei sich zu seinem Erstaunen unterwegs noch Spitzohr anschloss, den ich kurzerhand als "meinen Leibwächter" vorstellte. Auf dem Weg begann ich auch sofort damit, den Fischer auszufragen, und es stellte sich recht bald heraus, dass er mit der ganzen Sache recht wenig zu tun hat, da er eigentlich nur sein Hinterzimmer an die "Drei Fremden" vermietet hat, aber mittlerweile ein wenig Angst vor der Kerlen hat, und es daher nicht wagt, sich genauer damit zu befassen, was die Drei dort treiben (es kam ihm also nicht seltsam vor, dass drei Kerle zusammen ein kleines Hinterzimmer in seiner kleinen Fischerhütte mieten wollten? Naja, andererseits... es ist nur ein Fischer, und vielleicht dachte er ja, dass die drei auf sehr... äh... innige Weise zusammengehören? Soll es ja alles geben). Sobald ich mir also sicher war, dass der Fischer nicht mit den "Drei Fremden" unter einer Decke steckt (sehr witziges Wortspiel, Elaria!), kehrte ich auch schon wieder um und erklärte dem abermals erstaunten Fischer, warum ich ihn in Wirklichkeit hier durch die Stadt geführt hatte. Er nickte nur beeindruckt; wenn ich noch ein wenig weiter auf ihn eingeredet hätte, hätte ich ihn bestimmt auch noch dazu bringen können, mir aus der Hand zu fressen! So ein lieber, gutdressierter Fischer! (tätschel, Haare kraul...)

Das... liest sich jetzt etwas herablassend, nehme ich an? Dabei habe ich wirklich nichts gegen bodenständige, anständige Handwerksberufe! Ich übe ja selbst einen aus - also, mehr oder weniger zumindest. Und der alte Fischer war wirklich ein netter Kerl! Ok... peinlichen Eintrag für heute erledigt, also schnell weiter, bevor Spitzohr mich fragt, warum ich so rot werde beim Schreiben!

Zurück bei der Hütte lernte der dauererstaunte Fischer dann auch noch den Rest der Gruppe kennen, die schon dabei waren, seine Hütte genauer in Augenschein zu nehmen. Hilfreicherweise zeigte er uns die Hintertür zum Zimmer der "Drei Fremden" (es gab nur eine, aber die Geste zählt), und erklärte uns dann auch noch, dass die Hütte nur ein klein wenig nach Fisch rieche (es stank erbärmlich), und dass dieser seltsame Geruch nach Schwefel und Verwesung aus dem Hinterzimmer käme, er sich aber nicht trauen würde, dort mal reinzuschauen (oh je, der Arme ist wirklich nicht die allergrößte Leuchte - da stinkt es nach !Verwesung! und !Schwefel! in seiner Hütte, und er kommt nicht mal auf die Idee, mal jemanden von der Garde oder einem Tempel um Hilfe zu bitten? Stattdessen sitzt er lieber tagelang im Gestank und hofft, dass sich das Problem von selbst löst?)

Egal. Wir waren natürlich nicht so schüchtern (wenn Turmschild voran geht, bin auch ich sehr mutig!), und betraten das Hinterzimmer. Ich lehnte mich etwas erbleichend - der Gestank war wirklich überwältigend - gegen die Wand, während die anderen den Raum durchwühlten (Turmschild allen voran - sie ist wohl aus ihrer Heimat noch ganz andere Gerüche gewohnt, nehme ich an?). An dieser Stelle muss es wohl geschehen sein, dass die anderen sich thorwalsche Schriften, einen Brief und anderes Zeug eingesteckt haben. Normalerweise bin ich bei solchen Dingen ja sehr aufmerksam, aber dieses Mal war ich mehr damit beschäftigt, gegen das Erbrechen anzukämpfen. Erstaunlicherweise war es übrigens der penetrante Fischgestank, der in dieser Mischung für mich am Wenigsten zu ertragen war!

Oh, mir wird allein bei der Erinnerung daran übel! Bis gleich!


Liebes Reisetagebuch,

So, ich war mal eben draußen, frische Luft schnuppern. Zum Glück steht der Wind gerade günstig und bringt diesen herrlichen Geruch von Meerluft in die Stadt! Hat mich ein wenig an meine Zeit auf den Zyklopeninseln erinnert... hach ja, schöne Erinnerungen sind das! Wobei ich ja auch dort ein paar peinliche Momente hatte, ich denke da zum Beispiel an den einen Tag, an dem ich als Einzige bei einer Feier ohne Oberbekleidung aufgetaucht bin - Zyklopäer laufen ja gerne so freizügig herum, aber niemand hatte es für nötig gehalten, mich darauf hinzuweisen, dass ausgerechnet bei dieser einen Feier Bekleidung erwünscht war - und so stand ich da also plötzlich als Einzige halbnackt unter einem Haufen bekleideter Leute... na, du kennst die Geschichte ja, also zurück zum Thema.

In der Hütte des handzahmen Fischers gelang es mir ebenfalls, meinen Drang, mein Mittagessen von mir zu geben, zu bekämpfen, als just im gleichen Moment Turmschild einen Vorhang beiseiteschob, hinter dem ein toter Thorwaler lag (die Haartracht, Größe und allgemeine Ungepflegtheit ließen keinen Zweifel zu, dass der Mann zu den Nordbarbaren gehört).

Wir hatten also den Ursprung des Verwesungsgestanks gefunden, und während Spitzfinger die ebenfalls hinter dem Vorhang vorhandenen alchimistischen Geräte und Zutaten durchwühlte (und einiges davon in seiner Kleidung verschwinden ließ, wie ich gerade eben erst erfuhr!), untersuchten wir die Leiche. Naja, eigentlich schauten wir nur mal kurz genauer hin und sahen, dass sein Oberkörper aufgeschnipselt war, und der Eindruck drängte sich auf, dass da innen drin nicht mehr alles vorhanden war, was dort sein sollte - aber Genaueres konnte keiner von uns sagen, also luden wir (genauer: Turmschild) die Leiche auf einen kleinen Karren, den der Fischer praktischerweise herumstehen hatte (natürlich wickelten wir den geschlachteten Thorwaler vorher in ein Laken ein - wir wollten nicht unbedingt für jeden sichtbar eine Leiche durch die Stadt zerren!), und machten uns auf den Weg zu einem Medicus; oder zumindest dachte ich das, aber das alte Spitzohr fand es wohl besser, die Leiche zu seiner Tante zu schaffen, die hier in der Stadt wohl eine wichtige Person (lies: Kriminelle) ist?

Erwartungsgemäß war seine Tante nicht so wirklich begeistert, als Spitzohr ihr erklärte, dass in ihrem Hof jetzt eine Leiche auf einem Karren herumliegt, aber sie erklärte sich bereit, uns vorerst einzuquartieren, und einen Medicus heranzuzitieren.

Tja, und ich glaube, da hat es gerade geklopft, also schauen wir mal, was dabei herumkommt?


Der Medicus meinte, dass das Herz fehlt. Seltsam, ich war bis jetzt davon ausgegangen, dass Thorwaler von Natur aus herzlos sind?

Aber wenigstens wurde auch sofort die Frage geklärt, was man mit so einem Thorwalerherz (falls man denn eines findet) so anstellen kann - unter den Sachen, die Ordhan so eingesteckt hatte, war auch ein Rezept, das explizit das Herz eines Thorwalers erfordert (ich fragte sofort, ob er auch ein Rezept für Rahja-Geweihten-Eintopf oder Halb-König-Gulasch gefunden hätte, aber Ordhan und Phylinna fanden das gar nicht so witzig, und Ersterer hielt mir dann sogar schnell den Mund zu!).

Die Tante warf mir ebenfalls einen wenig amüsierten Blick zu und verließ den Raum mit den Worten, dass sie jetzt mal ihre "Kontakte zur Stadtgarde spielen lassen würde"; es überraschte mich natürlich nicht so wirklich, dass eine wichtige Kriminelle auch ein paar Leute in der Stadtgarde gekauft hat - das kenne ich aus dem Horasreich. Einmal habe ich sogar selbst jemanden von der Stadtgarde bezahlt! Habe ich dir noch nie erzählt, oder? Mache ich irgendwann mal, versprochen!

An den Halb-König erinnert, erspähte Ordhan aber kurz darauf ebendiesen, der sich außerhalb des Hauses herumdrückte und versuchte, ins Fenster zu spähen, daher ließ Spitzohr mich wieder los, ignorierte meinen empörten Wortschwall, und schlich nach draußen, um ihn dann ins Haus einzuladen. Wir erklärten ihm kurz, was geschehen war, und auf seinen Wunsch hin (und zum Entsetzen der Anderen) zeigte ich dem Fast-König dann auch die Leiche. Ganz ehrlich? Der Junge wird in ein paar Tagen König sein, also muss er auch mit einem solchen Anblick fertig werden können, finde ich. Er war der gleichen Meinung, wurde aber im Nebenraum dann doch recht blass.

Oh, die Tante ist schon zurück. Wir haben gerade noch etwas anderes besprochen, aber das muss ich wohl nachher aufschreiben.



Liebes Reisetagebuch,

Endlich habe ich wieder ein wenig Zeit für mich - die beiden Frauen schlafen schon, also wird sie der Kerzenschein wohl nicht stören.

Also, wo war ich stehen geblieben... ach ja, ich hatte dem Fast-König die Leiche gezeigt. Danach haben wir uns ein wenig darüber unterhalten, was wir jetzt eigentlich unternehmen wollen, und wir waren uns schnell einig, dass wir diesen Metzel-Kult wahrscheinlich am Ehesten in der überschwemmten Unterstadt finden werden - also genau dort, wo Spitzohr mich nicht hinführen wollte! Ordhan wollte unseren Unterstadt-Erkundungs-Eifer auch diesmal noch ein wenig bremsen, indem er lahm darauf hinwies, dass wir ja kein Boot hätten, aber da schaltete sich der Halbkönig ein und wies darauf hin, dass er ein Boot hätte (was von einem König ja auch irgendwie zu erwarten wäre, dass er sich ein Boot besorgen kann?).

Daraufhin verlagerte sich die Diskussion darauf, ob wir den Fast-König mitnehmen sollten auf diese Reise. Spitzohr hatte doch tatsächlich die Idee, dass man den Halb-König Albernias wie ein kleines Kind behandeln und einfach zurücklassen könnte, obwohl er sehr lautstark darauf hinwies, dass er bei der Sache dabeisein wollte. Ich argumentierte dagegen, schließlich ist es doch begrüßenswert, wenn ein Herrscher die Dinge mal selbst in die Hand nehmen will! Schließlich einigten wir uns darauf, erst mal bei dem alten Graustein im Efferd-Tempel vorbeizuschauen und ihn um Rat zu fragen, aber das löste nur den nächsten Streit aus, da die anderen, speziell Spitzohr, der Meinung war, dass man den Alten auf jeden Fall nicht aus dem Bett werfen dürfe, da es hier ja schließlich nur um Leben und Tod einer Hochgeweihten und um die Sicherheit der ganzen Stadt ginge... also, das sagte er natürlich nicht, aber ich habe das Gefühl, dass er die Dringlichkeit der Situation nicht vollständig erfasst hat. Die anderen waren auch keine große Hilfe, wobei Ring immerhin die Rettung der Hochgeweihten auch als dringend ansieht - aber nicht als dringend genug, um nicht noch mal eine gute Nachtruhe vorher zu genießen...

Wie auch immer, während wir noch am Diskutieren waren, kam die Tante mit zwei Gardisten zurück, die auch noch mal die Leiche begutachteten (ist es eigentlich respektlos und vielleicht sogar Boron-ungefällig, wenn so viele Leute eine Leiche begaffen?) und beizutragen wussten, dass sie diesen Mann schon einmal gesehen hätten - zumindest erzählte uns Ordhan dies, da er seiner Tante entgegen ging und sie in den Nebenraum begleitete; die Gardisten wurden von der Tante dabei einen anderen Weg geführt, sodass sie uns nicht zu Gesicht bekamen - sie wollte wohl ihren Ruf wahren, oder so?

Jedenfalls gesellte sich die nette Tante kurz nach Ordhan wieder zu uns, und bemerkte auch sofort den Halb-König, obwohl der sich hinter Turmschild zu verstecken versuchte. Ihre Frage, wer das denn sei, wurde von mir erschöpfend mit "Der ist komplett unwichtig." beantwortet, was sie offensichtlich nicht zufrieden stellte, da sie darauf hinwies, dass sie selbst entscheiden würde, wer in ihrem Haus wichtig ist und wer nicht. Das war ein gutes Argument, also wies ich auch sie darauf hin, dass der Junge auf jeden Fall nicht der König Albernias sei, woraufhin sie wie schon so viele vor ihr nur kurz schwieg und das Thema wechselte. Offensichtlich kann ich sehr überzeugend sein, wenn ich es sein muss - und es war noch nicht einmal gelogen! (Weil der Kleine erst in ein paar Tagen König sein wird, du weißt schon...)

Das neue Thema war dann aber eine sogenannte Sternenkarte, die Ordhan anscheinend in der Fischerhütte eingesteckt hatte. Ich schaute mir das Ding mal an, fand das Ganze aber nicht sehr beeindruckend - anscheinend reicht es für eine "Sternenkarte", einfach nur die Sterne vom Himmel abzumalen und nach Lust und Laune mit ein paar Strichen zu verbinden, die am Himmel nicht zu sehen sind. Das könnte sogar ich!

Die anderen aber waren ganz aufgeregt, als der Nichtkönig beizutragen wusste, dass die auf der "Sternenkarte" markierte Formation ab morgen nacht drei Tage lang am Himmel stehen würde (frag mich nicht, woher er das weiß, anscheinend verbringt er zuhause viel Zeit damit, nachts die Sterne anzuschauen?). Spitzohr äußerte die Befürchtung, dass dies also ein Kultsternbild für ein Kultritual sei, das wir verhindern müssten. Ich war zuerst beruhigt und meinte, dass wir dann ja noch genug Zeit hätten, um die Geweihte zu finden... aber gerade, als mir der Gedanke kam, dass die Kultisten die Geweihte vielleicht nicht am Stück benötigen, erkundigte sich die neugierige Tante, von welcher Geweihten wir hier reden, also mussten wir auch noch mal ihr die ganze Geschichte erklären - besser gesagt, Phylinna erklärte es. Daraufhin begann dann plötzlich die Tante von einem Kampf gegen einen Seeschlangen-Kult zu erzählen, der sich vor langer Zeit mal hier in Havena breitgemacht hatte. Es klang ein wenig danach, als wäre sie in die Ereignisse verwickelt gewesen? Dabei sah sie gar nicht so alt aus.

Kurz darauf schneite dann auch noch ein Bote herein, der der Tante mitteilte, dass der von ihr beauftragte Alchimist die gefundenen Phiolen untersucht und zwei davon als "Wasserwahn" identifiziert hätte, woraufhin sie etwas bleich wurde, während ich darüber nachgrübelte, wann hier jemand ihr irgendwelche Phiolen überlassen hatte - muss wohl an mir vorbeigegangen sein? Jedenfalls beeindruckend schnell, dieser Alchimist - der bei mir zuhause braucht für einfachste Sachen immer mindestens ein paar Tage.

Wie auch immer, die Tante ließ die Leiche des Thorwalers dann noch "entsorgen" (meine Idee einer Feuerbestattung, wie es bei den Thorwalern üblich ist, wurde von den anderen abgelehnt - selbst Turmschild war keine große Hilfe, da sie während der Diskussion gerade Liegestütze machte).

Ich muss mal kurz für kleine Eidechsen, bin gleich wieder da.


So, Regenbogen erzeugt, kann weitergehen.

Was hatte ich noch nicht erwähnt? Ich glaube, die Sache mit den Neckern war das Einzige.

Also, wir haben vorhin zusammen mit der Tante noch ein wenig über unseren geplanten Ausflug in die Unterstadt gesprochen, und da kam auch die Idee auf, dass wir vielleicht Wasseratem-Elixiere brauchen könnten (solche gibt es?! Warum hat mir Fischkopf noch nie davon erzählt? Die wären ja super-praktisch für Expeditionen in versunkene Städte!). Mir ist dabei eingefallen, dass es hier in Havena doch so laufende Fischwesen gibt, ich glaube Spitzohr hatte mal etwas davon erzählt? Und gleichzeitig fiel mir diese Geschichte ein, dass man unter Wasser atmen kann, wenn man solche Fischwesen küsst, also schlug ich vor, dass wir uns doch einfach solche Necker (ich hatte den Begriff vergessen, aber die Tante nannte ihn mir) schnappen und knutschen könnten, wenn wir tauchen gehen wollen. Aus irgendeinem Grunde fanden die anderen inklusive der Tante den Vorschlag sehr witzig und lachten ausführlich, ohne mich darüber aufzuklären, was daran jetzt so lustig war? Wenigstens die Tante erklärte mir kurz darauf etwas davon, dass man die Necker nicht einfach so knutschen könnte, und dass sie, wenn sie es doch machen würden, die Menschen in ihre Unterwasser-Welten entführen würden - oder so. Jedenfalls war mein Vorschlag, wie so oft, also abgelehnt.

Danach ging es daran, die Übernachtungsmöglichkeiten zu klären, weil die anderen meinen Vorschlag, bereits heute nacht in die Unterstadt aufzubrechen, schlichtweg ablehnten - so nach dem Motto: Lieber ausgeruht am hellichten Tag eine auseinandergeschnipselte Hochgeweihte finden, als übermüdet und mitten in der Nacht eine lebende Hochgeweihte retten. Tja, mein Protest wurde wieder mal ignoriert, und alleine kann ich so eine Sache ja auch nicht durchführen (vor allem nicht ohne Turmschild als Bolzenfänger), also marschierten wir eben in die zwei Zimmer, die Tante uns zur Verfügung stellte; die anderen entschieden, streng nach Geschlechtern zu trennen, und nahmen mir damit die Möglichkeit, in Zukunft behaupten zu können, mit dem "König Albernias eine Nacht verbracht zu haben". Also, ich könnte es natürlich trotzdem behaupten, aber es wäre ja gelogen, und das mache ich nur, wenn es nötig ist.

So, jetzt ist aber wirklich Ende für heute. Morgen werden wir dann in die Unterstadt gehen und schauen, was wir so finden. Ich darf nicht vergessen, meine Stiefel morgen gut zu schnüren, könnte ja sein, dass ich morgen mit Höchstgeschwindigkeit Reißaus nehmen muss.

Gute Nacht und schlaf gut, liebes Reisetagebuch!


Liebes Reisetagebuch,

Wir haben schon wieder eine Leiche gefunden! Diesmal allerdings ist es ein Fischknutscher (genauer: Efferd-Geweihter), der bei einer Frau im Hinterzimmer in einer Kiste herumlag. Aber ich verrrate ja schon wieder alles!

Der Morgen hatte eigentlich gut und absolut ohne Verwesungsgestank angefangen, wir sind recht früh zum Efferd-Tempel aufgebrochen und haben uns dort erkundigt, ob der Herr Graustein schon ausgeschlafen genug ist, um sich um einen Seeschlangenanbeter-Mörderkult zu kümmern - also, ganz so drastisch habe ich es nicht ausgedrückt, aber ich befürchtete, dass sie uns wieder wegschicken würden, weil der Alte noch seinen Schönheitsschlaf braucht, deswegen war ich auch nicht allzu dezent (kennst mich ja!). Tatsächlich wurden wir auch direkt zum Graustein geführt, konnten ihm von unseren Erkenntnissen berichten, und er erklärte sich sogar dazu bereit, seine gute Freundin Leta (Spitzohr meinte, dass das eine Schildkröte ist, aber das war wohl ein Scherz, denn wer redet denn schon mit Schildkröten?!) zu fragen, wo genau sich dieser Kult in der Unterstadt herumtreibt - so dass wir dann nicht alles durchsuchen müssen. Schade, denn ich hatte mich schon darauf gefreut, mal im sagenumwobenen Turm der Nahema herumzustöbern! Da ich das auch so sagte, konnte ich wieder dieses gewisse, nervöse Zucken bei Ordhan beobachten. Er macht sich echt zu viel Sorgen, der Gute!

Wie auch immer, da Schildkröten offensichtlich keine Blitzkommunikatoren sind, sollten wir in ein paar Stunden wieder vorbeischauen (wie schon mehrmals angemerkt hatten wir es ja auch gar nicht eilig oder so), daher wollte Spitzohr noch eine weitere Spur verfolgen: Er hatte da einen Brief in der Fischerhütte gefunden, der von jemandem mit einem wichtigen Namen verfasst worden war. Wichtig in dem Sinne, dass die entsprechende Familie ein großes Handelskontor in der Stadt besitzt (Rüdenach heißen sie, habe den Namen gerade in meinen Notizen gefunden!).

Da wir nichts Besseres zu tun hatten, sind wir also dorthin marschiert. Es war einiges los, Arbeiter schleppten Sachen herum oder, naja, arbeiteten irgendetwas. Ordhan wollte sich ein wenig ungesehen umsehen, also bot ich ihm an, die Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, während er herumschleicht. Und nein, ich weiß, was du jetzt denkst, ich habe mich nicht mitten in das Kontor gestellt und ausgezogen! Hätte vermutlich auch niemanden so richtig interessiert. Nein, ich habe mich zur Kontorleiterin (oder stellvertretende Leiterin war sie glaube ich) durchgefragt und sie in ein Gespräch verwickelt, in dem ich "offenbarte", dass ich eine große Expedition in die Tulamidenlande plane (auf den Spuren Bastrabuns!), und daher einiges an Material und Leuten verschiffen müsste. Sie war natürlich sofort begeistert, aber als ich sie bat, doch mal alle ihre Leute, die gerade hier im Kontor arbeiten, zusammenzurufen, damit ich sie begutachten kann, wurde sie misstrauisch. Esindio und Phylinna versuchten mich zu unterstützen, als ich mit meinen Argumenten nicht weiterkam, aber die Frau war wirklich stur. Stattdessen wollte sie wissen, wer die Beiden eigentlich sind, also stellte ich sie als meine "Berater" vor (bezüglich Phylinna behauptete ich, sie sei meine "Beraterin in Liebesdingen").

Wir diskutierten noch ein wenig weiter, aber irgendwann wurde mir dieser leicht penetrante Verwesungsgeruch, der in der Luft lag, zu aufdringlich, und ich fragte die Frau genervt, wo denn dieser Gestank herkommt, ob sie etwa auch eine Leiche irgendwo hier im Keller hätte? Sie wurde plötzlich sehr aufgeregt und stotterte herum, dass das aus dem Hinterzimmer komme, in das sie nicht hineindürfe, sondern nur ihr Sohn mit ein paar Freunden, und nachdem dies nach der Sache mit der Fischerhütte schon das zweite Mal war, dass ich so eine Geschichte hörte, sprang ich sofort auf und stürmte in das erwähnte Hinterzimmer. Auf der anderen Seite öffnete im gleichen Moment Spitzohr die Hintertür, sodass wir uns nur kurz anschauten und mit einem Nicken beschlossen, dem hier sehr starken Geruch nachzugehen.

Wir fanden kurz darauf die Leiche eines Efferd-Geweihten in einer Kiste. Auch er war aufgeschnipselt, also gingen wir davon aus, dass auch ihm das Herz fehlt (und nicht einmal ich würde behaupten, dass Efferd-Geweihte von Natur aus herzlos wären!).

Klimperer und Spitzohr schafften die Kiste daraufhin rasch und so unauffällig wie es eben möglich ist, wenn man eine stinkende Kiste durch die Stadt schleppt, in den Efferd-Tempel.

Phylinna und ich hatten derweil eine andere Idee: Wir hätten uns gerne noch ein wenig mit der Kontorvizeleiterin unterhalten, aber die hatte sich schon verdünnisiert, also nahmen wir die Spur auf. Außerhalb des Kontors konnte uns ein kleines Mädchen sagen, in welche Richtung die Frau gerannt war, und dass sie wüsste, dass in der Richtung eine Fischerhütte sei, die irgendetwas mit dem Kontor zu tun hätte.

Als wir dort ankamen, hielt mich Ring aber zurück (und sie kann sehr gut jemanden zurückhalten, wie ich ja schon anmerkte) und meinte, dass wir lieber auf Verstärkung warten sollten, sie hätte das Mädchen zum Efferd-Tempel geschickt während ich schon am Rennen war.

Und so warten wir hier jetzt also darauf, dass die anderen eintreffen, damit wir dem Fischer ein paar mehr Fragen stellen und hoffentlich auch die Kontorleiterin-Vize näher in Augenschein nehmen können.


Liebes Reisetagebuch,

Wir waren erfolgreich! Und es hat sogar nur eine Frau den Kopf verloren! (Oje, mein Humor ist immer noch ziemlich dunkel... ich brauche eine Pause!)

Aber der Reihe nach. Ring und ich saßen also herum und warteten auf die anderen, als plötzlich Turmschild an uns vorbeisprintete und einfach die Tür der Fischerhütte einrannte! Der dauerüberraschte Fischer hat natürlich ein entsprechend perplexes Gesicht gezogen, und wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte ich bestimmt erst mal eine Runde vor Lachen in der Ecke gelegen. So aber habe ich dem armen Kerl versichert, dass wir ihm die Tür ersetzen werden, und konnte ihm dann auch noch aus der Nase ziehen, dass die Vizekontorleiterin kurz hier gewesen wäre, aber dann rasch weiter in die Unterstadt gereist wäre (das hat sie ihm gesagt? Steckt der Fischer nun doch mit drin, oder was? Na, egal, nicht unsere Sache, wir wollen nur die Geweihte wiederhaben. Also, nicht dass wir sie je schon mal gehabt hätten - aber du weißt, was ich meine!).

Nach diesem kurzen Ausflug sind wir also wieder Richtung Tempel aufgebrochen (Turmschild hat dem Fischer sogar wieder so gut es ging die aus den Angeln geflogene Tür in den Rahmen gestellt - er schien auch damit aber nicht allzu glücklich zu sein...). Den Fischer haben wir übrigens zu seinem eigenen Schutz mit in den Tempel genommen und bei den Geweihten dort abgeliefert - was wohl mit dem passiert ist?

Egal, zurück im Tempel haben wir auch noch den Graustein gebeten, auf den Halb-König aufzupassen - der deswegen noch nicht mal gemault hat, anscheinend hat er ordentlich Respekt vor dem Alten? Jedenfalls hätten wir dann auch schon aufbrechen können, aber wir wollten uns für diese Aktion noch etwas göttlichen Beistand holen, deswegen marschierten Ring und ich direkt zum Rondra-Tempel der Stadt, wo uns nach kurzer Diskussion ein äußerst gut aussehender, aber noch ziemlich junger und unerfahrener Akoluth zur Seite gestellt wurde (angeblich konnten sie niemanden anders entbehren - pah, ich sah genau diese alte Veteranin im Hintergrund ihr Schwert schleifen!). Nun, wir nahmen, was wir kriegen konnten, und marschierten mit Luthi also wieder zurück zum Efferd-Tempel (wo Spitzohr und Klimperer derweil gebetet hatten - bin mir gerade nicht sicher, was Turmschild zur gleichen Zeit machte, sie scheint mir nicht so die Frau zu sein, die viel betet; vielleicht hat sie sich ein paar kleine Mittelländer gesucht, um Weitwurd zu üben?).

Kurz darauf saßen wir jedenfalls alle im Boot, und ließen uns vom Turmschild durch den Nebel paddeln. Ich hielt mich während der Fahrt an Luthi fest... und ja, ich bekam schon etwas Angst, als ich mir so vorstellte, was jetzt wohl gleich passieren würde - immerhin steuerten wir auf eine Konfrontation mit einem Haufen mordlüsterner Kultisten zu! Irgendwann flüsterte ich Ordhan aufgeregt zu, dass ich nicht in der Lage bin, auf Menschen zu schießen, aber das schien ihn kalt zu lassen - vielleicht hat er es auch (trotz Spitzohren!) nicht gehört?

Da hieß es dann auch schon "Aussteigen und schleichen", also schwang ich mich zitternd aus dem Boot, und natürlich mitten rein in eine Pfütze im matschigen Boden. Zum Glück war es noch ein kleiner Fußmarsch bis zum Ritualplatz, also hatte es wohl niemand gehört, aber mein Stiefel war trotzdem voller Wasser.

Kurze Zeit später konnten wir auch schon mehrstimmiges, monotones Intonieren hören - was Kultisten halt so machen, wenn sie im Begriff sind, einen Menschen zu opfern. Wir fächerten uns im Anschleichen etwas auf - unabgesprochen, aber uns war wohl allen klar, dass wir gegenüber dieser Übermacht den Überraschungseffekt nutzen müssen würden. Ring und Klimperer (interessante Idee übrigens: Wenn die in Zukunft etwas miteinander anfangen, könnte ich sie "Ring-Klimperer" nennen - hat was, oder?) suchten sich im Anschleichen allerdings zielgerichtet den einzigen trockenen Ast der gesamten Insel, um dann gemeinsam und mit Nachdruck draufzutreten und sich nach dem lauten Knacken dann mit großen Augen gegenseitig anzuschauen, während einige Kultistenstimmen mit dem Intonieren aufhörten. Spitzfinger schwenkte daraufhin noch weiter nach links, während Turmschild, die für ihre Größe und Massigkeit erstaunlich gut schleichen konnte, nach rechts schwenkte. Ich versuchte mich dummerweise etwas näher an den beiden Knacksern vorbeizumogeln, übersah dabei aber ein weiteres Wasserloch, sodass ich kurz darauf nicht nur auch noch Wasser im zweiten Stiefel hatte, sondern auch noch selbst einen Haufen Lärm gemacht hatte, woraufhin acht Kultisten jetzt erst recht in unsere Richtung marschierten und kurz darauf aus dem Nebel auftauchten.

Aber keine Angst, im Angesicht des Todes werde ich immer besonders erfinderisch, du kennst mich doch! Und mit "erfinderisch" meine ich natürlich, dass ich anfange, wie wild irgendwelchen Blödsinn zu erzählen, um mich aus der Situation herauszureden.

Zuerst fragte ich die Kultisten freundlich interessiert: "Entschuldigung, ist das hier das geheime Ritual zur Opferung der Rahja-Geweihten?" Die verblüfft-misstrauischen Kultisten bejahten dies, also fing ich an, ihnen zu erzählen, dass ich die Berechnungen der Sternenkarte überprüft hätte, und ein paar Fehler gefunden hätte, die dazu führen würden, dass die richtige Konstellation erst in ein paar Wochen am Himmel stände - sie würden also, wenn sie die Geweihte heute schon aufschlitzen, eine gute Rahja-Geweihte vollkommen verschwenden! Anscheinend war ich überzeugend genug, sodass die Kultisten wirklich erst einmal verunsichert herumstanden, während Ring leise ein paar Worte zu ihrer Göttin sprach und dann selbstsicher lächelnd an den Kultisten vorbeimarschierte, die sie vollkommen ignorierten (eine Rahja-Geweihte hatten sie schließlich schon?). Gleichzeitig fing Klimperer mal wieder an, naja, zu klimpern; sein übliches "Wir haben uns ja alle lieb"-Lied schien auch auf die Kultisten den erwünschten Effekt zu haben, wurden sie doch deutlich ruhiger und hörten sich interessiert an, was ich ihnen erzählte.

Luthi stand übrigens die ganze Zeit in meiner Nähe und sah so aus, als würde er sich ein wenig fehl am Platze fühlen. Aber hey, hätte ja auch sein können, dass meine große Klappe den gewünschten Effekt verfehlen würde, und dann wäre es gut gewesen, jemanden zu haben, den ich den Metzel-Kultisten hätte entgegenschieben können! Im schlimmsten Fall hätte er mir zumindest genug Vorsprung verschaffte, denke ich.

Kurz darauf hörte ich dann von weiter hinten einen Wut- und einen Schmerzenschrei (nicht von der gleichen Person, aber beide weiblich), und wenig später schleppte Turmschild dann so ein lebloses Thorwaler-Ungetüm an - wohl die, die sie die ganze Zeit gesucht hatte (die meinte ich oben mit kopflos - obwohl es nicht ganz stimmt, Turmschild wollte offenbar nicht nur den Kopf mitnehmen - die Sache war für sie wohl sehr persönlich?). Da damit das Ritual zuende war, lud ich die verwirrten Kultisten höflich, aber bestimmt dazu ein, uns doch zur Stadtgarde zu folgen - dabei deutete ich auch auf Luthi, der in der Nähe bereitstand, und dies, zusammen mit dem Klimper-Lied, schien sie zu überzeugen, jedenfalls ließen sie sich einfach mitführen. Ring führte aus dem Hintergrund auch noch mit festem Griff ein paar weitere Kultisten heran, die ursprünglich bei der Ritualleiterin geblieben waren.

Auf dem Weg schloss sich uns auch Spitzfinger wieder an, der die Rahja-Hochgeweihte über der Schulter trug (wenn ich mich nicht täusche, lag seine Hand dabei auf ihrem Hintern, oder?). Seiner Schilderung zufolge hatte er sich an den Opferpfahl herangeschlichen, ihre Ketten gelöst und sie davon getragen, ohne dass die Kultisten auch nur irgendetwas bemerkt hätten.

Zumg Glück hatten die Kultisten auch ein paar Boote dabei, sodass wir alle gemeinsam wieder zurückfahren konnten. Die Kultisten lieferten wir bei der Stadtgarde ab, die Geweihte im Rahja-Tempel, Luthi in seinem Rondra-Tempel (er wurde so süß rot, als Ring und ich uns bei ihm überschwänglich bedankten - wahrscheinlich eher wegen Ring, aber hey, sah trotzdem süß aus!).

Natürlich holten wir uns dann auch noch die versprochene Belohnung bei der Tante des Halb-Königs ab (nicht bei der Tante vom Spitzfinger, die will ja sogar noch Geld dafür haben, dass wir es uns erdreistet haben, ihre Stadt zu retten!), und erzählten natürlich auch dem alten Graustein (nachdem er sein Mittagsschläfchen beendet hatte) von den Ereignissen.

Turmschild ist bereits Richtung Heimat aufgebrochen, sie wollte wohl die Leiche nicht quer durch die Stadt tragen? Wir haben ihr eine gute Reise gewünscht, und sie hat mir versichert, auf dem Weg kein Haus anzuzünden.

Die Kontor-Vize-Leiterin war übrigens nicht unter den Kultisten, und auch ob ihr Sohn dabei war, haben wir nicht herausgefunden. Egal, soll sich jemand anders drum kümmern - Spitzfinger-Tante zum Beispiel, wenn sie doch angeblich von allem weiß, was in "ihrer" Stadt so vor sich geht!

Ich habe es jedenfalls eilig, aus dieser seltsamen Stadt herauszukommen. Weißt du, diese Tulamidenlande-Expedition, die ich mir da im Kontor ausgedacht hatte? Ich glaube, das mache ich wirklich. Natürlich nicht in dem Umfang - dazu habe ich im Moment schlicht nicht das Gold. Aber mal dorthin reisen wollte ich schon immer mal, und Gerüchten zufolge sind die Leute dort auch alle viel kleiner als hier, sodass ich dort vielleicht nicht immer die Kleinste bin! Ganz davon abgesehen soll es da viel alte Kultur (lies: viele alte Schätze, die darauf warten, gefunden zu werden) geben!

So, das soll es aber mal gewesen sein für heute, ich gehe jetzt baden, hier in diesem gehobenen Hotel, in das ich mich eingemietet habe, während Ordhan mal wieder zu seiner Tante aufgebrochen ist, um "etwas zu klären". Klimperer spielt im Nebenzimmer sein Instrument, und draußen marschiert gerade Phylinna lachend mit einem Rahja-Geweihten über den Platz, während über den nebelverhangenen Häusern ein Regenbogen scheint.

Hach, TSA, das Leben kann so schön sein!

Reise nach Rashdul[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Wir sind wieder unterwegs, auf einem Schiff Richtung Grangor! So ein kauziger Kapitän hat sich von mir bequatschen lassen, uns mitzunehmen. Ja, es ist auf einem Frachtschiff etwas unbequemer, aber dafür war es günstig! Und da mir langsam das Gold ausgeht... ach, ich hoffe, ich kann in Methumis ein paar Dinge an die Universität loschlagen.

Jedenfalls sollte ich rasch noch erzählen, wer mich jetzt überhaupt begleitet, denn das hat sich vor der Abfahrt noch etwas verändert! Klimperer wollte anscheinend nicht weiter in den Süden, oder vielleicht hat ihm der Dreier mit Fischflosse und der Käsefrau einfach nicht gut gefallen? Jedenfalls kam Spitzohr von dem vereinbarten Treffen auf dem Hurenschiff alleine zurück, und meinte, dass Esindio ihm aufgetragen hätte, uns "Lebewohl" zu sagen.

Derweil entspannten Phylinna und ich uns im Rahjatempel - dieses warme Bad dort ist einfach herrlich! Genau das, was man braucht, wenn man gerade einen Herzrausschnippelkult an die Stadtgarde übergeben hat. Zudem ist es mir gelungen, Phylinna davon zu überzeugen, dass sie sich auch unbedingt mal die Tulamidenlande anschauen muss! Ich weiß gar nicht mehr so richtig, was ich ihr erzählt habe - alte Kultur und so wahrscheinlich, und außerdem beten die auch zu Rahja, soweit ich weiß. Jedenfalls war sie nach unserem Gespräch sofort Feuer und Flamme und wollte lieber heute als morgen aufbrechen!

So schnell ging es dann natürlich nicht, weil ich erst einen Kapitän finden musste, der meine Gruppe günstig in den Süden schippert. Glücklicherweise konnte die Neue... oh, vielleicht sollte ich erst mal erzählen, wie ich sie kennengelernt habe? Wäre wohl sinnvoll.

Also, abends marschierten Phylinna und ich Arm in Arm in die Pension (ich glaube, ich hatte ein paar Wein getrunken, und war nicht mehr so trittsicher? Jedenfalls habe ich mich an ihr dranhängend absolut sicher und beschützt gefühlt; angenehm! Und unerwartet, bei einer Rahja-Geweihten, da rechnet man ja eher mit anderen Gefühlen?), und da saß schon Fischohr mit zwei weiteren Gestalten, so ein seltsamer Kerl mit Magierhut, und eine schwergerüstete Tulamidin, die er für unsere Expedition angeworben hätte. Ach, habe ich schon erwähnt, dass Fischflosse jetzt Efferd-Akoluth werden will? Er meint, dass er sich Efferd nahe fühlt, und ihm daher dienen will. Ich hingegen glaube eher, dass er Mittel und Wege finden will, den permanenten Fischgeruch loszuwerden!

Oh, jetzt schauen die anderen irritiert, weil ich so laut gelacht habe.

Jedenfalls hat Ordhan daraufhin versucht, mir die beiden vorzustellen, aber ich war vom Wein so gut gelaunt, dass ich ihn sofort unterbrochen habe und den offensichtlichen Magier - den Ordhan mit "Ruadh" vorstellte - gleich mal fragte, ob er hier in der Stadt nicht verboten ist? Die anderen schauten etwas verdattert, aber der Magier erklärte mir daraufhin sehr freundlich und höflich, dass er selbst nicht verboten wäre, sondern dass er nur in der Stadt keine Magie ausüben dürfe. Unter dem Einfluss des Weins sah ich den Unterschied nicht so richtig, und als Fischohr mir dann noch einreden wollte, dass ich so einen "gelehrten Herr" (also den Magier) respektvoll behandeln müsste, erklärte ich ihm kurzangebunden, dass jeder, der sich von mir bezahlen lassen will, mit meinen Manieren zurechtkommen muss. Ich gebe doch nicht jemandem mein harterarbeitetes Gold und krieche dann auch noch im Staub vor ihm! Dem Magier schien das einzuleuchten, er hat sich jedenfalls nicht beschwert. Hach, TSA, manchmal ist es so schön, ein wenig rebellisch sein zu können!

Wie auch immer, ich fragte ihn dann, was er denn so zaubern könnte, und er erzählte etwas davon, dass er Sachen bewegen könnte. Ich war natürlich erst einmal überhaupt nicht beeindruckt - Sachen bewegen kann ich auch! - aber als er mir dann erklärte, dass er das auf die Entfernung könne, leuchtete mir der Nutzen schon eher ein. Wie oft hatte ich mir gewünscht, doch mal an etwas drankommen zu können, was irgendwo an oder unter der Decke hängt! Klar, ich bin dann jeweils hingeklettert, aber mit so einem Magier wäre so eine Sache ja wesentlich einfacher! Außerdem hat er auch noch etwas von anderen Tricks erzählt, die er so auf Lager hat, aber die habe ich schon wieder vergessen. Ich weiß auch gar nicht mehr, ob er denn jetzt Feuer oder zumindest Licht machen kann? Wie auch immer, ich knallte ihm überschwänglich einen Dukaten auf den Tisch, erklärte ihm, dass er angeheuert ist, und wendete mich der Tulamidin zu.

Die Frau war sehr freundlich zu mir, grüßte mit Phex, stellte sich als Riftah mit ein paar anderen Namen hintendran vor, und antwortete auf meine Vermutung, dass sie eine schwerbewaffnete Phex-Geweihte wäre, nur lachend, dass sie eine einfache Händlerin ist, die selbst für ihren Schutz sorgt.

Moment, das ist mir vorher gar nicht aufgefallen (Wein und so) - Phex-Geweihte sagen gar nicht unbedingt, dass sie Geweihte sind, oder? A-Ha! Ich habe sie durchschaut! Dann werde ich sie ab jetzt "Schatten" nennen (weil "Geheime Phexgeweihte in Tarnung einer Händlerin aus den Tulamidenlanden" einfach viel zu kompliziert zu schreiben ist - und ich liebe doch meine Spitznamen! Ich wüsste ja zu gerne mal, welchen Spitznamen die anderen mir so verpassen, wenn sie über mich reden? Plappermäulchen vielleicht? Immerhin habe ich immer eine ziemlich große Klappe! Und bin stolz drauf!).

Auf jeden Fall überzeugte sie mich rasch, dass sie als Ortskundige (sie stammt aus Rashdul - sagte sie zumindest... hmm) mit vielen Verbindungen uns sehr nützlich sein könnte, und so knallte ich ihr ebenfalls einen Dukaten auf den Tisch und verkündete, dass sie angeheurt sei. Bevor ich mich dann wieder an Ring lehnen konnte, meinte Schatten dann aber noch, dass sie mir ebenfalls ein Angebot machen könnte - was mich erst mal total verwirrte: Sie war doch jetzt meine Angestellte, da konnte sie doch nicht gleichzeitig mich anheuern? Soetwas geht doch nicht, das wäre ja so, als wenn der Bauer gleichzeitig der König wäre - wenn du mir folgen kannst?

Sie stellte aber rasch klar, dass sie nur eine Einladung überbringen würde, vom Sultan/Scheich/König/Herrscher von Rashdul - oder so ähnlich, ich habe es nicht ganz mitbekommen. Der würde jedenfalls einige Leute suchen, die eine schwierige Aufgabe übernehmen können. Dass er diese Leute in Havena, also am anderen Ende des Kontinents sucht, macht mich ein wenig misstrauisch - aber hey, die versprochene Belohnung ist gut, und außerdem wollten wir sowieso nach Rashdul, da können wir uns ja zumindest anhören, was er zu sagen hat!

Schatten erklärte dann auch noch, dass sie gehört hätte, dass wir schwierige Aufträge übernehmen und lösen würden, weswegen sie ausgerechnet uns dieses Angebot gemacht hätte! Ich war natürlich sowas von stolz, als sie das gesagt hat, aber wenn ich jetzt so drüber nachdenke, kommen mir doch Zweifel; es hörte sich schließlich so an, als würde sie auf die Sache mit den Kultisten anspielen, aber die war doch erst gerade gestern? Sicherlich haben die in Rashdul noch nicht davon gehört, geschweige denn Zeit gehabt, eine Botin hier hin zu schicken? Und selbst wenn sie schon in der Stadt war - warum noch mal genau sucht sie ausgerechnet in Havena nach Leuten, die schwierige Probleme lösen können? Vielleicht sucht sie ja nach Nicht-Tulamiden, Außenseitern, die eine andere Kultur haben, und wohl einen anderen Blick auf die Dinge werfen werden. Aber trotzdem ist Havena doch immer noch ein ganzes Stück weit weg? Zudem, wie hat sie von der Kultisten-Sache erfahren? Sie muss hier in der Stadt auch schon Kontakte haben; passt dazu, dass sie eine verkappte Geweihte ist!

Wie auch immer, wenn die Sache faul riecht, können wir ja immer noch Reißaus nehmen - auf Elaria-Art, natürlich: Freundlich nicken, begeistert den Auftrag übernehmen, und dann im passenden Augenblick sich mit Höchstgeschwindigkeit aus der Gefahrenzone entfernen.

Ach, fast vergessen: Während dem Gespräch mit dem Magier kamen Fischflosse und ich auch kurz darauf zu sprechen, dass er ja für mich arbeitet. Ich fragte ihn, wieviel ich ihm eigentlich bezahle (Ring wieder fassungslos: "Du weißt nicht, wieviel du ihm zahlst?!"), woraufhin er antwortete, dass er bisher davon ausgegangen ist, für eine Gewinnbeteiligung zu arbeiten, dass ich ihm aber auch gerne ein paar Silber zusätzlich geben könnte. Da mir das Konzept der Gewinnbeteiligung deutlich besser in den Kram passt, lehnte ich höflich ab, und bot dem Magier daraufhin auch gleich an, dass er ja auf dieser Basis für mich arbeiten könnte. Er argumentierte jedoch, dass er als hochausgebildeter Spezialist durchaus eine Anzahlung wert ist, was mir natürlich einleuchtete.

Ich muss für den Magier noch einen passenden Spitznamen finden, fällt mir da auf. Er kommt aus Havena, kann man da etwas machen? "Halb-Magier", in Anlehnung an den Halb-König, und als Hinweis darauf, dass er als Magier in einer Stadt wohnt, in der er nicht zaubern darf? Was ja ungefähr ähnlich sinnvoll ist wie ein Rahja-Geweihter, der in einer Boron-Gruft lebt? Ja, ich denke, das könnte funktionieren. "Halb-Magier". Wobei das ja länger ist als einfach nur "Magier"? Mal sehen, vielleicht fällt mir ja noch etwas Besseres ein.

Ja, und jetzt sind wir also auf diesem Handelsschiff, und die anderen sitzen gerade etwas verdrießlich auf der Ladung herum. Klar, es ist etwas unbequem, aber dafür reicht mein Gold dann hoffentlich auch noch bis Rashdul!

Nächste Station ist aber erst einmal Grangor - diese Stadt muss man einfach mal gesehen haben!


Liebes Reisetagebuch,

Ich liege hier jetzt gerade ganz entspannt in einem schön preiswerten Bett in der Herberge Sicherer Hafen, und ich weiß jetzt schon, dass das Glucksen des Wassers in den Kanälen mich eher früher als später in den Schlaf wiegen wird. Vorher muss ich dir aber noch unbedingt vom heutigen, wunderschönen Tag in Grangor erzählen!

Schon die Ankunft gestern abend war sooo erleichternd! Endlich wieder zivilisierte Menschen! Gut, die Grangorier sind jetzt schon etwas seltsam, aber immerhin ist die Stadt nicht voller grölender Grobiane mit Schlagstöcken! Heute morgen bin ich dann sofort in den schönen Tsa-Tempel in Grangor geflitzt und habe dort ein paar entspannende Stunden verbracht, ein wenig am Fassadenbild gearbeitet und super-interessante Gespräche mit ein paar Anwesenden geführt, darunter auch ein Weiser aus Maraskan, der mir einige faszinierende Dinge über seine Heimat erzählt hat! Vielleicht sollte ich dort auch mal vorbeischauen? Zumindest in dem Teil, der nicht komplett mit Dämonenanbetern verseucht ist?

Auf Einladung von Phylinna habe ich danach auch noch im Rahja-Tempel in Grangor vorbeigeschaut. Das Gebäude an sich war schon hübsch, aber irgendwie hat mir die Stimmung im Havener Tempel dann doch besser gefallen?

Der Halbmagier ist den Tag übrigens in die Akademie der Erscheinungen gelatscht, glaube ich zumindest, jedenfalls hat er etwas von "magischen Forschungen" gemurmelt, und da bleibt ja nur die Akademie, oder? Wobei es mich mal interessieren würde, wie er in Havena geforscht hat, wenn er dort doch eigentlich verboten war?

Wie auch immer, Schatten hat sich die Stadt auf eigene Faust angeschaut - ich wette, dass sie den Phex-Tempel in Grangor aufgesucht hat!

Was Fischzunge heute getrieben hat, fragst du? Na was wohl, er ist zum Efferd-Tempel in Grangor gegangen! Ich weiß nicht, ich fühle mich in dem fensterlosen Gebäude immer ein wenig so, als würde ich gleich ertrinken! Nichts für mich - aber vielleicht fühlt Spitzohr sich dort ja heimisch?

Oh, was ich dir auch noch unbedingt erzählen muss: Zusammen mit ein paar Jugendlichen vom Tsa-Tempel habe ich mir vorhin einen Spaß daraus gemacht, die Wachen der Zweililienbrücke und vom Vesselbek-Damm zu foppen! Einer von denen (also, von den Wachen!) nahm mir sogar ab, dass ich eine Geweihte wäre, und hat mich ohne Zoll über die Brücke gehen lassen!

Morgen fahren wir dann aber schon weiter, ab nach Methumis! Die Zeit im Tempel heute hat die Sehnsucht nach meiner Heimatstadt noch verstärkt... und von Methumis ist es dann gar nicht mehr weit bis nach Silas! Wirst schon sehen, liebes Reisetagebuch!

Gute Nacht jetzt aber, ich bin müde!


Liebes Reisetagebuch,

Ich bin wieder (einigermaßen) wohlhabend! Die Universität hat mir meine Reiseberichte abgekauft (in Kopie natürlich, die Originale - also dich! - gebe ich doch nicht aus der Hand!), und sie wollten sogar das Feenhemd haben! Aber ich bin mir nicht so sicher, ob ich das wirklich hergeben will, daher habe ich es vorerst behalten.

Ja, wir sind jetzt in Methumis. Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir sofort weitergefahren, aber ein paar der anderen wollten nach der unbequemen Reise hierher erst mal ein paar Stunden ausspannen. Aber morgen geht es weiter, per Kutsche! Und dann zeige ich ihnen meine Heimatstadt!

Das klingt jetzt zwar wie eine Drohung, aber ich bin einfach nur aufgeregt - endlich werde ich mich mal wieder im Eidechsengarten entspannen können!

Derweil hat sich Fischauge in die St. Gullaran-Halle verzogen, wohl um seine täglichen "Wie ich ein besserer Fischmensch werde"-Übungen durchzuführen. Halbmagier ist gleich an der Herzog-Eolan-Universität geblieben, aber Ring hat mir versichert, dass wir heute kurz vor Dämmerung uns zusammen die Bunte Mauern von Methumis anschauen - das wird bestimmt spektakulär schön!

Schatten ist auch wieder irgendwo in der Stadt verschwunden, bestimmt um ein paar Leute zu bestehlen oder so.


Liebes Reisetagebuch,

Wir sind in Silas angekommen, endlich! Es war zwar schon später Nachmittag, aber ich habe die anderen gleich zuerst zum Eidechsentempel der Tsa geschleift und ihnen den Eidechsengarten gezeigt! Morgen werde ich dort noch viel mehr Zeit verbringen, aber für heute musste ein kurzer Besuch reichen, da wir uns ja noch eine Unterkunft suchen mussten.

Oh, aber ich muss den anderen auch noch die berühmten Silberschmiede zeigen! Und den Tempel der Wahren Schlange! Und den hübschen kleinen Simia-Schrein! Und meine zwergischen Bekannten! Es gibt so viel zu sehen und zu zeigen, ich könnte einen ganzen Mond hier verbringen!


Wir sind schon wieder auf der Rückreise, und das nach nur einem Tag! Fischlippe hat sich beschwert, dass es keinen Efferd-Tempel gibt, Schatten quengelte dass die Sache mit ihrem königlichen Sultan so leicht dringend wäre, und Ring war mit dem fehlenden Rahja-Tempel auch nicht einverstanden. Wenigstens Halbmagier war zufrieden, der hätte wohl noch ein paar Wochen im Hesinde-Tempel verbringen können.

Verstehen sie denn nicht? Das ist meine Heimat! Ich liebe hier jede einzelne Straßenecke! Sogar die, wo es ein wenig streng riecht!

Nun, immerhin konnte ich diesen einen Tag im Eidechsengarten verbringen. Ich fühle mich tatsächlich jetzt schon viel, viel besser. Ausgeglichener. Zufriedener. Im Einklang mit der Schöpfung. Bereit für neue Abenteuer?


Liebes Reisetagebuch,

Wir sind in Drôl! Ich könnte quietschen vor Freude! Erinnerst du dich noch, als wir hier vor der großen Expedition in den Dschungel ein paar Tage verbracht haben? Das war eine so schöne Zeit! Und... erinnerst du dich noch an Cankuna?

Ja, ich weiß, dass viele Teilnehmer der Expedition nicht mehr zurückgekommen sind, ist jetzt keine so schöne Erinnerung, aber TSA wird sich bestimmt gut um sie kümmern!

Außerdem geht es diesmal ja gar nicht in den Dschungel, sondern nur über den Knüppeldamm von Drôl nach Port Corrad nach Port Corrad.

Aber das ist morgen. Heute gehen wir die Pyramide mit den Hängende Gärten von Drôl anschauen! Herumtreiber sind da zwar nicht gerne gesehen, aber ein wenig Silber in den Händen der Wachen sollte uns Herzen und Türen öffnen.

Und weißt du was? Ich kaufe Ring einfach ein wenig hübsche Seidenspitze! An ihr sieht das bestimmt viel besser aus als an mir, und sie wird es sich bestimmt auch nicht sofort beim nächsten Ausflug in die Wildnis ruinieren. Außerdem war ich das letzte Mal hier in Drôl die Beschenkte, also kann ich ja jetzt die Schenkerin sein! Kann ich ja gleich nachher machen, nachdem ich sie in den Tempel gebracht habe.

Fischohr ist übrigens schon im großen Tempel am Hafen verschwunden, den muss ich nachher dort noch herauszerren, um ihm die Gärten zu zeigen.

Schatten ist auch schon verschwunden, sie wollte "mal auf den Markt". Aha, naja. Gab es hier nicht auch einen großen Phextempel? Egal, ich muss jetzt Phylinna den hübschen kleinen Tempel zeigen!


Liebes Reisetagebuch,

Wir sind gerade in Port Corrad angekommen! Ich habe uns auch schon ein Schiff klargemacht, denn in diesem dreckigen Nest will ich nicht länger bleiben. Leider werden wir dann doch wohl ein paar Tage im Hotel Goldene Bucht verbringen müssen, der Kapitän meinte, dass er eine "wichtige Ladung" erwartet.

Nun, wenigstens gibt es hier einen Efferd-Tempel, in dem Ordhan sich ausfischen kann - für den Rest der Gruppe sieht es aber düster aus. Werden wir wohl den Aufenthalt hier einfach als Verlängerung der Reise über den Knüppeldamm sehen, und uns weiter gegenseitig Geschichten erzählen, oder kleine Tricks beibringen.

Schatten zum Beispiel hat so ein hübsches Set Spielkarten mit dabei, und hat uns damit ein paar faszinierende Tricks gezeigt! Ich hätte mich nur nicht dazu überreden lassen sollen, mit Silber darauf zu wetten, dass sie die Karte, die ich aus dem Stapel ziehe, nicht raten könnte - ich glaube, ich hatte gar keine Chance, zu gewinnen!

Im Gegenzug habe ich die Gruppe mit ein paar interessanten Anekdoten aus meiner Dschungelexpedition unterhalten, zum Beispiel über diese riesigen Schwärme von Ameisen, die durch den Dschungel ziehend einfach alles fressen, inklusive großer Tiere und Menschen! Letzteres weiß ich ja leider aus direkter Anschauung... arme Lara. Ring war von der Sache anscheinend nicht so begeistert, und hat dann ihrerseits lieber aus ihrer Heimat erzählt. Wobei mir auffällt, dass ich sie noch gar nicht gefragt habe, ob sie zuhause ohne Oberbekleidung herumläuft, wie es auf den Zyklopeninseln so üblich ist? Oder habe ich sie gefragt, aber die Antwort vergessen? Nun, wie auch immer, sogar Ordhan hat auf der Reise ein paar Geschichten zum Besten gegeben, wenn er nicht gerade wegen seiner Meditationen entfischt war.

Halbmagier scheint eher so der schweigsame Typ zu sein, aber andererseits vielleicht auch nicht so schlecht, ich habe mir ja mal sagen lassen, dass Magier mit ihren Worten zaubern, und das bedeutet, je weniger ein Magier sagt, desto weniger kann er zaubern, richtig?

Hoffentlich fährt das Schiff bald, diese Stadt ist so langweilig!


Liebes Reisetagebuch,

Khunchom! Die Perle am Mhanadi! Muss ich noch mehr sagen? Eigentlich nicht! Aber ich mache es trotzdem!

Diese Stadt ist so aufregend und faszinierend anders, als alles, was ich je gesehen habe! Ich weiß überhaupt nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen.

VIelleicht sollte ich dir zuerst mal sagen, dass dies schon der zweite Tag in der Stadt ist? Ich wollte gestern noch etwas schreiben, aber wir waren den ganzen Tag in der Stadt unterwegs, und ich bin einfach nur eingeschlafen!

Ich war im Tempel des Lebens, habe mir die Heilende Quellen der Tsa angeschaut, und durfte sogar einen Blick auf das Eidechsenauge werfen! Sooo schön, sage ich dir!

Danach hat Phylinna mich mitgenommen in den Tempel der Geschenkten Freude, wo ich zu meinem Erstaunen sogar einen Aves-Schrein entdeckte! Die Rahjagärten drumherum waren auch total hübsch. Zudem waren die Geweihten dort mal ausnahmsweise nicht überderisch schön, sodass ich mich nicht ganz so arg fehl am Platze gefühlt habe. Also, wenn man Tulamiden attraktiv findet, waren sie bestimmt schön, nur eben für mich nicht. Wobei ich Tulamiden ja schon interessant finde, nur eben Tulamiden-Frauen nicht...

Egal, weiter. Ich habe Fischnase sogar in den Tempel der Neun Flüsse begleitet, der so ganz anders aussah als die Tempel, die ich bisher besucht habe, viel protziger, eher fast schon so in Richtung Praios-Geprahle.

Halbmagier wollte sich derweil die Drachenei-Akademie anschauen, während Schatten den Tempel der Mondschleier aufsuchte. Weil sie ja Händlerin ist, jaja. Tempel der Mondschleicher, sage ich dazu nur.

Ach, da fällt mir ein, dass ich vorhin mal wieder eine total peinliche Szene hatte! Wir sind da an so einem Gebäude vorbeigekommen, das laut Beschriftung der Palast der Sinnesfreuden sein sollte, und ich wollte einfach mal reinschauen, weil sich das so interessant angehört hat, aber Schatten hat mich zurückgehalten und erklärt, dass das erstens viel zu teuer ist, und zweitens dort wahrscheinlich nicht das geboten wird, was ich mir gerade so vorstelle.

So sitze ich jetzt also im Hotel Erhabener Mhanadi und schreibe rasch alles auf, gleich wollen wir nämlich noch mal über den Quad'El'Basar schlendern! Ich hoffe, dass ich nicht zu viel kaufe, hier gibt es doch so viele interessante neue Dinge!

Diebische Träumerei[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Jetzt sind wir ja doch endlich in Rashdul angekommen. Leider fällt eine Besichtigung wohl erst einmal aus, Schatten hat uns sofort zu ihrem ... Hauptmann Agha Mhadul ibn Hilal (habe ich mir aufgeschrieben; wobei, heißt "Agha" nicht einfach "Hauptmann"?)... geschleift.

Auf dem Weg dorthin waren immerhin überall festliche Dekorationen zu sehen, Schatten erklärte uns, dass dies mit dem Fest der Freuden zusammenhängen würde. Dies brachte mich auf die Idee, Schatten zu fragen, ob der Sultan vielleicht auch in naher Zukunft volljährig wird - du weißt schon, ein großes Fest zusammen mit einem Kriminalfall, das erinnerte mich einfach an Havena - aber Schatten schüttelte nur verwundert den Kopf, während mich Phylinna leicht fassungslos fragte "Wie kommst du nur immer auf solche Sachen?" Tja, was soll ich sagen - TSA gibt mir eben immer die interessantesten Einfälle! Und manche davon stellen sich sogar als nützlich heraus!

Nun, jedenfalls führte uns Schatten zum Agha, der auch sofort bereit war, die Sache mit uns zu besprechen - anscheinend kennt und vertraut er Schatten? Haben die vielleicht was miteinander? Gesucht wird jedenfalls ein Dieb, der spurlos stiehlt - das hört sich nach einem interessanten Fall an! Agha Mhadul bot uns für die Lösung des Falls 10 Maradewi pro Person - mehr als reichlich, also akzeptierte ich schnell! Schatten hingegen schob mich in den Hintergrund und redete eine Weile lang sehr intensiv auf ihn ein - dass der Fall ja jetzt schon ein paar Monde her ist, und immer noch ungelöst ist, und sie für ihn hochkompetente Spezialisten (uns?!) über den ganzen Kontinent geschleift hat - und so bot er uns schließlich 20 Maradewi pro Person. Wenn die beiden was miteinander haben, ist es auf jeden Fall eine... interessante Beziehung. Sehr phexisch, würde ich sagen. Wobei, der Agha bezahlt den Krempel ja nicht aus eigener Tasche. Andererseits wird er sich wohl vor seinem Sultan verantworten müssen, wenn auf einmal die Kasse der Stadtgarde leer ist...

Jetzt sitzen wir hier in einer Karawanserei und werden hoffentlich gleich nach dem Essen unsere nächsten Schritte besprechen.

Auf dem Weg hierher habe ich Schatten übrigens gefragt, ob sie das Zeug vielleicht selbst geklaut hat? Einem Phexanhänger traue ich alles zu! Sie hat es bestritten, aber dabei geschmunzelt. Ich weiß jetzt nicht so recht, wie ich das interpretieren soll?

Der Wirt der Karawanserei heißt übrigens Omar ibn Mirham; falls das jemals relevant werden sollte, habe ich es hiermit festgehalten (und nein, er ist keine Oma! Soweit ich sehen kann zumindest). Schatten hat die Verhandlung über die Zimmer- und Essenspreise übernommen - sie war beim Feilschen wirklich penetrant! Höflich, aber penetrant. Ist das hier in Rashdul so üblich? Muss ich mir versuchen abzuschauen, nicht dass ich hier unangenehm auffalle!

Ich hätte ja gerne wieder ein Einzelzimmer gehabt, aber da hier in den Tulamidenlanden Geselligkeit wohl groß geschrieben wird, gibt es nur Doppelzimmer, also wies ich rasch darauf hin, dass ich "mit der Geweihten schlafen" würde. Die anderen fanden das offenbar urkomisch, bis auf Phylinna, die hat mich nur nett angelächelt. Ich meine, klar, wenn ich jetzt so drüber nachdenke, klingt das ja schon anders, als ich es gemeint habe...

Fischnase und Halbmagier werden sich ebenfalls ein Zimmer teilen (Halbmagier als Havener wird ja ein Stückweit an Fischgeruch gewohnt sein!). Moment, wo schläft eigentlich Schatten? Hat die hier ein eigenes Haus? Wieso können wir dort nicht übernachten? Außer... ihr "eigenes Haus" ist der Phextempel, wo sie als Geweihte ein eigenes Zimmer hat... jaja...

Ah, da kommt das Essen! Bis später!


Liebes Reisetagebuch,

Jetzt waren wir gerade schon beim ersten Bestohlenen, und ich muss sagen, wir haben da so ein paar Vermutungen, die mir persönlich überhaupt nicht gefallen!

Aber der Reihe nach... das Essen war sehr, sehr lecker! Die haben hier so süße Süßspeisen, da zieht es mir fast die Schuhe aus! Sehr lecker! Vor allem, wenn man sie ab und zu mal ein wenig in den duftenden Tee tunkt, der mir dazu serviert wurde! Wobei, ich glaube ein paar der Einheimischen haben ein wenig entsetzt geschaut, als ich das gemacht habe? Bin ich also doch schon unangenehm aufgefallen? Egal, sollen sie eben auch mal etwas Neues probieren - getunkte Süßwaren!

Fischkopf hat derweil einen Fisch verputzt, und ich konnte nicht anders, ich habe ihn gefragt, ob er es nicht ein wenig seltsam findet, seine Freunde zu essen? Seine lapidare Antwort: Mit dem hier habe er noch nie geredet. Tja, was soll ich dazu sagen? Ein unschlagbares Argument: "Den darf ich essen, mit dem habe ich noch nie geredet!" Gut, dass wir damals mit der Metzel-Elfe so viel geredet hatten, vielleicht agiert die ja auch nach diesem Motto?

Dann wurde ich aber auch schon abgelenkt, weil Schatten so seltsame Handzeichen in Richtung Wirt gemacht hat, die von diesem ebenso beantwortet wurden. Eine Art Geheim-Zeichensprache? Spannend! Also kennt sie diesen Kerl hier auch? Vielleicht ist er ja ihr Omar! Harhar, Elaria, unschlagbarer Wortwitz...

Ich konnte dann aber gar nicht mehr danach fragen, weil Phylinna schon mit dem Essen fertig war und in den Rahja-Tempel wollte. Sie fragte, ob jemand sie begleiten wollte, und Schatten erklärte sich sofort dazu bereit. Ich bin lieber mal sitzen geblieben, nicht dass Ordhan jetzt anfängt zu glauben, dass ich wirklich hinter der Geweihten her bin! Dass ihn das Thema interessiert, wurde im Gespräch darauf ja ziemlich klar... aber ich greife vor.

Zuerst habe ich mich mit Halbmagier und Fischlippe über Schatten unterhalten, und wir haben festgestellt, dass sie auf der gesamten Reise bisher immer und von jedem eine Gegenleistung gefordert hat, und dass sie andererseits aber auch immer eine Gegenleistung erbracht hat, wenn jemand ihr etwas gab. Das sieht nach einem sehr starken Phex-Ehrenkodex aus! Und wer hat den strengsten Phex-Ehrenkodex? Na, Geweihte natürlich! Aber die anderen meinten, dass sie auch einfach so sehr gläubig sein könnte. Das stimmt natürlich... aber mein Bauchgefühl sagt etwas anderes. Ich werde sie jedenfalls im Auge behalten!

Irgendwie kamen wir von dem Thema dann wieder zu Ordhans Fischen (das lässt mich irgendwie auch nicht los), und plötzlich fragte er mich dann über meine... na... Vorlieben aus. Also, in Bezug auf Geschlechtermenschen. Also, welches Geschlecht ich toll finde, du weißt schon. Oh, ich glaube, ich weiß, wie er darauf kam: Bevor sie gegangen war, hatte Phylinna ihn gefragt, ob er es sich denn auch mit einem Mann vorstellen könnte, nachdem er ja jetzt einen Dreier mit Käsefrau und Klimperer hatte. Er war total unsicher, und ich glaube ich habe ihn deswegen ein wenig geneckt. Mich also so direkt auszufragen war wohl seine Revanche? Jedenfalls habe ich versucht, meine Überraschung mit einem kleinen Scherz in Richtung "ich bevorzuge Menschen" zu überspielen, aber er hat nicht lockergelassen, also antwortete ich untypischerweise ganz ohne Wortschwall, dass ich es eher mit TSAs Idealen halte als mit RAHjas - was ja auch stimmt, nur denkt er jetzt bestimmt, dass ich einfach nur eine schüchterne Jungfrau bin. Was, wie du, liebes Tagebuch, ja ganz genau weißt, eben nicht der Fall ist. Nur mag ich es eher nicht, darüber zu reden - es ist ja auch nun wirklich kein wichtiger Teil in meinem Leben.

Eine Weile später kehrten dann die beiden anderen glücklicherweise auch schon wieder zurück und erzählten, dass sie im Bauchtanz Tempel gelernt... äh, also, im Tempel Bauchtanz gelernt hätten, und Massage. Ich.... habe darauf verzichtet zu fragen, was für eine Art Massage hier im Spiel war - am Ende kommen die beiden auch noch darauf, mich entsprechend auszufragen?

Da wir dann aber Pläne schmieden wollten, sind wir die Treppe hoch auf eins unserer Zimmer. Fischohr hat etwas getrödelt und kam erst einige Minuten später. Derweil habe ich mich mit Ring über ein mögliches Haustier für Ordhan unterhalten - wir kamen dann von Schildkröte auf Meerjungfrau; wobei man die glaube ich gar nicht als Tiere ansehen sollte? War seine Mutter nicht auch eine? Ach, nee, die war eine Fee, deswegen wurde er ja auch so aufgeregt, als er im Norden die Fee im See gesehen hat. Also, nicht weil er an seine Mutter gedacht hat (hoffe ich zumindest!), sondern weil das einfach ein Teil seiner Abstammung ist. Oder so. Ist ja auch eigentlich egal.

Jedenfalls habe ich mich dann auch noch ein wenig mit Schatten unterhalten, was Informationen über die Stadt angeht, und habe dann auch ganz dezent das Gespräch auf den Phextempel und Phexgeweihte allgemein gelenkt, und sie total unauffällig gefragt, wie es so geheime Phexgeweihte eigentlich so finden, wenn man sie enttarnt? Also, nicht öffentlich natürlich, sondern so im Vieraugengespräch ihnen sagt, dass man weiß, dass sie geweiht sind. Sie hat meine Fragen alle sehr geduldig und freundlich beantwortet, aber ich glaube, sie hat sich ein wenig über mich amüsiert. Anscheinend bin ich doch einfacher zu durchschauen, als ich mir das so vorstelle?

Jedenfalls kam dann auch irgendwann Fischflosse die Treppe hochgeflapst, und wir konnten uns endlich wieder unserer Aufgabe widmen. Gemeinsam gingen wir die Liste der Bestohlenen durch... ach halt, vorher hat Schatten noch etwas von einem Wettstreit zweier "Banden" in Rashdul erzählt, das könnte wichtig sein. Also, anscheinend gibt es hier so zwei Gruppen von Leuten, sogenannte "Banden", die sich gegenseitig wohl beweisen wollen, dass sie "besser" sind als die anderen (ach Leute, seid friedlich, TSA liebt euch doch alle!), und dass diese Diebstähle eventuell auch damit in Zusammenhang stehen könnten - was auch erklärt, warum Hauptmann Agha unbedingt jemanden von außerhalb haben wollte, bei uns kann er sich ja zumindest sicher sein, dass wir nicht zu diesen "Banden" gehören.

Dass er Schatten so bedingungslos vertraut, bestätigt übrigens auch eine der beiden Theorien: Entweder haben die Beiden was miteinander, oder Schatten ist Geweihte im örtlichen Tempel, und genießt deswegen das Vertrauen von Agha Hauptmann.

Jedenfalls, das hier ist die Liste der Bestohlenen: Schmuckhändler Yuselef ibn Yussuf Teppichhändler Orhan ibn Shafir Waffenhändler Kashid ibn Said Gewürzhändler Pashil ibn Perzimton

Die Frage, die sich mir natürlich sofort stellte (und die ich auch laut aussprach), war, ob der Teppichhändler auch Fliegende Teppiche handelt? Könnte ja sein, hier mitten in den Tulamidenlanden! Schatten bezweifelte das aber leider sehr nachdrücklich. Irgendwie kamen wir dann auch wieder ins Gespräch über Phex, dem hier bei den Tulamiden auch die Magie zugesprochen wird - was vor allem Phylinna verwunderte, da sie ja die mittelländischen Zwölfgötter gewohnt ist, wo Hesinde für die Magie zuständig ist. Schatten betonte auf meine Nachfrage dann übrigens, dass Phex hier als Gott der Händler, Diebe und Magier angebetet wird, und bot mir sogar an, mich zum Tempel (ihrem Tempel?) zu bringen. Ich weiß noch gar nicht, ob ich darauf eingehen soll? Kann man da überhaupt reingehen, ohne dass man total ausgeraubt wird?

Jedenfalls beschlossen Ring und ich, zuerst einmal den Schmuckhändler aufzusuchen (natürlich nicht ohne Hintergedanken, vielleicht hat er ja schöne Sachen im Angebot?), während Schatten Fischlippe rekrutierte, um nach "Zinken" (keine Nasen! gemeint sind so kleine Geheimzeichen an der Wand) zu suchen. Halbmagier schloss sich uns an, um den Tatort mit zu untersuchen.

Beim Schmuckhändler angekommen (der lebt, wohnt und arbeitet in so einem kleinen Gebäude im Basarviertel), bestaunten wir also natürlich erst einmal das Angebot, und Phylinna entschied sich dazu, eine Haarbrosche zu erwerben. Da sie kein Tulamidya redet, übersetzte und feilschte ich für sie.

Nachdem das erledigt war, quatschte ich ihn auch gleich einfach mal auf die Diebstähle an, versicherte ihm, dass wir im Auftrag des Sultans hier sind, um die Sache aufzuklären, und dass es ihn nichts kosten würde. Erst nach dem letzten Satz war er überzeugt, schloss seinen Laden und führte uns in sein Haus, wo wir uns in Ruhe umschauen konnten.

Die untere Ebene war seine Arbeitsebene, sein Wohnbereich befindet sich eine Ebene darüber. Erstaunlicherweise fand ich nach der langen Zeit, die mittlerweile vergangen sein muss, sogar noch Spuren der Diebe (es waren eindeutig zwei)! Diese Händler scheint sein Haus wirklich nicht sehr gründlich zu reinigen. Leider half uns dies nicht viel, da wir keine Idee hatten, wie die Diebe ins Haus gekommen sein könnten - denn das ist schwer gesichert, und die Tür war vollkommen intakt.

Zum Glück hatten wir Halbmagier dabei, der ein paar Halbzauber gesprochen hat (er hat dabei wirklich gesprochen!), und herausfand, dass auf die Tür ein Erzzauber gewirkt wurde (wusstest du eigentlich, dass nicht alle Erzmagier auch Erz-Magier sind? Nur so nebenbei). Echt erstaunlich, dass das nach so langer Zeit noch zu sehen war - vergehen Zauber nicht eigentlich nach einer Weile? Vielleicht war es ja ein starker Zauber. Oder vielleicht habe ich auch einfach keine Ahnung von Magie, auch gut möglich.

Jedenfalls kam mir daraufhin der Gedanke, der mich im Moment nicht loslässt, und den ich vorhin auch schon erwähnt hatte - was, wenn dies alles ein Machtkampf zwischen Akademie und Sultan ist? Ich meine, wenn Leute aus der Akademie diese ganzen Klunker stehlen (insgesamt fehlt allein diesem armen Kerl Zeug im Wert von Tausend Dukaten!), dann ist das ja eine große Sache, also wird wohl die Akademieführung dahinter stehen... aber wenn der Sultan diese Sache aufgeklärt haben will, ist er offensichtlich nicht eingeweiht, also geraten wir da gerade möglicherweise direkt in einen Konflikt zwische Akademie und Sultan! Und ich weiß natürlich nicht, wie du dazu stehst - aber ich nehme bei solch großen Sachen lieber Reißaus! Mit Magiern möchte ich es mir nicht verscherzen, selbst wenn ein Halbmagier auf meiner Seite steht!

Ring gab allerdings zu bedenken, dass möglichweise nicht die ganze Akademie, sondern nur eine kleine Gruppe Magier daran beteiligt sein könnte, was immer noch gefährlich, aber nicht mehr so extrem gefährlich wäre. Halbmagier, Ring und ich unterhielten uns noch ein wenig über Möglichkeiten, einen Magier festzusetzen - außer dem Plan, dass ich ihn vollquatsche, Phylinna ihn dann anspringt und niederringt, und Halbmagier derweil einen Schutzzauber zaubert, ist uns aber nichts Brauchbares eingefallen.

Gleich wollen wir dann auch schon zum nächsten Einbruchsopfer aufbrechen - die anderen schauen schon ungeduldig. Hey, Schreiben braucht eben Zeit!

Also, bis später!


Liebes Reisetagebuch,

Jetzt bin ich aber sowas von müde! Aber ich muss dir natürlich noch schnell berichten, was wir herausgefunden haben heute!

Wir waren nämlich gerade beim fliegenden Teppichhändler Orhan ibn Shafir, der allerdings nicht mit dem Kaiservater verwandt ist! Hat er mir zumindest versichert. Aber er kannte Shafir! Nicht persönlich, natürlich, aber er hatte von ihm gehört! Oh, und ich werde jetzt Teppichhändlerin! Also, zumindest werde ich dem Shafirsohn helfen, seine Teppiche ins Horasreich zu exportieren, denn da waren wirklich schöne Stücke dabei! Wundert mich ja, dass er das nicht schon längst tut, also die Dinger ins Horasreich verkaufen?

Egal, ich schreibe wieder konfus. Also, wir sind nach meinem letzten Eintrag direkt zum Teppichhändler, der so ein wirklich kleiner Kerl mit übergroßem Turban ist, sehr niedlich! Aber natürlich viel zu alt für mich, um ihn auch nur in Erwägung zu ziehen. Nicht abschweifen, Elaria! Der erste Eindruck, den er von uns hatte, war Phylinna, die ihn fragte, ob seine Teppiche fliegen können - was er mit einem auschweifenden Wortschwall verneinte (jaja, du denkst dir jetzt bestimmt, dass ich mich mit ihm ja wunderbar verstehen würde, weil wir ähnlich viel reden - aber solange er redet, kann ich ja nicht reden! Ich brauche eher einen guten Zuhörer, so wie Phylinna zum Beispiel. Jetzt rede ich ja schon wieder von der Geweihten? Gut, dass Fischauge dies hier nicht liest!) Und ich schweife schon wieder ab, ich bin einfach zu aufgekratzt! Also, Elaria, tief durchatmen... beruhige dich. So aufgedreht kannst du eh nicht schlafen.

Nachdem das mit den nicht-fliegenden Teppichen also geklärt war, fragte ich den Kerl offen, wie das denn mit den Diebstählen wäre, woraufhin er uns, so wie schon der letzte Kerl, mit ins Hinterzimmer nahm, um uns die Geschichte zu erzählen und uns den Tatort untersuchen zu lassen (offenbar hatte auch er seit dem Einbruch nicht mehr aufgeräumt) - wobei auch hier wieder der Hinweis geholfen hat, dass wir für die Untersuchung von ihm kein Gold verlangen, weil der Hauptmann Agha uns bereits bezahlt. Während dann Halbmagier die Tür untersucht hat, und Fischflosse irgendwo in den Schatten herumkroch (also, den wirklichen Schatten, nicht Schatten-die-Händler-aber-vielleicht-auch-Phexgeweihte, denn so nahe stehen sie sich dann doch noch nicht - glaube ich), habe ich mich Shafirs Sohn über Shafir den Drachen unterhalten, von dem er wie gesagt gehört hatte! Da ich mich etwas ungeschickt ausdrückte (wie ungewöhnlich! Aber auf Tulamidya ist das erlaubt), hatte er kurz den Eindruck, dass ich Shafir persönlich kennen würde - was ja zum Glück nicht der Fall ist! Das Gespräch glitt dann irgendwie zum Teppichhandeln, und kurz darauf hatte ich eine erste Vorvereinbarung für den Export von Teppichen in das Horasreich! Ich sagte ihm, dass ich "gute Kontakte" im Horasreich hätte - was ja auch stimmt, aber genau genommen sind das ja keine Teppichhändler! Egal, es wird sich schon etwas finden. Und wenn ich etwas Gold in so eine Unternehmung investiere, und alles so klappt, wie ich mir das vorstelle, wäre das eine regelmäßige Einkommensquelle für mich! Das wäre ein vollkommen neues Gefühl für mich! Allerdings hoffe ich, dass ich dafür nicht so viel Zahlen herumschieben muss? Expeditionen in die Wildnis liegen mir viel mehr! Aber vielleicht hilft mir ja Schatten aus. Gegen eine Gewinnbeteiligung, oder so.

Naja, nachdem das jedenfalls geklärt war, war Shafirs Sohn schon viel offener, und erzählte uns auch noch, dass da bereits so zwei Leute wegen diesen Diebstählen im Kerker gelandet sind! Ring und ich wunderten uns natürlich, dass Agha Hauptmann davon nix erzählt hatte? Wir waren uns daher einig, dass wir diese Leute mal versuchen sollten zu befragen.

Derweil fand der Halbmagier an der Tür wie erwartet Magie, und da keine sonstigen Spuren von gewaltsamem Eindringen zu finden waren, war für mich der Fall klar, weswegen ich mich dann noch mit einem Wortschwall vom Händler verabschiedete und meine Leute in die Herberge schleifte.

Dort - also hier - redeten wir dann noch kurz über Ruadhs Magie-Fund (wieder war Erz-Magie im Spiel), ich versuchte Schatten dazu zu bringen, zu Phex-Geweihten-Fähigkeiten bezüglich Magie Stellung zu nehmen (sie meinte daraufhin, dass sie sich so fühlte, als würde sie verhört? Kann ich gar nicht verstehen, war doch nur eine unschuldige Frage, gänzlich ohne Hintergedanken? Und schon mein treudoofer Blick hätte jeglichen Verdacht zerstreuen sollen!), und schlussendlich erzählte Fischlippe, was er die ganze Zeit getrieben hatte, während Phylinna und ich den Händler vernahmen. Vernahmen? Klingt... seltsam. Befragten, verhörten? Besser. Jedenfalls war sich Fischauge sicher, dass der einzige Weg, diese großen, gestohlenen Teppiche mit relativ wenig Aufmerksamkeit mitten in der Nacht dort wegzutragen, der Weg zum Hafen war (natürlich würde Blubberflosse das sagen, er will doch bestimmt selbst die ganze Zeit am Liebsten ins Hafenbecken springen! Hihi, allein der Gedanke... und so gut, dass Ordhan das hier nicht liest!).

So, das war es dann für heute, jetzt erst mal eine Runde schlafen. Vielleicht kommt mir im Schlaf ja ein guter Gedanke!

Bis morgen, liebes Reisetagebuch!



Liebes Reisetagebuch,

Wir sind wieder in der Herberge, also der Karawanserei, wie hier die Herbergen genannt werden, obwohl sie nicht nur für Karawanen gedacht sind, der Name also eher irreführend für Leute wie uns ist, die mit den Begriffen hier in den Tulamidenlanden nicht vertraut sind, oder zumindest noch nicht...

Moment, jetzt habe ich den Faden verloren - was wollte ich gerade erzählen?

Ach ja... wir haben heute morgen die anderen beiden Einbruchsopfer untersucht, also zumindest deren Läden. Und zwar haben Phylinna und Halbmagier mich zum Gewürzhändler begleitet, während Fischohr und Schatten dem Waffenhändler auf den Zahn gefühlt haben. In übertragenem Sinne natürlich nur! (hoffe ich)

Beim Gewürzhändler roch es ziemlich interessant, und ich habe mir natürlich auch gleich ein paar Proben gesichert - gegen Geld, natürlich, ich beklaue doch keine Händler! Also, ich klaue natürlich grundsätzlich nicht, aber Händler im Speziellen schon mal gar nicht! Jedenfalls hat Halbmagier natürlich wie erwartet... nee, stimmt, da war gar keine Magie! Die sind bei dem einfach durch ein Fenster eingestiegen, ganz ohne Magie, haben wir herausgefunden. Was natürlich meine ganze Theorie, dass da nur eine Gruppe von Magiern für alles verantwortlich ist, komplett über den Haufen geworfen hat.

Nun gut, jedenfalls sind wir dann noch zum Waffenhändler gelatscht, wo die anderen immer noch mit dem Händler diskutierten. Anscheinend war er erst an dem Morgen unserer Anreise überfallen worden, also gestern, und er war immer noch sehr aufgebracht darüber. Anscheinend hatte ihn eine Rothaarige (uiui, hier gibt es Rothaarige?!) abgelenkt (kann ich verstehen), und ein anderer Kerl hat ihn dann mit einem Dolch geritzt (wie unhöflich!), woraufhin ihm dann schwarz vor Augen wurde. Ich habe mir den kleinen Schnitt angeschaut und ihn davon überzeugt, dass er sofort zu einem Heiler gehen muss, da die Sache mit Sicherheit sonst tödlich für ihn ausgehen wird, von so einem heimtückischen Gift, bei dem man sich erst einmal erholt und dann plötzlich tot umfällt habe ich nämlich damals schon im Süden gehört!

Schatten meinte dann noch, dass das Gift "Kelmon" genannt wird - dann kenne ich ja endlich den Namen von diesem heimtückischen Gift!

Ach, der eine Räuber-Kerl hat übrigens während der ganzen Sache - sie haben dem Waffenhändler einige wertvolle Waffen gestohlen (nicht dass es um das Zeug schade wäre) - sein... Halstuch? verloren. Keine Ahnung, warum das relevant ist, haben die hier in Rashdul eine Halstuch-Knappheit?

Jedenfalls haben wir uns dann auch schon wieder aufgetrennt, Schatten meinte nämlich, dass ihr Magierkontakt in dieser Stadt im Rahjatempel leben würde, oder so? Ring und Glubschauge haben sich ihr angeschlossen, weswegen meine vorlaute Klappe ihnen natürlich auch schon gleich wieder "Viel Spaß beim Dreier!" hinterherrufen musste... was natürlich völlig inakzeptabel ist. Zusammen mit dem Magierkontakt wären es nämlich vier Leute.

Halbmagier begleitete mich dann jedenfalls zum Kerker, da wir ja erfahren hatten, dass dort bereits ein paar Leute einsitzen würden, die angeblich mit den Diebstählen zu tun hatten. Den Kerker erst mal zu finden war natürlich die erste Herausforderung, schließlich laufen die wenigsten Leute in der Stadt herum und fragen "Wo geht es denn hier zum Kerker?" Aber meine freundliche Penetranz (irgendwie ekliges Wort!) war auch diesmal erfolgreich, und so standen wir kurz darauf vor ein paar sehr skeptischen Wachen, die aus irgendwelchen Gründen sehr genau wissen wollten, warum wir denn unbedingt ein paar der Gefangenen sprechen wollten. Gibt es hier denn keine Besuchs- und Besucherrechte?!

Dieses Mal dauerte es auch etwas länger, das zu bekommen, was ich wollte, und einmal sah es auch kurz so aus, als wollten sie mich auch gleich in den Knast stecken, aber Halbmagier griff mir mit seiner ruhigen Art etwas unter die Arme (also, nicht wörtlich, natürlich! Da hätte ich mich beschwert), und schließlich durften wir dann immerhin einen der Gefangenen sehen, einen jungen Kerl namens Musafa ibn Basim. Der war ziemlich dreckig (anscheinend waschen die hier ihre Gefangenen nicht sehr oft?) und deutlich einfacher davon zu überzeugen, dass ich nur sein Bestes im Sinn hatte (und damit meine ich natürlich nicht sein Geld), und so erzählte er uns kurz darauf, dass er an der ganzen Sache natürlich nicht beteiligt war (hört sich vielleicht seltsam an, aber ich glaube ihm das!), und dass die Diebe der Diebesgilde in Rashdul (die haben hier eine Gilde dafür?!) wegen ihrem Ehrenkodex weder Gift noch Magie verwenden, dass es aber auch keine Diebe von außerhalb der Stadt gewesen sein können, da die gestohlenen Waren nicht aus der Stadt herausgebracht worden waren (arbeiten die Leute dieser Diebesgilde beim Schmuggler-Zoll, oder woher will er das so genau wissen?), und die Einbrüche klar zeigten, dass die Einbrecher ortskundig seien.

Nun, wie auch immer, ich bin überzeugt, dass der arme Kerl unschuldig ist, und habe ihm daher versprochen, ihn aus dem Kerker zu holen. Wie ich das anstellen werde? Weiß ich natürlich noch nicht. Aber irgendeinen Weg werde ich schon finden.

Jetzt gerade warten wir hier in der Karawanserei jedenfalls darauf, dass die anderen ihren Vierer im Rahjatempel beenden, und wir diese neuen Informationen besprechen können.


Liebes Reisetagebuch,

Ich sitze hier gerade am Hafen und genieße etwas die Aussicht. Habe mir natürlich einen Plätzchen windaufwärts gesucht, weil Matrosen aus irgendeinem Grund wohl der Meinung sind, dass man sich im Hafen genauso verhalten könnte wie auf Reisen, und einfach ins Hafenbecken...

Ja, lassen wir das Thema einfach. Ich wollte ja gerade jemanden finden, der meine Teppiche ins Horasreich transportieren kann, aber die Handelskontore haben hier alle über Mittag geschlossen. Warum das? Keine Ahnung. Stell dir mal vor, genau einer hätte jetzt offen, dann würde der das Geschäft seines Lebens machen, wenn Elaria ihn mit dem Transport ihrer Teppiche beauftragt!

... ach ja, nebenbei machen wir auch Fortschritte bei der Suche nach den Teppichdieben. Vorhin waren wir bei Hauptmann Agha, wegen dem im Kerker sitzenden Dieb, und Schatten hat ihn bequatscht, dass er den Kerl freilässt, damit der uns bei der Suche nach den echten Dieben helfen kann. Schatten hat ihm, also Agha Hauptmann, versprochen, dass sie ihm den Kerl persönlich wiederbringt, wenn sie den echten Dieb nicht findet. Armer Kerl, stell dir mal vor, wir finden diese Diebe echt nicht, und der wird dann, unschuldig wie er ist, von Schatten an den Ohren wieder in den Kerker geschleift!

Übrigens sind sich Ordhan, Schatten und Phylinna einig, dass der Kerl, also der Kerkerdieb, der mit der Diebesgilde, du weißt schon... dass also dieser Gildendieb nicht ganz so unschuldig und ungefährlich ist, wie ich mir vorstelle - alle drei haben mich vor ihm gewarnt! Schatten meinte sogar, dass ich an meinem "Auge für Menschen" arbeiten sollte - als hätte ich ein Auge auf den Kerl geworfen! Natürlich nicht, der ist mir viel zu dreckig. Und ein Bad kann er sich bestimmt nicht leisten. Außer... er wäre ein erfolgreicher Gildendieb, und dann würde ich mir das vielleicht noch mal überlegen. Nicht, weil er so attraktiv wäre, aber ein reicher Gönner...

Moment, wo war ich jetzt gerade? Ach ja; wir sind dann vom Hauptmann Agha aus mit Gildendieb im Gepäck in eine andere Karawanserei marschiert, die am Basar. Ich habe meine Zweifel geäußert, dass es so klug ist, in einer Karawanserei über Diebstähle zu reden, aber sowohl Schatten als auch Gildendieb waren sich einig, dass mein Vorschlag, sich an einen anderen Ort zurückzuziehen, höchst unhöflich wäre - es wäre schließlich tulamidischer Brauch, über Verbrechen in Karawansereien zu sprechen! Also, so genau haben sie das nicht formuliert, sie sagten etwas von "Geschäften", das das kommt ja aufs Gleiche raus. In diesem Fall zumindest.

In der Karawanserei sind wir dann in ein Hinterzimmer gegangen - Schatten war dem Besitzer wohl bekannt, der hat nur genickt, und als wir uns daraufhin dort versammelt hatten, meinte der Gildendieb "Kommen wir zum Geschäftlichen!", woraufhin ich, ohne viel zu Überlegen, du kennst mich ja, sofort antwortete: "Brauchst du Teppiche?" Gildendieb schaute kurz überrascht, dann machte Schatten eine komische Handbewegung, und schon fingen die beiden an, über die Diebstähle zu reden, ohne mich noch groß zu beachten. Fand ich jetzt nicht so nett, aber ich habe den beiden dann eben zugehört, und dabei ist mir aufgefallen, dass Gildendieb sich jetzt gar nicht mehr so abgerissen-unterschichtmäßig verhalten hat wie im Kerker, sondern sogar recht gelehrig sprach. Ein gelehrter Dieb? Ein diebischer Gelehrter? Vielleicht sogar der Diebesgilden-Oberdieb? Kurz darauf kam das Gespräch jedenfalls auf Magier, und Obergildendieb meinte, dass er Magiern nicht traut - mit Blick zum Halbmagier. Da musste ich mich dann doch mal wieder einschalten und habe ihm erklärt, dass der ja nur importiert ist, und ich außerdem seine Loyalität gekauft habe (Halbmagier hat ein wenig komisch geguggt, aber nichts dazu gesagt). Anscheinend hat Gildenoberdieb mir das aber nicht ganz geglaubt, weil er sich kurz darauf mit Ring und Schatten in einen Hinterzimmer des Hinterzimmers, also sozusagen ein Oberhinterzimmer, zurückgezogen hat (wenn der nicht immer noch so dreckig gewesen wäre, hätte ich ja vermutet, dass der aus anderen Gründen unbedingt mit zwei Frauen etwas zu besprechen hatte).

Nachdem Obergildendieb sich dann doch bald verabschiedet hatte, fragte ich Schatten, ob sie der Meinung wäre, dass der Kerl dazu bereit wäre, in den Teppichhandel einzusteigen - wäre ja eine Möglichkeit für ihn, einem ehrlichen Beruf nachzugehen! Schatten verneinte, bot aber gleichzeitig an, selbst einzusteigen - schließlich würde sie hier viele Leute kennen, und könnte die ganze Sache somit gut organisieren. Ein sehr nettes Angebot von ihr! Ich bin natürlich sofort darauf eingegangen.

Also, damit habe ich jetzt: Einen Teppichhändler hier in Rashdul, der die Dinger von den Erzeugern zusammenkauft, eine Händlerin, die den Transport aus der Stadt organisiert, und eine Elaria, die bestimmt jemanden im Horasreich auftreiben kann, der ihr die Dinger abkauft. Brauche ich nur noch ein Handelsunternehmen, das mir die Dinger ins Horasreich transportiert - und gerade deswegen war ich ja gerade hier im Hafen, aber die machen alle Mittagspause oder so? Puh, da haben die aber schon Glück gehabt irgendwie, wird ja jetzt schon ziemlich heiß hier in der Sonne. Ob das immer so ist?

Oh, fast vergessen, vorhin haben wir dann auch noch über einen möglichen Besuch der Magierakademie gesprochen, wobei Schatten da meinte, dass man sich da "dezent" verhalten sollte - woraufhin ich sofort antwortete: "Das wird schwierig für mich!" Ja, ich bin mir durchaus bewusst, dass dezentes Vorgehen nicht so zu meinen Stärken gehört. Aber hey, immerhin arbeite ich daran, nicht jedem gleich meine Meinung über alles, was ich gerade relevant finde, auf die Nase zu binden. Dafür habe ich ja schließlich dich, liebes Reisetagebuch! (Großer Schmatz auf den Einband!)

Jedenfalls wollte Ordhan dann auch ins Hafenviertel, um ein wenig zu schwimmen - wobei er das nicht von sich aus gesagt hat, das musste ich erst vermuten, bevor er es zugegeben hat. Ach, wo ist er denn eigentlich gerade? Hmm, ich glaube, er ist wirklich schwimmen gegangen. Hoffentlich etwas weiter den Fluss hinauf, sonst stinkt er nach dem Baden noch mehr als vorher!

Übrigens meinte er vorhin auch noch, dass ich mich nicht nach geklauten Teppichen umhören sollte - aber warum sollte ich das machen? Ich will doch ehrlich gekaufte Teppiche verkaufen, nicht geklaute! Um die geklauten soll sich doch eh Ordhan kümmern.

Oh, da kommt er auch schon wieder angewatschelt, tropfnass. Zeit für die Rückkehr zur Karawanserei - bis wir dort ankommen, ist Fischlippe bestimmt schon wieder knochentrocken, bei dieser Hitze!


Liebes Reisetagebuch,

Jetzt ist es mal wieder soweit, dass so viel passiert ist, dass ich gar nicht weiß, wie ich überhaupt anfangen soll, das alles zu erzählen! Eigentlich bräuchte ich gerade zwei Bücher, in die ich gleichzeitig reinschreibe! Ob das überhaupt geht? Mit der linken Hand schreiben? Und dann auch noch gleichzeitig mit der rechten was anderes schreiben? Gibt es jemanden, der so etwas kann? Und kann man sojemanden dann noch als... gesund ansehen?

Egal, ich bin gerade immer noch etwas aufgepeitscht, weil mir da so ein paar Kanal-Diebe... also, Diebe in der Kanalisation, nicht Diebe, die die Kanalisation stehlen wollen - wäre auch nur schwer möglich, außer mit Magie; hmm, aber die Diebe hier haben ja Magier, also vielleicht...? Aber andererseits stinkt das Ding ja so erbärmlich, wer würde denn.... Elaria! Reiß dich zusammen! Jedenfalls wollten diese Dieb-Kanaler... nee, das klingt ja noch bescheuerter. Die wollten mir an die Gurgel! Zum Glück war ich... moment, vielleicht sollte ich vorher schreiben, wie wir da überhaupt hingekommen sind? Sonst verstehst du das doch alles gar nicht.

Also, tief durchatmen. Wo hatte ich aufgehört? Ach ja, bei Ordhans Hafen-Baderlebnissen (habe ihn gar nicht gefragt, ob er da im Hafenbecken eine Hafenwasserfrau gefunden hat - oder doch? Egal). Wir sind dann also wieder zurück zur Karawanserei gelaufen, und er hat sich dabei geduldig meine Beschwerden über die faulen Tulamiden angehört, die mitten während der größten Mittagshitze ihre potenziellen Kunden einfach vor der Tür stehen lassen!

Als wir die Karawanserei erreichten, war das aber schnell wieder vergessen, weil Schatten, die sonst so schwer gerüstete angebliche Händlerin, da plötzlich im halbdurchsichtigen Rahjagewand auf uns wartete! Ich war vollkommen überrascht und fragte sie natürlich sofort, ob sie eine Rahja-Geweihte ist. Sie grinste amüsiert und antwortete nicht direkt, sondern meinte nur, dass ich doch letztens erst vermutet hatte, dass sie eine Phex-Geweihte wäre. Da sind mir dann aber recht die Augen rausgefallen, als mich die Erkenntnis durchzuckte: "Du bist doppelt geweiht?" fragte ich sie. Sie erklärte dann aber, dass sie als Akoluthin im Rahja-Tempel arbeitet - und das mit dem Phex-Geweihten-sein hat sie auch weiterhin nicht zugegeben. Geht das überhaupt, Akoluth beim einen Gott, und Geweihter beim Anderen? Streiten die sich dann nicht, oder so? Jedenfalls erklärte sie dann auch, warum sie sich so herausgeputzt hat: Wir haben eine Audienz bei einem wichtigen Magier in der Akademie, und sie möchte da einen guten Eindruck machen. Phylinna, die sich ebenfalls herausgeputzt hatte, stimmte ihr zu, und wie ich die beiden Frauen da so in ihren besten Rahjagewändern sah, rutschte mir mal wieder etwas unglaublich dämliches über die Lippen: "Wollt ihr dann einen Dreier mit ihm?" Woraufhin Phylinna nur überrascht antwortete: "Wenn er gut aussieht, warum nicht?" Schatten amüsierte sich derweil einfach nur prächtig. Ich wurde wegen meiner dummen Frage wohl etwas rot, versuchte die Situation aber schnell zu retten und sagte: "Ich muss mir sowas aber nicht anziehen, oder?" Auch eine dumme Frage, wenn man mal drüber nachdenkt, denn natürlich wird auch in den Tulamidenlanden nicht erwartet, dass jede Frau in Gewändern der Rahjakirche herumläuft, aber immerhin hat die Frage insofern ihren Zweck erfüllt, als dass das Gespräch sich wieder Kleidungsmoden zuwendete.

Jedenfalls saßen wir kurz darauf in der Akademie vor einem wichtigen Kerl aus dem Yakuban-Clan (laut Schatten die Herrscher der Stadt - daher habe ich bei ihm mich auch von meiner besten Seite gezeigt und keine dummen Fragen gestellt, und sogar meine meist etwas verqueren Scherze habe ich mir verkniffen!). Aber wie Tulamiden anscheinend nunmal so sind, wollte der Typ erst einmal über alles Mögliche plaudern und fragte uns nach interessanten Reiseerzählungen - die ich ihm natürlich nur zu gerne lieferte! Zyklopeninseln, Dschungel, Andergast, Nostria, Perricum... ich bin ja mittlerweile schon herumgekommen! Ich hätte auch noch einige Stunden weitererzählen können, aber Schatten schaltete sich schließlich ein und sprach die Diebstähle in der Stadt an. Dabei erwähnte sie auch den Namen der Frau, die bei dem Überfall auf den Waffenhändler dabei gewesen war - Amuleya Zyberasunni (extra notiert!). Woher sie den Namen wusste, und woher sie wusste, dass diese Frau von der Akademie geworfen worden war, weiß ich jetzt wirklich nicht. Vielleicht hat sie das beim Vierer-Magier erfahren? Yaukubin-Magier war das Thema offenbar unangenehm, er überlegte einige Zeit, während er seinen Tee schlürfte, und verlangte von uns schließlich, über das Thema zu schweigen - woran ich mich selbstverständlich halte, ich spreche mit niemandem darüber! Außer mit dir natürlich, liebes Reisetagebuch, und das ist ja eigentlich auch kein "sprechen", sondern ein "schreiben". Ja, das hört sich nach einer guten Ausrede an. Yikuban ben Magier erzählte uns danach jedenfalls davon, wie es zum Akademie-Ausschluss gekommen war - anscheinend hatte Frau Rothaar auch schon damals lange Finger; also, hat sie ja wahrscheinlich sowieso, aber ich meine das jetzt als Umschreibung für jemanden, der klaut! Möglicherweise sei sie danach von einem gewissen Cherek ibn Rohelyan ausgebildet worden. Oder von Dschadir ibn Jalif? Ich werfe das schon wieder durcheinander. Dschadir soll ein geheimnisvoller, zurückgezogen lebender Lehrmeister sein, der in den Khanuba lebt. Also in den Kanälen? Haben wir den dort gesucht?

Wie auch immer, wir wollten danach also in die Kanalisation steigen, Schatten wollte aber aus verständlichen Gründen sich vorher umziehen, also haben wir sie nach Hause begleitet und uns dort ein wenig umgesehen - ich war vollkommen begeistert, weil ihre Klamotten so schreiend bunt sind! Schatten erklärte mir dann auch, wieso das so ist: Sie kann keine Farben sehen, die Arme! TSAs Farbenpracht nicht sehen zu können, das stelle ich mir schrecklich vor!

Kurz darauf standen wir dann aber auch schon in der Kanalisation, und als wir uns vom Dämmerlicht im Einstiegsbereich entfernen wollten, stellten wir (mal wieder!) fest, dass wir keine Fackeln mitgebracht hatten (wieso passiert uns das eigentlich jedes Mal wieder? Sollten wir das nicht langsam gelernt haben?!). Halbmagier rettete uns dann aber mit seinem kleinen Gewn-Petryl, offenbar ein Erbstück, das von der Efferd-Kirche noch nicht eingesackt wurde. Im Scherz meinte ich daraufhin, dass ich den hübschen Stein sofort klauen würde, wenn Halbmagier nicht gerade für mich arbeiten würde; wobei, das war eigentlich nur halb im Scherz, oder? Bin mir gerade nicht so sicher. Eigentlich stehle ich ja nicht, aber der Stein war wirklich wunderschön...

WIr haben es dann aber doch noch geschafft, uns auf unsere Aufgabe zu konzentrieren, und sind durch die Kanalisation geschlichen, wobei insbesondere Fischflosse und Schatten natürlich praktisch unhörbar waren. Fischohr ist übrigens vorneweg geschlichen, und hat dafür auch den schönen Stein in die Flossen bekommen - mir wollte Halbmagier den Stein aus irgendwelchen Gründen trotz meines absolut vertrauenswürdigen Gesichtsausdrucks nicht anvertrauen?

Nach einer Weile entdeckten wir eine Tür in der Kanalisation, so blöd sich das auch anhört - aber da stand wirklich eine ganz normale, schwere Holztür im Weg herum, als würde sie dort hingehören. Schatten und Fischohr wollten sofort mal probieren, ob man die vielleicht öffnen kann, aber ich habe mich sofort an beide drangehängt und darauf hingewiesen, dass Türen, die nicht von Fremden geöffnet werden sollen, öfter mal die unangenehme Eigenschaft haben, mit Fallen ausgestattet zu sein? Also, so kompliziert habe ich es natürlich nicht ausgedrückt, musste ja schnell gehen, aber so in die Richtung ging mein Hinweis schon. Schatten und Fischlippe haben sich daraufhin gegenseitig kurz überrascht angeschaut - Elaria ist vorsichtiger als die beiden Phex-Anhänger? Tja, beim Herumkriechen in alten Ruinen auf den Zyklopeninseln lernt man eben auch solche Dinge! Da wir ja auf der Suche nach Magiern waren, lag die Möglichkeit nahe, dass die Tür magisch gesichert war, und so bat Fischauge den Halbmagier, die Tür magisch zu untersuchen. Ob das ein Risiko war, weiß ich nicht, aber Halbmagier hätte das bestimmt gewusst, oder? Jedenfalls meinte er nach einiger Zeit, dass die Tür tatsächlich verzaubert sei. Wir diskutierten dann kurz darüber, mit was für einer Art Zauber die Tür gesichert sein könnte, und ich fragte daraufhin im Scherz, ob wir denn jemanden dabei hätten, der entbehrlich wäre? Die anderen fanden den Scherz leider überhaupt nicht lustig.

Oh, ich muss mal kurz für kleine Eidechsen, bin gleich wieder da!



So, kleine Eidechse zufrieden, kann weitergehen.

Jedenfalls kam auch die Frage auf, was denn schlimmstenfalls passieren könnte, wenn man so einen Zauber auslöst, und ich war etwas überrascht, dass die anderen anscheinend wirklich der Meinung waren, es gäbe eine Art Beschränkung für die Tödlichkeit von Zaubern, die auf geheime Kanalisationstüren gewirkt wurden? So in die Richtung einer Art Ehrenkodex für Magier, die in der Kanalisation leben oder so? Meine Antwort, dass die Falle schlimmstenfalls tödlich sein könnte, schien jedenfalls den Eifer, die Tür unbedingt zu öffnen, spürbar zu senken.

Spitzfinger kam dann jedenfalls auf die Idee, dass die Tür sowieso nur eine Ablenkung sein könnte - viel zu offensichtlich, wie die Tür hier in der Kanalisation herumsteht - und begann damit, die angrenzende Wand abzutasten. Und stell dir mal vor, anscheinend hat er das richtige Fingerspitzengefühl bewiesen und tatsächlich einen gemeinen Türöffnungsmechanismus gefunden! Ah, aber zuerst sollte ich wohl erzählen, dass er die Wand mit beiden Händen abgetastet hat - da aber aber immer noch den Gwen Petryl in einer Hand hielt, hat er sich den Stein einfach zwischen die Zähne gesteckt - ob das so Efferdgefällig ist, auf seinen heiligen Klunkern herumzukauen? Jedenfalls kam mir dann die Idee, dass man so einen Stein doch hübsch in einen Stirnreif fassen lassen könnte - und dann hätte man sozusagen eine... Kopflaterne?

Jedenfalls hat Fischflosse also diesen geheimen Mechanismus ausgelöst - während ich in Deckung gegangen bin, man weiß ja nie - aber da die Tür nur ein Stückweit aufgesprungen ist, mussten er und Halbmagier noch etwas Hand anlegen, um die Tür ganz zu öffnen. Anscheinend war die ziemlich schwer, denn Ordhan drückte mir nach dem ersten Versuch den Gewn Petryl in die Hand, um sich mit ganzen Gewicht gegenstemmen zu können.

Als die Tür dann auf war, wollten die anderen schon hineinschleichen, aber Ordhan wollte dazu den Gwen zurück, und ich argumentierte, dass es doch viel besser wäre, wenn ich von hinten leuchte... hat ihn nicht so richtig überzeugt, er meinte, dass ich dazu "zu klein" wäre. Dabei könnte ich den Stein doch in die Höhe halten, wie so eine Art Fackel! Jedenfalls hörte ich da ein leises Kichern, und ermahnte daraufhin meine Leute, doch etwas ruhiger zu sein, da wir hier gerade einen geheimen Unterschlupft von Kanal-Dieben infiltrieren... moment, hat dieses Wort eigentlich etwas mit "filtrieren" zu tun? Wenn man filtriert, tut man doch... na, tut ja eigentlich gerade nichts zur Sache. Jedenfalls habe ich dann bemerkt, dass das Kichern ja aus der Richtung von Ordhan kam, aber mit dem hatte ich ja gerade diskutiert, also musste es aus dem Raum gekommen sein, weil der Rest der Gruppe ja noch weiter hinten stand.

Also, da wir offenbar erwartet wurden, habe ich daraufhin einfach mal in den Raum rein gefragt, ob jemand da ist - kein Zweck, heimlich zu tun, wenn die anderen ja eh schon wissen, dass wir da sind. Als einzige Antwort kam dann aber das tulamidische Wort "Attacke!", weswegen ich, reaktionsschnell wie immer, wenn es mir an den Kragen gehen soll, die Beine in die Hand genommen habe und wie der Blitz an den anderen vorbeigerauscht bin. Nachdem ich um drei Ecken war, ist mir aufgefallen, dass die anderen offenbar noch nicht mal den Versuch unternommen haben, mir zu folgen (hätte man ja sonst in der Kanalisation gehört). Also hatten sie sich wohl den Kanälern zum Kampf gestellt... und die einzige Möglichkeit, die ich sah, um ihnen dabei zu helfen, war, wieder raus in die Stadt zum Agha Hauptmann zu rennen und ihn zu bitten, mit seinen Leuten zu Hilfe zu kommen.

Als ich beim Hauptmann Agha ankam, war ich schon völlig außer Atem, weswegen er von meiner Erklärung wohl nur die Hälfte verstanden hat, aber die Möglichkeit, dass Schatten in Schwierigkeiten sein könnte, hat bei ihm - im Gegensatz zum Hinweis, dass wir da unten wohl ein paar Verbrecher gefunden haben - hektische Aktivität ausgelöst. Also bin ich kurz darauf hinter ihm und seinen fünf Leuten hergelaufen, bis zum Einstieg in die Kanalisation, wo gerade die anderen herausgestiegen kamen, alle unverletzt. Wie sie mir daraufhin erklärten, war es ihnen offenbar doch noch gelungen, die Kanal-Leute davon zu überzeugen, dass wir ihnen ihre Kanalisation nicht wegnehmen wollen, und so hatte sich wohl doch noch ein fruchtbares Gespräch über die Diebstähle ergeben. Wie Ordhan mir erklärte, hatten sie erfahren, dass die gesuchten Wettbewerbsdiebe auf einem kleinen Bauernhof außerhalb der Stadt leben. Ob sie auch die Teppiche dort hingeschafft haben? Wenn ja, könnte ich ja vielleicht, wenn wir die zurückbringen, so als Finderlohne oder so, ein paar meinem wachsenden Teppich-Handelsimperium einverleiben... Aber vorher wurde Agha Hauptmann dann noch Zeuge, wie Ordhan und Phylinna mich ausgeschimpft haben, dass ich einfach so weggerannt bin - was erwarten sie denn von mir? Dass ich mich kopfüber in einen Unterschlupft voller dreckiger, stinkender, möglicherweise skrupelloser Verbrecher stürze? Dass ich mein wertvolles, von TSA mir anvertrautes Leben wegwerfe, um einen harmlosen Teppichdiebstahl aufzuklären? Kommt gar nicht in Frage. Nein, ich denke, ich muss den beiden eher mal die Vorteile des gedankenschnellen Rückzugs nahebringen! Außerdem hatte ich ja Verstärkung mitgebracht, also habe ich sie gar nicht im Stich gelassen, das haben sie dann auch eingesehen. (Damals im Dschungel, da habe ich den ein oder anderen im Stich gelassen! Aber das tut mir auch heute noch immer noch ganz arg leid...) Nun, jedenfalls nach dieser kleinen Diskussion habe ich mich dann noch überschwänglich vom lieben Hauptmann Agha verabschiedet und ihm ganz lieb dafür gedankt, dass er bereit war, meinen Freunden zur Hilfe zu eilen! Er war übrigens auch nicht wirklich daran interessiert, mal den Kanal-Unterschlupf dieser Kanal-Diebe zu untersuchen? Vielleicht ist er ja der Meinung, dass er nur für die Stadt oberhalb des Bodens zuständig ist?

Oh, und den schönen Leuchtstein musste ich dann auch wieder hergeben. Eigentlich hatte ich ihn ja, als ich auf den Straßen unterwegs war, in meiner Tasche untergebracht - damit der mir nicht aus den Händen gestohlen wird, man weiß ja nie! - und dann dort vergessen, aber als Halbmagier mir mit seiner Erbgeschichte von der geliebten Großmutter, die ihm das Ding vermacht hatte, kam, habe ich mich dann doch daran erinnert, dass ich den Stein ja eingesteckt hatte, und ihm das Ding zurückgegeben. Leider! Ich muss mir auch einen besorgen! Kann ja nicht so schwer sein? Fischohr meint aber, dass die Efferd-Leute die alle konfiszieren, wegen blablabla irgendwelche religiöse Begründung für's gierig-Sein.

Jetzt sind wir wieder zurück in unserer Karawanserei und haben gerade Pläne geschmiedet: Wir wollen gleich aufbrechen, Richtung.... Kamumba? Karumba? Knanuba? Irgendwas in die Richtung, ein kleines Dorf jedenfalls, in dessen Nähe besagter Bauernhof zu finden ist. Dort wollen wir dann auch übernachten - die Karawanserei "Süßer Tee" wurde uns empfohlen (ob es da süßen Tee gibt?) - und nachts eben diesen Bauernhof auskundschaften. Ich bin mal gespannt, was das gibt! Wirklich müde bin ich aber jetzt schon. Hoffentlich kann ich dann nachher überhaupt noch mitkundschaften!

Oh, die anderen wollen los. Bis später!


Liebes Reisetagebuch,

Ich habe gestern abend ganz vergessen, noch einen Eintrag zu verfassen! Aber es gab ja eigentlich gar nicht viel zu erzählen... mal sehen, wir sind in diesem Dorf angekommen, haben uns in der Karawanserei eingemietet, ich natürlich ein Einzelzimmer, Ring und Schatten im Doppelzimmer, und Fischnase und Halbmagier ebenfalls Einzelzimmer... Abendessen mit Gebäck und süßem Tee, Tulamiden haben wieder komisch geguckt, als ich das Gebäck in den Tee getunkt habe... die anderen haben warm gegessen... Fischohr und Halbmagier haben mit Schatten Karten gespielt... und dann bin ich ja auch schon schlafen gegangen, wobei Schatten und Fischauge mein Fernrohr für ihre nächtliche Erkundung bekommen haben. Wäre also nicht sehr aufregend gewesen, das aufzuschreiben. Oh, jetzt habe ich es ja trotzdem aufgeschrieben.

Nun, egal jetzt. Morgens waren wir - also eigentlich nur Phylinna und ich - im Peraine-Kloster des Dorfes, das war... etwas heruntergekommen. Hatte aber einen ganz eigenen Charme, finde ich! Es war ja nicht stinkend dreckig oder so, sondern einfach an gewissen Stellen mit Pflanzen überwuchert. Hübsch, eigentlich. Die Geweihte konnte uns nicht viel weiterhelfen, aber sie wusste den Wohnort dieses einen Magiers, den wir suchen (frag mich nicht, welcher das ist). Wir haben uns noch ein wenig mit ihr unterhalten, sie war ziemlich enttäuscht, dass ihr Kloster nicht mehr Unterstützung bekommt. Moment, wenn sie da alleine lebt, kann man das überhaupt ein Kloster nennen? Sollten in einem Kloster nicht mehrere Gläubige leben? Wie auch immer, ich wäre ja gerne noch etwas geblieben, aber wir mussten ja noch diesen kleinen Diebstahl aufklären, also haben wir uns verabschiedet, die anderen eingesammelt, und sind zum Magier, der ein ziemlich hübsches kleines Häuschen sein Eigen nennen konnte. Wir haben uns dann mit ihm über seine ehemalige Schülerin unterhalten - die Rothaarige, nehme ich an? Deswegen haben wir ihn wohl auch gesucht.

Jedenfalls konnte er uns einiges über den Hof dieser Schülerin erzählen - ist ja irgendwie auch witzig, dass diese Frau sich so von ihrem Lehrmeister lossagt, aber trotzdem im gleichen Ort wohnen bleibt, oder nicht? Mir ist bei dem Gespräch aber die ganze Zeit die arme Geweihte in ihrem Fast-Kloster nicht aus dem Sinn gegangen, also habe ich mich dann nach dem Besuch beim Magier von den anderen abgeseilt und bin wieder zum Kloster, um der Geweihten ein wenig zu helfen.

Und ja, ich hatte ein wenig die Befürchtung, dass diese rothaarige Magierin gewalttätig werden könnte. Aber die anderen haben die Sache ja dann durchaus unblutig zu Ende gebracht.

Muss ich noch fragen, wie sie das eigentlich gemacht haben. Bestimmt Schatten mit ihrer Silberzunge. Oder Fischlippe hat sie verführt!

Ok, Lachanfall vorüber, wie geht es weiter? Wieder zurück ins Horasreich, nehme ich an, ich muss ja diesen Teppichhandel in Gang bringen. Hoffentlich werden die Teppiche in Kuslik nicht auch wieder von einer aufsässigen, hübsch rothaarigen Magierin geklaut!

Der stille Pfad[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Liebes Reisetagebuch,

Wir sind jetzt hier in Westenende, in der Nähe von Kuslik. Warum wir nicht in Kuslik sind, wie ich es eigentlich versprochen hatte? Ich habe mich bequatschen lassen, dass wir uns unbedingt diesen tollen Jahrmarkt anschauen müssen. Eigentlich wollte ich ja lieber schwunghaften Teppichhandel betreiben, aber Schatten mit der Silberzunge hat mich davon überzeugt, dass das noch ein wenig Zeit hat.

Und so sitze ich jetzt hier im Gasthaus Zum Schifferstübchen in meinem Einzelzimmer und wäre gerne schlecht gelaunt, weil ich mich so habe bequatschen lassen, aber ich muss zugeben, dass der Jahrmarkt doch sehr hübsch ist - aber dazu gleich mehr.

Bei der Ankunft hier war ich ausnahmsweise wirklich mal schlecht gelaunt, habe so einen Kerl, der hier im Gasthaus arbeitet und meine Tasche tragen wollte, angeschnauzt, dass ich die auch selbst tragen kann, und als Fischsuppe dann irgendwas davon gelabert hat, dass ich ihn an irgendwas erinnern müsste, habe ich auch ihn angeschnauzt, dass ich gar nichts muss... ja, richtig geraten, ich habe schlecht geschlafen, habe die ganze Zeit daran gedacht, dass ich jetzt gerne Teppiche verkaufen würde, und die Schiffsreise hat es nicht besser gemacht. Aber keine Angst, das sind keine Nachwirkungen von diesem magischen Hass mehr... glaube ich.

Jedenfalls habe ich mich von den anderen dann etwas grummelig auf den Jahrmarkt schleifen lassen, wo wir dann vor dem Zelt einer Wahrsagerin der Messerwerferin Layana begegnet sind - den Namen konnte ich mir auch ausnahmsweise mal sofort merken! Wahrscheinlich, weil das voll der hübsche Name ist. Klingt so ein wenig elfisch! Sie hat aber keine spitzen Ohren, glaube ich. Und um mal von den Äußerlichkeiten wegzukommen: Sie ist eine sehr nette, fröhliche, angenehme, vernünftige Person! Freut mich, dass sie sich uns jetzt quasi angeschlossen hat, oder zumindest gesagt hat, dass sie das vorhat, weil wir ihr von einer verrückten Boron-Geweihten erzählt haben.

Ach, jetzt greife ich schon wieder voraus. Der Reihe nach, Elaria, sonst versteht das doch keiner!

Also, wir waren vor dem Zelt, haben uns mit Layana unterhalten, und da kam das Gespräch auch auf Wahrsager im Allgemeinen, wobei Halbmagier anmerkte, dass er nicht daran glaubt, dass Wahrsager außergewöhnliche Fähigkeiten haben. Sagt derjenige, der einen Felsen mit der reinen Kraft seiner Gedanken schweben lassen kann!

Trotzdem ist er uns dann gefolgt, als wir ins Zelt hinein sind, wo uns die nette Wahrsagerin dann die Karten gelegt hat (Layana folgte uns ebenfalls, sie ist wohl sehr neugierig - sehr sympatisch!). Schatten wollte zuerst, sagte, dass sie die Zukunft wissen will, zog eine Karte, und die Wahrsagerin meinte daraufhin, dass sie (also Schatten) einen Neuanfang sucht, und deswegen Elaria (also ich!) die richtige Begleitung wäre, weil ich eine Anhängerin der TSA bin? Möchte mal wissen, ob Halbmagier jetzt immer noch glaubt, dass Wahrsager keine außergewöhnlichen Fähigkeiten haben - denn dass ich eine Anhängerin der TSA bin konnte die Frau doch unmöglich wissen! Sie hat dann noch eine zweite Karte für Schatten gezogen, den Elf, und gesagt, dass sie einen Zusammenhang zwischen Fischohr, Schatten und Elaria (also mir!) sieht. Als nächster wollte der ungläubige Halbmagier die Antwort auf eine Frage wissen - warum? Wenn er doch nicht glaubt, dass die Frau etwas kann? Keine Ahnung, vielleicht wollte er sie ja prüfen? Magier prüfen doch so gerne, ich habe gehört, dass deren ganzes Leben aus Prüfungen besteht, und die ganz oberste, tolle Prüfung, die etwas mit Erz zu tun hat, die ist so wichtig, dass jemand, der sie nicht schafft, danach wieder von vorne anfangen muss, oder so. Egal, das führt jetzt auch vom Thema ab. Er zog jedenfalls die Karte "Wagemut" (die Phex impliziert), woraufhin die Wahrsagerin ihm antwortete, dass er Neues suche, und dass einige Reisegefährten (Schatten, Fischohr) ihm näher sind, als er denkt, und dass sie etwas können, was er nicht kann (gut, Letzteres ist jetzt nicht so eine Überraschung, jeder Mensch kann doch irgendwas besser als jeder andere...). Als Nächstes war dann Elaria dran (also ich!). Ich war total aufgeregt, weil mir noch nie jemand die Zukunft vorhergesagt hat! Ich weiß auch gar nicht mehr, welche Karte ich überhaupt gezogen habe, so aufgeregt war ich! Die Frau sagte etwas davon, dass ich Sicherheit brauche, einen Platz, an den ich mich zurückziehen kann, und dass damit entweder ein Ort oder auch Personen gemeint sein können - was mich jetzt schon ein wenig verwirrt, denn... nun, wird schon seine Richtigkeit haben. So richtig eine Zukunftsvorhersage war das jetzt aber auch nicht, oder? Egal, es ist ein guter Rat, finde ich, denn jemanden zu haben, hinter den man sich zurückziehen kann, wenn mal wieder die Bolzen fliegen, ist immer eine gute Idee (ach, was waren das noch Zeiten, als ich hinter Turmschild laufen konnte!). Als Nächstes war dann Ordhan (also Fischlippe!) an der Reihe, und er zog die Karte "Xeledon" - woraufhin ich erst mal laut loslachen musste. Tja, wie du dir vorstellen kannst, hat mir das wieder ein paar böse Blicke eingebracht, aber... beim Wort "Xeledon" laut zu lachen ist doch jetzt bei Weitem nicht so schlimm wie zum Beispiel in Gegenwart eines Boron-Geweihten Scherze über Untote zu machen, oder? (Gute Idee eigentlich...) Die Frau sagte Ordhan jedenfalls, dass Ordhan sich nicht sicher sei, ob der gewählte Weg der Richtige ist, da Phex ihm ebenfalls nahe stehe. Daraufhin antwortete Fischohr, dass er Efferds Pfad wegen seiner Mutter folgt, woraufhin die Frau ihm den Rat gab, auf sein Innerstes zu hören, anstatt auf das, was andere von ihm erwarten. Immer ein guter Rat, und Glubschauge war davon auch sehr beeindruckt. (Moment, falls er sich jetzt umentscheiden sollte... heißt das dann, dass ich aufhören muss, Fischscherze zu machen?) Ich bezahlte die Wahrsagerin dann noch gut für ihre Dienste, und wir verließen zusammen das Zelt. Draußen diskutierten wir noch ein wenig über das Gehörte, und irgendwie kam es dann, dass Fischohr und Halbmagier sich der Messerwerferin für Zielübungen angeboten haben (so als eine Art Mutprobe? Wollen die mit ihr ins Bett? Ich sollte sie warnen, dass Fischflosse auf Dreier steht!).

Oh, das Essen! Bis gleich!


Oh, das ist ja hübsch! Ich habe gerade in meiner Tasche ein hübsches kleines Bild mit einer Rose darauf gefunden! Bestimmt ein kleines Abschiedsgeschenk von Phylinna, voll nett von ihr! Wie sie das nur hinbekommen hat, ich habe die Tasche doch die ganze Zeit bei mir?

Ach ja, ganz vergessen zu erzählen, Phylinna hat sich in Kuslik von uns verabschiedet, sie hatte dringende Dinge zu erledigen, oder so. Damit bezahle ich mittlerweile wirklich jeden der Leute, mit denen ich herumreise. Vielleicht wäre es der richtige Zeitpunkt für eine neue Expedition? Aber wohin könnte ich denn mit einem albernischen Halbmagier, einem albernischen Halbfisch und einer tulamidischen Halbgeweihten reisen? Vielleicht nach Maraskan? Aber da soll es sehr gefährlich sein, noch gefährlicher als im Dschungel. Also, die haben ja auch Dschungel, aber das ist maraskanischer Dschungel, der ist angeblich ja noch mal gefährlicher.

Wie auch immer, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Lyana hat ihre Messerwurfkünste an Halbmagier und Halbfisch ausprobiert. Die konnte wirklich gut werfen, sie hat die Beiden immer knapp verfehlt! Fischgesicht ist ein wenig grün im Gesicht geworden dabei - aber vielleicht habe ich mir das auch nur eingebildet, und das ist mittlerweile seine normale Schuppenfarbe!

Scherz beiseite, danach saßen wir gemeinsam mit ein paar weitere Gauklern an einem Lagerfeuer und haben uns prächtig unterhalten. So nette, lustige Leute dort!

Irgendwann kam dann das Gespräch auf Gerüchte über Geister, die in der Nähe angeblich eventuell in einem Dorf aufgetaucht sind. Ich war sofort interessiert, denn wo alte, verborgene Schätze sind, sind für gewöhnlich auch Geister, also lohnt es sich auf jeden Fall, mal nachzuschauen, wenn irgendwo Geister unterwegs sind!

Fischlippe und Schatten waren von dem Vorschlag einer Schatzsuche in einem Geistergebiet nicht so richtig begeistert, aber die überzeuge ich schon noch! Das Dorf, um das es geht, heißt... warte... Mhoremis? Irgendwas in die Richtung. Jedenfalls liegt es auf dem Weg nach Bethana, also habe ich einfach beschlossen, dass wir als Nächstes nach Bethana reisen, und dabei ganz nebenbei dieses Dorf besuchen. Layana die Messerfrau war begeistert von der Idee, und wollte sich uns sofort anschließen - ich habe natürlich zugestimmt!

Wenig später sind wir dann aber doch Richtung Gasthaus, während Fischohr sich Richtung Efferdschrein verkrümelt hat - ach, richtig, das war das, woran ich ihn erinnern sollte. Wieso überhaupt, kann er sich nicht selbst merken, dass er jetzt Efferd dienen will? Wieso muss ich das für ihn regeln? Egal.

Ich bin ja mal so gespannt darauf, ob da wirklich ein Geist unterwegs ist! Hoffentlich haben die eine Hexe in der Nähe, falls es wirklich so ist - Halbmagier hat ja mal wieder angemerkt, dass er bei dieser Sache ebenfalls nicht hilfreich sein kann - hieß es nicht mal, dass Magier eigentlich alles mit ihren Zaubern können? Warum kann meiner das nicht? Na, hat wohl seinen Grund, dass ich ihn "Halbmagier" nenne...

So, jetzt muss ich aber doch mal schlafen gehen, sonst motze ich morgen wieder jemanden an. Was mir so im Rückblick ja schon ein Stückweit leidtut... andererseits hätte der Kerl ja nich gleich seine Flosse nach meiner Tasche ausstrecken müssen! Also, der vom Gasthaus, nicht Ordhan, der lässt seine Flossen schön da, wo sie hingehören.

Zumindest soweit ich das mitbekomme.


Liebes Reisetagebuch,

Ich hätte dir ja so gerne schon auf dem Schiff geschrieben, aber da Fischflosse am Steuern war, hat das Schiff die ganze Zeit so arg geschwankt, dass ich fast mein Frühstück den Fischen gespendet hätte! (Vielleicht war das ja der heimliche Plan von Fischnase?)

Oh, vielleicht sollte ich dir erst einmal erzählen, wie es kommt, dass wir hier jetzt im Honigtopf in Mhoremis sitzen! (Der Honigtopf ist natürlich ein Gasthaus, und kein wirklicher Honigtopf.)

Also, das ging heute morgen damit los, dass wir uns einig waren, die Strecke nach Mhoremis nicht laufen zu wollen, sondern lieber bequem mit dem Schiff zu fahren; also sind wir zum Hafen, und die anderen waren sich aus irgendwelchen Gründen einig, dass ich am Geeignetsten dazu wäre, einem Fischer seine einzige Einkommensquelle, nämlich sein Fischerboot, abzuquatschen. Also habe ich mir den nächstbesten Fischer herausgesucht, der im Hafen zu finden war (sonderlich fleißig kann er ja nicht sein, die Sonne war schon aufgegangen, und er war noch nicht auf dem Meer!), und ihm davon erzählt, dass wir gerne sein Boot ausleihen würden, um nach Mhoremis zu fahren. Dabei habe ich natürlich auch unsere Gruppe vorgestellt, denn einem Haufen Fremden würde er sein Boot ja sicherlich nicht überlassen. Seine Augen wurden immer größer, als ich davon erzählte, dass Fischohr mein Leibwächter ist und Boote fahren kann, Schatten meine Buchhalterin, und Halbmagier mein Leibmagier. Wobei ich ihm aber versicherte, dass Halbmagier nicht gefährlich ist, weil er kein Feuermagier ist.

Nach dieser freundlichen Vorstellung war der nette Fischer nur zu gerne bereit, uns sein Boot zu überlassen - es hat sich herausgestellt, dass er der reichste FIscher des Dorfes ist, denn er hat zwei Boote - und so hat Schatten dann die Aufgabe übernommen, mit ihm um den Preis zu feilschen.

Wenig später waren wir also schon unterwegs, und sowohl Messerfrau als auch ich haben schnell bereut, dass wir darauf vertraut haben, dass Fischlippe wirklich Boote fahren kann. Die Fahrt hat den halben Tag gedauert - es kam mir wie eine Ewigkeit vor.

Als wir dann endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatten, habe ich mit Ordhan abgesprochen, dass er vorerst die Erkundigungen übernimmt, weil ich mich darin üben will, etwas dezenter vorzugehen - ich hätte die Leute ja gerne einfach gefragt, "ob die Borongeweihte verrückt ist", aber die anderen waren sich einig, dass das keine gute Idee wäre. So werde ich dann also einfach mal zuhören, wie Ordhan und die anderen solche Informationen sammeln.

Ach, das Schiff haben wir dann im Hafen bei einem Fischer namens... ah... hier: Venturian abgegeben. Anscheinend kennt der den faul-reichen Fischer aus dem anderen Dorf, vielleicht sind die beiden auch Teil einer Art Fischer-imperiums oder so. Egal, wir sind das Schiff also wieder losgeworden.

Ordhan hatte derweil auch ein etwas unergiebiges Gespräch mit dem Hafenmeister.... Savertien Rubis hieß der. Namen aufschreiben hilft! Immerhin konnte der ihm sagen, was uns wahrscheinlich auch jeder andere Einwohner dieses Dorfes gesagt hätte: Dass der Honigtopf die beste Unterkunft im Ort bietet.

Oh, und die Wirtin ist ja so sympathisch! Sie klingt so ein wenig bornisch, ist aber gar nicht hinterwäldlerisch, sondern total freundlich und daueraktiv! Hübsche blaue Augen hat sie, solche hätte ich auch gerne!

Ah, das Essen ist da! Bis später!


Liebes Reisetagebuch,

Die anderen brechen gerade unter Aufsicht einer Todesritterin in die Hütte der Boron-Geweihten ein, also kann ich ja schnell mal aufschreiben, wie es dazu gekommen ist.

Während wir noch am Essen waren, kam da plötzlich so eine Gestalt in schwarzer Rüstung reinmarschiert, mit so einem Boron-Symbol auf der Rüstung und so einer Boron-Mörderwaffe an der Seite, und verständlicherweise ist mir bei dem Anblick sofort "Oh scheiße, ein Todesritter!" herausgerutscht, woraufhin es im Gasthaus totenstill (hihi) wurde... ich habe mich natürlich schnell über meinen Tee gebeugt und unbeteiligt getan, und offenbar konnte die Frau - ja, es ist eine Frau - daher auch nicht feststellen, woher der Ruf kam, denn sie ist weiter zur Theke gegangen und hat etwas bestellt.

Als es dann wieder lauter wurde, haben die anderen angefangen, darüber zu diskutieren, ob es vielleicht schlau wäre, die Golgaritin - das ist der eigentliche Name für diese Leute, aber ich finde "Todesritter" klingt dramatischer - zu fragen, ob sie bei der Geisterbefragung oder der Boron-Geweihten-Untersuchung mithelfen kann, schließlich sollte das ja so in etwa in ihr Metier fallen (oh, man sieht, ich bin wieder im Horasreich, ich benutze wieder abgehobene Worte!).

Fischnase hat das dann gleich mal in die Tat umgesetzt und die Frau an unseren Tisch einzuladen, nur um dann mich dazu zu drängen, mit ihr zu reden?! Das macht er doch sonst nur, wenn er die Frauen heiß findet - aber eine Todesritterin, im Ernst, Ordhan? Ich meine, gut, der Geruch wird ihn ja kaum stören, Fisch und Verwesung zusammen gibt dann eben einfach verwesenden Fisch, aber... ich glaube, solche Leute dürfen doch überhaupt keinen Spaß haben! Das verträgt sich nicht mit ihrer Gottheit. Habe ich gehört.

Jedenfalls habe ich mich geweigert, da ich gegenüber dem Todesritter nichts Falsches sagen wollte - am Ende sagt sie ihrem Gott noch, dass es für eine gewisse, unschuldige, arme, kleine Elaria doch bald mal an der Zeit wäre? Nein danke, darauf kann ich verzichten!

Die Frau hat sich dann als Etilia vorgestellt, was glaube ich der Name von irgendeiner Heiligen ist? So richtig heilig sah sie aber nicht aus, sie hat ja noch nicht mal schwarze Haare (sie hat den Helm abgenommen, als sie sich vorgestellt hat - sie ist blond!). In Bezug auf die Haarfarbe bin also sogar ich heiliger als sie! Also, heiliger in Bezug auf Boron, meine ich natürlich. Nicht in Bezug auf TSA. Da fällt mir ein, vielleicht sollte ich mir doch mal die Haare färben? Geld genug hätte ich ja jetzt, und so ein hübscher Regenbogenhaarschnitt ist bestimmt beeindruckend!

Wo war ich gerade? Ach ja, sie hatte sich vorgestellt. Ordhan hat daraufhin zwei Sätze gestottert und schon wieder mir in die Seite gehauen und verlangt "Elaria, sag doch auch mal was!" (Er steht also auf jeden Fall auf sie...) Dieses Mal konnte ich mich dann auch nicht mehr zurückhalten und habe sie gefragt, was mich in dem Moment am Meisten interessierte: "Ist Lachen für dich eigentlich verboten?" Sie hat nicht geantwortet, sondern nur die Augenbraue hochgezogen. Ziemlich unhöflich-herablassend, aber so sind Todesritter nunmal! Schatten ist dann in die Bresche gesprungen und hat sich ein wenig mit ihr unterhalten, aber sie scheint geübt darin zu sein, möglichst nur mit höchstens drei Wörtern zu antworten.

Und dann war auch schon wieder die wuselig-nette Wirtin am Tisch und hat sich ins Gespräch eingemischt, um uns zu berichten, dass die Boron-Geweihte Ramira vor einigen Tagen letztens hier war und mit Zuckerbäcker Alrigo geredet hat - die Wirtin trägt wohl gerne Neuigkeiten weiter, was bedeutet, dass sie auf jeden Fall im richtigen Beruf arbeitet. Bösartige Leute nennen solche Frauen übrigens "Klatschtanten", aber an dieser Stelle möchte ich mal ganz ausdrücklich festhalten, dass der Austausch von interessanten Informationen über andere Menschen nichts Schlimmes ist, im Gegenteil, wo wären wir denn, wenn wir nicht alle gegenseitig aufeinander aufpassen würden? Kann ja nicht jeder halbtot sein! Ach ja, sollte ich Todesritter vielleicht "Halbtote" nennen? Passend zum Halbfisch, der Halbgeweihten und dem Halbmagier? Muss ich mal drüber nachdenken.

Jedenfalls hat die Wirtin berichtet, dass die Geweihte beim letzten Auftauchen "wie eine wandelnde Leiche aussah" und auf ein Wachstäfelchen geschrieben hat - anscheinend hat es ihr die Sprache verschlagen, oder ihr ist es wirklich verboten, zu reden.

Ich habe bei dieser Information natürlich an das Naheliegenste gedacht und vermutet, dass die Geweihte möglicherweise tot sein könnte, woraus sich natürlicherweise die Frage an Todesritter ergab, ob Boron-Geweihte überhaupt sterben können (könnte ja sein, dass er seine Leute lieber ein wenig länger auf Dere lässt). DIe Halbtote hat mir diesmal sogar geantwortet, mit einem schlichten "Ja." Was natürlich, wenn ich so darüber nachdenke, nicht viel heißen muss. Kann ja immer noch sein, dass die vierhundert Jahre alt werden. Riechen tun sie jedenfalls so; also zumindest die paar, denen ich bisher nahe genug gekommen bin, um einen solchen Geruchstest zu machen.

Oh, die Tür ist offen. Rest dann später!


Liebes Reisetagebuch,

Im Haus war nichts zu finden, deswegen sind wir gerade etwas ratlos - also der beste Zeitpunkt, um dir die weitere Geschichte zu erzählen - schließlich hört man nicht jeden Tag einen Todesritter lachen! Ja, ganz im Ernst, sie hat gelacht! Und ist danach nicht gleich zu Staub zerfallen!

Das kam so: Noch während wir uns im Gasthaus unterhalten haben, hörten wir von draußen ein Lachen und etwas Musik, woraufhin Messerfrau natürlich sofort nachschauen wollte, was da los ist - es könnten ja Gaukler sein! Es waren auch welche, zumindest einer, namens Farid, und Messerfrau hat sich ganz aufgeregt mit ihm ausgetauscht. Über was? Keine Ahnung, ich habe nicht wirklich zugehört, da ich immer noch dabei war, Todesritter zu beäugen. Aber interessant wurde es dann wieder, als das Gespräch auf die ortsansässige Geweihte kam, und Messerfrau den Gaukler aufgrund seines etwas seltsamen Verhaltens direkt fragte, ob er auf sie (also die Boroni!) steht. Da wurde er ganz rot, und ich konnte mich natürlich wieder nicht zurückhalten, und habe ihn gefragt: "Du stehst auf eine wandelnde Leiche?" Die Halbtote hat mich daraufhin ziemlich böse angeschaut, warum auch immer - hatte doch gerade die Wirtin gesagt, dass die Frau wie eine wandelnde Leiche aussieht! Auf Anraten von Ordhan hat der Kerl meine Frage dann einfach nicht beantwortet (bezahle ich Fischnase jetzt eigentlich dafür, dass er anderen erzählt, dass sie mich nicht ernstnehmen sollen?!) und stattdessen erzählt, dass er ihr gerade erst letztens begegnet sei, dass sie da aber im Gegensatz zu sonst plötzlich so viel erzählt hätte.

Mein instinktive Schlussfolgerung war natürlich "Vielleicht ist sie von einem Geist besessen!", was ich selbstverständlich auch sofort den anderen mitgeteilt habe. Die ebenfalls naheliegende Schlussfolgerung, dass ihre Leiche von einem Geist besessen wurde, habe ich lieber für mich behalten, damit Todesritter mir nicht doch noch ihre Mörderkeule über den Kopf zieht!

Fardio erzählte jedenfalls weiter, dass die Geweihte vom Zuckerbäcker beauftragt worden war, zur Mühle zu gehen und mit dem Müller zu reden, weil der kein Mehl mehr liefern würde. Meine Vermutung: Der Zuckerbäcker ist ein Magier, und hat die Boroni verzaubert! Leider verneinte der Halbmagier meine Anfrage, ob er den Zuckerbäcker mal ordentlich durchleuchten könnte, also auf magische Art.

Derweil verabschiedete Messerfrau den Gaukler mit den Worten "Viel Spaß beim nächsten Mal mit der Geweihten!", woraufhin ich überrascht antwortete: "Man kann mit Boron-Geweihten Spaß haben? Ist das nicht verboten?" Ein kurzes Gespräch mit Ihro Halbverwestheit widerlegte dann zwar meine Vermutung, dass es für Boron-Geweihte verboten ist, Spaß zu haben - ein Blickwechsel mit Messerfrau bestätigte mir aber, dass sie die ganze Sache ebenso wenig glauben kann wie ich.

Wohl um uns zu überzeugen, hat Todesritter dann auch noch von sich aus erzählt, dass sie gerne Musik hört - meine Frage "Ist das nicht verboten?" war wohl zu repetitiv und wurde geflissentlich überhört.

Wir haben uns dann noch ein wenig über das weitere Vorgehen unterhalten, wobei auch die Frage aufkam, ob wir es hier vielleicht mit Untoten zu tun bekommen könnten, und ich nutzte das von mir aufgebrachte Thema auch sogleich dazu, die Halbtote über Untote auszufragen. Ihrer Erzählung nach hört sich ihr Beruf (solchen Untoten den Schädel einschlagen) nicht gerade nach Spaß an, was ich ihr auch mitteilte. Ihre Antwort war "Untote sollen auch keinen Spaß machen!", woraufhin Halbmagier meinte: "Vor einem lachenden Untoten würde ich tatsächlich noch mehr Angst haben!"

Und in diesem Augenblick ist Todesritter dann doch tatsächlich in Gelächter ausgebrochen! Kannst du dir das vorstellen? Ein lachender Todesritter! Ich glaube, ich würde da doch lieber lachende Untote vorziehen, bei denen wüsste ich wenigstens mit Sicherheit, dass es an der Zeit ist, Reißaus zu nehmen!

So, die anderen werden ungeduldig, bis später!


Jetzt reicht es aber, dem nächsten Händler kaufe ich alle Fackeln ab, die er auf Lager hat! Wie bitte kann es denn sein, dass mir seit der letzten Expedition regelmäßig auffällt, dass ich ja keine Fackeln dabei habe, wenn wir mal in dunkle Räume einsteigen wollen, und ich trotzdem immer wieder vergesse, neue Fackeln zu kaufen?! Ich würde ja in eine Tischkante beißen, wenn es hier eine gäbe, auf der nicht schon mal ein Toter herumgelegen hätte!

Tut mir leid, aber das musste einfach mal raus. Moment, muss mal kurz nachlesen, wo ich stehen geblieben war.

Ach ja, richtig, ich hatte ja gar nicht erzählt... puh, das muss jetzt für dich alles ein wenig durcheinander wirken. Also, grober Überblick: Wir sind zum Zuckerbäcker, von dort zur Hütte der Boroni, haben die aufgebrochen, nix gefunden, und dann ab zum Gebeinhaus, weil es ja sein könnte, dass sie dort herumliegt. Hört sich nach einer doofen Idee an? Ist es auch, aber warte mal ab.

Also, jetzt aber in der richtigen Reihenfolge: Wir haben vorhin dem Zuckerbäcker Alrigo (nein, er sah nicht nach einem Alrigo aus) einen Besuch abgestattet, wobei wir zuerst im Verkaufsraum nur von seiner Frau begrüßt wurden, die uns gleich mal ein paar leckere Stücke zum Probieren anbot - Halbfisch und Halbmagier zögerten doch echt, die anzunehmen! Und als Fischflosse sich schließlich davon überzeugt hatte, dass sein Gott ihm nicht dem Bauch platzen lassen würde, wenn er das Gebäck annimmt, hatte ich schon fast drei davon verputzt!

Während Glubschauge dann an seinem Gebäck knabberte, plauderte er ganz nett mit der Frau, wobei er versuchte, das Gespräch über den Gaukler auf ihren Mann zu bringen (Warum? Keine Ahnung; aber er forderte jedenfalls nicht mich auf, mit der Zuckerbäckerfrau zu reden, also fand er sie wohl nicht so unglaublich heiß).

Die Frau fand diesen Gesprächsansatz (sowie das Verhalten der anderen, meinte Schatten später - keine Ahnung, ich habe nichts mitbekommen, ich war mit dem Gebäck beschäftigt) dann doch sehr seltsam, und wollte uns schon hinauskomplimentieren, da habe ich sie gefragt, wo ihr Mann denn gerade ist, weil ich mit ihm reden wollte, und weil sie antwortete, dass er im Hinterzimmer ist, hielt ich das für eine EInladung und marschierte auf den Durchgang zu. Die Frau sah die Sache wohl anders, jedenfalls blockierte sie mir sehr entschieden den Weg - ich bin noch nie gegen eine so weiche Mauer gelaufen, sehr interessantes Erlebnis!

Da wir aber wirklich mit diesem Bäcker sprechen mussten, fragte ich die Frau, ob sie mich zu ihm lassen würde, wenn ich die gesamte Auslage an Gebäck kaufen würde - sie bekam kurz Atemprobleme (vielleicht war die Kollision mit mir für sie doch schwerwiegender, als es sich anfühlte?) und stimmt schließlich zu (und ja, das bedeutete, dass ich gleich Beides bekam, was ich wollte: Den Bäcker und das Gebäck! Ein typisch elarischer Geniestreich!). Die anderen kommentierten das Geschehen übrigens mit keiner Silbe - offensichtlich haben sie sich mittlerweile an meine Art der Problemlösung gewöhnt?

Kurz darauf stand ich dann also vor dem Bäcker im Hinterzimmer und habe mich ganz nett mit ihm unterhalten, während er am Arbeiten war. Er erzählte mir, dass er die Boron-Geweihte gebeten hatte, mal mit dem Müller zu sprechen, weil der kein Mehl mehr geliefert hat - anscheinend ist das hier vor Ort so üblich, dass man nicht miteinander über Probleme spricht, sondern Geweihte mit Schweige-Gelübde als Boten einsetzt? Eine Weile später ist er der Geweihten dann wieder begegnet, hat sich gewundert, dass sie sich seltsam anders verhalten hat, ihm nix über das Mehl sagen konnte oder wollte, und das Mehl immer noch nicht geliefert wurde. Kleiner Tipp für's nächste Mal, Herr Bäcker: Einfach selbst mal zur Mühle laufen, dann wäre aufgefallen, dass der Müller hinüber ist. Aber ich greife vor.

Nach dem Gespräch habe ich also die Bäckersfrau bezahlt, mir auch schon etwas Gebäck als Wegzehrung mitgenommen, und ihr versprochen, dass ich den Rest später abhole. Auf dem Weg zum Boronsanger habe ich dann den anderen erzählt, was ich vom Bäcker erfahren habe, und dass ich mir sicher war, die Lösung der ganzen Sache beim Boronanger zu finden. Was ja zumindest teilweise gestimmt hat, soweit ich das bisher abschätzen kann. (Einen Schatz haben wir übrigens immer noch nicht gefunden, aber das kommt bestimmt noch!)

Wenig später standen wir also vor der schlichten Hütte der Boron-Geweihte, Fischflosse klopfte an, aber es kam keine Antwort, und so sprach sich Schatten sogleich dafür aus, das Schloss aufzubrechen. Todesritter war entsetzt, weil man kann doch nicht einfach in das Haus einer Geweihten einbrechen! Ich argumentierte dagegen, dass es ja sein könnte, dass sie dort drin herumliegt und Hilfe braucht - so ging es ein wenig hin und her, Halbmagier schaute mal durchs Fenster und sah eine schwere Truhe direkt hinter der Tür stehen, womit ja klar sein musste, dass sie zuhause ist, denn sonst hätte sie ja nicht die Truhe, du verstehst? Ja, natürlich gab es einen Hintereingang, wie Fischnase kurz danach auch herausfand (er interessiert sich ja immer sehr für Hintereingänge), aber grundsätzlich lagen wir ja schon richtig, nur dass die Geweihte nicht im Haus herumlag...

Tja, jedenfalls hat Halbmagier die Truhe mit seiner magischen Kraft durch die Tür hindurch beiseite geschoben, Schatten das Schloss mit Erlaubnis von Todesritter geknackt, und Fischnase ist derweil völlig ohne Erlaubnis durch den Hintereingang eingestiegen. In der Hütte war nicht viel zu finden, auf jeden Fall keine Geweihte, es sah aber auch nicht so aus, als wäre sie schon seit langem weg gewesen, also sind wir wieder raus, und während wir überlegten, was nun zu tun war (und ich dabei fleißig dir von den Ereignissen berichtete), beseitigte Fischohr die Spuren unseres Eindringens. Nett von ihm! Ich würde auch nicht nach Hause zurückkommen und sofort sehen wollen, dass jemand bei mir eingebrochen ist. Ist doch viel spannender, soetwas nur an sehr kleinen Details zu merken, auf die Weise bleibt man aufmerksam!

Todesritter kam dann auf die Idee, mal im Gebeinhaus nachzuschauen, also sind wir dorthin marschiert, war ja nicht weit. Die schwere Eingangstür war für Todesritter nicht das Problem, aber finstere Dunkelheit dahinter schon (sieht also so aus, als würde man auch als Halbtoter keine Nachtsicht von Boron geschenkt bekommen - alter, knausriger Griesgram!).

Tja, und dann kam der Wunsch nach Fackeln auf, und alle Augen richteten sich auf mich... anscheinend bin ich für solche Dinge zuständig? Nun, wo sie recht haben, haben sie recht! Ich habe es vermasselt, mal wieder! Warum bitte habe ich beim letzten Einkauf nicht an Fackeln gedacht? Die fehlten doch gerade erst letztens bei der Begegnung mit den Kanal-Dieben!

Deswegen der feste Vorsatz: Dem nächsten Händler kaufe ich alle Fackeln ab, die er auf Lager hat!

Ach verdammt, die anderen wollen schon wieder aufbrechen, dabei habe ich doch das Wichtigste jetzt noch nicht erzählt! Aber hilft ja nix, bis später!


Liebes Reisetagebuch,

Ich habe den Hauptgewinn abgeräumt! Also, war nur ein kleines Spiel zwischen ein paar Dörflern, aber trotzdem, ich habe gewonnen! PHEx war mit mir! Der Fuchs ist bestimmt von meinem florierenden Teppichhandel beeindruckt!

So, ich muss mich jetzt aber beeilen, noch schnell den Anschluss zu meinem letzten Eintrag zu finden, bin recht müde, weil wir gerade eine Mühle wieder instand gesetzt haben... lange Geschichte. Oh, aber stimmt, du bist mein Reisetagebuch, also sollte ich dir die Sache doch erzählen...

Uh, entschuldige das Gähnen. Also, ich fasse mich kurz (haha, als würde das je passieren!): Wir sind also ins Gebeinhaus reinmarschiert und haben uns umgesehen (was man halt in einem Gebeinhaus so macht - anfassen wäre ja streng boronisch verboten!), und da standen einige Urnen herum. Ich habe mir im Licht, das durch die offene Tür so hereinkam, mal die Metall-Plaketten an den Urnen angeschaut (die müssen hier entweder einen gelangweilten oder sehr selbstlosen Schmied haben, der diese Plaketten herstellt!), und da stand auch ein Name, den ich vorher im Zusammenhang mit dieser Müller-Geschichte gehört habe... glaube ich. War das dann der erste Hinweis, den wir gefunden haben, dass der Müller eigentlich schon tot ist? Möglich; wobei ich es immer noch seltsam finde, dass der Kerl zu Boron geht, die Geweihte sogar die Zeit findet, ihn einzuäschern, aber niemand im Dorf das mitbekommt. Wobei... als wir dann später den Bäcker darauf angesprochen haben, war er nicht überrascht - also wusste er schon die ganze Zeit, dass der Müller tot war? Aber warum... ach, ich bekomme schon wieder Kopfschmerzen, dafür gibt es bestimmt irgendeine Erklärung... und ich muss ins Bett.

Aber vorerst ist Durchhalten angesagt, Elaria, gibt noch ein wenig zu erzählen. Jedenfalls standen da im Gebeinhaus noch ein paar alte Truhen herum, und die Neugier in Person (also ich) musste die natürlich sofort öffnen, um nachzuschauen, was dort aufgewahrt wird (nein, ich habe nicht damit gerechnet, dass die Boroni in ihrem Gebeinhaus in einer alten Truhe einen Schatz aufbewahrt! Also... zumindest nicht so richtig. War aber einen Versuch wert!). Während ich so am Truhen-Durchsuchen war, haben Halbtote und Halbfisch die halbtote, halbirre Boroni hinter den Kisten hervorgezogen, was mir einen ordentlichen Schreck versetzt hat - rechnet doch niemand damit, dass jemand, der in einem Gebeinhaus liegt, plötzlich wieder anfängt, sich zu bewegen! War aber kein Untoter, sondern, wie gesagt, nur die Geweihte, die dort anscheinend ihr Mittagsschläfchen gehalten hat, was man halt so macht, wenn man es in einem stinkenden, dunklen Gebäude voller Leichen gemütlich findet.

Die Geweihte war aber nicht wirklich ansprechbar, sie hat nur irgendwelches komisches Zeug vor sich hingeredet und ist in Richtung ihres Hauses verschwunden - Halbmagier hinterher, anscheinend fand er ihren Gestank nicht ganz so abstoßend wie ich?

Ich dachte dann... sagte dann, meine ich...


Liebes Reisetagebuch,

Jetzt ist schon so viel Zeit vergangen, und ich habe dir noch gar nicht erzählt, wie die ganze Sache ausgegangen ist! Dabei interessiert es dich bestimmt brennend, wie Elaria die Gerissene diesen Fall denn jetzt gelöst hat! Denn gelöst haben wir ihn, oh ja, und es war harte Arbeit!

Aber erst mal nachlesen, was ich schon geschrieben habe...

Ah ja, genau... BORon war wohl nicht so amüsiert über meine letzten Einträge und hat mich deshalb verfrüht schlafen geschickt, die alte Spaßbremse! Und am nächsten Tag habe es ich es völlig vergessen, weiterzuschreiben - auch sehr verdächtig!

Dabei habe ich mit der alten Schnarchnase nun wirklich nichts zu schaffen, ich widme mein Leben schließlich TSA! Aber missgünstig wie der Alte nunmal ist... hmm. Vielleicht sollte ich mich lieber darauf konzentrieren, die Ereignisse zu schildern, anstatt Götter zu beleidigen? Geniale Idee, Elaria, fast so genial wie damals im Dschungel, als... ok, ich schweife mal wieder ab, also... Gedanken zurück zum Müller und seiner geruchsintensiven Geweihten.

Also, nachdem die besagte geruchsintensive Geweihte brabbelnd in Richtung ihres Hauses verschwunden war - Halbmagier wie gesagt hinterher - unterhielt ich mich kurz mit Fischnase über die Tatsache, dass sie tot riecht; er meinte daraufhin, dass vielleicht der Geist des toten Müllern in sie gefahren ist? Hielt ich jetzt nicht so für die naheliegenste Erklärung, schließlich habe ich noch nie davon gehört, dass Geister tot riechen würden; wobei ich, genau drüber nachgedacht, noch nie etwas über den Geruch eines Geistes gelesen oder gehört habe. Wäre doch mal eine eigene Expedition wert - einen Geist finden und dran schnuppern? Wobei... vielleicht keine so schlaue Idee; Ich sollte natürlich den Geist vorher fragen, ob ich mal an ihm schnuppern darf... wäre ja sonst unhöflich, ich würde ja auch nicht wollen, dass jemand einfach dahergelaufen kommt und an mir riecht - schon gar nicht, wenn ich so wichtige Dinge zu tun habe wie zum Beispiel tot zu sein.

Äh, ja, wo war ich? Ach ja, das Gespräch mit Fischlippe. Kurz darauf kam der Lehrling der Geweihten aus dem Wald gelaufen (anscheinend lebt er dort? In der Hütte der Geweihten war jedenfalls kein Schlafplatz für ihn; wobei... er könnte ja im Bett der Geweihten...? Aber das ist doch bestimmt verpönt, gerade unter Boronis; außerdem hatte sie doch den Gaukler...? Aber das hält andere ja auch nicht davon ab... verdammt, wo war ich? Ach ja, der Lehrling.) und hat sich kurz mit uns unterhalten, wobei er uns nochmals bestätigte, dass die Geweihte seit dem Tod des Müllers komisch ist (was ihn offenbar nicht genug beunruhigt hat, um mal selbst tätig zu werden? Ich meine, wer ist denn besser dazu geeignet, eine Geister-Situation zu lösen, eine zufällig hereinschneiende Reisegruppe voller halb-verrückter Gestalten, oder der Lehrling einer Boroni?!). Als ich ihn dann fragte, ob sie seitdem auch komisch riecht, wusste er mit der Frage nichts anzufangen - worauf ich auch mal an ihm schnupperte und laut feststellte: "Du riechst ja genauso!" An meine Reisegefährten gewandt fragte ich daraufhin, nur um sicherzugehen: "Der ist aber auf jeden Fall am Leben, richtig?" Noch bevor jemand anders antworten konnte, zwickte Messerfrau ihn in den Arm, woraufhin er aufkreischte, und Layana und ich uns einig waren: "Der lebt."

Derweil hatte übrigens Halbmagier die Geweihte in der Hütte magisch untersucht, und sprach kurz darauf auch mit Fischohr darüber, aber das habe ich nicht so richtig mitbekommen, da ich mit Messerfrau noch über Lebenszeichen bei Boronis diskutierte. Die Halbtote war übrigens von dieser Diskussion nicht so richtig begeistert, wenn ich mich richtig erinnere...

Nachdem dann also die wichtigen (Lebenszeichen bei Boronis) und unwichtigen (magische Untersuchung bei möglicherweise besessener Geweihter) Dinge ausdiskutiert waren, war unser nächstes Ziel die Mühle.

Aber zuerst... Zeit für etwas Gebäck.


Lecker. Weiter geht's.

Also bei der Mühle angekommen haben wir festgestellt, dass die gar nicht mühlfähig war, also... wie hat Fischlippe das erklärt... das Rad, das vom Wasser gedreht wird, war nicht an... den Mühlstein drangehängt? Irgendwie sowas, Mechanik war nie meine Stärke. Jedenfalls musste man da etwas Arbeit reinstecken, um das wieder funktionsfähig zu bekommen. Haben wir später ja auch gemacht... aber da greife ich vor.

Als wir vor der Mühle standen, wussten wir nur, dass das Ding nicht mahlen kann. Messerfrau ist daraufhin gleich mal zum Eingang gelaufen, um mal reinzuschauen, was da so Sache ist - verstehe ich vollkommen. Ordhan der Angsthase hat sich aber gleich in den Weg geschoben und die Tür ganz vorsichtig selbst aufgemacht, so als würde er erwarten, dass in der Mühle eines toten Müllers jemand herumspukt? Tja, diesmal hatte er wohl sogar recht, ich habe nämlich eine Gestalt im Dunkeln erspäht, was ich Fischohr dann auch leise mitgeteilt hat. Er ist dann sofort in die Hocke gegangen - als würde man ihn schlechter sehen können, wenn er ein paar Fingerbreit kleiner erscheint!

Derweil teilte uns Halbmagier von hinten mit, dass jemand Redseliges sich nähert - es war die Geweihte, die fröhlich plaudernd an uns vorbei zum Hintereingang der Mühle marschierte. Die Halbtote fand ihren Geruch offenbar so unwiderstehlich, dass sie ihr sofort folgte.

Ich zuckte nur mit den Schultern und fragte Ordhan, ob er nicht mal seinen fischigen Hintern für uns riskieren und als Erster die Mühle betreten wolle. Also, ich habe es wahrscheinlich anders, netter formuliert damals, aber das war so in etwa die Bedeutung. Er war einverstanden und schob sich in seiner seltsamen Hock-Stellung in das Gebäude hinein - das ist auf Dauer doch bestimmt anstrengend?

Noch während wir dabei waren, uns langsam, vorsichtig und total unsichtbar in die Mühle hineinzuschieben, betrat die Geweihte das Gebäude durch den Hintereingang und entzündete eine Laterne - woraufhin wir dann auch sofort einen abgesehen von zwei abgerissenen Gestalten völlig unbemerkenswerten Mühlraum bewundern durften. Den zwei Gestalten hat unsere Anwesenheit übrigens wohl einen sehr großen Schrecken eingejagt, die sind dann nämlich sofort in Höchsttempo an uns vorbei geflüchtet. Ich habe ihnen zugerufen, dass ich völlig ungefährlich bin und nur mit ihnen reden will, bin sogar noch ein wenig hinterhergerannt, aber anscheinend haben die mir aus irgendwelchen Gründen nicht geglaubt, und sie waren - zu meinem Erstaunen, denn ich bin wirklich nicht langsam! - schneller als ich. Angst verleiht Flügel, heißt der Spruch glaube ich? Kenn ich sehr gut.

Als ich dann völlig außer Atem wieder zurückkam, hatte die Halbtote sich offenbar schon mit dem Geist in der Geweihten unterhalten (haben sie mir erzählt); anscheinend wollte der Geist erst ins Jenseits, wenn die Mühle wieder mahlen kann, das Mehl des Bäckers gemahlen ist, und ein Nachfolger-Müller gefunden ist - nicht unbedingt in der Reihenfolge. Da fällt mir übrigens gerade eine interessante Frage ein: Hat der Müller-Geist eigentlich die Boroni um Erlaubnis gefragt, bevor er ihren Körper übernommen hat? Falls nicht... gibt es denn so eine Art Nachtod-Gerichtsbarkeit für solche Fälle von unfreiwilliger Körperübernahme? Oder gilt nach dem Tod einfach das Recht des Stärkeren? Faszinierende Fragen, muss ich mal die Halbtote drauf ansprechen! Wobei... ob die so viel mit so rechtlichen Dingen zu tun hat? Sie hat doch erzählt, dass sie eigentlich nur Untoten den Schädel einschlägt... hmm.

Jedenfalls sind wir dann erst mal zurück zum Honigtopf - also dem Gasthaus - gelaufen, da es mittlerweile schon recht spät war.

Dort wollte Ordhan aber noch nicht zu Bett gehen, sondern erkundigte sich bei der Wirtin nach dem Bäcker und wurde an einen Würfeltisch verwiesen, allerdings mit dem Hinweis, dass Ordhan das mit dem Würfeln besser nicht der Frau des Bäckers erzählen sollte. Reflexartig antwortete Fischlippe, dass er schweigen könne wie ein Boron-Geweihter - drehte sich dann aber sehr langsam mit ertappt aussehendem Gesichtsausdruck um und bestätigte damit dass, ja wirklich, die Todesritterin hinter ihm stand. Ich bekam so dermaßen einen Lachkrampf, das sah einfach nur göttlich aus! Die Halbtote hat natürlich bei der Szene keine Mine verzogen.

Jedenfalls hat sich unser aller liebster Halbfisch dann zu dem Bäcker gesellt und ein wenig am Würfelspiel teilgenommen, während er sich mit ihm über die ganze Sache unterhalten hat - bis er den toten Müller und die Geweihte erwähnte, woraufhin der Bäcker einen Würfelwurf abbrach!

Da das natürlich Unglück bringt - was ich den anderen auch sofort mitgeteilt habe - habe ich mir schnell die Würfel geschnappt und den Wurf eben selbst ausgeführt. Die Leute am Tisch haben vielleicht blöd geguggt, als mein Wurf den Hauptgewinn abgeräumt hat! Ich habe zwar die Regeln nicht verstanden, aber offensichtlich war der Wurf wirklich gut, und ich konnte mir das Geld auf dem Tisch einsacken. Habe mich natürlich mit einem freundlichen Lächeln bei den verblüfften Spielern bedankt. Hach, PHEx, ich liebe dich! Also, nicht sexuell natürlich, nicht falsch verstehen! Und außerdem verstehst du bestimmt, dass TSA meine erste große Liebe ist und bleiben wird!

Während ich dann am Geld zählen war, haben die anderen zusammen mit dem Bäcker einen Plan ausgearbeitet für den nächsten Tag. Wie gesagt, war harte Arbeit, wir mussten alles mögliche bearbeiten: Stein, Holz, Metall und Leben. Leben? Tja, keine Ahnung, habe ich mir so als Stichpunkt auf der Arbeitsliste notiert. Ich sollte Leben und Stein bearbeiten, Todesritter Stein und Holz, und Halbmagier Metall. Was der Rest so gemacht hat, kann ich so auf Anhieb gar nicht mehr sagen... aber faul herumgelegen haben sie nicht. Glaube ich.

Jedenfalls sind wir dann erst mal schlafen gegangen, um dann am nächsten Tag... puh, allein beim Gedanken daran tut mir wieder alles weh, das war wirklich harte Arbeit! Ich bin so froh, dass ich das nicht jeden Tag machen muss. Also, ich meine jetzt die Mühlenreparatur, das war so die Sache, weswegen wir alles mögliche bearbeiten mussten. Sah aber wirklich hübsch aus danach, und hat auch ganz gut funktioniert! Dafür, dass wir vorher nicht die geringste Ahnung davon hatten, wie so eine Mühle funktioniert? Ja, ok, die stinkende Müllergeist-Boroni hat uns angeleitet, aber trotzdem!

Danach fehlte noch der Sack Weizen, den hat Fischflosse zur Mühle geschleppt - ich habe ihn dabei, Gebäck knabbernd nach der anstrengenden Reparatur, natürlich angefeuert! Die heilige Todesritterin hat derweil die unheilige Geist-Boroni zur Mühle geschafft, und auch der Bäcker ließ sich von mir überreden, der Mühlzeremonie beizuwohnen.

Unter Anleitung der Geist-Geweihten haben die anderen dann den Weizen in die Mühle gekippt und das gemahlene Mehl in einen Sack verfrachtet, den sich die Geist-Geweihte dann schnappte und feierlich an den Bäcker überreichte, welcher sich freundlich bedankte. Das reichte dem Geist dann offensichtlich, und er hat sich daraufhin ins Jenseits verkrümelt. Jetzt fragst du dich bestimmt - war da nicht noch was mit einem Nachfolger-Müller? Richtig, das hat er vorher verlangt, ich kann mich aber nicht daran erinnern, dass wir so einen besorgt hätten - also war es ihm später doch nicht mehr so wichtig, oder er hat den Bäcker als seinen Nachfolger gesehen, oder vielleicht sogar uns? Egal, der Geist ist weg; der Gestank hingegen blieb, was aber Ordhan nicht weiter störte, der die etwas benommen dreinschauende Geweihte sofort total respektvoll und ganz ohne sich die Nase zuzuhalten begrüßte! Noch während er mit ihr sprach, kam mir natürlich der wichtigste Gedanke bei der ganzen Sache: "Werden wir für die Sache jetzt von der Boron-Kirche bezahlt?" Messerfrau hingegen freute sich eher darüber, dass der Gaukler sich ja jetzt freuen würde, dass seine Geliebte wieder bei Sinnen ist.

Die Geweihte reagierte weder auf meine noch auf Layanas Aussage und, typisch Boron-Geweihte, wollte erst mal wieder schnell Tote herumtragen, in diesem Fall die Urne mit dem toten Müller ins Gebeinhaus bringen. Warum die Urne nicht bereits dort stand, wer sie in die Mühle geschleppt hatte? Keine Ahnung. Bestimmt Ordhans Idee, der dekoriert ja fremdes Eigentum öfter mal um.

Ich jedenfalls habe zum fröhlichen Abschluss dann erst mal alle Anwesenden zum gemeinsamen Gebäckknabbern in den Honigtopf eingeladen - wir hatten ja genug davon, nachdem ich dem Bäcker seine gesamte Auslage abgekauft hatte!

Oh, und das Wichtigste zum Schluss: Ja, wir wurden sogar von der Boron-Kirche für die Sache bezahlt! NIcht gerade reichlich, anscheinend sind ihnen ihre Wald- und Wiesen-Geweihten nicht wirklich viel wert, aber immerhin.

Und jetzt sind wir wieder auf dem Weg in den Norden, denn ich habe beschlossen, dass ich mir mal echte Elfen ein wenig genauer anschauen will! Am Neunaugensee, der so heißt, weil darin Neunaugen leben, klar oder? Das sind FIsche mit neun Augen, wozu auch immer die so viele davon brauchen. Möchte ich mir auf jeden Fall unbedingt mal anschauen!

Bis dann, liebes Reisetagebuch!


Einschub: Kleines Gebet[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Oh Tsa, jüngste aller Göttinnen - zumindest sagt man das so, ich kann das natürlich nicht überprüfen - ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich diesen Elfenvampir ein wenig gepiekst habe? Ich war mir auch wirklich fast absolut sicher, dass es ein Elfenvampir war, und es war wirklich nur ein ganz kleiner Stich... ja, der Dolch war aus Silber - oder war es Mondsilber? Eins von beidem; jedenfalls das, was ihnen nicht so gut bekommt... und ja, er hat sich danach irgendwie aufgelöst - wobei ich jetzt nicht weiß, was das bedeutet? Ist er einfach abgehauen, so zauberelfenmäßig, oder hat er sich in Staub aufgelöst? Es war Nacht, deswegen habe ich das nicht so wirklich gesehen, und die anderen wollten schnell weiter... also, jedenfalls, ich denke schon, dass das gerechtfertigt war, schließlich war er gerade drauf und dran, an meiner Elfenfreundin zu lutschen (und zwar nicht auf die angenehme Weise). Zudem bist du doch die Göttin der Lebenden, ja? Und gelten Vampire nicht als tot? Dann dürfte das ja eher Boron stören, den alten Griesgram. Oh, nein, stimmt, die sind ja untot, weil Tote laufen nicht in der Gegend herum. Und ihr Götter mögt Untote ja alle nicht, richtig? Dann ist ja doch alles in Ordnung. Hoffe ich.

Und falls nicht, male ich zuhause einen Teppich bunt an und adoptiere ein kleines Kind. Abgemacht? -- Forschungsreisende Elaria Bosvani, mehr oder weniger stilles Gebet in den Salamandersteinen