Rezension von Marc Völker (2006):
"Der Basar ist das Zentrum des tulamidischen Lebens." Basargeschichten stellt die verschiedenen Aspekte des tulamischen Lebens dar. Es handelt sich dabei um die Abenteueranthologie zur Regionalbeschreibung Land der Ersten Sonne (2005). In sieben Abenteuern zeigen die Autoren hier unterschiedliche Facetten der tulamischen Lebensweise.
- In Die letzte Strophe von Dennis Schmidt gehen die Helden auf eine Expedition, um den Schatz des letzten Sultans zu finden. Die Suche führt die Helden in den Raschtulswall und dann weiter bis nach Thalusa. Bevor sie das Geheimnis um das Erbe des letzten Sultans lüften können, müssen Sie sich zunächst mit ihren Verfolgern auseinandersetzen.
- Der siebente Schleier ist Mittelpunkt im gleichnamigen Abenteuer von Gregor Rot. Um die Herrschaft in Al'Ahabad vollständig an sich reißen zu können, spinnt der Stadthalter ein Netz aus Intrigen. Nur die Helden können verhindern, dass er die Macht über die Elementare übernimmt, die die Stadt schützen. Kenner des Abenteuers NEDIME, die Tochter des Kalifen (1984) (1985) werden hier das ein oder andere Deja vú erleben.
- In Piratenblut von Mirko Krech sollen die Helden im Auftrag des Wesirs von Khunchom einen Diebstahl aufklären. Auf ihrer Suche in Kunchom und Umgebung finden sie Spuren, die auf ein Piratenversteck auf dem Perlenmeer weisen. Um dorthin zu gelangen, werden sie an niemand geringerem als Ruban, den Rieslandfahrer verwiesen. In dem Piratenversteck kommt es zur finalen Konfrontation, und es wird klar, dass eine viel größere Gefahr droht.
- Unter Skorpionen finden sich die Helden im Abenteuer von Heike Wolf wieder. In Elburum suchen die Helden im Auftrag seiner Verlobten einen verschwundenen Barden. Auf ihrer Suche stellen die Helden fest, dass Oron zwar vernichtet wurde, jedoch das Erbe der Moguli unter der Oberfläche weiter gährt. Sie geraten an verschieden anscheinend redliche Parteien, die während der Schreckensherrschaft jedoch in dunkel Umtriebe verwickelt waren. Letztendlich müssen die Helden feststellen, dass es hier nicht nur schwarz und weiß gibt.
- Erben alten Blutes von Tobias Hammelmann und Martina Noeth ist ein klassische Schatzsuche in der Mutter aller Städte - Fasar. Die Helden werden hier sowohl mit Rätseln, als auch mit der Rivalität zweier Geheimbünde zu kämpfen haben.
- Die Macht des Wassers von Stefanie von Ribbeck demonstriert ein elementarer Meister den Bewohnern des Emirats Khorestan. Nach einem Putsch heuert der 'neue Emir' die Helden an, um sich um den elementaren Meister zu kümmern, der dem Emiat buchstäblich das Wasser abgegraben hat. Bei der Konfrontation kommt es zu einer Katastrophe, in der der Emir ums Leben kommt und ein für tulamidische Verhältnisse extrem gefährliches Machtvakuum hinterlässt.
- Der unsichtbare Tod von Heike Wolf droht erneut in Zorgan umzugehen. Das Übel, das vor hundert Jahren in der Stadt die Zorganpocken ausgelöst hat, ist nach wie vor vorhanden, und ein Diener des Rattenkindes macht sich daran, erneut namenloses Grauen über die Stadt zu bringen. Im Auftrag des Peraine-Tempels machen sich die Helden auf die Suche nach der Wurzel des Übels.
Auf die sonst ebenso obligatorischen wie meiner Meinung nach unsinnigen Szenariovorschläge wurde hier erstmals vollständig verzichtet. Der Platz wurde statt dessen für weitere ausgearbeitete Abenteuer verwendet. Die Abenteuer in Basargeschichten sind grundsätzlich allen zum eigenständigen Spiel konzipiert. Alternativ wird jedoch auch die Möglichkeit behandelt, die Abenteuer in Form einer Kampagne zu spielen. Hier finden sich auch Hinweise, wir andere aktuelle Abenteuer, die in der in Land der Ersten Sonne beschriebenen Region spielen in die Kampagne eingebunden werden können.
Dass sich Kampagnen einer immer größer werdenden Beliebtheit erfreuen, sieht man bereits daran, dass mit Basargeschichten nach Skaldensänge (2005) bereits die zweite Publikation innerhalb kürzester Zeit erschienen ist, die diese Option vorsieht. Dabei wurde das Thema hier deutlich eleganter gelöst als in Skaldensänge. Während dort dem Spielleiter die Möglichkeit gegeben wurde, Abenteuer aus einer Kampagne herauszulösen, geht Basargeschichten dem umgekehrten Weg. Abenteuer, die eigentlich gar nichts gemeinsam haben, werden zu einer Kampagne verknüpft. Welcher Weg besser ist, muss jeder für sich entscheiden. Der hier gewählte ist meiner Meinung nach jedenfalls "eher im Sinn einer Anthologie".
Die Abenteuer sind ausnahmslos spannend und interessant geschrieben. Die Charaktere wirken durchweg glaubwürdig und realistisch. Die Handlung der einzelnen Abenteuer ist einfallsreich und wirkt nie an den Haaren herbeigezogen. Bezüglich der Charaktere gibt es in einem sinnvollen Rahmen eigentlich keine direkten Einschränkungen. Wie gut ein Achaz am helllichten Tag in eine tulamidische Großstadt passt, muss jeder für sich entscheiden.
Fazit:
Basargeschichten stellt die ideale Ergänzung zu Land der Ersten Sonne dar. Gleichzeitig ist die Regionalbeschreibung auch Voraussetzung, da die Autoren des Öfteren auf diese Spielhilfe verweisen. Ansonsten erhält der Leser hier sieben interessante Abenteuer zu einem fairen Preis. In Anbetracht des für jedes Abenteuer verfügbaren Platzes versteht es sich, dass in die entgültige Ausarbeitung noch etwas mehr Zeit investiert werden muss. Von mir erhält Basargeschichten 8 von 10 Punkten.