Wahl der Waffen/Rezension

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Rezension von Marc Völker (2009):

"Besser spät als nie" lautet ein weit verbreitetes Sprichwort, das perfekt auf Wahl der Waffen passt. Immerhin erscheint die Anthologie zum Regelwerk Wege des Schwerts (2007) anderhthalb Jahre nach dem Regelbuch. In vier Abenteuern beschäftigt sich der Sammelband mit den weltlichen Themen des Heldenlebens:

Süße Träume erleben die Helden im gleichnamigen Abenteuer von Alex Spohr nicht. In Al'Anfa werden die Helden nämlich von der Obrigkeit angeworben, um den Ursprung einer Droge zu klären, die unter den Granden bereits Todesopfer gefordert hat. Bei ihrer Suche geraten die Helden zwischen die Fronten der Hand Borons, einer Unterweltbande und eines skrupellosen Händlers. In Der Preis des Korns von Tilo Hörter geraten die Helden mitten in die Natterdorner Fehde. In Gareth wirbt ein Patrizier die Helden als Bedeckung an. Die Helden sollen seinen Sohn auf einer Handelsreise in die Baronie Hutt eskortieren. Vor Ort zeigt sich, dass sich die Machtverhältnisse zum Nachteil des Händlers verschoben haben. Zu allem Überfluss würde die Erfüllung des Kontraktes mit dem Händler das Überleben der Dorfgemeinschaft im nächsten Winter gefährden. In Auf Messer Schneide von Christian Hötting werden die Helden in Perainefurten fälschlicher Weise des Mordes bezichtigt. Im eigenen Interesse müssen sie die tatsächlichen Hintergründe der Bluttat aufklären. Die Nachforschungen führen die Helden inkognito quer durch das freie Tobrien, bis sie einer Verschwörung innerhalb des Militärs auf die Schliche kommen. Der Pfad des Visar von Tilmann Hakenberg führt die Helden als Überbringer einer Nachricht nach Brabak, wo sie in letzter Sekunde eine Entführung vereiteln. Die Helden werden von dem Empfänger der Nachricht gebeten, ihn bei der Suche nach verschollenen Aufzeichnungen zu helfen. Leider ist der Auftraggeber nicht der einzige, der es auf die Aufzeichnungen abgesehen hat, und es entbrennt ein Wettstreit, der von der Arena in Brabak bis in die grüne Hölle Südaventuriens ausgetragen wird.

Die vier Abenteuer befassen sich allesamt mit profanen Themen, das heißt, die Spieler benötigen weder magische noch karmale Unterstützung zur Lösung der einzelnen Abenteuer. Dementsprechend werden, sofern sich in der Gruppe keine entsprechenden Charaktere befinden, auch lediglich die Regeln aus Wege der Helden (2007) und Wege des Schwerts benötigt. Hinzu kommen bei Bedarf die jeweiligen Regionalbeschreibungen.

Dabei gehen die Autoren erfreulicherweise auf viele Spiel- und Regelmechanismen detaillierter ein als gewohnt. Wie verwendet man Regeln zur Ansammlung von TaP? Welche Kampftaktik verwenden die Gegner? Solche Fragen werden dem Spielleiter in Wahl der Waffen beantwortet, so dass auch ein unerfahrener Spielleiter mit den Mechanismen umgehen kann.

Die Abenteuer lassen sich durchweg ausschließlich mit weltlichen Charakteren absolvieren. Magische oder karmale Charaktere mögen in dem einen Abenteuer vorteilhaft sein, während sie in einem anderen Abenteuer eher hinderlich sind. Für Süße Träume und Der Pfad des Visar sind auch exotische Charktaktere kein Problem, während sie in Der Preis des Korns und Auf Messers Schneide die Angelegenheit wohl erheblich komplizieren.

Mit der Auswahl der Abenteuer wird eindrucksvoll bewiesen, dass man nicht ständig epischen Handlungen benötigt, um schöne Abenteuer zu gestalten. Die in Wahl der Waffen erzählten Geschichten haben praktisch keinen Einfluss auf die weitere Zukunft Aventuriens und lassen sich daher im Rahmen des gesunden Menschenverstandes auch relativ problemlos räumlich und zeitlich variieren. Dennoch sind die Plots einfallsreich und bieten interessante und spannende Unterhaltung.

Was den Abenteuern leider fehlt, ist ein thematischer Zusammenhang. Ich hätte mir hier jeweils die Behandlung von unterschiedlichen Aspekten des Kampf- und Kriegshandwerkes gewünscht. Mit Ausnahme der Tatsache, dass die Abenteuer rein weltliche Themen behandeln, haben die Plots eigentlich nichts mit Wege des Schwerts zu tun. Die ausgewählten Abenteuer hätten meiner Einschätzung nach besser in die jeweiligen Regionalbeschreibungen gepasst.

In Wahl der Waffen scheint man sich anscheinend zum ersten Mal das Problem der in Anthologien üblicher Weise sehr dürftigen Ausarbeitung bewusst gemacht zu haben (zumindest wirkt das so). Daher gehen die Autoren hier mehr oder weniger bewusst einen neuen Weg. Auf das viel kritisierte "Railroading" wurde verzichtet. Die Abenteuer sind üblicherweise ergebnisoffen. Auch wurden möglichst wenig feste Abläufe integriert. Statt dessen wurden einzelne Szenen ausgearbeitet, aus denen die Spielleiter die Handlung flexibel und dynamisch zusammen stellen kann.

Leider wurde keine übergreifende Handlung vorgesehen, mit der Wahl der Waffen als Kampagne gespielt werden könnte.

Layout:
Wahl der Waffen ist als Hardcover erschienen Das Titelbild zeigt anscheinend einen Überfall auf einen Lagerplatz und ist den Abonnenten des Aventurischen Boten bereits bekannt, da es dort schon eine Ausgabe geziert hat. Im Rahmen des Vorworts findet der Leser eine Karte, aus der man direkt die jeweiligen Handlungsorte der einzelnen Abenteuer ersehen kann.

Sowohl hinsichtlich des Stils als auch in Bezug auf das Layout und die Illustrationen sind die Abenteuer sehr uneinheitlich. Dieser keineswegs entscheidende, aber dennoch störende Umstand fällt bereits direkt mit den Einleitung auf. Während ein Autor den Leser über mehrere Seiten an die Handlung heranführt, springt ein Anderer quasi mitten ins Geschehen.

Fazit:
Wahl der Waffen liegt über dem Durchschnitt der Abenteueranthologien und ist insbesondere auch sehr einsteigerfreundlich. Für einen fairen Preis von 18,00 Euro erhält man vier interessante Abenteuer, in die zwar im Verhältnis zu einem Einzelabenteuer immer noch relativ viel Vorbereitungszeit investiert werden muss, die jedoch andererseits wesentlich strukturierter ausgearbeitet sind, als von Anthologien gewohnt. Daher erhält Wahl der Waffen von mir 8 von 10 Punkten.