Rezension von Marc Völker (2006):
Die ursprüngliche Kampagne um die Sieben Gezeichneten bestand aus sieben Abenteuern (der sogenannten Hauptlinie) sowie einem guten Dutzend weiterer Szenarien (Nebenlinie), die für die Kampagne nicht zwingend erforderlich waren, jedoch den Handlungsbogen erweiterten. Aufgrund der überwältigenden Resonanz bei den Spielern hat man sich bei Fanpro entschlossen, die G7-Kampagne im DSA4-System neu aufzulegen. Neben den sieben Hauptlinienabenteuer Alptraum ohne Ende, Unsterbliche Gier, Pforte des Grauens, Bastrabuns Bann, Rohals Versprechen, Siebenstreich und Rausch der Ewigkeit enthält die Neuauflage die wichtigsten Nebenlinienabenteuer Grenzenlose Macht, Schatten im Zwielicht (bisher unveröffentlicht!), Golden Blüten auf blauem Grund, Der Winter des Wolfes und Die letzten Tage von Yisila.
Invasion der Verdammten unter der Redaktion von Mark Wachholz ist Band III dieser Neuauflage und enthält die drei Abenteuer Goldene Blüten auf blauem Grund, Die letzte Schlacht des Wolfes und Rohals Versprechen.
Goldene Blüten auf blauem Grund führt die Helden zunächst nach Perricum. Dort werden die Helden in mysteriöse Diebstähle magischer Artefakte verwickelt. Im Laufe der Recherchen kommen die Helden zu dem Ergebnis, dass die Diebstähle in direktem Zusammenhang mit Borbarads Angriff auf Tobrien stehen. Sie verfolgen die Diebe über die Trollzacken bis zu dem Ort Shamaham in den Beilunker Bergen, wo der Reichsverräter Galotta einen neuen Ogerzug zu initiieren gedenkt. Mit Hilfe der Oger gilt es dieses Unterfangen zu verhindern. Im Laufe ihrer Bemühungen kommen die Helden in Kontakt mit den Amazonen von Kurkum und erfahren, dass Kurkum selbst ein Angriff durch Borbarads Schergen droht. Die Helden machen sich daraufhin auf, um gemeinsam mit den Amazonen die Burg zu verteidigen - nichtsahnend dass sich unten den Verteidigern ein Verräter befindet ...
In Die letzte Schlacht des Wolfes finden sich die Helden nach dem Fall von Kurkum mitten im Krieg um Tobrien wieder. Gemeinsam mit den tobrischen Verteidigern kämpfen Sie verbissen um jeden Schritt tobrischen Boden, werden jedoch weiter und weiter zurückgedrängt. Im Laufe des Krieges gelingt es jedoch Stück für Stück, die Hintergründe der Invasion zu beleuchten. Nach mehreren offenen Feldschlachten und diversen Sonderaufgaben erreicht das Abenteuer seinen Höhepunkt, als Borbarads Truppen zum Sturm auf die tobrische Hauptstadt Ysilia ansetzen. Es entbrennt ein erbitterter Kampf zwischen Licht und Dunkelheit.
In Rohals Versprechen werden die Helden zum Allaventurischen Magiekonvent nach Punin geladen, wo beratschlagt werden soll, wie Borbarad am Besten beizukommen ist. Hier stoßen die Helden auf ein Netz aus Lügen und Intrigen, dass sie durchschauen müssen, wenn es noch Hoffnung geben soll. Im Laufe des Konvents wird der Stein des Weisen aktiviert und ruft Rohal den Weisen selbst in die Dritte Sphäre zurück. Es kommt zur Konfrontation zwischen den Nandussöhnen. Nach Borbarads vermeintlichen Sieg, der wohl für die Helden den absoluten Tiefpunkt der Kampagne darstellt, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Rohals letzten Anweisung zu folgen. In diesem Abenteuer erscheint auch erstmals der Fünfte Gezeichnete. Je nach Gruppe handelt es sich dabei um einen Spielercharakter oder einen NSC.
Ergänzt wird Invasion der Verdammten durch Informationen zu Rohal und dem Fünften Zeichen sowie mit Vorschlägen für Aktivitäten der Helden zwischen den Abenteuern und passende Berichte aus der aventurischen 'Presse'. Ferner finden sich hier Anregungen für die Umsetzung der Invasion der Schwarzen Horden am Spieltisch inklusive entsprechendem Kartenmaterial.
Mit Invasion der Verdammten wird die Neuauflage der G7-Kampagne konsequent weiter vorangetrieben. Goldene Blüte auf blauem Grund und Rohals Versprechen sind nach DSA4 konvertierte Abenteuer, die bei der Gelegenheit gleich noch überarbeitet wurden. Während die Überarbeitung des Hauptlinienabenteuers Rohals Versprechen eher im Detail liegt, fäll sie in dem Nebenlinienabenteuer Goldene Blüten auf blauem Grund sofort auf. Mit dem 'Galotta-Oger'-Handlungsfaden wurde dem Abenteuer ein kompletter neuer Plot hinzugefügt. Das DSA3-Original hatte nur die Verteidigung Kurkums zum Inhalt.
Eine Besonderheit stellt Die letzte Schlacht des Wolfes dar. Das Abenteuer besteht eigentlich aus drei Einzelabenteuern. Der Winter des Wolfes und Die letzten Tage von Ysilia waren als begleitendes Material der ursprünglichen G7-Kampagne in der Wunderwelten erschienen. Hinzu kommt das Abenteuer Blutige Tobimora, das in 2004 einen Sonderpreis bei dem Abenteuerwettbewerb Gänsekiel & Tastenschlag gewonnen hat. Fleißige Autoren haben hier aus diesen drei Abenteuern eine Kriegskampagne gezaubert.
Auch in Invasion der Verdammten wird wieder deutlich, was man aus einer Kampagne machen kann, wenn Ziel und Weg dorthin klar sind. Das mit Invasion der Verdammten geschnürte Paket wirkt homogen und schließt nahtlos an die bisherigen Bände an. Das Layout und die Übersicht wurden deutlich verbessert. Auch dieses Mal wurden die Illustrationen teilweise neu gezeichnet.
Mit Invasion der Verdammten gewinnt die Interaktion mit NSCs, vor allem zwischen den Abenteuern, zunehmend an Bedeutung. Die Helden sind nicht mehr irgendwelche dahergelaufenen Abenteurer, die zufällig in Ereignisse verwickelt wurden, die eigentlich viel zu groß für sie sind. Nunmehr sind die Helden geachtete Persönlichkeiten, die gleichzeitig Symbol des Widerstandes sowie Speerspitze des Kampfes gegen Borbarad geworden sind. Vor diesem Hintergrund buhlen Personen um die Aufmerksamkeit der Helden, die sie vor kurzem noch keines Blickes gewürdigt hätten. Das hieraus entstehende Rollenspiel stellt Spieler und Spielleiter vor völlig neue Herausforderungen.
Einzig und allein die Darstellung Borbarads und seiner Ziele missfällt mir nach wie vor. Da Invasion der Verdammten den effektiven Tiefpunkt der Kampagne darstellt, besteht hier die große Gefahr, dass sich die Helden aufgrund der Borbarad-Darstellung irgendwann wie Schachfiguren vorkommen. Die Helden sollten zumindest das Gefühl haben, Dinge beeinflussen zu können.
Fazit:
Mit Invasion der Verdammten wird das epische Ausmaß der Kampagne immer offensichtlicher. Gleichzeitig steigt der ohnehin schon recht hohe Schwierigkeitsgrad nochmals an. Daher sollten sich sowohl Spieler als auch natürlich insbesondere der Spielleiter auf sämtlichen relevanten Gebieten sicher bewegen. Unter diesem Voraussetzungen bekommt man dann aber auch eine epische Kampagne, die ihres gleichen immer noch sucht. Invasion der Verdammten erhält von mir 9 von 10 Punkten.