Benutzer:StipenTreublatt/Mülheimer Runde/Chronik 1022/Praios bis Travia

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1022 BF (29 Hal)

Praios bis Efferd

Das Netz zwischen den Sternen
Nachdem Atres die Namenlosen Tage bei Leomir und seiner Frau Drachgard verbracht hatte, blieb er noch ein paar Tage in Gareth und machte sich dann auf den Weg nach Punin. Am Vorabend hatte er einen seltsamen Traum von Spinnen, die eifrig ein Netz zwischen den Sternen und dem Madamal woben, und als er am Morgen seiner Abreise erwachte, fühlte er sich erschöpft und kaum erholt. Er machte sich auf den Weg zur Postkutschenstation und ging dabei an eine großen Platz mit einem großen Baum in der Mitte vorbei. Da wurde plötzlich sein Auge etwas warm, ein roter Schleier legte sich über seine Sicht, und dann sah er wieder auf die magische Weise, wie er es ein paar Tage zuvor getan hatte.
Er sah Fasern und Linien von magischer Kraft überall in der näheren Umgebung, und ein dicker Astralstrang verlief quer durch die Stadt direkt durch den Baum und verschwand auf der andere Seite wieder. Fasziniert blieb Atres stehen und verfolgte das Schauspiel eine Weile. Menschen liefen direkt durch den Strang hindurch, offensichtlich ohne etwas davon zu spüren, und auch mit dem Strang passierte nichts. Als er selbst den Strang berührte, tat sich auch nichts. Aufgeregt folgte der Magier dem Strang ein wenig, beobachtete, wie er mal oberirdisch, mal unterirdisch verlief, Häuser durchquerte und sich auf diese Weise durch die Stadt schlängelte. Da jedoch kein Ende abzusehen war, kehrte er schließlich wieder um und stieg in die Kutsche Richtung Punin, in Gedanken immer noch bei seiner rätselhaften Entdeckung.
Mitte Praios stieg er in Punin wieder aus seiner Kutsche und hielt auf das Akademiegebäude zu, als sich seine Sicht abermals veränderte. Zu seiner Überraschung war er gerade direkt neben einem weiteren (oder demselben?) Strang hergelaufen - und dieser hielt wie er direkt auf die Akademie der Hohen Magie zu. Begeistert folgte er dem Strang zum Tor, wo er den Wachen abwesend seinen Namen nannte und einfach weiterlief; glücklicherweise vermochten die das Tor schnell genug für ihn zu öffnen. Er taumelte weiter in das Hauptgebäude und hatte nur Augen für den Strang, was dazu führte, dass er schließlich doch an einer Säule hängen blieb.
Unbeeindruckt lief er weiter und gelangte schließlich in einen zentralen Versammlungssaal, wo zu seinem größten Erstaunen noch ein weiterer Astralstrang zu sehen war, der den kreuzte, dem er die ganze Zeit gefolgt war. Mit offenem Mund bestaunte er den Kreuzungspunkt, verwirrt auf sich selbst einplappernd, bis sich seine Sicht wieder normalisierte und er in das besorgte Gesicht eines Akademiegardisten blickte. Kopfschüttelnd begleitete der ihn noch zum Zimmer seines Lehrmeisters, doch Magister Vrook war nicht dort. An seiner Tür hing immer noch der Hinweis, dass er in Trutzacker sei.
Also suchte Atres Magister Finkenfarn auf, um zu fragen, wo Vrook steckte. Der wimmelte ihn erst ab, aber als Atres ein ungewöhnliches Artefakt erwähnte, wurde er doch schnell in das Zimmer des Magisters gebeten. Dort nahm er seine Augenklappe ab, und Finkenfarn fragte ihn erstaunt, warum er sein Auge durch einen Edelstein hatte ersetzen lassen. Atres wollte ihm die wahre Geschichte erklären und bestand darauf, dass es sich um sein eigenes Auge handelte, das sich verwandelt hatte, doch der Magister wollte davon nichts hören.
Vier Tage lang dauerten die Untersuchungen, dann entließ der Magister Atres wieder. Erschöpft taumelte Atres durch die Akademie und suchte nach seinem Lehrmeister, aber niemand wusste, wo er seine Feldstudien betrieb. Alles, was er herausfinden konnte, war, dass Vrook bei seinen Studien wohl das halbe Labor zerlegt hatte und deshalb gebeten worden war, draußen weiterzuforschen, wo man nun einfach nur seinen Rauchspuren folgen müsste, um ihn zu finden. Aber da kehrte der Magister gerade selbst von seinem Ausflug zurück und pflaumte Atres an, was er denn so nutzlos herumstünde - sie hätten viel zu tun, um seine Forschungsergebnisse auszuwerten.

Äußerst ungewöhnlich: Dieser Edelstein beinhaltet eine pulsierende Matrix, die mit der Matrix des Trägers eng verbunden ist, aber nicht direkt zu ihm gehört. Darüber hinaus: Direkte Beobachtung scheint die Matrix zu verändern. Weitere Untersuchungen notwendig.

Salandrion Farnion Finkenfarn, Laborbuch 1022 BF

Ein interessantes Studienobjekt
Atres tat wie ihm geheißen, zog aber seine Augenklappe aus. Es dauerte eine geraume Zeit, ehe Vrook sein verändertes Auge überhaupt bemerkte, doch dann bestürmte er Atres umso mehr mit Fragen: Warum hatte er sich denn den Karfunkel, den er ihm bringen sollte, ins Auge setzen lassen? Und von welcher Art Drache stammte der Stein? Es dauerte mehrere Stunden, und Atres musste mehrmals ansetzen, ehe er seinem Lehrmeister endlich beigebracht hatte, dass es sich mitnichten um einen Karfunkel handelte - und dennoch fragte ihn der Magister auch Tage später noch manchmal, ob er den Stein nun endlich haben könnte.
Nachdem er erfahren hatte, dass seine veränderte Sicht der Welt dem Abrakadabra glich, brachte Atres Magister Vrook dazu, ihn auf einer weiteren Expedition, die von Ende Praios bis Ende Rondra dauerte, diesen Zauber zu lehren. Danach vermochte er seine Sicht selbstständig zu verändern, was ihm, unterstützt durch das Auge, nicht schwer fiel.
Er wollte Ende des Rondramonds gerade nach Mherwed aufbrechen, da bekam sein Meister einen neuerlichen Tobsuchtsanfall, weil er schon wieder eine Frau der Forschung vorzog - und zwei Bälger hatte er nun schon in die Welt gesetzt, ungeheuerlich! Also blieb Atres doch in Punin und stellte sich als Forschungsobjekt zur Verfügung. Magister Vrook hielt es für eine gute Idee, dass die jungen Novizen ihre Analysekünste an ihm ausprobierten, platzte in eine Vorlesung von Magister Finkenfarn herein, ekelte den raus und ließ die Studiosi dann Atres analysieren.
So ging das etwa zwei Wochen, bis Spektabilität Prishya höchstselbst Atres aus einer Vorlesung zerrte und ihn anherrschte, was das denn sollte, dieses Geheimnis so vor den Novizen auszuplaudern. Atres verwies auf Finkenfarn, zu dem er dann auch gebracht wurde, und im Gespräch zwischen Spektabilität und Magister zog auch schon das nächste Unheil herauf: Bis Ende Efferd durfte Atres nun nicht mehr als Studienobjekt der Schüler sondern als das der Führungsriege der Akademie herhalten, wurde stundenlang untersucht und immer wieder befragt.
Bis zum 28. Efferd verhielt sich das Auge ruhig und ließ Atres in Ruhe. Doch an diesem Tag erwachte er und hatte das übermäßige Bedürfnis, etwas zu suchen - ohne zu wissen, was genau. Seine Sicht schaltete wieder zur Abrakadabra, und er taumelte gehetzt durch die Akademie zum Knoten der Astralstränge. Wie irre folgte er einer der Linien, lief gegen eine Wand, drehte um und suchte nach einem anderen Weg ihr zu folgen, stolperte, rannte weiter und suchte - bis seine Sicht sich wieder normalisierte und er sich von einem Haufen von Akademiegardisten, Studiosi und auch Magistern umringt fand. Kurzerhand tat Atres, als sei nichts Besonderes gewesen und marschierte einfach weiter.
Da sich die Alpträume immer noch nicht gelegt hatten, besuchte er schließlich den Borontempel und bat dort um Hilfe. Doch die Geweihten vermochten ihm nicht zu helfen. Zwar hätten sie ihm ein Schlafmittel geben können, doch war das nicht für den ständigen Gebrauch gedacht, da es schnell zu einer Abhängigkeit führte. Vielmehr sollte er versuchen zu ergründen, was die Träume bedeuteten - vielleicht zeigten sie ihm Szenen aus der Vergangenheit des Artefakts?
Als er tags darauf wieder mit Magister Vrook in dessen Zimmer arbeitete, klopfte es, und Atres wure ein in Leder gewickelter Brief überreicht. Auf teuren Büttenpapier prangte dort ein rotes Siegel mit dem Bärenkopf von Herzog Waldemar von Löwenhaupt. Dieser bat Atres förmlich, nach Trallop zu kommen, da die Sicherheit des gesamten Herzogtums in Gefahr sei und er sich vom Magier Hilfe erhoffte, auf seinen guten Ruf vertrauend. Kommen sollte er noch vor dem weidener Winter, und damit die Reise schnell vonstatten ging, lag noch ein offizielles Geleitschreiben mit Wappen und Siegel bei.
Atres verabschiedete sich von seinem Lehrmeister, der sich - gebeugt über ein Buch - kaum die Mühe machte, auch nur den Kopf zu heben, kaufte noch verschiedenste Winterkleidung und machte sich dann auf den Weg nach Weiden.

Atres trägt Karfunkel als Schmuck, für die Frauen. Forschungsfreie Zeit in Weiden genehmigt. Nachtruhe unregelmäßig, Durchbruch abzusehen.

– Meister Vrook, Notizbuch 1022 BF


Leomir nutzte die Gelegenheit endlich einmal wieder den Neujahrsfeierlichkeiten in Gareth beiwohnen zu können. Mit seiner Frau Drachgard und Tochter Fiana wohnte er auch der Andacht und dem Götterorakel in der Stadt des Lichts bei. Doch wie immer war die Prophezeiung reichlich nichtssagend; das Orakel wiederholte nur immer wieder den Satz "Zwei ist eins und ein ist zwei." Anschließend verbrachte Leomir einige Tage damit, sich das große Kaiserturnier anzusehen und mit einigen der Kämpfern - beispielsweise seinem Onkel oder seinem Freund Mirshan mitzufiebern.
Danach zog er sich eine Weile zur Meditation zurück und grübelte über das Geschehene. Schließlich bat er Phex darum, ihm ein Zeichen zu geben, wie es weitergehen sollte. Zur Antwort sah er eine Gruppe in dicke Kleidung gehüllter Menschen durch sich durch ein winterliches Schneetreiben kämpfen. Die nächste Zeit verbrachte er bei seiner Familie und erlebte am 2. Efferd die Geburt seiner ersten ehelichen Tochter Leudora mit.

"War ich auch mal so verschrumpelt?"

– Fiona von Streitzig, Ausruf nach der Geburt ihrer Schwester Leudora 1022 BF

Travia

Reise nach Weiden
Nachdem Leomir Ende Efferd ebenfalls einen Brief von Herzog Waldemar erhalten hatte, wartete er seiner Frau zuliebe noch einige Tage, brach dann aber am 1. des Traviamonds in Richtung Norden auf. Als er gerade durch die Straßen der Rosskuppel ritt und den Pöbel beiseite scheuchte, erblickte ihn Uthred und stellte sich ihm in den Weg. Sie unterhielten sich kurz; Leomir erzählte vom Brief des Herzogs, Uthred gratulierte ihm zur Geburt seiner Tochter, dann ritt Leomir weiter und der Druide schlenderte wieder davon.
Mitte Travia erreichte Leomir Trallop und eilte sogleich zu Herzog Waldemar. Den bekam er zunächst nicht zu sehen, weil er den Kopf unter einem Tuch über einer Schüssel heißen Wassers stecken hatte, um seinen Orkschnupfen auszukurieren. Die Herzogin Yolina saß ebenfalls mit ernstem Gesicht am Tisch, und auch Walpurga von Löwenhaupt und ihr Gatte Dietrad von Ehrenstein blickten ihm freundlich entgegen.
Leomir bemühte sich, seine besten Manieren hervorzukehren und merkte bald, dass das hier am Hofe des weidener Herzogs völlig unnötig war. Die nächsten Tage wartete er auf das Eintreffen seiner Gefährten und versuchte sich an die weidener Sitten zu gewöhnen. Immerhin, so stellte er fest, brachte man ihn äußerst luxuriös unter: Sein Zimmer war sogar ständig geheizt.
In Gareth besuchte derweil Atres Leomirs Frau Drachgard, die mit ernster Miene ihre neugeborene Tochter im Arm wiegte und ihm sagte, dass ihr Mann vor einer Woche ins Herzogtum Weiden abgereist war. Sofort eilte er weiter zur Poststation, wo ihn schließlich Uthred sah und ihn ansprach. Als Atres ihm erzählte, dass er nach Trallop reisen wollte, erwiderte der Druide geheimnisvoll, dass er wusste, dass Leomir ebenfalls dorthin aufgebrochen war. Atres zeigte sich unbeeindruckt und gratulierte ihm, Leomir getroffen und mit ihm gesprochen zu haben.
Schnell hinterließ Uthred in seiner Herberge eine Nachricht für seinen Lehrmeister, auf den er die ganze Monde umsonst gewartet hatte, und kehrte dann wieder zur Poststation zurück. Dort erzählte ihm Atres ein wenig darüber, was die Magier über das Artefakt in seinem Kopf herausgefunden hatte. Mitten im Satz brach Atres dann aber plötzlich ab und sprang in die Kutsche, wo er lautstark zeterte und verlangte, dass man sofort losfahren sollte. Uthred ließ ihn mal machen, packte noch ruhig seine Sachen und stieg dann ebenfalls in die Kutsche. Als es endlich losging, beruhigte sich Atres wieder und verfluchte innerlich sein Auge.
Da in er Kutsche noch eine Gestalt in Kapuzenumhang saß, konnten sie sich nur leise unterhalten. Schließlich wechselten sie ins Bosparano und tauschte sich über Kraftlinien, Magierstäbe und andere arkane Dinge aus. Am 18. Travia erreichten sie Trallop, wo sie ebenfalls sofort zur Herzogenburg vorgelassen wurde, als Atres seine Einladung vorzeigte. Im Thronsaal hatten sie einen ungewöhnlichen Anblick: Der Herzog stand dort und schwang eine Ochsenherde, während er aufgeregt eine Geschichte erzählte, wohl von seinen vielen Kämpfen gegen die Orken. Leomir saß am Tisch und hörte aufmerksam zu, während er sich bemühte, den Kugeln auszuweichen.
Als er seine Freunde erblickte, begrüßte Leomir sie erfreut, froh, den Wortschwall des Herzogs unterbrechen zu können. Auch der freute sich sehr, dass sie endlich gekommen waren, verwechselte Uthred aber mit Heridian. Als der Druide das Missverständnis aufklärte, tobte Waldemar, wer denn den ungeladenen Gast hereingelassen hatte und wollte schon los, um seine Wachen zusammenzustauchen. Leomir und Uthred konnten ihn jedoch noch davon abbringen, und nachdem die andere beiden versichert hatten, dass der Druiden seinen Anteil an den Geschehnissen in Dragenfeld gehabt hatte, durfte Uthred bleiben. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit der Herzogenfamilie kehrten die drei auf ihre Zimmer zurück, und Atres berichtete Leomir noch bis spät in die Nacht von den Ereignissen in Punin.

Unkonventioneller Adliger, dieser Herzog. Verspricht interessant zu werden.

– Uthred, Notizbuch 1022 BF

Fröhlicher Aufbruch - oder nicht?
Am nächsten Tag wurden die drei zum Herzog gerufen, und dieses Mal waren nur Waldemar und seine Frau anwesend, da sie endlich erfahren sollten, was für eine Gefahr Weiden denn nun drohte. Mühsam mussten sie dem Herzog alles aus der Nase ziehen, da es dem offensichtlich äußerst unangenehm war, über solch übernatürliche Dinge zu sprechen. Viel erfuhren sie dennoch nicht, lediglich, dass im gesamten Herzogtum, mit Ausnahme der Gegend von Dragenfeld natürlich, immer wieder Menschen spurlos verschwunden waren. Das Zentrum dieser ungewöhnlichen Ereignisse schien aber in der Gegend von Baliho zu liegen, so dass sie am besten dort mit ihrer Suche beginnen sollten.
Sie wurden noch ordentlich ausgerüstet, so erhielt jeder einen Siegelring, der ihn als Gesandter des Herzogs auswies (und damit im Rang einem Grafen gleichstellte), ordentliche Winterkleidung, einen Achat mit den Zeichen Borons und Hesindes, der vor böser Zauberei schützen sollte und anderes mehr. Allen gemeinsam überreichte der Herzog noch ein Büchlein mit den Gebeten an die Tagesheiligen und eine Karte seines Herzogstums, die Leomir gleich mit leuchtenden Augen einsteckte. Als Fahrzeug wurde ihnen eine Kaleschka samt Fahrer gestellt.
Eilig brachen sie auf, und während Leomir nebenher ritt, setzten sich Uthred und Atres in die Kaleschka, deren viele Glöckchen fröhlich klingelten, als sie über den Schnee hinwegfegten. Ihr Fahrer, Boril, entpuppte sich als trinkfester Norbarde, der gerne und viel sang, und während Uthred sich in der Kutsche darüber amüsierte und Atres in seine Gedanken vertieft ohnehin nichts mitbekam, entschied sich Leomir, als Kundschafter ein wenig vorauszureiten, um das Gegröle nicht länger ertragen zu müssen.
In Braunsfurt suchten sie kurz den Vogt auf, der sich nach dem Vorzeigen der Ringe sehr dienstbeflissen zeigte, ihnen aber auch nicht weiterhelfen konnte. Auf dem weiteren Weg nach Anderath sahen sie dann aber in einiger Entfernung von der Straße einen verlassenen Hof, von dem der Vogt erzählt hatte, dass er aufgegeben worden sei, nachdem Orks ihn verwüstet hatten. Sie gingen hinüber, um sich das einmal anzusehen, und schon nach kurzer Untersuchung war sich Uthred, der offensichtlich schon Erfahrung damit hatte, sicher, dass es keine Orks gewesen waren, die hier eingefallen waren.
Draußen fanden sie eine Schleifspur im Schnee, der sie ein paar hundert Schritt folgten. Dort fanden sie die grausig zugerichtete und gefrorene Leiche eines Bauern. Da sonst nichts weiter zu entdecken war, wickelten sie die Leiche kurzerhand in eine Decke, schnallten sie auf die Kaleschka und zogen wieder ab. Sie brachten die Leiche kurz nach Braunsfurt zurück und fuhren dann wieder in Richtung Anderath.
Unterwegs trafen sie auf Heridian und Ogara, die ihnen stolz erzählten, dass sie auf dem Weg zum Herzog waren, weil dieser Heridian zu sehen wünschte. Die anderen winkten ab, erklärten ihnen kurz, was geschehen war, und die beiden reisten wieder mit ihnen südwärts, wobei sie schon nach kurzer Zeit entschieden, lieber mit vorne bei Leomir Ausschau nach Gefahren zu halten, als nur neben der Kutsche herzureiten.
Abends kamen sie nach Anderath, wo sie sich im Gasthaus Zum Alten Sünder einquartierten. Während Boril sich besoff, verbrachte Leomir einige Stunden damit, mit den Einheimischen in der Schenke zu sprechen, um herauszufinden, was in der Gegend an Ungewöhnlichem geschehen war. Viel war aber nicht zu holen; er erfuhr nur, dass sich der Großinquisitor da Vanya, den sie schon aus Salthel kannten, in Baliho aufhalten sollte. Außerdem war ein Fuhrmann vor einiger Zeit auf rätselhafte Weise verschwunden: Sein Zimmernachbar hatte Lärm gehört, wie von einem Kampf, aber nachdem die Zimmertür aufgebrochen worden war, um dem Mann zu Hilfe zu eilen, war nichts mehr von ihm oder einem eventuellen Angreifer zu sehen gewesen.

"Ich versüße euch die lange Reise einfach durch ein paar traditionelle Lieder meines Volkes. Eines handelt davon, wie meine Ahnen von den Göttern für ihre Gläubigkeit mit dem Geheimnis des Schnapsbrennens gesegnet wurden..."

– Boril, (Selbst)Gespräch mit den späteren Gezeichneten 1022 BF

Ermittlungen in Baliho
Kaum dass sie am nächsten Morgen aus der Stadt geritten waren, lenkte Ogara ihr Pferd vom Weg auf einen Wald zu, weil sie dort etwas vermeinte gesehen zu haben. Bei einer Schneewehe sprang sie aus dem Sattel und fing an, eilig Schnee mit den Händen beiseite zu schaufeln. Unter dem Schnee kam schließlich eine Leiche zum Vorschein, offensichtlich die eines Fuhrmanns. Sein Brustkorb sah aus, als wären die Rippen gewaltsam nach außen gedrückt worden, und auch sonst war sein Körper ziemlich übel zugerichtet worden. Uthred untersuchte den Toten genauer und stellte fest, dass seine Eingeweide zu einem unappetitlichen Etwas verrührt worden waren - das Herz aber fehlte.
Erneut wickelten sie die Leiche in eine Decke und befestigten sie auf dem Dach der Kutsche, drehten um und brachten sie nach Anderath zurück. Auf dem Weg amüsierten sich alle zunächst über Uthreds Idee, doch das Hemd des Toten zu befragen, ob es etwas darüber wusste, wer seinen Besitzer umgebracht hatte. Als das Hemd aber plötzlich tatsächlich antwortete, wurden alle schnell wieder ruhig, auch wenn sie nicht sicher waren, ob ihnen der Druide nicht doch nur etwas mit Magie vorgaukelte. So oder so, es reichte nicht aus, um wirklich verwertbare Informationen zu erhalten. Lediglich dass der Mann einen gewaltsamen Tod gefunden hatte, bestätigte sich - aber das wäre mit Blick auf die Leiche auch nicht unbedingt notwendig gewesen.
Am Nachmittag kamen sie schon in Baliho an, wo sie sich aufteilten. Während Leomir, Atres und Uthred zu Mutter Linai gingen, machten Ogara und Heridian sich auf den Weg zum Praiostempel. Dort fragte er nach dem Inquisitor, dessen Namen er vergessen hatte. Lichthüter Brunn Baucken erkannte die beiden, da er auch in Salthel gewesen war, musste sie aber enttäuschen: Da Vanya war nicht in Baliho, und wo der Inquisitor sich aufhielt, mochte der Geweihte ihm nicht sagen. Stattdessen erzählte Brunn Baucken dass in den letzten Wochen seltsame Morde an Huren und Kurtisanen verübt worden waren, ohne dass die Garde eine Ahnung hatte, wer der Täter sein mochte.
Derweil erfuhren die anderen von Mutter Linai ebenfalls von der Mordserie. Außerdem war wie schon in Anderath auch hier eine Harpyie gesehen worden, die mehrmals über die Stadt geflogen war. In den Dörfern der Umgebung gab es Gerüchte, dass Menschen spurlos verschwunden sein sollten, und in Espen war angeblich ein Riese gesichtet worden, der aus der Schwarzen Sichel herabgestiegen war. Burggraf Avon Nordfalk von Moosgrund wurde ebenfalls vermisst, war er jetzt schon seit Monden nicht mehr in Baliho gewesen, doch befand Mutter Linai das nicht als ungewöhnlich, war von Moosgrund doch ein Mann, der gerne reiste. Außerdem hatte der Burggraf noch eine eigene Baronie, nämlich Moosgrund, eine Tagesreise weiter nordwestlich gelegen, zu verwalten; vielleicht hielt er sich ja dort auf.
Während Atres zum Hotel Pandlaril ging, wo Boril sie schon einquartiert hatte, machten Uthred und Leomir sich auf, Erkundigungen über die Morde einzuholen. Im Silbertaler beteiligte Uthred sich am "Silbertalerschnacken", gab jede Menge Biere auf seine Kosten aus und machte sich die Fuhrmänner zum Freund, um sie dann unverfänglich zu fragen, wo man denn hier in Baliho noch auf andere Weise Spaß haben konnte. Leomir tat an der Theke das gleiche, und so erfuhren sie, dass es in der Stadt vier Freudenhäuser und einen Straßenstrich gab.
Als sie durch das entsprechende Viertel marschierten, wurden sie von einem fetten, großen, knapp bekleideten und grell geschminkten Weib angesprochen, das ihnen eindeutige Angeboten machte. Uthred grinste vergnügt, als Leomir mit ihr anbändelte. Die Dame pries sich als mit guten Rundungen ausgestattet und außerdem guten gewaschen, und beides demonstierte sie dem Gelehrten, dem sich daraufhin der Magen umdrehte; nur mit Mühe hielt er seine Züge einigermaßen unter Kontrolle. Schließlich folgten die beiden der Hure in ein schmutziges, stickiges Zimmer, wo sie sogleich zur Sache kommen wollte. Die beiden Männer ließen Gold aufblitzen und erklärten, dass sie sich nur gerne mit ihr unterhalten würden - was der nun auch egal war, solange sie ihr Geld bekam.

Erste Spuren
Daraufhin berichtete die Hure ihnen von den drei Toten, die es bisher gegeben hatte: Kupurda, ebenfalls eine Hure vom Straßenstrich, eine Schankmagd und eine etwas besser gestellte Kurtisane. Bei den letzten beiden Toten hatte man Travias Heilige Gans gefunden, die den Leichen in die Haut geritzt worden war. Die beiden untersuchten noch Kupurdas Zimmer, das über einer Herberge lag, deren Besitzer offensichtlich nicht besonders erfolgreich war, der Uthred aber als Abrakadabra von früher erkannte. Aber dort war nichts zu finden.
Derweil trafen Heridian, Ogara und Atres sich im Hotel und machten sich gemeinsam auf den Weg zur Stadtgarde. Dort zeigten sie ihre Siegelringe vor, und der Hauptmann berichtete ihnen von den bisherigen Ermittlungen, so dass sie auf einfacherem Weg dasselbe erfuhren wie die anderen beiden auch. Als sie den Hauptmann nach einer heißen Spur fragten, berichtete dieser von den Traviasymbolen, die den Opfern in die Haut geritzt worden waren, und erklärte, dass sie es wohl mit einem Täter zu tun hatten, der die Travia-Kirche nicht leiden mochte. Außerdem gab es da diesen Besitzer der Herberge, deren Namen ständig wechselte, der observiert wurde, weil er als Verdächtiger galt. Eines der Opfer hatte über seiner Herberge gewohnt und für ihn gearbeitet. Sie boten an zu helfen, aber der Hauptmann behauptete, dass man alles gut im Griff hatte. Trotzdem wiesen sie auf Leomir und Uthred hin, die schon unterwegs waren, um zu ermitteln, ehe sie sich höflich verabschiedeten und zum Hotel zurückkehrten.
Die anderen beiden waren mittlerweile auch ins Hotel zurückgekehrt, wurden dort aber kurz nach ihrer Ankunft aus ihren Zimmer geholt. Während Uthred von einem Gardisten herumgeschubst wurde, wurde Leomir höflich gebeten, sie doch zur Garde zu begleiten. Als der Name von Streitzig fiel wurde jedoch auch Uthred schnell wieder in Ruhe gelassen. Die beiden sprachen im Gardehaus mit dem Hauptmann und erklärten diesem, wer sie waren, zeigten ihre Siegelringe vor und durften wieder gehen. Genervt kehrten sie zum Hotel zurück, wo die anderen schon auf sie warteten und sich prächtig über sie amüsierten.
Die Nacht verbrachte Leomir im Phextempel (nachdem er bei der Garde nachgefragt hatte, wo der geheime Tempel denn lag), wo er Informationen kaufte - schließlich war eine der Frauen direkt vor dem Tempel getötet worden. Die Beschreibung des Täters, die Nescor Erfold ihm geben konnte, war aber nicht wirklich hilfreich - es hatte sich um einen großen Mann in Fuhrmannsmantel gehandelt, der mit unnatürlicher Stimme gesprochen hatte, mehr hatte der Geweihte auch nicht mitbekommen. Er wies Leomir aber noch auf eine vierte Tote hin, von der die Garde glaubte, dass sie mit diesem Fall nichts zu tun hatte: Eine Fischerin war vor etwa einem Mond am Morgen tot in ihren Netzen gefunden worden. Sie hatte kein offensichtlichen Wunden gehabt, so dass man davon ausgegangen war, dass sie wohl ertrunken war, und sie schnell unter die Erde gebracht hatte. Außerdem brachte er Leomir darauf, dass alle Morde im Abstand von einer Woche stattgefunden hatten - der nächste Termin wäre also in zwei Nächten, wenn wieder Vollmond sein sollte.
Uthred verließ dagegen spät abends das Hotel, um hinaus in den Wald zu gehen. Am Nordtor wollten ihm die Wachen jedoch zu dieser Zeit nicht das Tor öffnen. Als er den Ring Waldemars vorzeigte, nahmen die ihn kurzerhand fest, sicher, dass der doch nur gestohlen oder gefälscht sein konnte. Im Gardehaus wurde er in eine kleine Zelle gesperrt, wo er es sich auf einer versifften Steinpritsche gemütlich machen durfte. Als am nächsten Morgen immer noch niemand kam, um nach ihm zu sehen oder ihn freizulassen, versuchte er, den Kerker eben Abrakadabra zu verlassen.
Alles ging gut, und sein Geist verließ seinen Körper, der auf der Pritsche lag - vermochte aber nicht, die Wände der Zelle zu durchdringen, wie es sonst der Fall war. Sicher, dass etwas schief gegangen sein musste, versuchte Uthred, wieder in seinen Körper zurückzukehren, aber auch das war ihm nicht möglich.

Ein verhängnisvoller Fehler
Als Uthred morgens im Hotel fehlte, gingen Atres, Leomir und Ogara zur Garde, um nachzufragen, ob ihn jemand gesehen hatte. Sie klärten das Missverständnis schnell auf und begleiteten den Hauptmann zur Zelle. Als er dort aber den Druiden freilassen wollte, regte sich dieser nicht und erschien fast tot. Während Leomir ärgerlich auf den Hauptmann einschimpfte und den veranlasste, sofort einen Medicus rufen zu lassen, machte sich Uthred bei Atres bemerkbar, indem er auf ihn einschlug. Der Magier verspürte an den entsprechenden Stellen ein Kribbeln auf der Haut und wunderte sich.
Er sah sich mit seiner Abrakadabra um, und entdeckte den Geist des Druiden, der direkt neben ihm stand. Der Magier konnte mit Uthred sprechen, dieser sich ihm aber nicht verständlich machen. Dennoch war für Atres offensichtlich, dass da ein Zauber nicht ganz so gelaufen war, wie der Druide sich das vorgestellt hatte. Leomir und der Hauptmann wunderten sich, mit wem Atres da plötzlich redete, und als der ihnen erklärte, was los war, ließen sie die beiden allein und schickten den Medicus wieder nach Hause. Verlegen entschuldigte sich Leomir bei dem Hauptmann für den Ärger und ging zum Hotel zurück.
Atres konnte Uthred jedoch auch nicht helfen, so dass diesem nichts Anderes übrig blieb, als zu warten, ob mit dem Ende seiner astralen Kräfte auch der Zauber endete. Er versuchte Atres begreiflich zu machen, dass er gerne unter einem Baum beerdigt werden würde, aber auch das misslang gründlich. Schließlich mochte Atres nicht mehr in der Zelle warten, packte sich Uthreds Körper und brachte ihn zu seinem Bett im Hotel. Ängstlich krallte sich Uthred an seinen Körper und folgte.
Im Zimmer ließ er sich neben dem Körper auf das Bett sinken und hielt seine eigenen Hand, bis er nach endlos langer Zeit endlich spürte, wie er einzusinken begann. Freudig warf er sich auf seinen Körper, und wenige Augenblicke war später war alles wieder normal, wenn man von dem Umstand absah, dass ihm speiübel war und die Welt sich um ihn drehte. Heridian, der den Aufschrei unten im Hotel gehört hatte, kam schnell dazu und kümmerte sich ein wenig um den Druiden, der über einem Eimer stand und würgte und würgte. Als Uthred sich wieder im Bett verkroch und sich die Decke über den Kopf zog, ließ Heridian ihn wieder in Ruhe.
Früh am Morgen hatte Heridian derweil Mutter Linai die Sache mit den Traviasymbolen auf den Leichen erklärt, hatte die Garde doch nicht den Mut besessen, die Traviageweihte davon zu unterrichten. Er bat Linai, der Spur nachzugehen, dass es vielleicht doch eines ihrer übereifrigen Schäfchen gewesen sein konnte, auch wenn er das für unwahrscheinlich hielt. Der Geweihten fielen tatsächlich einige Leute ein, die vielleicht verblendet genug sein mochten, doch wollte sie diese erst einmal selbst untersuchen und bat Heridian, am nächsten Tag wieder deswegen zu ihr zu kommen.
Die anderen untersuchten derweil die Tatorte. Zunächst gingen sie zur alten Eiche, wo die Kurtisane gefunden worden war, doch dort gab es nichts zu sehen. Während sie herumsuchte, hörte Atres plötzlich ein Flüstern, das ihn drängte, sein Auge zu enthüllen, aber er ignorierte das. Daraufhin wechselte seine Sicht für einen kurzen Augenblick, so dass er sich doch entschied, die Gegend mittels Abrakadabra zu untersuchen. Sofort erstrahlte vor ihm ein dicker Strang an magischer Kraft, der mitten durch die alte Eiche lief. Der Strang kam von Osten und verlief weiter in Richtung Westen, ohne dass in einer der beiden Richtungen ein Ende abzusehen gewesen wäre.
Auch beim Phextempel war nicht viel mehr zu entdecken, als vielleicht noch ein wenig Blut zwischen den Pflastersteinen - die Garde war mit ihren Säuberungen sehr gründlich gewesen, wenn man bedachte, dass nach dem Mord angeblich die ganze Straße rot von Blut gewesen sein sollte, weil der Mörder der Frau die Kehle aufgerissen hatte. Entmutigt kehrten sie wieder um. Leomir sah noch einmal bei der Stadtgarde vorbei. Als er sich dort gerade mit dem Hauptmann unterhielt, bekam er mit, wie der Wirt der Taverne, die ständig ihren Namen wechselte, verhaftete wurde. Begründung war der Fund eines blutigen Messers in seiner Taverne, welches ihm die Gardisten auch stolz zeigten - ein gewöhnliches Messer, das auch nicht mehr Blut an der Klinge kleben hatte, als es in solchen gesellschaftlichen Schichten wohl üblich war. Eilig berichtete er dem Rest davon, der daraufhin das Haus durchsuchen wollte, aber auch dort war nichts zu finden, sah man einmal von den Gardisten ab, die sehr eifrig und pingelig den Weinkeller untersuchten.

Sumus Adern
Abends, als es dem Druiden wieder besser ging, nahm Atres Uthred mit zur großen Eiche, um ihm den Strang von astraler Kraft zu zeigen, den er dort gesehen hatte. Der aber sah nichts, kannte er doch den entsprechenden Zauber nicht und hatte auch Mühe zu verstehen, was der Magier überhaupt von ihm wollte. So trennten sie sich wieder; Atres kehrte zum Hotel zurück, und Uthred mochte weder im Hotelzimmer noch in einer Kerkerzelle übernachten, sondern in der freien Natur, und verließ die Stadt. Heridian besuchte derweil den Rahja-Tempel der Stadt, wo er von der Geweihten, die ihn begrüßte, zunächst gar nicht als Geweihter erkannt wurde. Dann aber neigte er den Kopf, um die Tätowierung an seinem Hals zu zeigen, und sie gab ihm freundlich, aber immer noch ein wenig reserviert ein Zimmer. Leomir trieb sich in diversen Tavernen herum, um noch weitere Informationen zu bekommen.
Außerhalb der Stadt zückte Uthred seinen Vulkanglasdolch und konzentierte sich, um Sumus Adern zu erspüren. Tatsächlich leuchtete sein Dolch, und er erkannte, dass eine Ader direkt in seiner Nähe von Ost nach West verlief. Vorsichtig kehrte er in die Stadt zurück, den Dolch unter dem Mantel versteckt und spähte ab und zu, ob er der Ader noch folgte. Schließlich stand der Druide wieder vor dem Galgenbaum, durch den die Ader verlief. War es das, was Atres ihm hatte zeigen wollen?
Wie er da so stand und grübelte, schnauzte ihn plötzlich ein Fuhrmann von der Seite her an, der den Dolch hatte leuchten sehen. Noch dazu stand Uthred ja an derselben Stelle, an der der Mord geschehen war - damit war doch klar, dass er der Metzenschnitter sein musste! Auf das Geschrei des Mannes hin versammelten sich in Windeseile noch mehr Menschen um Uthred herum, und schließlich trieb ihn der wütende Mob in Richtung Gardehaus.
Heridian vernahm den Lärm im Tempel und eilte hinaus, um zu sehen, was vor sich ging. Als er Uthred erkannte, der sich wieder einmal in Schwierigkeiten gebracht hatte, versuchte er, die Menge zu beruhigen. Als seine Bemühungen nichts fruchteten, begleitete er die Menschenmenge wenigstens zur Garde. Dabei passierten sie auch Leomir, der gerade aus einer Taverne trat und ungläubig den Mob ansah, und auch er schloss sich dem Zug an, hielt sich aber zurück, hatte er doch im Augenblick nicht die passende Kleidung an. Schließlich kam auch noch Atres dazu.
Vor dem Gardehaus schrie die Menge so lange, bis der Hauptmann schnellen Schrittes aus dem Haus kam und zu wissen verlangte, was passiert war. Der Fuhrmann und andere beschuldigten den Druiden laut erneut des Mordes und der unlauteren Magie, doch der Hauptmann brachte sie mit einem Wink zum Schweigen. Uthred erklärte, dass er nicht der Metzenschnitter war, sondern nur am Baum hatte Kräuter sammeln wollen - und natürlich hatte sein Dolch nicht geleuchtet, wie sollte denn das gehen?. Der Gardist schenkte ihm nicht so recht Glauben, wusste man doch, dass solche Leute üblicherweise Kräutersicheln und keine Messer benutzten. Aber schließlich setzte sich Uthred doch durch, und der Hauptmann schickte die Leute wieder weg, besah sich aber noch einmal den fraglichen Dolch.
Als auch der Hauptmann wieder verschwunden war, schlenderten sie langsam in Richtung Hotel zurück. Dabei lästerten Leomir und Atres darüber, dass die Ereignisse der letzten Wochen dem Druiden wohl nicht gut getan hatten. Zunächst hielt Uthred sich noch zurück, aber dann begann er sie in einem Wutanfall zusammenzuschreien: Eigentlich war es ihm immer gut gegangen, aber seit eine korpulente Frau gemeint hatte, eine verbrannte Geweihte suchen zu müssen, und er sich in jugendlicher Dummheit gedacht hatte, es wäre doch eine gute Idee, sich ihr anzuschließen, geriet er von einer brenzligen Situation in die nächste - und sie waren da bestimmt nicht ganz unschuldig dran, egal, wie sie jetzt auch lästerten.

Die Scherenschleiferin
Eine Weile diskutierten sie noch gut gelaunt auf der Straße herum und erinnerten sich an die vielen lustigen Situation, die es schon gegeben hatte, dann trennten sich sie für die Nacht. Heridian kehrte in den Rahja-Tempel zurück, während Leomir ins Hotel ging. Uthred überlegte es sich angesichts der Kälte noch einmal, im Wald schlafen wollen und folgte Atres ebenfalls zum Hotel, wo er mit dem Magier noch ein wenig über Sumus Adern diskutierte, die man seiner Meinung nach nicht mit einem Zauber sehen konnte, schließlich waren es die Lebensadern der Mutter; die vermochte man nur zu erspüren. Unsicher, ob sie nun über dasselbe redeten oder nicht, gingen sie schließlich schlafen.
Den nächsten Tag verbrachte Uthred damit, entlang des Verlaufs von Sumus Ader eine Unterkunft zu suchen. Er fand eine akzeptable Absteige am Stadttor, verlangte ein Zimmer, vergewisserte sich noch einmal, dass die Ader tatsächlich dort hindurch verlief und zog dann in dieses Zimmer um.
Heridian und Leomir besuchten derweil noch einmal Mutter Linai im Tempel, die sich ja nach möglichen Mördern unter den Gläubigen des Tempels hatte umsehen wollen. Die Geweihten nannte ihnen eine Scherenschleiferin, die für ihre Eifersucht und ihren Fanatismus berüchtigt war. Die Frau sperrte sogar ihren Mann regelrecht zuhause ein, aus Angst, er könnte sie betrügen, zudem wetterte sie regelmäßig darüber, dass die Huren in der Stadt überhaupt geduldet wurden. Zwar glaubte sie nicht, dass die Handwerkerin wirklich zu einem Mord fähig sein mochte, aber ganz ausschließen wollte Mutter Linai das auch nicht.
Als Leomir sich einmal das Haus der Handwerkerin besehen wollte, verließ diese gerade das Haus. Er gab vor zu stolpern und rempelte sie an, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie unterhielten sich kurz, und dann bot sie ihm an, doch einmal einen Blick auf seine Klingen zu werfen, auch wenn es keine Scheren waren, so dass Leomir sie mit ins Hotel nahm. Während die Frau arbeitete, unterhielt er sich ein wenig mit ihr, um sich selbst ein Bild von ihr machen zu können. Wie von Mutter Linai gesagt, stellte sie sich als religiöse Eiferin heraus, die die Gebote Travias besonders streng auslegte und auch wollte, dass alle anderen Menschen so lebten.
Nachts schlich sich der Phex-Geweihte erneut zum Haus und wartete darauf, dass alle Fenster dunkel wurden. Einmal hörte er ein Rumpeln im Obergeschoss, wie als ob etwas oder jemand gegen den Laden krachte, wartete aber weiter, da noch Kerzen brannten. Dann endlich konnte er vorsichtig durch einen Fensterladen ins Haus klettern und sich ein wenig umsehen. Er fand jedoch nichts Ungewöhnliches; das Haus war ein typisches Haus des Mittelstandes, dazu noch recht sauber und aufgeräumt. Im Obergeschoss fand er das Ehepaar friedlich nebeneinander liegen und schlafen.
Er besah sich noch den Keller, wo es auch keinen geheimen Ritualraum gab, und als er mit einer Kerze in der Hand wieder die Treppe hinaufstieg und in die Küche treten wollte, verspürte er ein wohlbekanntes Kribbeln im Nacken. Schnell warf er sich wieder nach hinten, als ein Holzscheit auf ihn zusauste und ihn knapp verfehlte. Er griff nun seinerseits den Angreifer an, in dem er den Ehemann vermutete, und beide fielen gemeinsam die Treppe herunter. Schnell rappelte sich Leomir wieder auf und stürzte die Treppe hinauf, um aus dem Haus zu fliehen.
Als er in die Küche rannte und auf den Laden zuhielt, fiel ihm auf, dass dieser ein wenig offen stand, obwohl er ihn wieder geschlossen hatte, nachdem er hindurch gestiegen war. Er bremste ab und drehte sich um, und siehe da, der andere war ebenfalls ein Dieb, der sich in dieser Nacht dasselbe Ziel gesucht hatte. Der junge Mann gehörte der örtlichen Diebesgilde an und kündigte an, sich beschweren zu wollen, dass er hier einfach unerlaubt in ihren Revier wilderte. Dann hörten sie von oben, wo die Eheleute schliefen eine Bewegung, und beide sahen zu, dass sie davon kamen.

Schon wieder der Nordstern
Dann war auch schon der 23. Travia hereingebrochen, der Tag an dem sie vermuteten, dass der nächste Mord stattfinden würde, und sie hatten immer noch keine weitere Ahnung, wo sie suchen sollten. So begab sich Heridian in den Rahja-Tempel und bat den dortigen Gastgeber der Leidenschaft, ihm zu helfen, Rahja um einen Hinweis zu bitten. Während seiner Meditiation sah der Rahja-Geweihte ein Bild des Spielhauses Nordstern, so dass er sich sicher war, dass wieder dort etwas geschehen würde. Schnell alarmierte er die anderen, die sich daraufhin gleich auf den Weg zum Spielhaus machen wollten, um sich dort ein wenig umzusehen. Zuvor aber schlug Uthred vor, noch die Runenknochen zu werfen und aus den Gebeten an die Tagesheiligen vorzulesen, was sie dann auch begeistert taten.
Nachdem sie noch ein wenig herumgealbert hatten, welcher Knochen denn nun für wen stand und wer damit unter wem zu liegen gekommen war, brachen sie dann doch auf. Das Spielhaus war natürlich noch geschlossen, und auch der Besitzer war nicht zu sprechen, aber sie besahen sich schon einmal die Umgebung. Sie besuchten ein weiteres Mal Mutter Linai und fragten sie über das Spielhaus aus, und die Geweihte wollte auch gleich am Abend dort sein, für alle Fälle.
Als sie den Tempel verlassen hatten und zum Hotel zurückkehrten, kam es zu einer hitzigen Diskussion: Heridian und Ogara waren sich absolut sicher, dass etwas im Nordstern passieren würde, sonst hätte die Herrin Rahja ihm nicht dieses Bild gesandt, aber Atres, Uthred und Leomir hielten dagegen, dass es auch nur bedeuten mochte, dass die Geschehnisse auf irgendeine Weise mit dem Spielhaus zu tun hatten, aber nicht zwangsläufig der Mord dort geschehen musste. Außerdem warf Leomir Heridian vor, Mutter Linai noch ermutigt zu haben, zum Nordstern zu kommen, obwohl es dort am Abend ziemlich gefährlich werden mochte. Die Geweihte konnte sich zwar zur Not ganz passabel verteidigen, aber eine Kämpferin war sie nicht, war doch schon der Anblick von Zombies zu viel für sie gewesen.
Deshalb waren die einen dafür, den Besitzer des Hauses einzuweihen, während die anderen dagegen hielten, dass man nicht voraussagen konnte, wie der Zwerg reagieren mochte - vielleicht würde er ja die Stadtgarde einweihen, was erstens für Unruhe in der Bevölkerung sorgen würde und zweitens dafür sorgen würde, dass es weniger Gardisten anderswo gab - was schlecht wäre, wenn der Mord tatsächlich nicht im Nordstern stattfinden sollte. Lautstark diskutierten sie im Schankraum des Hotels, bis sie ein Kellner freunlich auf den "Entspannungsraum" verwies, in dem die anderen Gäste nicht durch ihr Gespräch belästigt würden. Sie zogen sich dorthin zurück und planten weiter, und schließlich setzten sich Ogara und Heridian durch. Um am Abend in guter Verfassung zu sein, legte sich alle noch ein wenig schlafen.
Als das Spielhaus endlich seine Pforten öffnete, waren sie unter den ersten Gästen, die eingelassen wurden. Während der Rest sich anschickte, mit dem Besitzer zu sprechen, machte Uthred es sich schon einmal im vorderen Teil gemütlich und ließ sich von einer der Bedienungen etwas zu essen bringen, mit der er sich auch noch ein wenig unterhielt, war sie doch nivesischer Abstammung und freute sich, dass einer ihrer Gäste ihre Muttersprache verstand.
Derweil versuchte Heridian Dugobalosch Sohn des Darbasch zu erklären, dass sie befürchteten, ein Mordversuch würde in seinem Haus verübt werden. Da er dem Zwerg die schlechte Nachricht möglichst schonend beibringen wollte, dauerte das eine Weile, so dass schließlich eine Zwergin hereinschaute, die ihn fragte, wo er blieb. Diese stand in Leomirs Rücken, der glaubte, es handelte sich um eine Bedienstete und sie anblaffte, sie jetzt nicht zu stören. Wütend stauchte ihn Dugobalosch verbal zusammen, er solle gefälligst seine Frau mit dem gebührenden Respekt behandeln. Leomir lief rot an, entschuldigte sich und ließ Heridian weiter ihre Befürchtungen ausführen.

Verzweifelte Suche und die Geburt von Wulfi
Schließlich nickte der Zwerg und versicherte, dass seine Wachen ihre Augen offen halten würden. Außerdem vermisste er eine seiner Bediensteten, die Kellnerin Maline, die sonst immer sehr zuverlässig gewesen war. Ihre Schicht hatte eigentlich vor über einer Stunde begonnen, aber sie war nicht zum Dienst erschienen. Als die Gruppe ihn darauf hinwies, dass vielleicht gerade sie das Mordopfer sein sollte, packte sich der Zwerg seine Axt und führte sie, nachdem sie noch Uthred von seinem Essen weggezerrt hatten, zu dem Haus, in dem Maline mit ihrem Freund ein kleines Zimmer bewohnte.
Dort öffnete ihnen ein verpennter Kerl, der erklärte, dass Maline wie immer vor etwa einer Stunde schon wie immer zur Arbeit aufgebrochen war. Da sie ihn als glaubwürdig einstuften, musste das Mädchen also auf dem Weg zur Arbeit entführt worden sein. Heridian und Leomir arbeiteten sich die Straße entlang, jeder auf einer Seite und befragten die Anwohner, ob irgendjemand sie gesehen hatte, um wenigstens abschätzen zu können, bis wohin sie noch gekommen war. Atres eilte zur Garde, um die für die Suche nach Maline zu gewinnen.
Der Hauptmann stand gerade vor dem Gardehaus und schärfte seiner Truppe besondere Wachsamkeit für diese Nacht ein, in der der Mord erwartet wurde. Atres berichtete ihm was vorgefallen war, und zunächst glaubte ihm der Hauptmann nicht so recht, dass Maline tatsächlich das Opfer sein sollte, war sie doch schließlich keine Hure. Doch dann folgte ihm die Garde zum Haus der Frau, wo Uthred gerade mit Leomir versuchte, ihren Freund dazu zu bewegen, ihnen einen Kamm oder ein Kleidungsstück Malines zu überlassen. Der fragte natürlich skeptisch, wofür sie denn das bräuchte, und der Druide erklärte, dass er vorhatte, sie über ihre Haare zu finden. Als er das entsetzte Gesicht des Mannes sah, der gleich Zauberei vermutete, fügte er noch hinzu, dass sie natürlich mit Hilfe von Hunden suchen würden, die die Garde gleich mitbringen würden. Daraufhin gab ihnen der Mann eine Unterhose statt dem Kamm, wusste er doch, dass das für Hunde viel besser geeignet war als Haare. Entnervt steckte Uthred die Hose weg.
Dann kam die Garde anmarschiert und der arme Mann hielt nun nach dem Suchhund Ausschau. Uthred plante ihm kurzerhand einen Abrakadabra und konzentrierte sich einige Augenblicke - und zu seiner Überraschung erschien ein Hund. Die anderen sahen derweil, wie der Druide auf eine Stelle deutete, wo sich der Hund befinden sollte, dann erfreut dorthin lief und anfing, in der Luft Kraulbewegungen zu machen und die Unterhose zu schwenken.
Während der Rest mit den Gardisten ausströmte und nach Maline suchte, folgte Uthred dem Hund, der, nachdem er an der Unterhose geschnüffelt hatte, zielstrebig in Richtung eines Gebietes mit vielen Lagerhallen lief. Der Hund machte vor einem Lagerhaus Halt, aus dem Uthred gleich darauf eine seltsam hohle Stimme hörte, die einem anderen das baldige Ende androhte. Mit dem Hund schlich er sich in die Halle und lugte vorsichtig um einige Kisten herum: Dort stand ein Mann in weitem Fuhrmannsmantel, der mit dem Rücken zu ihm stand, vor sich eine gefesselte Frau, die nur Maline sein konnte.
Gerade warf der Mann seinen Umhang zurück und machte Anstalten auf die Kellnerin zuzugehen, da ließ Uthred ihn Abrakadabra. Schnell machte der Druide die Gefangene los und eilte zur Tür zurück - doch Wulfi, der Hund, war verschwunden und blieb es auch, egal wie sehr er nach ihm rief. Er zuckte mit den Schultern, drückte der Frau ihre Unterhose in die Hand und machte sich plappernd mit ihr auf den Rückweg zu ihrem Haus. Sie waren gerade ein paar Schritte weit gekommen, da gaben die Beine unter Maline nach, und sie fiel in Ohnmacht.

Was bei allen Niederhöllen ist das für ein Wesen?!
Die anderen schauten blöd, als schließlich Uthred bei ihnen ankam, mühsam die Kellnerin schleppend und kurz berichtete, wo er sie gefunden hatte, nachdem Wulfi ihn geführt hatte. Die Sache mit dem Hund war ihnen nicht geheuer, dennoch begleiteten ihn alle, um sich anzusehen, wer denn nun der Mörder war. Von einer Gefahr war kaum mehr auszugehen, waren doch bisher alle Opfer dieses Abrakadabra danach so erschöpft gewesen, dass sie sich nicht mehr hatten rühren können.
Vorsichtig betraten sie die Lagerhalle, aber dort war nur noch der Mantel zu sehen, der auf dem Boden lag. Ungläubig sah sich Uthred um und trat nach vorne, um das Kleidungsstück auf Haare zu untersuchen - da fiel von oben ein Schatten auf ihn herab. Nach einem kurzen Ringen mit dem kräftigen Kerl grub der ihm seine großen, spitzen Eckzähne in den Hals, woraufhin der Druide panisch zappelte. Heridian und Ogara zogen ihre Waffen und schlugen nach seinem Gegner, wohl in Kauf nehmend, eventuell den Uthred zu treffen. Doch beide erwischten den richtigen, und Uthred kam wieder frei, als der Mörder nach zwei heftigen Schlägen erschlaffte.
Zur Sicherheit schlug ihm Heridian noch den Kopf ab und schob ihn einige Schritte beiseite, dann besahen sie sich ratlos die beiden Wunden in Uthreds Hals, die seltsamerweise überhaupt nicht bluteten. Während Heridian und Leomir neben der Leiche warteten, brachte Ogara Uthred ins Hotel, wo sie auf ihn aufpassen wollte, für den Fall, dass er jetzt auch solche spitzen Zähne bekommen würde, ähnlich den Werwölfen. Atres schickte die Gardisten los, die Praioten zum Lagerhaus zu führen.
Bei Leomir und Heridian wurde schließlich das große Tor geöffnet, und Brunn Baucken, der Custos Lumini Balihos, betrat mit allem Protz und Prunk und gemessenen Schrittes die Halle. Dieser begrüßte sie würdevoll und blickte dann irritiert zwischen ihnen hindurch. Als die beiden sich umblickten, sahen sie entsetzt, wie der tote Körper sich gerade seinen Kopf wieder aufsetzte, der in Windeseile am Körper festwuchs. Ohne weiter nachzudenken zog Heridian sein Schwert und stürzte sich auf ihn, vornehmlich um ihn von einer Flucht abzuhalten, während der Praios-Geweihte begann, eine Liturgie zu intonieren.
Heridian gelang es kaum, seinen Gegner zu verletzen, denn dieser wich behände aus, doch dann erstrahlte die Lagerhalle plötzlich im gleißenden Licht der Praiosscheibe und der Mann - oder besser das seltsame Wesen - zerfiel zu Staub. Schnell berichteten die beiden, was vorgefallen war und dass sie es hier mit dem Metzenschnitter zu tun gehabt hatten - den sie eigentlich schon umgebracht hatten. Ratlos befragten sie Brunn Baucken nach den Eckzähnen. Der Tempelvorsteher nahm sie daraufhin mit in den Tempel, wo er zunächst mit ihnen betete. Schließlich brachte er ihnen ein Buch, in dem er ihnen eine kurze Textpassage zeigte, die von sogenannten "Wampyren" handelte. Eifrig schrieb Leomir den Text ab, bedankte sich und kehrte mit Heridian zum Hotel zurück, wo der Rest schon besorgt wartete.
Atres untersuchte derweil Uthred und stellte fest, dass der Biss nicht nur das Fleisch sondern an diesen zwei Stellen auch das Astralgefäß des Druiden beschädigt hatte. Die Stellen fühlten sich taub an, schmerzten aber nicht sonderlich. Der Magier versuchte es mit einem Abrakadabra, woraufhin sich die beiden Löcher zwar schlossen, die Haut außenrum jedoch gerötet blieb. Auch hatte sich das Astralgefäß nicht regeniert. Die Nacht über teilten sich Heridian und Ogara bei dem schlafenden Uthred die Wache, doch dieser rührte sich nicht, und ihm wuchsen auch keine spitzen Eckzähne.

(Vorläufiger) Ausklang
Für den nächsten Tag zog sich Leomir in die Gräfliche Bibliothek der Klugen Undra zurück, um mehr über Vampire, ihre Herkunft und ihre Bekämpfung zu erfahren, während der Rest sich nach dem Mörder erkundigte. Sie fanden schnell heraus, dass er auch der Besitzer des Lagerhauses und ein angesehener Händler der Stadt gewesen war. Allerdings hatten ihn die Nachbarn jetzt schon seit zwei oder auch drei Monden nicht mehr gesehen. In seinem Haus fanden sie eine Kleidertruhe von zwei Schritt Länge, die gemütlich mit Stoff gepolstert und deren Ritzen gut verstopft waren - in dieser hatte der Vampir wohl tagsüber geschlafen.
Im Lagerhaus trafen sie auf eine Frau, die dort die Waren des Händler verkaufte und sich die Haare raufte, wie es in der Halle aussah. Auch sie hatte ihren Arbeitgeber schon lange nicht mehr gesehen. Vor sieben bis acht Wochen war dieser nach Trallop aufgebrochen, um einige wichtige Handelsverträge abzuschließen. Davor hatte sie ihn schon nur selten zu Gesicht bekommen, aber danach überhaupt nicht mehr. Begeistert rief Atres aus, dass das ja die Leiche erklärte, die sie unterwegs gefunden hatte. Erschrocken blickte die Verkäuferin ihn an, und Uthred redete schnell etwas von einem verwirrten Geist, ehe er den Magier packte, aus der Halle zog und draußen auf ihn einschimpfte, wer von ihnen denn nun ständig zu viel redete.
Später berichteten sie Mutter Linai im Travia-Tempel von den neuesten Ereignissen. Zunächste erzählte die ihnen ein wenig, was sie über den Händler wusste: Er war ein Einzelgänger gewesen; seine Eltern waren früh verstorben, und er hatte weder Frau noch Geschwister. Dann plauderte Uthred munter und schonungslos vom Ende des Händlers, der nämlich der Metzenschnitter gewesen war, und seiner unerwarteten Wiederauferstehung ohne Kopf. Der Rest schaute ihn blöd an, und Linai brauchte eine Weile, um das Erzählte zu verdauen.
Heridian erkundigte sich noch kurz bei der Garde, ob der andere Verdächtige denn nun freigelassen worden war, aber das war nicht der Fall, da Verdacht bestand, dass er ein Schmuggler war. Während er den Rest des Tages im Rahja-Tempel verbrachte, lungerte die anderen im Hotel herum. Als Uthred sich dort etwas zu essen gönnen wollte, wollte er nicht zugegeben, dass er die Karte nicht lesen konnte und tippte aufs Geratewohl auf ein Gericht - Rinderklötze. Gut gelaunt bestellte er das entsprechende, und als ihn Atres darauf hinwies, um was es sich handelte, probierte er es dennoch, ließ sich vom Wirt aber noch einen großen Humpen Bier bringen, um es notfalls herunterspülen zu können.
Abends erklärte Uthred Boril noch, dass sie planten, am nächsten Morgen wieder aufzubrechen, aber das störte den Norbarden herzlich wenig, und er trank weiter. Als ihn dann in aller Frühe wecken wollten, merkten sie, dass ihr Fahrer dazugelernt hatte, denn er hatte die Tür mit etwas verbarrikadiert. Leomir ließ eine Leiter bringen, und zusammen mit Uthred stieg er in das Zimmer des Norbarden. Dort sahen sie, dass Boril einfach sein Bett vor die Tür geschoben hatte und trotz ihres Lärms noch friedlich pennte. Kurzerhand warfen sie ihm eine Ladung Schnee ins Gesicht, was den Norbarden zwar weckte, aber auch nicht wirklich einsatzfähig machte.
Entnervt Abrakadabra ihn Uthred, woraufhin Boril schmollte und erklärte, dass es ihm jetzt viel zu schlecht ginge, um sich überhaupt aus dem Bett zu wagen. Der Druide schob die Schuld auf Atres und brachte Boril freundlich doch dazu, sich wieder auf den Kutschbock der Kaleschka zu setzen und weiterzufahren. Alle anderen atmeten erleichtert auf, ging es dem Norbarden doch so schlecht, dass er gar nicht mehr in der Stimmung war zu singen.

Weitere Probleme in Altnorden
Ihr nächster Halt entlang der Reichsstraße war Altnorden, wo gerade eifrig an einer Stadtmauer gebaut wurde. Während Boril Kaleschka und Gepäck zu einer Herberge brachte, machte sich die Gruppe auf den Weg zu Garde - nur um zu erfahren, dass die Stadt so klein war, dass es keine gab. Also suchten Uthred und Atres den Vogt Bärwiss von Dunkelstein auf, der sich auf der Baustelle vor der Stadt befand. Dieser nahm sie mit zu seinem Gutshof, lud sie dort zum Essen ein und wiegelte dann aber ab, dass es keinerlei Probleme in der Stadt gab. Zwar hatte es in der letzten Zeit einige Deserteure gegeben, die eben zu faul waren, im Winter weiter zu arbeiten, aber ansonsten war alles in bester Ordnung.
Sie mussten lange nachbohren, ehe der Vogt zugab, dass bisher alle Leute zur Nachtschicht "desertiert" waren. Er besorgte ihnen die Schichtpläne und ließ sie dann allein, um wieder auf der Baustelle nach dem rechten zu sehen. Aus den Plänen war ersichtlich, dass es nur zwei Vorarbeiter, Wulfhart und Halman, gab, die sich jede Nacht abwechselten. Hatte der eine Dienst, war der andere jedoch ebenfalls auf der Baustelle, aber als normaler Arbeiter. Die Menschen waren besonders nach dem letzten Neumond gehäuft verschwunden, und zwar immer, wenn Wulfhart Vorarbeiter war. Zufrieden legten die beiden die Pläne wieder zurück und begaben sich zur Herberge.
Heridian und Ogara waren derweil zum örtlichen Boron-Tempel gegangen, um sich nach Hilfe gegen Vampire zu erkundigen. Dort war zunächst niemand anzutreffen, aber als sie hinter das Gebäude gingen, stand dort die Geweihte Alwine Menzheimer mit zwei Gehilfen, die sie begrüßte und mit in den Tempel nahm. Als sie sich nach den boronungefälligen Geschöpfen erkundigten, entschuldigte sich die Geweihte, dass sie selbst keine Zeit hatte, Nachforschungen anzustellen, da es in letzter Zeit in der Stadt und in der Umgebung sehr viele Tote gegeben hatte. Aber ein Akoluth würde ihnen etwas heraussuchen.
Leomir war zum Praios-Tempel gegangen, um die Praios-Kirche um Mithilfe zu bitten. Leider stellte sich heraus, dass der Tempel nur einen Geweihten hatte, der zudem völlig fanatisch geworden war. Er war ein glühender Anhänger Hilberians und sah in allem eine Verschwörung gegen den wahren Boten des Lichts. Dennoch erzählte Leomir dem Geweihten von den Vorfällen in Baliho, in der Hoffnung, ihm den Ernst der Lage begreiflich machen zu können, aber alles was er erreichte war, dass der Praiot Hilberian Bescheid geben wollte, um ihn zu warnen zu welche miesen Tricks Jariel jetzt schon griff.
Den Nachmittag über schlief die Gruppe, um nachts ausgeruht zu sein und auf der Baustelle den ungewöhnlichen Ereignissen nachgehen zu können. Kurz zuvor erkundigten sie sich noch beim Vogt über Wulfhart und halman. Der erklärte ihnen, dass Wulfhart allein in einer kleinen Hütte am Stadtrand lebte, während Halman zwar Familie hatte, seine Kinder aber gerade verreist waren. Seine Frau konnte das Bett nicht verlassen, seit ihr im Orkkrieg beide Beine abgeschlagen worden waren.
Auf der Baustelle Abrakadabra Uthred seine Sicht, nur um kurz darauf geblendet zu werden, als Atres seine Fackel entzündete. Kurz erklärte Uthred dem Magier das Problem, dann einigten sie sich darauf, dass Uthred vorangehen sollte, während Atres die Fackel noch von ihm weghielt. Sie waren noch nicht weit gekommen, da kam auch schon Wulfhart herangerauscht und verlangte zu wissen, was sie hier taten, obwohl er eigentlich gerade nicht Vorarbeiter war. Nachdem sie die Siegelringe vorgezeigt hatten, konnte er sie zumindest nicht mehr von der Baustelle werfen, auch wenn er sie warnte, den Arbeitern nicht in den Weg zu kommen, aber der Magier war ihm immer noch ein Dorn im Auge und er verlangte, dass dieser zumindest ginge.

Übernatürliche Kräfte
Als sie sich weigerten, zog der Arbeiter wieder wütend von dannen, um sich beim Vorarbeiter Halman zu beschweren. Doch die Gruppe traf den früher, und er begrüßte sie freundlich. Verschwörerisch kündigte er an, ihnen etwas erzählen zu müssen, aber ohne dass Wulfhart es mitbekam. Während Heridian und Leomir ihm folgten, machten sich Atres, Uthred und Ogara wieder auf, um Wulfhart abzulenken. Halman berichtete ebenfalls von den vielen verschwundenen Leuten der letzten Zeit und der Angst, die mittlerweile auf der Baustelle herrschte. Er bat sie um Mithilfe und riet ihnen, vor allem Wulfhart im Auge zu behalten, da dieser ein mürrischer Einzelgänger und ungewöhnlich stark war. So konnte er selbst schwerste Balken allein tragen, obwohl er gar keine so kräftige Statur hatte.
Derweil langte es Wulfhart, von den anderen dreien belästigt zu werden, und er packte Uthred und Atres jeweils mit einem Arm am Kragen und trug sie den langen Weg hinüber zur Stadt. Ogara blickte völlig verstört hinterher, sammelte ihre Kinnlade vom Boden auf und beeilte sich dann, hinterherzukommen. Verblüfft blieben alle drei am Stadtrand stehen und blickten dem Arbeiter hinterher, der seelenruhig wieder zur Baustelle stapfte. Geistesgegenwärtig Abrakadabra ihn Atres auf Magie und stellte fest, dass er tatsächlich schwach magisch begabt war.
Während sie noch herum diskutierten, was das jetzt gewesen war, stießen auch Leomir und Heridian wieder zu ihnen. Kurz tauschten sie die erhaltenen Informationen aus. Atres und Ogara waren sich sicher, dass Wulfhart ein Vampir und für das Verschwinden der Leute verantwortlich sein musste, aber Heridian und Leomir warnten sie, voreilige Schlüsse zu ziehen - Halman mochte auch einfach ein besonders guter Lügner sein.
Heridian, Ogara und Leomir machten sich auf, Wulfharts Hütte zu untersuchen. Diese bestand nur aus einem Raum, in dessen Mitte ein großes Bett stand, auf dem mehrere dunkle Decken lagen. Ogara kroch kurz darunter, kam dann wieder hervor und meinte, dass es durchaus möglich sein mochte, damit das Tageslicht völlig vom Körper fernzuhalten, das in die Hütte fiel. Damit war wohl klar, dass Wulfhart auf jeden Fall ein Vampir sein musste.
Atres und Uthred durchsuchten derweil Halmans Haus, bei dem ihnen niemand auf ihr Klopfen geöffnet hatte. In der Küche fanden sie noch die Reste eines Mahles, das nicht gegessen worden war und nun schon tagelang dort herumgestanden hatte. Ansonsten gab es nichts Ungewöhnliches zu sehen und alles blieb ruhig. Im Obergeschoss fanden sie Halmans Frau, die im Bett lag und ruhig schlief. Um völlig sicherzugehen schlich Uthred sich näher und untersuchte sie aus der Nähe, kam aber zu demselben Schluss.
Als er sich umdrehte und wieder gehen wollte, wurde der Druide jedoch plötzlich von hinten gepackt und aufs Bett gezogen. Mit Bärenkräfte würgte ihn die Frau, bis ihm die Sinne schwanden. Verblüfft entzündete Atres sein Flammenschwert und eilte hinzu, um Uthred zu befreien, doch der verdeckte mit seinem Körper den der Vampirin. Als die jedoch Anstalten machte, ihre spitzen Zähne in Uthreds Hals zu graben, langte es Atres und er hackte ihr kurzerhand mit dem Schwert ins Gesicht.
Wütend kreischte die Vampirin auf und warf ihm den Druiden entgegen, so dass beide zu Boden fielen. Als Atres sich wieder aufgerappelt hatte und zurück zum Bett blickte, war die Wunde im Gesicht der Frau gerade dabei, in Windeseile zu verheilen. Schnell schleuderte er ihr einen Abrakadabra entgegen, der die Frau nach hinten warf und auch das Bett in Flammen setzte. Dann packte er sich Uthreds schlaffen Körper und rannte nach draußen.

Wie sollen wir den nur vernichten?
Kaum hatte Atres das Haus verlassen, da wurde er von hinten gepackt und gewürgt. Verzweifelt wehrte er sich, aber sein Gegner verfügte über schier übermenschliche Kräfte, so dass er sich gezwungen sah, seine Artefakte auszulösen, die unter anderem seine Körperkraft erhöhten. Danach gelang es ihm, sich aus dem Griff zu winden, und er stand Halman gegenüber, der ihn überrascht ansah und ihn fragte, ob er zu "ihnen" gehörte. Zur Antwort rammte ihm Atres sein Flammenschwert in die Brust. Während der Magier ein Blutbad veranstaltete und den Arbeiter kleinhackte, fing das Holzgebäude hinter ihm an, mehr und mehr in Flammen aufzugehen. Der Feuerschein lockte die Bewohner der umstehenden Häuser vor die Tür, die entsetzt mit ansahen, wie ihr freundlicher Nachbar von einem Fremden in Stücke gehackt wurde. Bald wurden die ersten "Mörder! Brandstifter!"-Rufe laut, und einige Bewohner rannten davon, den Vogt zu alarmieren und Hilfe zu holen.
Ogara, Heridian und Leomir sahen ebenfalls aus der Ferne den Feuerschein und ahnten schon, wer dafür verantwortlich sein mochte. So schnell es ging, rannten sie zu Atres und starrten genauso überrascht auf die Szenerie wie Wulfhart und einige Arbeiter, die auch gerade angelaufen kamen. Wütend brüllte Wulfhart, weil er in Atres den Mörder seines Freundes sah und stürzte sich auf den Magier, während Ogara und Heridian noch unschlüssig abwarteten und überlegten, ob das nun ein rondragefälliger Zweikampf war oder nicht.
Dann aber sahen sie, dass der Körper Halmans, den Atres schon erschlagen hatte, sich langsam wieder zusammenfügte und mühten sich, die Einzelteile davon abzuhalten, zueinander zu gelangen, während Leomir schnell loslief, den Praioten zu Hilfe zu holen. Er klopfte heftig an die Tür, die kurz darauf aufgerissen wurde, und der wütende Praios-Geweihte schlug nach ihm. Leomir blockte den Schlag und erklärte hastig, was vorgefallen war, woraufhin der Praiot zornig sein Szepter schwingend mit ihm in Richtung Feuerschein lief, um Jariels Kreaturen zu erschlagen.
Uthred war mittlerweile auch wieder aufgewacht und erblickte das brennende Haus, dessen Feuer auf die Nachbarhäuser überzugreifen drohte. Schnell zog er die Schuhe aus und konzentrierte sich darauf, Abrakadabra und die Temperatur etwas zu erhöhen, um Regen zu erzeugen. Atres schlug nach Wulfhart, traf ihn aber zunächst nicht. Schließlich erwischte er ihn doch mit dem Flammenschwert am Kopf, wodurch der Mann zu Boden ging. Entsetzt starrte Atres auf das Blut, das aus dem Schädel gespritzt war, hatten doch weder der Metzenschnitter noch Halman geblutet, was bedeuten musste, dass der Arbeiter gar kein Vampir war. Schnell machte sich Atres daran, den Mann wieder zu Abrakadabra.
Heridian und Ogara verzweifelten an ihrer Aufgabe, den Körper des Vampirs daran zu hindern, sich zusammenzusetzen, denn kaum hatten sie die Einzelteile gepflöckt, begannen sich am Rumpf neue Körperteile auszuformen. Dann aber kamen endlich Leomir und der Praiot dazu. Der Geweihte schimpfte zunächst, dass sie hier Leichenschändung begannen, ehe er eine Berührung an seinem Bein spürte - dort krallte sich gerade eine Hand des Toten an das Gewand des Priesters. Entsetzt schlug dieser mit seinem Szepter zu, und es zischte und brodelte, als die Hand sich auflöste. Wie ein Irrer schlug der Geweihte auf die restlichen Leichenteile ein, wild kreischend, dass Jariel damit auch nicht durchkommen würde.
Atres und Leomir bemerkten derweil, dass Wolken aufzogen und brachten das sogleich mit Uthred in Verbindung, der seine Schuhe mittlerweile wieder angezogen hatte und fröhlich grinsend unter einem Vordach stand. Eilig gesellten sie sich zu ihm, und schon Augenblicke später fing es an zu schütten, dass Heridian und Ogara schneller durchnässt waren, als sie sich unterstellen konnten. Dafür war aber auch bald das Feuer wieder gelöscht. Das Viertel einer Stunde goss es weiter in Strömen, dann setzte wieder leichter Schneefall ein.

Jetzt aber nichts wie weg
In der Zwischenzeit hatte der Praiot so lange auf den Leichnam eingeschlagen, dass sich die gesamten Einzelteile in Asche aufgelöst hatten. Danach war er zu seinem Tempel zurückgekehrt, vor sich hingrummelnd, wie er den Anhänger Jariels das würde heimzahlen können. Heridian beeilte sich, den Akoluthen aus dem Boron-Tempel zu Hilfe zu rufen, der ein dem Herrn von Tod und Vergessen geweihtes Amulett mit sich trug, dann betraten sie die Überreste des Hauses, um nach der Vampirin zu sehen, die Atres verletzt hatte. So richig konnte sich keiner vorstellen, dass die Frau nach der Feuersbrunst noch am Leben war, aber dennoch wollte jeder sichergehen.
Drinnen saß die Vampirin tatsächlich im verkohlten und triefnassen Schlafzimmer auf den Resten ihres Ehebetts und fauchte sie wütend an, als sie eintraten. Schnell kam sie herangekrochen, wobei sie sich mit Hilfe ihrer enormen Kraft vorwärts zog. Heridian und Ogara zogen ihre Waffen und schlugen auf die Frau ein, um sie hinzuhalten, während Uthred und Atres die Gelegenheit nutzten, sie zu untersuchen.
Uthred Abrakadabra, ob der Vampir die übliche Lebensaura zeigte, über die sonst jedes Wesen verfügte - und sah bei der Vampirin gar nichts. Atres Abrakadabra derweil fest, dass die Frau nicht nur eine schwach magische Aura hatte, sondern auch dämonische Strukturen aufwies. Schließlich baten sie den Akoluthen, das Amulett nach der Frau zu werfen, in der Hoffnung, dass das borongeweihte Artefakt den Vampir vernichtete - aber nichts passierte.
Schnell verzog sich der Akoluth wieder, und die Gruppe machte sich daran, die Einzelteile schnell zum Praiostempel zu tragen, nachdem Heridian und Ogara die Frau in Stücke gehackt hatten. Ogara erreichte den Tempel als erstes und trat ganz respektlos die Tür ein, dann warfen sie nacheinander die Einzelteile durch das Portal, die, kaum berührten sie den geweihten Boden, zu Asche zerfielen.
Mittlerweile befand sich die gesamte Stadt in heller Aufregung, so dass sie es für besser hielten, zunächst zu verschwinden. Eilig erklärten Heridian und Ogara dem Vogt, den sie noch in der Nacht dafür weckten, grob, was geschehen war, dann fragten sie noch im Tempel nach, wohin die Boron-Geweihte gezogen war. Diese wollte im Dörfchen Rudein jemanden beerdigen, weshalb sie wieder in Richtung Baliho sausten, von dem aus das Dorf östlich lag.
Noch vor Baliho machten sie kurz Halt, weil Boril sich erleichtern musste. Während der Norbarde hinter einer Gebüschgruppe verschwand, machte sich Uthred daran, ein paar Weißdornäste abzuschneiden, sollte das Holz doch in Pflockform auch Vampire vernichten. Da fiel ihn eine goblinartige Kreatur an, und er konnte sich nur im letzten Augenblick noch zur Seite werfen. Das Vieh sprang jedoch einfach weiter und rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit auf Heridian zu. Dieser streckte sein Schwert vor sich, um es abzuwehren, aber das Wesen ignorierte schlichtweg, dass die Waffe ihm die Hände aufriss und krabbelte erst am Schwert und dann an Heridians Arm nach oben, um sich dann auf seinen Rücken zu schwingen.
Dort versuchte es, Heridians Hals freizubekommen. Schnell kam auch Ogara dazu und schlug auf den Rücken des Goblinvampirs ein - nur um festzustellen, dass die Wunden schneller heilten, als sie sie überhaupt schlagen konnte. Heridian rief ihr zu, den silbernen Borndorn zu benutzen, und tatsächlich kreischte das Vieh auf, als Ogara es damit stach und rannte hastig wieder davon.

Nächtlicher Besuch
Geistesgegenwärtig schwang sich Leomir auf sein Pferd, hatte er doch noch neben dem Tier gestanden und die anderen beobachtet, und umrundete den Goblin im Galopp. Doch er hatte die Geschwindigkeit des Vampirs unterschätzt, war der doch schon wieder fast bei ihm und machte Anstalten, sich auf seinen Hengst zu stürzen. Also warf sich der Phex-Geweihte vom Pferd, den Borndorn schon in der Hand. Nur Augenblicke später krachte der Vampir gegen ihn, riss ihn mit sich zu Boden und begann ihn zu würgen. Hektisch stach Leomir ihm mit dem Dolch in die Seite - woraufhin der Vampir einfach verpuffte und Staub auf ihn niederrieselte.
Während alle noch perplex auf die Stelle starrten, wo eben noch ein zum Vampir gewordener Goblin gewütet hatte, trat Boril wieder hinter dem Gebüsch hervor, wunderte sich nur ein wenig, warum alle so seltsam herumstanden, ließ es dann aber auf sich beruhen und fragte nur gut gelaunt, ob man wieder weiterreisen konnte.
Nachmittags erreichten sie wieder Baliho, wo Leomir, Heridian und Ogara sich im Hotel einquartierten, während Uthred Atres mit in die Gaststube nahm, durch die Sumus Ader führte. Nachdem der Druide für das Zimmer bezahlt hatte, legte Atres noch einen Silber dazu und wies noch extra daraufhin, dass sie nicht gestört werden wollten. Daraufhin nickte die stämmige Wirtin und zwinkerte ihnen freundlich zu; niemand würde ihre traute Zweisamkeit da oben stören. Genervt zog Uthred Atres mit sich, ehe er noch mehr Unsinn Anstellen konnte.
Während Leomir bei Brunn Baucken vorsprach und ihm von dem Geisteszustand des Praios-Geweihten zu Altnorden und den sonstigen Ereignissen dort berichtete, und auch kurz Nescor Erfold einen Besuch abstattete, versuchte Heridian mit Ogara auf dem Markt Steineichenpflöcke zu finden, musste aber feststellen, dass das Holz, das überall sonst in Aventurien sehr beliebt war, entweder in Weiden so begehrt war, dass es gar nicht erst in die Verlegenheit kam verkauft zu werden, oder aber so unbeliebt war, dass es auch kein Händler führte.
Schließlich legten sich alle schlafen. Atres hatte jedoch keine ruhige Nacht, denn er hatte einen seltsamen Traum: Zunächst sah er nur rote Kugeln, die über Schnee rollten, doch dann stellte er fest, dass es sich um Blutstropfen handelte, die sich langsam zusammenfanden und zu etwas größerem wurden, bis schließlich ganze Blutbäche über die Ufer traten. Auch Heridian erwachte mitten in der Nacht, allerdings nicht wegen eines Traumes, sondern weil es kalt im Zimmer war. Er erschrak, als er sah, dass der Fensterladen offen stand und etwas Schnee ins Zimmer geweht worden war. Auf der Fensterbank waren noch zwei Abdrücke zu sehen, die nahelegten, dass jemand in ihr Zimmer gestiegen war. Rasch entzündete er eine Kerze und weckte Ogara, aber es war nichts Ungewöhnliches mehr zu sehen. Vorsichtshalber sahen die beiden auch noch nach Leomir, aber der Phex-Geweihte hatte ebenfalls nichts mitbekommen.
Morgens trafen sich dann alle zum Frühstück im Hotel Pandlaril und berichteten von ihren nächtlichen Erlebnissen. Niemand konnte sich einen Reim darauf machen, wer des nachts in Heridians und Ogaras Zimmer eingestiegen war - und vor allem, warum, denn wenn es ein Vampir gewesen wäre, hätte er sie doch eigentlich beißen müssen, was sie ja wohl gemerkt hätten - oder nicht? Da aber keinerlei Bissspuren bei beiden zu sehen waren, war das wohl nicht der Fall gewesen.

Auf der Suche nach Schwester Alwine
Schnell besorgte Uthred in der Stadt noch einige lederne Halskrausen, die eigentlich für Sträflinge gedacht waren, aber wahrscheinlich auch hervorragend Vampire vom Hals fernhalten konnten. Dazu kaufte er auch solche, die mehr zum Wärmen gedacht und nicht so fest waren, die dafür aber auch edler aussahen, für diejenigen, die mehr Wert auf ihr Aussehen als auf ihre Leben legten. Dann brachen sie in Richtung Osten auf.
Schon nach einer Stunde Fahrt kamen sie im Dörfchen Rudein an, wo sie nach der Boron-Geweihten Alwine suchten. Dabei begegneten sie dem Dorfschulzen Tannfried Sattler, der ihnen erzählte, dass sie schon vor einer Stunde nach Baliho aufgebrochen war. Irritiert sah die Gruppe sich an, denn das bedeutete ja, dass sie ihr hätten begegnen müssen. Der Schulze beruhigte sie, dass es vor Baliho noch einen Gutshof gab, denn die Geweihte sicher besucht hatte, so dass sie sie wohl gerade verpasst hatten.
Auf Nachfrage erklärte der Schulze ihnen außerdem, dass Schwester Alwine hier gewesen war, um einen Bauern zu beerdigen. Diesen hatten die Dörfler tot im Schnee gefunden und eigentlich schon unter die Erde gebracht - damals hatte jemand die Geweihte nicht rufen wollen, um ihr nicht unnötig die schwere Last einer Reise hier ins Dorf aufbürden zu müssen. Heridian war entsetzt und bohrte nach, wer denn dieser jemand gewesen war und wie dieser überhaupt auf so eine schändliche Idee hatte kommen können, aber Leomir und Uthred beruhigten ihn und erstickten alle weitere Diskussion, da sie schon erkannt hatten, worum es ging.
Jedenfalls hatte ein Mädchen des Dorfes dann aber ganz erschreckt erzählt, dass das Grab wieder offen sei, und tatsächlich war der Tote nun verschwunden gewesen. Vor einer Woche hatte sich das ganze schon zugetragen, und seither hatte es den Göttern sei Dank keine weiteren Toten gewesen. In ihrer Not hatten sie sich an Schwester Alwine gewandt, aber die hatte ihnen auch nicht helfen können und sie noch einmal für ihr unkluges Verhalten getadelt, ehe sie unverichteter Dinge wieder abgereist war.
Als die Gruppe zur Kaleschka zurückkehrte, schlief Boril dort schon wieder. Uthred weckte ihn mit Schnee und warf dabei einen Schneeball nach Ogara. Kurz herrschte eine ausgelassene Stimmung, wie sie sie schon seit langem nicht mehr erfasst hatte, und fast entwickelte sich eine lustige Schneeballschlacht, doch dann ging Heridian dazwischen, scheuchte alle wieder in die Kutsche und auf die Pferde und drängte darauf aufzubrechen, um die Geweihte zu suchen.
Nach einer weiteren kurzen Fahrt kamen sie zu dem beschriebenen Bauernhof, wo Schwester Alwine tatsächlich mit der Bauersfamilie am Tisch saß und sich ein wenig unterhielt. Alle waren erleichtert, dass es ihr gut ging. Während Uthred und Atres dann die Familie, vor allem die vielen Kinder, ablenkten, sprachen Heridian und Leomir mit der Boron-Geweihten und erklärten ihr, was in Altnorden vorgefallen war und dass sie jetzt wohl nicht mehr gut gelitten waren in der Stadt. Alwine gestand ihnen entsetzt, dass Halman jeden Abend vor seiner Schicht bei ihr im Tempel gewesen war und gebetet hatte. Betroffen blickten auch die beiden Geweihten sie an, bedeutete das doch, dass eine solch unheilige Kreatur ohne weiteres dem Herrn des Todes geweihten Boden hatte betreten können.
Zur Sicherheit bot die Gruppe Schwester Alwine an, doch in der Kaleschka mit nach Altnorden zu reisen, was die Geweihte gerne annahm. Nachdem sie sich in der Stadt verabschiedet hatte, besuchte die Gruppe Vogt Bärwiss von Dunkelstein und erkundigte sich nach der aktuellen Lage in der Stadt. Der gestand zerknirscht, dass der Praios-Geweihte sie der Zusammenarbeit mit dem Bösen bezichtigt und die Menschen gegen sie aufgebracht hatte, anstatt ihre wirkliche Rolle in den Ereignissen aufzuklären.
Dennoch bot er ihnen an, in seinem Haus zu übernachten, war es doch schon spät. Doch da sahen sie schon im Hintergrund, wie ein Diener des Vogtes sie erblickte, erbleichte und hastig das Haus verließ, wohl um den Praioten zu alarmieren, und so packten sie schnell wieder zusammen und rauschten davon. Auf ihrem Weg kamen sie auch am Praiostempel vorbei, wo der Custos Lumini auch schon vor dem Portal stand und geiferte. Sein Blick wurde irre, als er sie vorbeifahren sah, und seine Stimme überschlug sich, als er kreischte, dass man sie fassen sollte. Doch dann waren sie auch schon vorbei und hatten die Stadt verlassen.

Eine kalte Unterkunft
Etwas außerhalb der Stadt sahen sie nahe der Straße einen Gutshof, wo sie übernachten wollten. Auf dem Weg rumpelte die Kutsche aber plötzlich, als sie über eine Schneewehe rollten. Sie hielten an und sahen nach und entdeckten, nachdem sie ein wenig den Schnee beseite geschaufelt hatten, zwei Leichen, die sich offensichtlich im Todeskampf ineinanderverkrallt hatten, der eine die Hände am Hals des anderen. Dann jedoch sahen sie, dass einer der Toten einen Holzblock im Körper stecken hatte - offensichtlich ein Vampir, der dadurch tatsächlich geschwächt worden war!
Vorsichtig piekste sie ihn mit einem der Borndorne, woraufhin der Vampir wie schon die zuvor verpuffte. Eine Weile diskutierten sie noch, ob sie es wagen sollten, auch den anderen zum Sichergehen in den Finger zu stechen, doch hatte auch jeder ein wenig Scheu davor, damit möglicherweise die Leiche zu schänden. Schließlich packte sich Uthred, der solche Bedenken nicht hatte, genervt den Dolch und stach vorsichtig in den Finger. Nichts geschah, und so packten sie die Leiche einmal mehr auf das Dach der Kutsche und fuhren zum Hof hinüber.
Dort stand die Vordertür des Haupthauses offen, und Schnee war hineingeweht worden. Auch war nirgendwo Licht zu sehen, und kein Rauch quoll aus dem Kamin. Dennoch untersuchten Ogara und Heridian zunächst vorsichtig das Gebäude, ehe sie es sich dort in der Küche bequem machten. Nur kurz warfen sie einen Blick in den Stall, denn dieser war zu dunkel und unübersichtlich, so dass sie Gefahr liefen, geradewegs in eine Falle zu tappen und lieber auf ihre Wachen vertrauten. Dann aber meinte Boril, dass er die Pferde schon in den Stall gebracht hatte, so dass die beiden doch noch den Stall untersuchten, unterstützt von Uthred, der ihnen mit Abrakadabra den Weg leuchtete, damit kein Heu durch eine Fackel entzündet werden konnte.
Nachdem sie auch im Stall nichts Außergewöhnliches gefunden hatten, legten sie sich in der Küche zur Ruhe. Ogara hielt genervt mit Boril die erste Wache, und als er ihr zum wiederholten Male etwas von seinem Schnaps anbot, sagte sie nicht nein und probierte einen Schluck. So kam es, dass Leomir noch vor seiner eigentlichen Wache die Augen aufschlug, weil er das altbekannte Kribbeln spürte, das seinen gesamten Körper unter Spannung setzte.
Es war dunkel und kalt, und als der Phex-Geweihte sich umsah, entdeckte er, dass einer der Fensterläden offenstand. Ein seltsames Wesen hockte dort auf dem Sims: Es war irgendwie noch menschenähnlich, hatte aber auch etwas von einem Raben, und seine Gliedmaßen waren seltsam verwachsen. Doch ehe er das Wesen näher in Augenschein nehmen konnte, war es auch schon verschwunden. Schnell schlug Leomir Alarm und weckte seine Freunde.
Uthred war als erster wach, hatte er doch ohnehin einen seltsamen Alptraum gehabt, so dass er nur unruhig hatte schlafen können, und auch der Rest stand schnell bereit; nur Boril und Ogara schliefen tief und fest, so dass sie sie zunächst liegen ließen. Spuren im Schnee zeigten an, dass das Wesen in den Stall geflohen war, so dass sie vorsichtig hinüber gingen. Vor der Leiter zum Heuboden entdeckte Uthred einen feuchten Abdruck im Heu, so dass sich Heridian aufmachte, die Leiter hinaufzuklettern, und Leomir folgte ihm. Da kippte die Leiter plötzlich nach hinten und beide landeten unsanft wieder auf dem Boden.

Der Spanner
Oben sah Uthred ein rotes Augenpaar glühen, und ohne zu zögern schickte er seinen Zauber hoch - und tatsächlich fing das seltsame Ding an, Abrakadabra. Schnell nutzten alle die Gelegenheit und kletterten hinauf. Im Lichtschein sahen sie, dass sie es tatsächlich nur mit einem verwilderten Menschen zu tun hatten - oder mit einem Vampir. Weiße Haare standen wirr von seinem Kopf ab, und seine Hakennase war es, die auf Leomir wie der Schnabel eines Raben gewirkt hatte.
Nachdem es eine Weile getanzt hatte, beruhigte sich das Wesen wieder, jedoch ohne wie sonst üblich erschöpft zu Boden zu fallen. Mit krächzender Stimme begann es, wirr auf sie einzureden, dass es doch nur hatte schauen wollen, und nichts hatte tun wollen. Verwirrt gingen alle wieder einen Schritt zurück, und der Vampir nutzte die Gelegenheit in eine Art Nest zu flüchten, dass er sich aus Heu errichtet hatte, wo er immer wieder beteuerte, dass er nur die schöne Frau hatte anschauen wollen.
Als Atres den Vampir kurz mittels des Abrakadabra betrachtete, leuchteten dessen Augen wieder rot auf. Sofort beendete Atres seinen Zauber, und das Leuchte hörte wieder auf. Viel Sinnvolles war dem wirren Gerede nicht zu entnehmen, aber es wurde deutlich, dass der Vampir anderen wohl schadete, indem er sie anblickte - wie auch immer das vonstatten gehen sollte - anstatt sie zu beißen. Außerdem war er auch in der "großen Stadt" gewesen und mochte damit Heridians und Ogaras nächtlicher Besucher gewesen sein. Da sie nur eine Frau bei sich hatten, konnte die "schöne Frau" ja nur Ogara gewesen sein.
Lange diskutierten sie, was sie nun mit dem Wesen anstellen sollten. Einfach töten wollte es keiner von ihnen, da es ja eigentlich keine bösen Absichten hegte und auch niemanden wirklich verletzt hatte - oder? Da aber Atres wiederum eine Aura des Dämonischen bei dem Wesen gesehen hatte und es immerhin noch eine unheilige Kreatur war, konnten sie es auch nicht einfach zurücklassen. Also ließ Uthred den Vampir schließlich einschlafen, und Heridian fesselte ihn vorsichtig. Dann hievten ihn Heridian und Leomir vorsichtig über einige Heuballen hinunter, wickelten ihn in einige Decken, um nötigenfalls das Licht der Praiosscheibe von ihm fernzuhalten, und brachten ihn zur Kaleschka. Ziel war es, den Vampir nach Baliho zu bringen, um dort Brunn Baucken zu fragen, was man mit ihm anfangen sollte - vielleicht konnte ja wenigstens seine Seele gerettet werden?
Schließlich weckten sie Boril und Ogara, und die Rondra-Geweihte durfte sich einiges anhören, weil sie während ihrer Wache eingeschlafen war; erst recht, nachdem sie zugegeben hatte, etwas von Borils Schnaps probiert zu haben. Eilig wurden die beiden Abrakadabra, damit man wieder aufbrechen konnte, und die anderen berichteten Ogara, dass sie einen Vampir gefangen hatten, der ihr ganz persönlicher Spanner gewesen war.
Wieder fuhren sie durch Altnorden, dieses Mal jedoch noch im Dunkeln, so dass sie keinen Aufruhr verursachten. Während sie auf Baliho zuhielten, wurde es wieder hell. Dem Vampir, der mit bei Uthred und Atres in der Kutsche lag, passierte nichts, so dass ihn wohl genügend abgeschirmt hatten. Umso überraschter waren die beiden, als dann plötzlich einige Stunden später die Decken doch in sich zusammenfielen und Asche zwischen ihnen herausrieselte.
Also kehrten sie wieder um, und Uthred und Heridian waren soweit, dass auch sie einmal von Borils Gesöff probieren wollten, nachdem der schon Ogara so umgehauen hatte. Uthred nahm nur einen kleinen Schluck, Heridian aber einen größeren, und beiden schluckten erst einmal, weil der Schnaps noch mehr reinhaute, als erwartet. Zumindest entfaltete er auch sonst seine Wirkung, und der Rahja-Geweihte war auf dem weiteren Weg erst einmal sehr glücklich.

Die rätselhafte Elfe
In Altnorden hielten sie kurz vor dem Borontempel, hatten sie doch bei der letzten Durchfahrt ganz die Leiche auf dem Dach vergessen. Ihnen blieb nur Zeit, kurz zu klopfen, dann waren ihnen auch schon wieder wütende Dörfler auf den Fersen, für die es natürlich so aussah, als hätten sie nicht nur einen weiteren Menschen umgebracht, sondern diesen auch noch dreist in die Stadt gebracht. Also flüchteten sie schnell wieder und hasteten weiter südwärts.
Einige Meilen vor der Stadt hielten sie an und beratschlagten sich, wo sie eigentlich hinwollten. Leomir wies daraufhin, dass der nächste Ort, denen ihnen die Leute genannt hatten, Espen war, aber die Abzweigung war in Altnorden gewesen. Kurz herrschte Stille, und auch ohne dass sie etwas gesagt hätten, erkannte jeder am Grinsen der anderen, wohin sie fahren würde. Sie drehten um und fegten ein weiteres Mal durch die kleine Stadt. Boril gackerte aufgeregt auf dem Kutschbock und hatte seinen Spaß und auch die anderen lachten wild, während die Menschen entsetzt und wütend aufschrien und der Praios-Geweihte hilflos zeterte.
Nur kurze Zeit später wurde es wieder ernst, als sie eine Furt überqueren mussten. Es forderte Boril all sein Geschick, die Pferde ganze langsam die Kaleschka über die zum Glück schneebedeckte Eisfläche ziehen zu lassen, und auch Heridian und Leomir mussten ihre Tiere vorsichtig führen. Mitten in der Schneelandschaft mussten sie schließlich sie schließlich für die Nacht lagern und ihr Zelt aufbauen.
Uthred machte ihnen ein schönes Feuer, um dass sie sich dann alle versammelten, um ihr Abendessen zu sich zunehmen, nur Boril verzog sich schon früh ins Zelt. Da hörten sich ein Rascheln im Unterholz, und Augenblicke später trat eine wunderschöne, splitterfasernackte Elfe vor ihren ungläubigen Augen hinter einem Baum hervor. Verdutzt starrte sie die gesamte Gruppe einige Augenblicke lang, dann überschlugen sich alle, sie freundlich zu sich ans Feuer einzuladen, während sie ihre Blicke kaum vom milchweißen Körper der Elfe lassen konnten. Nur Ogara schmollte, erst recht, als sich die Fremde ausgerechnet zwischen ihr und Heridian niederließ.
Mit sanfter Stimme und großen Augen erzählte das liebliche Geschöpf, dass sie weit aus dem Norden kam und hier im Süden ihre Bestimmung suchte und fragte sie dann im Gegenzug, was sie denn hier mitten in der Wildnis taten. Als sie ihr von den Blutsaugern erzählten, die in der Nähe ihr Unwesen trieben, sprang die Elfe vor Schreck über das ganze Lagerfeuer hinweg auf Atres' Schoß und kuschelte sich an den Magier - denn der Abrakadabra so schön. Uthred leuchtete zwar immerhin auch, aber nicht so schön hell, und der Rest hatte in der Hinsicht nichts zu bieten.
Dann bettelte die Elfe mit zuckersüßer Stimme, doch einmal das hinter Atres' Augenklappe sehen zu dürfen, und der Magier gewährte es ihr, ohne dass einer seiner Freunde Einwände erhob, denn ein so freundliches, friedliches Wesen würde ihnen ja wohl nicht schaden wollen. Interessiert betrachtete sie den Rubin in Atres' Augenhöhle und strich darüber. Dann kratzte sie ihn plötzlich leicht im Nacken und ließ ihn mit leicht veränderter Stimme wissen, dass das für einen Menschen ja ganz nett war.
In einer flüssigen Bewegung sprang sie auf und strich sich einen Reif vom Arm, den sie zwischen die Gruppe warf. Daraufhin sprangen alle panisch auseinander und rannten schreiend davon, als liege das größte Grauen hinter ihnen, das sie sich nur vorstellen konnten. Wild stolperten sie durch den hohen Schnee, bis sich alle mehr oder weniger weit vom Lagerfeuer entfernt hinter einen Baum, einen Busch oder eine Schneewehe duckten.

Ruhe in Espen
Nur am Rande bekamen sie noch mit, wie sich die Elfe langsam in etwas größeres verwandelte, Schuppen und Pranken bekam und wuchs und wuchs. Noch während der Verwandlung schob sie sich den Armreif auf eine Kralle der nun deutlich größeren Pranke, und dann stand auch schon ein stattlicher, weißer Drache neben dem verwüsteten Lagerfeuer, der sich dann in die Lüfte hob und immer höher stieg, bis er irgendwann aus dem Blickfeld geriet.
Nach und nach kehrten dann alle wieder zum Zelt zurück, in dem Boril immer noch friedlich schlief. Erst überlegten sie schon, was sie ihm wohl erzählen sollten, was den Boden um das Zelt so zerwühlt hatte, doch dann einigten sie sich darauf, einfach nichts zu sagen, da Boril es wohl wahrscheinlich ohnehin nicht merken würde. Heridian und Leomir suchten noch Shahîn und die Rahja-Stute und brachten sie zum Lager zurück.
Uthred klärte sie darüber auf, dass dies kein gewöhnlicher Drache gewesen war, sondern ein Gletscherwurm, eine Art von Drachen, die eigentlich im hohen Norden wohnte und einst von einem bösen Magier erschaffen worden sein sollte. Der Zauber, der sie davon gejagt hatte, war der Abrakadabra gewesen, den die Druiden auch kannten. Alle waren sich einig, dass das wohl keine Elfe gewesen war, die sich in einen Drachen verwandelt hatte, sondern ein Drache, der sich in Elfenform unter sie geschlichen hatte.
Am 29. Travia erreichten sie Espen, das ihnen vom Donnersturm-Rennen noch bekannt war. Seufzend blickten Leomir und Heridian zum Espen- und Erlenhein hinüber, in dem der Rahja-Schrein lag. Dann ging Heridian zum Haus der Geweihten Shanhazadra - Leomir zog es vor, mit den anderen draußen zu warten. Während Atres und Uthred sich fragten, was jetzt an der Frau so schlimm sein mochte, neckte Ogara den Phex-Geweihten damit, dass sie wohl damals während ihres Besuches sehr genau hingesehen hätten.
Shanhazadra zeigte sich sehr enttäuscht darüber, dass die anderen nicht hereinkommen wollten - doch mit dem Ruf "Warmes Essen!" bekam sie schließlich doch noch alle in ihre Küche. Froh wärmten sich alle am Herdfeuer und löffelten einen heißen Eintopf in sich hinein. Danach kam sie endlich auf den Grund ihres Besuches zu sprechen, den sie schon kannte. Doch konnte sie die Gruppe beruhigen, dass in ihrem beschaulichen Örtchen Rahja sei Dank bisher nichts geschehen war, auch wenn die Bauern schon munkelten, die Hexen des Blautanns hätten das Land östlich des Braunwassers verflucht, und deshalb etwas unruhig waren.
Zuguterletzt wollte sie doch noch einmal mit Heridian allein sprechen und nahm ihn mit in ihr kleines Schlafzimmer. Ernst erzählte sie ihrem Kollegen von Ullgrein von Eberstamm-Mersingen. Diese war die Tochter von Jarl Staubhold von Mersingen-Eberstamm, dem Baron zu Menzheim, und Shanhazadra befürchtete, diese frevelte schon seit geraumer Zeit Rahjas Gaben. Sie hatte nur Gerüchte gehört, doch diese nun schon beständig seit einigen Wochen: Die Frau lud sich immer wieder junge Leute in das Anwesen ihres Vaters ein, um mit ihren Rahja zu huldigen, aber kurz danach verschwanden diese Menschen, oder sie starben an Entkräftung.
Heridian beruhigte sie, dass er und seine Freunde sich des Problems annehmen würden, sah er doch schon, worauf das hinauslief. Die Geweihte lud ihn noch ein, mit ihr das Bett und Rahjas Freuden zu teilen, doch Heridian lehnte ab, wusste er doch, dass seine Gefährten darauf drängten, weiterzureisen. So verabschiedeten sie sich und traten wieder hinaus in die Kälte, wo Boril kreischte, als er hörte, dass es weiterging, war er doch gerade erst mit dem Abschirren der Pferde fertig geworden.

Das Firun-Heiligtum
Auf dem Weg nach Menzheim mussten sie wieder durch Altnorden, wo sie einmal mehr für Aufregung sorgten. Mittags waren sie schon wieder auf der Reichsstraße Richtung Süden unterwegs, als sie im Westen eine Gestalt sahen, die aus dem Wald taumelte. Als sie näherkamen, erkannten sie, dass es sich um eine Frau handelte, die stark blutete - irgendetwas hatte ihr klaffende Wunden gerissen, aber dennoch konnte sie sich noch mühsam auf den Beinen halten.
Schnell Abrakadabra Atres die Frau, und nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatte, erzählte die Jägerin ihre Geschichte: Sie hatte die abgelegene Arö-Grotte besucht, die dem Herrn Firun heilig war, um dort zu opfern, wie sie es oft tat. Doch dort drin war sie von einem Monster angefallen worden. Gerettet hatte sie nur, dass sie sich geistesgegenwärtig die Bärenstatue, die auf dem Altar stand, hatte greifen können. Mit dieser hatte sie auf die Bestie eingeschlagen, woraufhin sich diese schnell verzogen hatte. Mit letzter Kraft hatte sich die Jägerin durch den Wald zur Straße schleppen können, in der Hoffnung, auf Hilfe zu stoßen.
Um die Frau zu schonen, sollte Uthred die Gruppe zur Höhle führen, doch der war sich sicher, dass er irgendwo im Osten Wulfi gesehen hatte, und war somit gerade nicht genügend bei Verstand. Also musste doch die Jägerin sie führen. Nach einem längeren Marsch durch die Schneelandschaft - wobei sie bemerkten, dass sie die Spur ohnehin gefunden hätten, denn in regelmäßigen Abständen war der Schnee von Blut rot gefärbt - erreichten sie den Höhleneingang. Auch dort war am Eingang schon Blut zu sehen. Heridian, Leomir und Atres bewaffneten sich vorsorglich mit von der Decke hängenden Eiskristallen, dann traten die vier hinein, in der Hoffnung, dass die Frau draußen sicher wäre, weil sich der Vampir, der wohl ein ehemaliger Jäger und Firun-Anhänger war, nicht in den Schnee wagen konnte.
Die gesamten ersten Schritt des Ganges waren mit Blut besudelt, und sie mussten über Leichenteile steigen. Von irgendwoher war ein Grollen zu vernehmen, und sie vermeinten, auch sich entfernende Schritte zu hören. Nach kurzer Strecke kamen sie an eine Abzweigung: Linkerhand führte ein kleinerer Gang weiter, der bald zu klein wurde, als dass sie ihn noch hätten passieren können, also nahmen sie den Weg nach rechts, den offensichtlich auch die Gläubigen gingen, wenn sie zum Beten kamen.
Dieser führte sie wiederum in eine sehr große, unübersichtliche Höhle. Felsen und Geröll bedeckten den Höhlenboden, und Eiszapfen hingen von der Decke, so dass sie kaum etwas sahen. Auch auf ihr Gehör konnten sie sich nicht verlassen, da jedes noch so kleine Geräusch laut widerhallte. Sie folgten einem weiteren Gang ganz am Ende der Höhle, doch dieser wurde ebenfalls immer kleiner, so dass sie schließlich nicht weiterkamen. Leomir war sich sicher, dass es derjenige war, der wieder zum Eingang führte.
Also drehten sie um und gingen zurück, dieses Mal in umgekehrter Reihenfolge, da der Gang zu schmal war, als dass sie sich hätten aneinander vorbeischieben können. Deshalb hatten Leomir und der hinter ihm laufende Atres das Vergnügen, sich mit einer Horde Ratten herumschlagen zu müssen, die plötzlich herangetrippelt kamen und sie ins Gesicht - ihre einzigen ungeschützten Stellen - bissen. Stück für Stück töteten sie die Viecher, doch da es viele waren, dauerte es eine geraume Zeit, bis endlich wieder Ruhe eingekehrt war.

Hier ist das Vieh - nein dort!
Schnell sahen sie zu, dass sie wieder aus dem Gang herauskamen, und zurück in der großen Halle verband Heridian erst einmal Leomirs Wunden, der mehr abbekommen hatte als Atres, weil er sich keine Abrakadabra zaubern konnte. Dann rief jedoch Ogara, dass sie etwas gesehen hatte und stürmte mit gezogener Waffe davon, und Heridian ließ alles stehen und liegen und rannte hinterher. Kopfschüttelnd versorgte Atres die restlichen Wunden - dann standen die beiden allein da, denn es war nicht mehr auszumachen, in welche der Seitengänge ihre Freunde verschwunden waren.
Heridian und Ogara folgten einem weiteren Gang und gelangten zu einer Höhle mit einem unterirdischen Bach, der sich hier zu einem kleinen See staute. Sie folgten dem Verlauf des Sees zu einer Stelle, wo der Bach wieder in einem größeren Gang verschwand. Da Ogara meinte, etwas von hinter der Ecke vernommen zu haben, näherte sie sich vorsichtig und lugte dann um die Felskante herum. Dabei bemerkte Heridian die Gefahr hinter ihr, denn sie stand nun direkt mit dem Rücken zum Seeufer, und machte sich schon einmal bereit, den Rücken seiner Freundin zu verteidigen.
Tatsächlich kam nur Augenblicke später etwas aus dem Wasser gesprungen, um sich auf die Rondra-Geweihte zu stürzen, aber die warf sich schnell genug beiseite. Heridian stach danach, erwischte es aber nicht. Dafür verpasste Ogara ihm noch einen Schlag mit dem Rondrakamm, und es floh. Der Schlag schien dem Vampir allerdings nicht sonderlich viel ausgemacht zu haben, so dass Heridian Ogara doch überreden konnte, sich ebenfalls mit einem Eiszapfen zu bewaffnen.
Sie folgten dem Gang noch weiter, und Heridian brauchte erneut seine gesamten Überredungskünste, damit seine Freundin sich durch die engen Stellen drängte. Dann gelangten sie in eine weitere Höhle, in die Tageslicht fiel. Die Decke war an einer Stelle eingebrochen, und Schnee war hereingefallen und bedeckten einen Teil des Bodens in einer dicken Schicht. Da zu vermuten stand, dass der Vampir hier nicht sein mochte, kehrten sie wieder um. Sie passierten noch einigen Seitengänge, durch die er hätte fliehen können, doch diese waren zu schmal für die zwei kräftigen, gerüsteten Kämpfer.
Leomir und Atres warteten in der großen Höhle darauf, dass ihre Freunde zurückkehrten, als Atres einen Stein an den Kopf bekam. Vorsichtig zogen sie sich in Richtung einer Wand zurück, da spürte Leomir den Vampir irgendwo hinter sich. Er warf sich instinktiv zu Boden, so dass das Vieh seinen Freund zu fassen bekam, den es mit immensen Kräften packte und durch die Höhle schleuderte. Hilflos drehte sich Atres um die eigene Achse, bis ihn schließlich eine Wand stoppte, doch kam er glücklicherweise so auf, dass ihm wenig passierte. Leomir fuhr herum und stach noch nach dem Vampir, doch der war zu flink, hüpfte beiseite und war einen Augenblick später nicht mehr zu sehen.
Als sie sich gerade wieder aufgerappelt und sich eine gute Position gesucht hatten, kehrten auch Heridian und Ogara wieder in die Höhle zurück und berichteten von ihrer Entdeckung. Atres beobachtete mit seiner Abrakadabra die Höhle, sah aber den Vampir zunächst nicht. Er entdeckte ihn erst, als es schon zu spät war, und der sich Heridian gepackt und nach oben gezerrt hatte, als wäre der stattliche Rahja-Geweihte eine Puppe.
Heridian stach nach dem Vampir, und der Zapfen blieb auch in Kleidung oder Fleisch stecken, doch dann ließ der Rahja-Geweihte los, als er sehr schnell nach oben beschleunigt wurde und mit dem Kopf gegen die Decke schlug. Stumm dankte er den Göttern für seinen Helm. Dann begann sich auch schon die Welt um ihn herum zu drehen, als er weggeworfen wurde und sich drehend durch die Höhle flog. Gleich darauf war der Vampir wieder über ihm und zerrte ihn mit unglaublicher Kraft und irrer Geschwindigkeit von den anderen weg. Heridian machte sich sperrig und streckte Arme und Beine aus, in der Hoffnung irgendwo Halt zu finden und den Lauf des Vampirs wenigstens etwas zu verlangsamen.

Zwei Praioten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten
Sofort rannten Atres und Leomir los und kletterten dabei so schnell und behände über das Geröll, dass Ogara nicht mehr hinterher kam und sich wunderte, was in die beiden gefahren war. Als die beiden den Vampir erreicht hatten, rammte ihm Leomir seinen Eiszapfen in den Leib und warf sich noch dagegen, damit er auch nicht wieder rausrutschte. Atres schlug derweil mit seinem Flammenschwert nach dem Gegner, was dem aber kaum etwas ausmachte. Stattdessen heulte er wegen des Zapfens auf und schleuderte Leomir von sich. Verzweifelt versuchte der Vampir sich das Eis aus dem Leib zu ziehen, schaffte es aber nicht, so dass er sich schließlich auflöste und wie die anderen auch zu Asche zerfiel.
Nachdem sich alle froh wieder aufgerappelt und ein wenig beruhigt hatten, suchten sie nach dem Altar und fanden ihn schließlich auch in einer der Höhlen: Eine Steinplatte stand dort, auf der zwei Steinfiguren standen, wie sie die Jägerin beschrieben hatte. Die dritte, mit der sie sich verteidigt hatte, fehlte, und auch nach einigem Suchen im Geröll war sie nicht aufzutreiben. Nach einer Weile gaben sie es auf, beteten noch einmal vor dem Altar und verließen die Grotte dann wieder.
Mit der Jägerin kehrten sie zur Kutsche zurück und fuhren weiter. Im nächsten Dorf lieferten sie die Frau ab, die sich noch einmal wortkarg bei ihnen bedankte, dann kehrten sie selbst in der Taverne des Ortes ein, da es mittlerweile auch Abend geworden war. In der Schenke saß schon ein Gast mit grimmiger Miene an einem Tisch. Es war ein hagerer Kerl mit einem unauffälligen Mantel, unter dem aber Goldbrokat hervorlugte.
Während der Rest sich hungrig setzte und dem Mann keine weitere Beachtung schenkte, schwenkten Heridian und Atres neugierig ab und baten darum, sich zu dem seltsamen Gast setzen zu dürfen, so dass die anderen kurz darauf nachkamen. Es stellte sich heraus, dass sie es mit einem Praios-Geweihten zutun hatten, der jedoch offensichtlich vom Glauben abgefallen war. Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit, als er seine geweihten Kollegen begrüßte und anfing, über die Götter zu wettern, denen seiner Meinung nach das Schicksal der Menschen doch eigentlich egal war.
Als Beispiel führte er die unzähligen Greuel während des Orkkrieges an, wieviele Menschen dort gestorben und wieviele Heiligtümer geplündert und geschändet worden waren, ohne dass es die Götter groß interessiert hätte. So hatten die Orks sogar erst noch vor kurzem aus dem Praios-Tempel zu Anderath jede Menge heilige Artefakte gestohlen und die Geweihten dort erschlagen. Ein anderes Beispiel war die Acheburg, auf der ein Inquisitor herrschte, der in Wahrheit ein Anhänger des Dreizehnten war.
Heridian und Leomir hielten dagegen, unterstützt von ihren Göttern, suchten nach Gegenbeispielen und versuchten, den Mann wieder auf den rechten Pfad zurückzuführen, was auch einen geringen Effekt zeigte. Doch auch die Argumentation des Praioten ging nicht spurlos an ihnen vorüber und leise Zweifel fraßen sich in ihnen fest.
Dann tauchte ein weiterer Praios-Geweihter auf: Ein Mönch vom Kloster Arras de Mott kam zu ihnen und bat um Spenden für den Wiederaufbau des Klosters im Finsterkamm. Wütend sprang der gefallene Geweihte auf und begann, auf den Mönch einzuschlagen, der sich behänder wehrte, als man es ihm von seiner beleibten Statur her zugetraut hätte. Sofort stürzten auch Atres und Leomir zu den beiden und zerrten den Angreifer von Bruder Emmeran fort, aber der Geweihte wollte sich gar nicht mehr beruhigen. Erst nachdem Leomir ihn in einen Ringergriff genommen und zu Boden geschleudert hatte, zog der Mann grummelnd ab und verließ die Taverne. Bruder Emmeran bedankte sich überschwenglich und zog dann auch wieder von dannen, nachdem Atres und Leomir noch etwas gespendet hatten.