Rezension von Marc Völker (2010):
Von Orks und Menschen ist die jährliche Abenteuerantologie zum Abenteuerwettbewerb "Der Goldene Becher" der Hannover Spielt!. Hier finden sich die drei Siegerabenteuer des Jahres 2008, die den Umgang mit Schwarzpelzen zum Thema hatten.
In Blut auf uraltem Stein von Stefan Unteregger werden die Helden von einem Händler als Bedeckung angeworben. Unterwegs häufen sich Indizien, dass die örtlichen Schwarzpelze anscheinend einen Angriff auf das Praios-Kloster Arras de Mott planen. Da in der Kürze der Zeit keine Verteidigung für den heiligen Ort aufgestellt werden kann, bleibt den Helden nur, die Schwatzpelze von ihrem Vorhaben abzubringen. Hierzu gilt es eine Intrige aufzudecken, in der die Schwarzpelze lediglich die "Drecksarbeit" erledigen sollten.
Zahltag von Muna und Roman Bering spielt in der ehemaligen Hauptstadt des svelltschen Städtebundes: Lowangen. Nachdem die Helden einem Ork buchstäblich den Pelz gerettet haben, werden sie als Bewachung für eine Tributzahlung an die Schwarzpelze angeworben. Als ein Teil des Tributes verschwindet, wittern die Orks Verrat und setzen Lowangen ein Ultimatum. In der Kürze der Zeit müssen die Helden den Diebstahl aufdecken und ein Komplott verhindern, das den ohnehin schon brüchigen Waffenstillstand zwischen Mensch und Ork gefährdet.
Der Pfad des Häuptlings von Bernhard Pesch führt die Helden ins Rorwhedgebirge, wo sich die Kulturen von Mensch und Ork zusehends vermischt haben. Die Helden sollen einem menschlichen Krieger beistehen, der bei den Schwarzpelzen aufgewachsen ist und nunmehr um die Häuptlingswürde kämpfen wird. Vor Ort müssen die Helden feststellen, dass die Götter neben den Problemen des Kriegers noch diverse andere Unwägbarkeiten für sie bereit halten.
Die Abenteuer richten sich an alle Charaktere, die man unter dem Sammelbegriff "Glücksritter" zusammenfassen könnte. Da in allen Abenteuern mehr oder weniger Kooperation mit Schwarzpelzen Programm ist, sind Charaktere mit festgefahren Moralvorstellungen und klarem schwarz-weiß denken ebenso fehl am Platz, wie Helden, die mit Orks nur Hass und Tod verbindet. Vorurteile gegen Schwarzpelze sind jedoch ebenso möglich wie exotische Charaktere. Ein starker Schwertarm wäre von Vorteil. "Soziale" Fertigkeiten sind im Umgang mit den Orks unverzichtbar. Ansonsten sind die Anforderungen an die Helden eher mäßig, so dass hier auch Einsteigercharaktere verwendet werden können. Die (insbesondere moralischen) Anforderungen an die Spieler sind bedeutend höher, so dass sich das Abenteuer nicht unbedingt für DSA-Neulinge eignet.
Für eine Abenteueranthologie ist der Ausarbeitungsgrad erstaunlich hoch. Die Abenteuer können theoretisch ohne sonderlich viel Vorbereitung gespielt werden (Dass der Spielleiter die Abenteuer vorher liest, ist obligatorisch.). Wer sich hier etwas gründlicher vorbereiten will, sollte die Spielhilfe Reich des Roten Mondes (2008) zur Hand nehmen. Ansonsten ist lediglich das Standardregelwerk, das die Gruppe üblicher Weise verwendet, von Nöten.
Etwas problematisch ist meiner Meinung nach die Erwartungshaltung der Autoren. Zuweilen werden von den Spielern Reaktionen vorausgesetzt, die in der Praxis nur schwer vorstellbar sind. Dadurch besteht eine relativ hohe Gefahr, dass die Handlung aus dem Ruder läuft. Etwas gemäßigtere Darstellungen beziehungsweise mehr Flexibilität bei den Spielerreaktionen wären hier vorteilhaft gewesen.
Grundsätzlich wurden die Abenteuer gut recherchiert und in den aventurischen Hintergrund integriert. Ich meine jedoch, die ein oder andere Ungereimtheit festgestellt zu haben, die bei einer etwas genaueren Recherche vermeidbar gewesen wären.
Die Abenteuer sind allesamt in neuerer aventurischer Zeit angesiedelt. Da sich die Berührungspunkte zum Hintergrund und insbesondere zum Metaplot in sehr engen Grenzen halten, ist eine zeitliche Variation unproblematisch. Darüberhinaus sind auch räumliche Änderungen machbar, solange sich die Handlung weiterhin in der Umgebung des Orklandes bewegt.
Aufmachung:
Von Orks und Menschen erschien im Paperbackformat. Das Cover zeigt offenbar ein Schlacht zwischen Orks und Menschen und ist damit zwar sehr schön, aber gleichzeitig wenig aussagekräftig. Das Layout ist ansprechend, Die Abenteuer sind übersichtlich und gut strukturiert. Die Illustrationen wirken qualitativ hochwertig. Der Schreibstil liest sich angenehm.
Fazit:
Für einen Abenteuersammelband stellt Von Orks und Menschen eine äußerst positive Überraschung dar. Im Gegensatz zu manch anderer Publikation des Segmentes erhält der Käufer hier tatsächlich drei spannende und vor allem fertige Abenteuer, die ohne größeren Aufwand gespielt werden können, wobei sich an der Darstellung der Orks, die der derzeitig vorherrschenden "Political Correctness" geschuldet ist, die Geister vermutlich scheiden werden. Eine besondere rollenspielerische Herausforderung ist hier der moralische Konflikt, der in den Abenteuern unvermeidbar auf die Charaktere zukommt. Fans von solch anspruchsvollem Rollenspiel dürfen daher zugreifen. Von mir erhält Von Orks und Menschen gute 8 von 10 Punkten.