Vorlage:Rezension

Rezension von Marc Völker (2007):

Mit Glut ist abermals ein historischer Roman aus der Feder von Daniela Knor erschien. Daniela Knor muss mittlerweile als Expertin auf diesem Gebiet angesehen werden - immerhin ist Glut nach Der Tag des Zorns (2001), Blaues Licht (2003) und Roter Fluss (2004) bereits der vierte historische Roman aus ihrer Feder, der in der Reihe der "Aventurischen Romane" erscheint. Genaugenommen ist Glut dabei eigentlich gar kein Aventurienroman, denn die Handlung spielt in Myranor, dem Güldenland. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem Roman um den ersten Teil der Hjaldinger-Saga handelt, ist die Zuordnung jedoch vertretbar. Nachdem die Autorin Thorwal in Roter Fluss gestreift hatte, stürzt sie sich jetzt mitten hinein ins Vergnügen und erzählt die größte Geschichte der thorwalschen Vergangenheit: Den Auszug der Vorfahren der Thorwaler aus Hjaldingard, der im Jurga-Lied besungen wird. Glut berichtet als erster Band der Saga von den Ereignissen, die zu dem Auszug führten.

Der Roman erzählt die Geschichte des Hjaldingerkriegers Vardur, der sich mit Anderen auf den Weg macht, von einem unterlegenen Volk fälligen Tribut einzufordern. Unterwegs trifft die Gruppe auf die Geächtete Jurga, die sich ihnen anschließt. Am Ziel angekommen, muss die Gruppe feststellen, dass eine andere Sippe ihnen zuvorgekommen ist. Man beschließt, der Sache nachzugehen und die Plünderer zu stellen. Während die Hjaldinger mit sich selbst beschäftigt sind, schmiedet ein mächtiges Herrscherhaus aus dem benachbarten Imperium Pläne zur Unterwerfung der Hjaldinger. Als die Hjaldinger durch ein Orakel von drohendem Unheil erfahren, beschließen sie, eine Spähtrupp ins Imperium zu entsenden, der die drohende Gefahr ergründen soll.

Im Gegensatz zu ihren bisherigen Werken hat Daniela Knor dieses Mal insgesamt relativ viele Seiten zur Verfügung (ich schätze mal insgesamt 1.000), um die Geschichte zu erzählen. Daher widmet sie sich bei ihrer Erzählung gleich mehreren Protagonisten intensiv. Besonders bemerkenswert ist hierbei, dass die Charaktere in dem beschriebenen Konflikt nicht alle auf der selben Seiten stehen. Daher ist es häufig nicht ganz einfach, die Sympathien zu verteilen. Letztendlich ist es jedoch dennoch die Geschichte der Hjaldinger, denen seitenmäßig auch der deutlich größere Teil gewidmet ist. Dabei wirken alle Chartere überzeugend und stimmig. Der Leser kann sich problemlos mit den Figuren identifizieren und entsprechend mitfiebern. Insbesondere bei der "großen Heldin" Jurga wird deutlich, dass sie entgegen aller Glorifizierungen der Geschichte doch nur ein Mensch mit Schwächen und Fehlern ist.

Im Normalfall finden sich selbst Leser ohne DSA-Erfahrung in Aventurien schnell zurecht, da immer eine gewisse Affinität zu irdischen Kulturen besteht. Der hier vorliegende Roman spielt jedoch in Myranor, dessen geistige Eltern sich High-Fantasy auf die Fahne geschrieben haben. Daher fallen die Bezüge zur irdischen Vergangenheit deutlich geringer aus. In Verbindung mit vielen exotischen Termini und Namen sorgt diese Tatsache dafür, dass es manchmal nicht ganz einfach ist, der Handlung zu folgen. Zur Abhilfe bringt das Buch Landkarten, eine Übersicht der Protagonisten sowie ein extrem umfangreiche Glossar mit, in dem die im Text verwendeten myranischen Begriffe erklärt werden. Hinzu kommen noch ein paar wenige Fußnoten im Text.

Dennoch ist dieser Roman insbesondere für DSA-Fans ein echtes Highlight. Kaum ein Autor recherchiert den Hintergrund zu einem Roman dermaßen akribisch wie Daniela Knor. Man hat das Gefühl, dass die Autorin sowohl zur Kultur der Hjaldinger als auch zu der des Imperiums jede Information zusammengetragen hat, die sie finden konnte, um sie als Basis für eine extrem stimmige und fast schon detailverliebte Beschreibung zu verwenden, die einem Quellenbuch Ehre machen würde. Zumindest ich konnte auch keine Widersprüche zu sonstigen Quellen finden.

Glut ist für mich auch ein schöner Beitrag zur Verbindung von Aventurien und Myranor. Man bekommt so langsam das Gefühl, dass beide Kontinente doch zu der selben Fantasywelt gehören. Wenn jetzt Ulisses-Spiele noch ein paar gute Myranorbücher abliefert, könnte das bereits totgesagte Konzept eine späte Renaissance erleben. Übrigens würde ich mich nach der Arbeit, die Daniela Knor hier abliefert, schon sehr wundern, wenn die Verantwortlichen für die Myranorpublikationen bei Ulisses-Spiele nicht auf sie aufmerksam geworden wären.

Fazit:
Mit Glut liefert Daniela Knor einen Spitzenklasseroman mit einer außerordentlich dichte Atmosphäre ab, der nur sehr wenige Schwächen aufweist. Das Buch gehört für mich zu den besten Romanen, die DSA zu bieten hat. Jeder Fantasy-Fan kann hier bedenkenlos zugreifen. Von mir erhält Glut 9 von 10 Punkten, und ich freue mich jetzt schon auf die Fortsetzung.

Denn ein zweites Problem stellt das Ende der Handlung dar - das stellt sich nämlich ziemlich schnell und auch recht unbefriedigend ein. Das Ganze wirkt so, als seien der Autorin die Seiten ausgegangen. Eine schöne Geschichte kommt hier viel zu schnell zum Ende.