Rezension von Marc Völker (2009):
Am Horizont zeichnet sich das 76. Donnersturmrennen ab, dass die Helden im Abenteuer Donner und Sturm miterleben dürfen. Da man bekanntlich vor Donner und Stürmen häufig zunächst Wetterleuchten beobachten kann, ist im Vorfeld des Donnersturmrennens ein gleichnamige Abenteueranthologie mit vier Abenteuern erschienen:
In Strom der Feinde von Michael Masberg und Daniel Simon Richter müssen die Helden einen Schwur erneuern, der bereits vor 1.500 Jahren geschlossen wurde. Zunächst gilt es, ein Attentat auf den Prinz von Weiden zu verhindern. Bei der Suche nach den Hintergründen stoßen die Helden auf einen uralten Schwur, der erneuert werden muss, um großes Übel von Weiden fern zu halten. In Der Schwarze Löwe von Charabien von Chris Gosse werden die Helden angeworben, um mysteriöse Vorfälle in einem Rondra-Tempel aufzuklären. Im Laufe der Nachforschungen kommen sie zu der Erkenntnis, dass nicht der dem Abenteuer namensgebende Novadiräuber hinter den Vorfällen steckt, sondern ein wesentlich größeres Übel, das versucht, von dem Rondra-Tempel Besitz zu ergreifen. Blutspfade von Patrik Fritz führ die Helden ins geschichtsträchtige Brig-Lo, wo die gesamte Welt aus den Fugen geraten ist. Ein missglücktes Ritual hat in dem Ort den Lauf der Geschichte verändert, und nur die Helden können die bekannte Weltordnung wieder herstellen. In Ein Traum von Ehre von Tilo Hörter müssen die Helden einem Diener der Rondra beistehen, der zwischen die Fronten eines Konfliktes zweier Feenwesen geraten ist und in seinen eigenen Träumen gefangen wurde. Die Helden müssen in die Traumwelt eindringen und sich gemeinsam mit dem Ritter seinen Alpträumen stellen.
Alle vier Abenteuer haben einen rondrianischen Hintergrund und sollen das 76. Donnersturm-Rennen vorbereiten. Enttäuschendereeise haben drei von vier Abenteuern quasi überhaupt keinen Bezug zum Donnersturmrennen, außer dass die Abenteuer in Regionen spielen, die sich für das Rennen beworben haben. Lediglich in einem Abenteuer sind die Vorbereitungen des Rennens zumindest der Abenteueraufhänger, aber auch nicht mehr. Auch eine übergreifende Rahmenhandlung, die die Helden in die Vorbereitung des Donnersturm-Rennens einbezieht, sucht man vergebens und muss gegebenenfalls selbst eine Rahmenhandlung konzipieren. Letztendlich ist Wetterleuchten eine ganz gewöhnliche Anthologie. Immerhin finden sich in einem Abenteuer ein paar Infos, mit welchen Abenteuern und Szenarios aus anderen Quellen sich das Abenteuer zu einer Kampagne verbinden lässt.
Zur Vorbereitung der Abenteuer werden neben dem verwendeten Regelwerk auf jeden Fall noch die jeweiligen Regionalbeschreibungen benötigt, da die Ausarbeitung des Hintergrundes in der für Anthologien typischen Weise recht dürftig ist. Die Autoren nennen in den Einleitungen noch die ein oder andere Quelle für zusätzlichen Hintergrundinformationen, die jedoch nicht zwangläufig erforderlich sind.
Die einzelnen Abenteuer stellen recht unterschiedliche Anforderungen an die Charaktere. Daher ist es schwierig, zu den Charakteren eine allgemeingültige Empfehlung auszusprechen. Mit einer gut gemischten Heldengruppe sollen jedoch alle Abenteuer machbar sein. Teilweise sind auch Exoten möglich. Aufgrund des rondrianischen Hintergrundes sind natürlich insbesondere Charakter, die der Leuin nahestehen, durchgängig geeignet.
Da sich der Bezug zum Donnersturmplot in Grenzen hält, lassen sich die Abenteuer mit geringem Aufwand zeitlich variieren. Darüber hinaus ist auch eine räumliche Variation verhältnismäßig einfach möglich, da der Bezug zu den jeweiligen Handlungsorten nicht sonderlich groß ist.
Für Regelfreunde dürfte dieser Band von erhöhtem Interesse sein, da in Wetterleuchten eine neue Liturgie der Rondra-Kirche beschrieben wird.
Layout:
Wetterleuchten ist im Paperbackformat erschienen Das Vorwort fällt mit etwa einer halben Seite ebenso kurz und nichtssagend aus wie das Titelbild. Immerhin befindet sich direkt am Anfang des Bandes eine Karte, aus der sich die Handlungsorte der einzelnen Abenteuer entnehmen lassen.
Die Einleitungen der einzelnen Abenteuer fallen sehr unterschiedlich aus. Während sich ein Autor mehrere Seiten Zeit nimmt, um den Spielleiter an das Abenteuer heranzuführen, steigt ein Anderer quasi bereits nach drei Worten mitten in die Handlung ein.
Die Illustrationen hinterlassen bei mir einen zwiespältigen Eindruck. Die meisten Zeichnungen sind gut gelungen und qualitativ auch akzeptabel. Es finden sich jedoch gelegentlich Bilder, die sich stilistisch so gar nicht ins Gesamtbild einfügen wollen.
Fazit:
Wetterleuchten ist eine durchschnittliche Anthologie. Die Abenteuer stechen aus der Masse weder positiv noch negativ heraus. Der suggerierte Bezug zum Donnensturmplot ist praktisch nicht vorhanden. Der Käufer erhält für sein Geld vier kurzweilige und teilweise recht originelle Abenteuer, in deren Ausarbeitung noch erheblich Zeit investiert werden muss. Der Preis von 11,00 Euro ist fair. Daher erhält Wetterleuchten von mir 6 von 10 Punkten.