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Vorlage:Nav Gruppenchronik Mülheimer Runde

1022 BF (29 Hal)

Praios bis Efferd

Das Netz zwischen den Sternen
Nachdem Atres die Namenlosen Tage bei Leomir und seiner Frau Drachgard verbracht hatte, blieb er noch ein paar Tage in Gareth und machte sich dann auf den Weg nach Punin. Am Vorabend hatte er einen seltsamen Traum von Spinnen, die eifrig ein Netz zwischen den Sternen und dem Madamal woben, und als er am Morgen seiner Abreise erwachte, fühlte er sich erschöpft und kaum erholt. Er machte sich auf den Weg zur Postkutschenstation und ging dabei an eine großen Platz mit einem großen Baum in der Mitte vorbei. Da wurde plötzlich sein Auge etwas warm, ein roter Schleier legte sich über seine Sicht, und dann sah er wieder auf die magische Weise, wie er es ein paar Tage zuvor getan hatte.
Er sah Fasern und Linien von magischer Kraft überall in der näheren Umgebung, und ein dicker Astralstrang verlief quer durch die Stadt direkt durch den Baum und verschwand auf der andere Seite wieder. Fasziniert blieb Atres stehen und verfolgte das Schauspiel eine Weile. Menschen liefen direkt durch den Strang hindurch, offensichtlich ohne etwas davon zu spüren, und auch mit dem Strang passierte nichts. Als er selbst den Strang berührte, tat sich auch nichts. Aufgeregt folgte der Magier dem Strang ein wenig, beobachtete, wie er mal oberirdisch, mal unterirdisch verlief, Häuser durchquerte und sich auf diese Weise durch die Stadt schlängelte. Da jedoch kein Ende abzusehen war, kehrte er schließlich wieder um und stieg in die Kutsche Richtung Punin, in Gedanken immer noch bei seiner rätselhaften Entdeckung.
Mitte Praios stieg er in Punin wieder aus seiner Kutsche und hielt auf das Akademiegebäude zu, als sich seine Sicht abermals veränderte. Zu seiner Überraschung war er gerade direkt neben einem weiteren (oder demselben?) Strang hergelaufen - und dieser hielt wie er direkt auf die Akademie der Hohen Magie zu. Begeistert folgte er dem Strang zum Tor, wo er den Wachen abwesend seinen Namen nannte und einfach weiterlief; glücklicherweise vermochten die das Tor schnell genug für ihn zu öffnen. Er taumelte weiter in das Hauptgebäude und hatte nur Augen für den Strang, was dazu führte, dass er schließlich doch an einer Säule hängen blieb.
Unbeeindruckt lief er weiter und gelangte schließlich in einen zentralen Versammlungssaal, wo zu seinem größten Erstaunen noch ein weiterer Astralstrang zu sehen war, der den kreuzte, dem er die ganze Zeit gefolgt war. Mit offenem Mund bestaunte er den Kreuzungspunkt, verwirrt auf sich selbst einplappernd, bis sich seine Sicht wieder normalisierte und er in das besorgte Gesicht eines Akademiegardisten blickte. Kopfschüttelnd begleitete der ihn noch zum Zimmer seines Lehrmeisters, doch Magister Vrook war nicht dort. An seiner Tür hing immer noch der Hinweis, dass er in Trutzacker sei.
Also suchte Atres Magister Finkenfarn auf, um zu fragen, wo Vrook steckte. Der wimmelte ihn erst ab, aber als Atres ein ungewöhnliches Artefakt erwähnte, wurde er doch schnell in das Zimmer des Magisters gebeten. Dort nahm er seine Augenklappe ab, und Finkenfarn fragte ihn erstaunt, warum er sein Auge durch einen Edelstein hatte ersetzen lassen. Atres wollte ihm die wahre Geschichte erklären und bestand darauf, dass es sich um sein eigenes Auge handelte, das sich verwandelt hatte, doch der Magister wollte davon nichts hören.
Vier Tage lang dauerten die Untersuchungen, dann entließ der Magister Atres wieder. Erschöpft taumelte Atres durch die Akademie und suchte nach seinem Lehrmeister, aber niemand wusste, wo er seine Feldstudien betrieb. Alles, was er herausfinden konnte, war, dass Vrook bei seinen Studien wohl das halbe Labor zerlegt hatte und deshalb gebeten worden war, draußen weiterzuforschen, wo man nun einfach nur seinen Rauchspuren folgen müsste, um ihn zu finden. Aber da kehrte der Magister gerade selbst von seinem Ausflug zurück und pflaumte Atres an, was er denn so nutzlos herumstünde - sie hätten viel zu tun, um seine Forschungsergebnisse auszuwerten.

Ein interessantes Studienobjekt
Atres tat wie ihm geheißen, zog aber seine Augenklappe aus. Es dauerte eine geraume Zeit, ehe Vrook sein verändertes Auge überhaupt bemerkte, doch dann bestürmte er Atres umso mehr mit Fragen: Warum hatte er sich denn den Karfunkel, den er ihm bringen sollte, ins Auge setzen lassen? Und von welcher Art Drache stammte der Stein? Es dauerte mehrere Stunden, und Atres musste mehrmals ansetzen, ehe er seinem Lehrmeister endlich beigebracht hatte, dass es sich mitnichten um einen Karfunkel handelte - und dennoch fragte ihn der Magister auch Tage später noch manchmal, ob er den Stein nun endlich haben könnte.
Nachdem er erfahren hatte, dass seine veränderte Sicht der Welt dem Abrakadabra glich, brachte Atres Magister Vrook dazu, ihn auf einer weiteren Expedition, die von Ende Praios bis Ende Rondra dauerte, diesen Zauber zu lehren. Danach vermochte er seine Sicht selbstständig zu verändern, was ihm, unterstützt durch das Auge, nicht schwer fiel.
Er wollte Ende des Rondramonds gerade nach Mherwed aufbrechen, da bekam sein Meister einen neuerlichen Tobsuchtsanfall, weil er schon wieder eine Frau der Forschung vorzog - und zwei Bälger hatte er nun schon in die Welt gesetzt, ungeheuerlich! Also blieb Atres doch in Punin und stellte sich als Forschungsobjekt zur Verfügung. Magister Vrook hielt es für eine gute Idee, dass die jungen Novizen ihre Analysekünste an ihm ausprobierten, platzte in eine Vorlesung von Magister Finkenfarn herein, ekelte den raus und ließ die Studiosi dann Atres analysieren.
So ging das etwa zwei Wochen, bis Spektabilität Prishya höchstselbst Atres aus einer Vorlesung zerrte und ihn anherrschte, was das denn sollte, dieses Geheimnis so vor den Novizen auszuplaudern. Atres verwies auf Finkenfarn, zu dem er dann auch gebracht wurde, und im Gespräch zwischen Spektabilität und Magister zog auch schon das nächste Unheil herauf: Bis Ende Efferd durfte Atrs nun nicht mehr als Studienobjekt der Schüler sondern als das der Führungsriege der Akademie herhalten, wurde stundenlang untersucht und immer wieder befragt.
Bis zum 28. Efferd verhielt sich das Auge ruhig und ließ Atres in Ruhe. Doch an diesem Tag erwachte er und hatte das übermäßige Bedürfnis, etwas zu suchen - ohne zu wissen, was genau. Seine Sicht schaltete wieder zur Abrakadabra, und er taumelte gehetzt durch die Akademie zum Knoten der Astralstränge. Wie irre folgte er einer der Linien, lief gegen eine Wand, drehte um und suchte nach einem anderen Weg ihr zu folgen, stolperte, rannte weiter und suchte - bis seine Sicht sich wieder normalisierte und er sich von einem Haufen von Akademiegardisten, Studiosi und auch Magistern umringt fand. Kurzerhand tat Atres, als sei nichts Besonderes gewesen und marschierte einfach weiter.
Da sich die Alpträume immer noch nicht gelegt hatten, besuchte er schließlich den Borontempel und bat dort um Hilfe. Doch die Geweihten vermochten ihm nicht zu helfen. Zwar hätten sie ihm ein Schlafmittel geben können, doch war das nicht für den ständigen Gebrauch gedacht, da es schnell zu einer Abhängigkeit führte. Vielmehr sollte er versuchen zu ergründen, was die Träume bedeuteten - vielleicht zeigten sie ihm Szenen aus der Vergangenheit des Artefakts?
Als er tags darauf wieder mit Magister Vrook in dessen Zimmer arbeitete, klopfte es, und Atres wure ein in Leder gewickelter Brief überreicht. Auf teuren Büttenpapier prangte dort ein rotes Siegel mit dem Bärenkopf von Herzog Waldemar von Löwenhaupt. Dieser bat Atres förmlich, nach Trallop zu kommen, da die Sicherheit des gesamten Herzogtums in Gefahr sei und er sich vom Magier Hilfe erhoffte, auf seinen guten Ruf vertrauend. Kommen sollte er noch vor dem weidener Winter, und damit die Reise schnell vonstatten ging, lag noch ein offizielles Geleitschreiben mit Wappen und Siegel bei.
Atres verabschiedete sich von seinem Lehrmeister, der sich - gebeugt über ein Buch - kaum die Mühe machte, auch nur den Kopf zu heben, kaufte noch verschiedenste Winterkleidung und machte sich dann auf den Weg nach Weiden.


Leomir nutzte die Gelegenheit endlich einmal wieder den Neujahrsfeierlichkeiten in Gareth beiwohnen zu können. Mit seiner Frau Drachgard und Tochter Fiana wohnte er auch der Andacht und dem Götterorakel in der Stadt des Lichts bei. Doch wie immer war die Prophezeiung reichlich nichtssagend; das Orakel wiederholte nur immer wieder den Satz "Zwei ist eins und ein ist zwei." Anschließend verbrachte Leomir einige Tage damit, sich das große Kaiserturnier anzusehen und mit einigen der Kämpfern - beispielsweise seinem Onkel oder seinem Freund Mirshan mitzufiebern.
Danach zog er sich eine Weile zur Meditation zurück und grübelte über das Geschehene. Schließlich bat er Phex darum, ihm ein Zeichen zu geben, wie es weitergehen sollte. Zur Antwort sah er eine Gruppe in dicke Kleidung gehüllter Menschen durch sich durch ein winterliches Schneetreiben kämpfen. Die nächste Zeit verbrachte er bei seiner Familie und erlebte am 2. Efferd die Geburt seiner ersten ehelichen Tochter Leudora mit.

Travia

Reise nach Weiden
Nachdem Leomir Ende Efferd ebenfalls einen Brief von Herzog Waldemar erhalten hatte, wartete er seiner Frau zuliebe noch einige Tage, brach dann aber am 1. des Traviamonds in Richtung Norden auf. Als er gerade durch die Straßen der Rosskuppel ritt und den Pöbel beiseite scheuchte, erblickte ihn Uthred und stellte sich ihm in den Weg. Sie unterhielten sich kurz; Leomir erzählte vom Brief des Herzogs, Uthred gratulierte ihm zur Geburt seiner Tochter, dann ritt Leomir weiter und der Druide schlenderte wieder davon.
Mitte Travia erreichte Leomir Trallop und eilte sogleich zu Herzog Waldemar. Den bekam er zunächst nicht zu sehen, weil er den Kopf unter einem Tuch über einer Schüssel heißen Wassers stecken hatte, um seinen Orkschnupfen auszukurieren. Die Herzogin Yolina saß ebenfalls mit ernstem Gesicht am Tisch, und auch Walpurga von Löwenhaupt und ihr Gatte Dietrad von Ehrenstein blickten ihm freundlich entgegen.
Leomir bemühte sich, seine besten Manieren hervorzukehren und merkte bald, dass das hier am Hofe des weidener Herzogs völlig unnötig war. Die nächsten Tage wartete er auf das Eintreffen seiner Gefährten und versuchte sich an die weidener Sitten zu gewöhnen. Immerhin, so stellte er fest, brachte man ihn äußerst luxuriös unter: Sein Zimmer war sogar ständig geheizt.
In Gareth besuchte derweil Atres Leomirs Frau Drachgard, die mit ernster Miene ihre neugeborene Tochter im Arm wiegte und ihm sagte, dass ihr Mann vor einer Woche ins Herzogtum Weiden abgereist war. Sofort eilte er weiter zur Poststation, wo ihn schließlich Uthred sah und ihn ansprach. Als Atres ihm erzählte, dass er nach Trallop reisen wollte, erwiderte der Druide geheimnisvoll, dass er wusste, dass Leomir ebenfalls dorthin aufgebrochen war. Atres zeigte sich unbeeindruckt und gratulierte ihm, Leomir getroffen und mit ihm gesprochen zu haben.
Schnell hinterließ Uthred in seiner Herberge eine Nachricht für seinen Lehrmeister, auf den er die ganze Monde umsonst gewartet hatte, und kehrte dann wieder zur Poststation zurück. Dort erzählte ihm Atres ein wenig darüber, was die Magier über das Artefakt in seinem Kopf herausgefunden hatte. Mitten im Satz brach Atres dann aber plötzlich ab und sprang in die Kutsche, wo er lautstark zeterte und verlangte, dass man sofort losfahren sollte. Uthred ließ ihn mal machen, packte noch ruhig seine Sachen und stieg dann ebenfalls in die Kutsche. Als es endlich losging, beruhigte sich Atres wieder und verfluchte innerlich sein Auge.
Da in er Kutsche noch eine Gestalt in Kapuzenumhang saß, konnten sie sich nur leise unterhalten. Schließlich wechselten sie ins Bosparano und tauschte sich über Kraftlinien, Magierstäbe und andere arkane Dinge aus. Am 18. Travia erreichten sie Trallop, wo sie ebenfalls sofort zur Herzogenburg vorgelassen wurde, als Atres seine Einladung vorzeigte. Im Thronsaal hatten sie einen ungewöhnlichen Anblick: Der Herzog stand dort und schwang eine Ochsenherde, während er aufgeregt eine Geschichte erzählte, wohl von seinen vielen Kämpfen gegen die Orken. Leomir saß am Tisch und hörte aufmerksam zu, während er sich bemühte, den Kugeln auszuweichen.
Als er seine Freunde erblickte, begrüßte Leomir sie erfreut, froh, den Wortschwall des Herzogs unterbrechen zu können. Auch der freute sich sehr, dass sie endlich gekommen waren, verwechselte Uthred aber mit Heridian. Als der Druide das Missverständnis aufklärte, tobte Waldemar, wer denn den ungeladenen Gast hereingelassen hatte und wollte schon los, um seine Wachen zusammenzustauchen. Leomir und Uthred konnten ihn jedoch noch davon abbringen, und nachdem die andere beiden versichert hatten, dass der Druiden seinen Anteil an den Geschehnissen in Dragenfeld gehabt hatte, durfte Uthred bleiben. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Herzogenfamilie kehrten die drei auf ihre Zimmer zurück, und Atres berichtete Leomir noch bis spät in die Nacht von den Ereignissen in Punin.

Fröhlicher Aufbruch - oder nicht?
Am nächsten Tag wurden die drei zum Herzog gerufen, und dieses Mal waren nur Waldemar und seine Frau anwesend, da sie endlich erfahren sollte, was für eine Gefahr Weiden denn nun drohte. Mühsam mussten sie dem Herzog alles aus der Nase ziehen, da es dem offensichtlich äußerst unangenehm war, über solch übernatürliche Dinge zu sprechen. Viel erfuhren sie dennoch nicht, lediglich, dass im gesamten Herzogtum, mit Ausnahme der Gegend von Dragenfeld natürlich, immer wieder Menschen spurlos verschwunden waren. Das Zentrum dieser ungewöhnlichen Ereignisse schien aber in der Gegend von Baliho zu liegen, so dass sie am besten dort mit ihrer Suche beginnen sollten.
Sie wurden noch ordentlich ausgerüstet, so erhielt jeder einen Siegelring, der ihn als Gesandter des Herzogs auswies (und damit im Rang einem Grafen gleichstellte), ordentliche Winterkleidung, einen Achat mit den Zeichen Borons und Hesindes, der vor böser Zauberei schützen sollte und anderes mehr. Allen gemeinsam überreichte der Herzog noch ein Büchlein mit den Gebeten an die Tagesheiligen und eine Karte seines Herzogstums, die Leomir gleich mit leuchtenden Augen einsteckte. Als Fahrzeug wurde ihnen eine Kaleschka samt Fahrer gestellt.
Eilig brachen sie auf, und während Leomir nebenher ritt, setzten sich Uthred und Atres in die Kaleschka, deren viele Glöckchen fröhlich klingelten, als sie über den Schnee hinwegfegten. Ihr Fahrer, Boril, entpuppte sich als trinkfester Norbarde, der gerne und viel sang, und während Uthred sich in der Kutsche darüber amüsierte und Atres in seine Gedanken vertieft ohnehin nichts mitbekam, entschied sich Leomir, als Kundschafter ein wenig vorauszureiten, um das Gegröle nicht länger ertragen zu müssen.
In Braunsfurt suchten sie kurz den Vogt auf, der sich nach dem Vorzeigen der Ringe sehr dienstbeflissen zeigte, ihnen aber auch nicht weiterhelfen konnte. Auf dem weiteren Weg nach Anderath sahen sie dann aber in einiger Entfernung von der Straße einen verlassenen Hof, von dem der Vogt erzählt hatte, dass er aufgegeben worden sei, nachdem Orks ihn verwüstet hatten. Sie gingen hinüber, um sich das einmal anzusehen, und schon nach kurzer Untersuchung war sich Uthred, der offensichtlich schon Erfahrung damit hatte, sicher, dass es keine Orks gewesen waren, die hier eingefallen waren.
Draußen fanden sie eine Schleifspur im Schnee, der sie ein paar hundert Schritt folgten. Dort fanden sie die grausig zugerichtete und gefrorene Leiche eines Bauern. Da sonst nichts weiter zu entdecken war, wickelten sie die Leiche kurzerhand in eine Decke, schnallten sie auf die Kaleschka und zogen wieder ab. Sie brachten die Leiche kurz nach Braunsfurt zurück und fuhren dann wieder in Richtung Anderath.
Unterwegs trafen sie auf Heridian und Ogara, die ihnen stolz erzählten, dass sie auf dem Weg zum Herzog waren, weil dieser Heridian zu sehen wünschte. Die anderen winkten ab, erklärten ihnen kurz, was geschehen war, und die beiden reisten wieder mit ihnen südwärts, wobei sie schon nach kurzer Zeit entschieden, lieber mit vorne bei Leomir Ausschau nach Gefahren zu halten, als nur neben der Kutsche herzureiten.
Abends kamen sie nach Andergast, wo sie sich im Gasthaus Zum Alten Sünder einquartierten. Während Boril sich besoff, verbrachte Leomir einige Stunden damit, mit den Einheimischen in der Schenke zu sprechen, um herauszufinden, was in der Gegend an Ungewöhnlichem geschehen war. Viel war aber nicht zu holen; er erfuhr nur, dass sich der Großinquisitor da Vanya, den sie schon aus Salthel kannten, in Baliho aufhalten sollte. Außerdem war ein Fuhrmann vor einiger Zeit auf rätselhafte Weise verschwunden: Sein Zimmernachbar hatte Lärm gehört, wie von einem Kampf, aber nachdem die Zimmertür aufgebrochen worden war, um dem Mann zu Hilfe zu eilen, war nichts mehr von ihm oder einem eventuellen Angreifer zu sehen gewesen.

Ermittlungen in Baliho
Kaum dass sie am nächsten Morgen aus der Stadt geritten waren, lenkte Ogara ihr Pferd vom Weg auf einen Wald zu, weil sie dort etwas vermeinte gesehen zu haben. Bei einer Schneewehe sprang sie aus dem Sattel und fing an, eilig Schnee mit den Händen beiseite zu schaufeln. Unter dem Schnee kam schließlich eine Leiche zum Vorschein, offensichtlich die eines Fuhrmanns. Sein Brustkorb sah aus, als wären die Rippen gewaltsam nach außen gedrückt worden, und auch sonst war sein Körper ziemlich übel zugerichtet worden. Uthred untersuchte den Toten genauer und stellte fest, dass seine Eingeweide zu einem unappetitlichen Etwas verrührt worden waren - das Herz aber fehlte.
Erneut wickelten sie die Leiche in eine Decke und befestigten sie auf dem Dach der Kutsche, drehten um und brachten sie nach Anderath zurück. Auf dem Weg amüsierten sich alle zunächst über Uthreds Idee, doch das Hemd des Toten zu befragen, ob es etwas darüber wusste, wer seinen Besitzer umgebracht hatte. Als das Hemd aber plötzlich tatsächlich antwortete, wurden alle schnell wieder ruhig, auch wenn sie nicht sicher waren, ob ihnen der Druide nicht doch nur etwas mit Magie vorgaukelte. So oder so, es reichte nicht aus, um wirklich verwertbare Informationen zu erhalten. Lediglich dass der Mann einen gewaltsamen Tod gefunden hatte, bestätigte sich - aber das wäre mit Blick auf die Leiche auch nicht unbedingt notwendig gewesen.
Am Nachmittag kamen sie schon in Baliho an, wo sie sich aufteilten. Während Leomir, Atres und Uthred zu Mutter Linai gingen, machten Ogara und Heridian sich auf den Weg zum Praiostempel. Dort fragte er nach dem Inquisitor, dessen Namen er vergessen hatte. Lichthüter Brunn Baucken erkannte die beiden, da er auch in Salthel gewesen war, musste sie aber enttäuschen: Da Vanya war nicht in Baliho, und wo der Inquisitor sich aufhielt, mochte der Geweihte ihm nicht sagen. Stattdessen erzählte Brunn Baucken dass in den letzten Wochen seltsame Morde an Huren und Kurtisanen verübt worden waren, ohne dass die Garde eine Ahnung hatte, wer der Täter sein mochte.
Derweil erfuhren die anderen von Mutter Linai ebenfalls von der Mordserie. Außerdem war wie schon in Anderath auch hier eine Harpyie gesehen worden, die mehrmals über die Stadt geflogen war. In den Dörfern der Umgebung gab es Gerüchte, dass Menschen spurlos verschwunden sein sollten, und in Espen war angeblich ein Riese gesichtet worden, der aus der Schwarzen Sichel herabgestiegen war. Burggraf Avon Nordfalk von Moosgrund wurde ebenfalls vermisst, war er jetzt schon seit Monden nicht mehr in Baliho gewesen, doch befand Mutter Linai das nicht als ungewöhnlich, war von Moosgrund doch ein Mann, der gerne reiste. Außerdem hatte der Burggraf noch eine eigene Baronie, nämlich Moosgrund, eine Tagesreise weiter nordwestlich gelegen, zu verwalten; vielleicht hielt er sich ja dort auf.
Während Atres zum Hotel Pandlaril ging, wo Boril sie schon einquartiert hatte, machten Uthred und Leomir sich auf, Erkundigungen über die Morde einzuholen. Im Silbertaler beteiligte Uthred sich am "Silbertalerschnacken", gab jede Menge Biere auf seine Kosten aus und machte sich die Fuhrmänner zum Freund, um sie dann unverfänglich zu fragen, wo man denn hier in Baliho noch auf andere Weise Spaß haben konnte. Leomir tat an der Theke das gleiche, und so erfuhren sie, dass es in der Stadt vier Freudenhäuser und einen Straßenstrich gab.
Als sie durch das entsprechende Viertel marschierten, wurden sie von einem fetten, großen, knapp bekleideten und grell geschminkten Weib angesprochen, das ihnen eindeutige Angeboten machte. Uthred grinste vergnügt, als Leomir mit ihr anbändelte. Die Dame pries sich als mit guten Rundungen ausgestattet und außerdem guten gewaschen, und beides demonstierte sie dem Gelehrten, dem sich daraufhin der Magen umdrehte; nur mit Mühe hielt er seine Züge einigermaßen unter Kontrolle. Schließlich folgten die beiden der Hure in ein schmutziges, stickiges Zimmer, wo sie sogleich zur Sache kommen wollte. Die beiden Männer ließen Gold aufblitzen und erklärten, dass sie sich nur gerne mit ihr unterhalten würden - was der nun auch egal war, solange sie ihr Geld bekam.

Erste Spuren
Daraufhin berichtete die Hure ihnen von den drei Toten, die es bisher gegeben hatte: Kupurda, ebenfalls eine Hure vom Straßenstrich, eine Schankmagd und eine etwas besser gestellte Kurtisane. Bei den letzten beiden Toten hatte man Travias Heilige Gans gefunden, die den Leichen in die Haut geritzt worden war. Die beiden untersuchten noch Kupurdas Zimmer, das über einer Herberge lag, deren Besitzer offensichtlich nicht besonders erfolgreich war, der Uthred aber als Abrakadabra von früher erkannte. Aber dort war nichts zu finden.
Derweil trafen Heridian, Ogara und Atres sich im Hotel und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Stadtgarde. Dort zeigten sie ihre Siegelringe vor, und der Hauptmann berichtete ihnen von den bisherigen Ermittlungen, so dass sie auf einfacherem Weg dasselbe erfuhren wie die anderen beiden auch. Als sie den Hauptmann nach einer heißen Spur fragten, berichtete dieser von den Traviasymbolen, die den Opfern in die Haut geritzt worden waren, und erklärte, dass sie es wohl mit einem Täter zu tun hatten, der die Travia-Kirche nicht leiden mochte. Außerdem gab es da diesen Besitzer der Herberge, deren Namen ständig wechselte, der observiert wurde, weil er als Verdächtiger galt. Eines der Opfer hatte über seiner Herberge gewohnt und für ihn gearbeitet. Sie boten an zu helfen, aber der Hauptmann behauptete, dass man alles gut im Griff hatte. Trotzdem wiesen sie auf Leomir und Uthred hin, die schon unterwegs waren, um zu ermitteln, ehe sie sich höflich verabschiedeten und zum Hotel zurückkehrten.
Die anderen beiden waren mittlerweile auch ins Hotel zurückgekehrt, wurden dort aber kurz nach ihrer Ankunft aus ihren Zimmer geholt. Während Uthred von einem Gardisten herumgeschubst wurde, wurde Leomir höflich gebeten, sie doch zur Garde zu begleiten. Als der Name von Streitzig wurde jedoch auch Uthred schnell wieder in Ruhe gelassen. Die beiden sprachen im Gardehaus mit dem Hauptmann und erklärten diesem, wer sie waren, zeigten ihre Siegelringe vor und durften wieder gehen. Genervt kehrten sie zum Hotel zurück, wo die anderen schon auf sie warteten und sich prächtig über sie amüsierten.
Die Nacht verbrachte Leomir im Phextempel (nachdem er bei der Garde nachgefragt hatte, wo der geheime Tempel denn lag), wo er Informationen kaufte - schließlich war eine der Frauen direkt vor dem Tempel getötet worden. Die Beschreibung des Täters, die Nescor Erfold ihm geben konnte, war aber nicht wirklich hilfreich - es hatte sich um einen großen Mann in Fuhrmannsmantel gehandelt, der mit unnatürlicher Stimme gesprochen hatte, mehr hatte der Geweihte auch nicht mitbekommen. Er wies Leomir aber noch auf eine vierte Tote hin, von der die Garde glaubte, dass sie mit diesem Fall nichts zu tun hatte: Eine Fischerin war vor etwa einem Mond am Morgen tot in ihren Netzen gefunden worden. Sie hatte kein offensichtlichen Wunden gehabt, so dass man davon ausgegangen war, dass sie wohl ertrunken war, und sie schnell unter die Erde gebracht hatte. Außerdem brachte er Leomir darauf, dass alle Morde im Abstand von einer Woche stattgefunden hatten - der nächste Termin wäre also in zwei Nächten, wenn wieder Vollmond sein sollte.
Uthred verließ dagegen spät abends das Hotel, um hinaus in den Wald zu gehen. Am Nordtor wollten ihm die Wachen jedoch zu dieser Zeit nicht das Tor öffnen. Als er den Ring Waldemars vorzeigte, nahmen die ihn kurzerhand fest, sicher, dass der doch nur gestohlen oder gefälscht sein konnte. Im Gardehaus wurde er in eine kleine Zelle gesperrt, wo er es sich auf einer versifften Steinpritsche gemütlich machen durfte. Als am nächsten Morgen immer noch niemand kam, um nach ihm zu sehen oder ihn freizulassen, versuchte er, den Kerker eben Abrakadabra zu verlassen.
Alles ging gut, und sein Geist verließ seinen Körper, der auf der Pritsche lag - vermochte aber nicht, die Wände der Zelle zu durchdringen, wie es sonst der Fall war. Sicher, dass etwas schief gegangen sein musste, versuchte Uthred, wieder in seinen Körper zurückzukehren, aber auch das war ihm nicht möglich.

Ein verhängnisvoller Fehler
Als Uthred morgens im Hotel fehlte, gingen Atres, Leomir und Ogara zur Garde, um nachzufragen, ob ihn jemand gesehen hatte. Sie klärten das Missverständnis schnell auf und begleiteten den Hauptmann zur Zelle. Als er dort aber den Druiden freilassen wollte, regte sich dieser nicht und erschien fast tot. Während Leomir ärgerlich auf den Hauptmann einschimpfte und den veranlasste, sofort einen Medicus rufen zu lassen, machte sich Uthred bei Atres bemerkbar, indem er auf ihn einschlug. Der Magier verspürte an den entsprechenden Stellen ein Kribbeln auf der Haut und wunderte sich.
Er sah sich mit seiner Abrakadabra um, und entdeckte den Geist des Druiden, der direkt neben ihm stand. Der Magier konnte mit Uthred sprechen, dieser sich ihm aber nicht verständlich machen. Dennoch war für Atres offensichtlich, dass da ein Zauber nicht ganz so gelaufen war, wie der Druide sich das vorgestellt hatte. Leomir und der Hauptmann wunderten sich, mit wem Atres da plötzlich redete, und als der ihnen erklärte, was los war, ließen sie die beiden allein und schickten den Medicus wieder nach Hause. Verlegen entschuldigte sich Leomir bei dem Hauptmann für den Ärger und ging zum Hotel zurück.
Atres konnte Uthred jedoch auch nicht helfen, so dass diesem nichts Anderes übrig blieb, als zu warten, ob mit dem Ende seiner astralen Kräfte auch der Zauber endete. Er versuchte Atres begreiflich zu machen, dass er gerne unter einem Baum beerdigt werden würde, aber auch das misslang gründlich. Schließlich mochte Atres nicht mehr in der Zelle warten, packte sich Uthreds Körper und brachte ihn zu seinem Bett im Hotel. Ängstlich krallte sich Uthred an seinen Körper und folgte.
Im Zimmer ließ er sich neben dem Körper auf das Bett sinken und hielt seine eigenen Hand, bis er nach endlos langer Zeit endlich spürte, wie er einzusinken begann. Freudig warf er sich auf seinen Körper, und wenige Augenblicke war später war alles wieder normal, wenn man von dem Umstand absah, dass ihm speiübel war und die Welt sich um ihn drehte. Heridian, der den Aufschrei unten im Hotel gehört hatte, kam schnell dazu und kümmerte sich ein wenig um den Druiden, der über einem Eimer stand und würgte und würgte. Als Uthred sich wieder im Bett verkroch und sich die Decke über den Kopf zog, ließ Heridian ihn wieder in Ruhe.
Früh am Morgen hatte Heridian derweil Mutter Linai die Sache mit den Traviasymbolen auf den Leichen erklärt, hatte die Garde doch nicht den Mut besessen, die Traviageweihte davon zu unterrichten. Er bat Linai, der Spur nachzugehen, dass es vielleicht doch eines ihrer übereifrigen Schäfchen gewesen sein konnte, auch wenn er das für unwahrscheinlich hielt. Der Geweihten fielen tatsächlich einige Leute ein, die vielleicht verblendet genug sein mochten, doch wollte sie diese erst einmal selbst untersuchen und bat Heridian, am nächsten Tag wieder deswegen zu ihr zu kommen.
Die anderen untersuchten derweil die Tatorte. Zunächst gingen sie zur alten Eiche, wo die Kurtisane gefunden worden war, doch dort gab es nichts zu sehen. Während sie herumsuchte, hörte Atres plötzlich ein Flüstern, das ihn drängte, sein Auge zu enthüllen, aber er ignorierte das. Daraufhin wechselte seine Sicht für einen kurzen Augenblick, so dass er sich doch entschied, die Gegend mittels Abrakadabra zu untersuchen. Sofort erstrahlte vor ihm ein dicker Strang an magischer Kraft, der mitten durch die alte Eiche lief. Der Strang kam von Osten und verlief weiter in Richtung Westen, ohne dass in einer der beiden Richtungen ein Ende abzusehen gewesen wäre.
Auch beim Phextempel war nicht viel mehr zu entdecken, als vielleicht noch ein wenig Blut zwischen den Pflastersteinen - die Garde war mit ihren Säuberungen sehr gründlich gewesen, wenn man bedachte, dass nach dem Mord angeblich die ganze Straße rot von Blut gewesen sein sollte, weil der Mörder der Frau die Kehle aufgerissen hatte. Entmutigt kehrten sie wieder um. Leomir sah noch einmal bei der Stadtgarde vorbei. Als er sich dort gerade mit dem Hauptmann unterhielt, bekam er mit, wie der Wirt der Taverne, die ständig ihren Namen wechselte, verhaftete wurde. Begründung war der Fund eines blutigen Messers in seiner Taverne, welches ihm die Gardisten auch stolz zeigten - ein gewöhnliches Messer, das auch nicht mehr Blut an der Klinge kleben hatte, als es in solchen gesellschaftlichen Schichten wohl üblich war. Eilig berichtete er dem Rest davon, der daraufhin das Haus durchsuchen wollte, aber auch dort war nichts zu finden, sah man einmal von den Gardisten ab, die sehr eifrig und pingelig den Weinkeller untersuchten.

Sumus Adern
Abends, als es dem Druiden wieder besser ging, nahm Atres Uthred mit zur großen Eiche, um ihm den Strang von astraler Kraft zu zeigen, den er dort gesehen hatte. Der aber sah nichts, kannte er doch den entsprechenden Zauber nicht und hatte auch Mühe zu verstehen, was der Magier überhaupt von ihm wollte. So trennten sie sich wieder; Atres kehrte zum Hotel zurück, und Uthred mochte weder im Hotelzimmer noch in einer Kerkerzelle übernachten, sondern in der freien Natur, und verließ die Stadt. Heridian besuchte derweil den Rahja-Tempel der Stadt, wo er von der Geweihten, die ihn begrüßte, zunächst gar nicht als Geweihter erkannt wurde. Dann aber neigte er den Kopf, um die Tätowierung an seinem Hals zu zeigen, und sie gab ihm freundlich, aber immer noch ein wenig reserviert ein Zimmer. Leomir trieb sich in diversen Tavernen herum, um noch weitere Informationen zu bekommen.
Außerhalb der Stadt zückte Uthred seinen Vulkanglasdolch und konzentierte sich, um Sumus Adern zu erspüren. Tatsächlich leuchtete sein Dolch, und er erkannte, dass eine Ader direkt in seiner Nähe von Ost nach West verlief. Vorsichtig kehrte er in die Stadt zurück, den Dolch unter dem Mantel versteckt und spähte ab und zu, ob er der Ader noch folgte. Schließlich stand der Druide wieder vor dem Galgenbaum, durch den die Ader verlief. War es das, was Atres ihm hatte zeigen wollen?
Wie er da so stand und grübelte, schnauzte ihn plötzlich ein Fuhrmann von der Seite her an, der den Dolch hatte leuchten sehen. Noch dazu stand Uthred ja an derselben Stelle, an der der Mord geschehen war - damit war doch klar, dass er der Metzenschnitter sein musste! Auf das Geschrei des Mannes hin versammelten sich in Windeseile noch mehr Menschen um Uthred herum, und schließlich trieb ihn der wütende Mob in Richtung Gardehaus.
Heridian vernahm den Lärm im Tempel und eilte hinaus, um zu sehen, was vor sich ging. Als er Uthred erkannte, der sich wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte, versuchte er, die Menge zu beruhigen. Als seine Bemühungen nichts fruchteten, begleitete er die Menschenmenge wenigstens zur Garde. Dabei passierten sie auch Leomir, der gerade aus einer Taverne trat und ungläubig den Mob ansah, und auch er schloss sich dem Zug an, hielt sich aber zurück, hatte er doch im Augenblick nicht die passende Kleidung an. Schließlich kam auch noch Atres dazu.
Vor dem Gardehaus schrie die Menge so lange, bis der Hauptmann schnellen Schrittes aus dem Haus kam und zu wissen verlangte, was passiert war. Der Fuhrmann und andere beschuldigten den Druiden laut erneut des Mordes und der unlauteren Magie, doch der Hauptmann brachte sie mit einem Wink zum Schweigen. Uthred erklärte, dass er nicht der Metzenschnitter war, sondern nur am Baum hatte Kräuter sammeln wollen - und natürlich hatte sein Dolch nicht geleuchtet, wie sollte denn das gehen?. Der Gardist schenkte ihm nicht so recht Glauben, wusste man doch, dass solche Leute üblicherweise Kräutersicheln und keine Messer benutzten. Aber schließlich setzte sich Uthred doch durch, und der Hauptmann schickte die Leute wieder weg, besah sich aber noch einmal den fraglichen Dolch.
Als auch der Hauptmann wieder verschwunden war, schlenderten sie langsam in Richtung Hotel zurück. Dabei lästerten Leomir und Atres darüber, dass die Ereignisse der letzten Wochen dem Druiden wohl nicht gut getan hatten. Zunächst hielt Uthred sich noch zurück, aber dann begann er sie in einem Wutanfall zusammenzuschreien: Eigentlich war es ihm immer gut gegangen, aber seit eine korpulente Frau gemeint hatte, eine verbrannte Geweihte suchen zu müssen, und er sich in jugendlicher Dummheit gedacht hatte, es wäre doch eine gute Idee, sich ihr anzuschließen, geriet er von einer brenzligen Situation in die nächste - und sie waren da bestimmt nicht ganz unschuldig dran, egal, wie sie jetzt auch lästerten.

Die Scherenschleiferin
Eine Weile diskutierten sie noch gut gelaunt auf der Straße herum und erinnerten sich an die vielen lustigen Situation, die es schon gegeben hatte, dann trennten sich sie für die Nacht. Heridian kehrte in den Rahja-Tempel zurück, während Leomir ins Hotel ging. Uthred überlegte es sich angesichts der Kälte noch einmal, im Wald schlafen wollen und folgte Atres ebenfalls zum Hotel, wo er mit dem Magier noch ein wenig über Sumus Adern diskutierte, die man seiner Meinung nach nicht mit einem Zauber sehen konnte, schließlich waren es die Lebensadern der Mutter; die vermochte man nur zu erspüren. Unsicher, ob sie nun über dasselbe redeten oder nicht, gingen sie schließlich schlafen.
Den nächsten Tag verbrachte Uthred damit, entlang des Verlaufs von Sumus Ader eine Unterkunft zu suchen. Er fand eine akzeptable Absteige am Stadttor, verlangte ein Zimmer, vergewisserte sich noch einmal, dass die Ader tatsächlich dort hindurch verlief und zog dann in dieses Zimmer um.
Heridian und Leomir besuchten derweil noch einmal Mutter Linai im Tempel, die sich ja nach möglichen Mördern unter den Gläubigen des Tempels hatte umsehen wollen. Die Geweihten nannte ihnen eine Scherenschleiferin, die für ihre Eifersucht und ihren Fanatismus berüchtigt war. Die Frau sperrte sogar ihren Mann regelrecht zuhause ein, aus Angst, er könnte sie betrügen, zudem wetterte sie regelmäßig darüber, dass die Huren in der Stadt überhaupt geduldet wurden. Zwar glaubte sie nicht, dass die Handwerkerin wirklich zu einem Mord fähig sein mochte, aber ganz ausschließen wollte Mutter Linai das auch nicht.
Als Leomir sich einmal das Haus der Handwerkerin besehen wollte, verließ diese gerade das Haus. Er gab vor zu stolpern und rempelte sie an, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie unterhielten sich kurz, und dann bot sie ihm an, doch einmal einen Blick auf seine Klingen zu werfen, auch wenn es keine Scheren waren, so dass Leomir sie mit ins Hotel nahm. Während die Frau arbeitete, unterhielt er sich ein wenig mit ihr, um sich selbst ein Bild von ihr machen zu können. Wie von Mutter Linai gesagt, stellte sie sich als religiöse Eiferin heraus, die die Gebote Travias besonders streng auslegte und auch wollte, dass alle anderen Menschen so lebten.
Nachts schlich sich der Phex-Geweihte erneut zum Haus und wartete darauf, dass alle Fenster dunkel wurden. Einmal hörte er ein Rumpeln im Obergeschoss, wie als ob etwas oder jemand gegen den Laden krachte, wartete aber weiter, da noch Kerzen brannten. Dann endlich konnte er vorsichtig durch einen Fensterladen ins Haus klettern und sich ein wenig umsehen. Er fand jedoch nichts Ungewöhnliches; das Haus war ein typisches Haus des Mittelstandes, dazu noch recht sauber und aufgeräumt. Im Obergeschoss fand er das Ehepaar friedlich nebeneinander liegen und schlafen.
Er besah sich noch den Keller, wo es auch keinen geheimen Ritualraum gab, und als er mit einer Kerze in der Hand wieder die Treppe hinaufstieg und in die Küche treten wollte, verspürte er ein wohlbekanntes Kribbeln im Nacken. Schnell warf er sich wieder nach hinten, als ein Holzscheit auf ihn zusauste und ihn knapp verfehlte. Er griff nun seinerseits den Angreifer an, in dem er den Ehemann vermutete, und beide fielen gemeinsam die Treppe herunter. Schnell rappelte sich Leomir wieder auf und stürzte die Treppe hinauf, um aus dem Haus zu fliehen.
Als er in die Küche rannte und auf den Laden zuhielt, fiel ihm auf, dass dieser ein wenig offen stand, obwohl er ihn wieder geschlossen hatte, nachdem er hindurch gestiegen war. Er bremste ab und drehte sich um, und siehe da, der andere war ebenfalls ein Dieb, der sich in dieser Nacht dasselbe Ziel gesucht hatte. Der junge Mann gehörte der örtlichen Diebesgilde an und kündigte an, sich beschweren zu wollen, dass er hier einfach unerlaubt in ihren Revier wilderte. Dann hörten sie von oben, wo die Eheleute schliefen eine Bewegung, und beide sahen zu, dass sie davon kamen.

Schon wieder der Nordstern
Dann war auch schon der 23. Travia hereingebrochen, der Tag an dem sie vermuteten, dass der nächste Mord stattfinden würde, und sie hatten immer noch keine weitere Ahnung, wo sie suchen sollten. So begab sich Heridian in den Rahja-Tempel und bat den dortigen Gastgeber der Leidenschaft, ihm zu helfen, Rahja um einen Hinweis zu bitten. Während seiner Meditiation sah der Rahja-Geweihte ein Bild des Spielhauses Nordstern, so dass er sich sicher war, dass wieder dort etwas geschehen würde. Schnell alarmierte er die anderen, die sich daraufhin gleich auf den Weg zum Spielhaus machen wollten, um sich dort ein wenig umzusehen. Zuvor aber schlug Uthred vor, noch die Runenknochen zu werfen und aus den Gebeten an die Tagesheiligen vorzulesen, was sie dann auch begeistert taten.
Nachdem sie noch ein wenig herumgealbert hatten, welcher Knochen denn nun für wen stand und wer damit unter wem zu liegen gekommen war, brachen sie dann doch auf. Das Spielhaus war natürlich noch geschlossen, und auch der Besitzer war nicht zu sprechen, aber sie besahen sich schon einmal die Umgebung. Sie besuchten ein weiteres Mal Mutter Linai und fragten sie über das Spielhaus aus, und die Geweihte wollte auch gleich am Abend dort sein, für alle Fälle.
Als sie den Tempel verlassen hatten und zum Hotel zurückkehrten, kam es zu einer hitzigen Diskussion: Heridian und Ogara waren sich absolut sicher, dass etwas im Nordstern passieren würde, sonst hätte die Herrin Rahja ihm nicht dieses Bild gesandt, aber Atres, Uthred und Leomir hielten dagegen, dass es auch nur bedeuten mochte, dass die Geschehnisse auf irgendeine Weise mit dem Spielhaus zu tun hatten, aber nicht zwangsläufig der Mord dort geschehen musste. Außerdem warf Leomir Heridian vor, Mutter Linai noch ermutigt zu haben, zum Nordstern zu kommen, obwohl es dort am Abend ziemlich gefährlich werden mochte. Die Geweihte konnte sich zwar zur Not ganz passabel verteidigen, aber eine Kämpferin war sie nicht, war doch schon der Anblick von Zombies zu viel für sie gewesen.
Deshalb waren die einen dafür, den Besitzer des Hauses einzuweihen, während die anderen dagegen hielten, dass man nicht voraussagen konnte, wie der Zwerg reagieren mochte - vielleicht würde er ja die Stadtgarde einweihen, was erstens für Unruhe in der Bevölkerung sorgen würde und zweitens dafür sorgen würde, dass es weniger Gardisten anderswo gab - was schlecht wäre, wenn der Mord tatsächlich nicht im Nordstern stattfinden sollte. Lautstark diskutierten sie im Schankraum des Hotels, bis sie ein Kellner freunlich auf den "Entspannungsraum" verwies, in dem die anderen Gäste nicht durch ihr Gespräch belästigt würden. Sie zogen sich dorthin zurück und planten weiter, und schließlich setzten sich Ogara und Heridian durch. Um am Abend in guter Verfassung zu sein, legte sich alle noch ein wenig schlafen.