Rezension von Yelemiz (2018):
Es gibt zu diesem Band viele Kritikpunkte, die sich oft darauf beziehen, was alles nicht in diesem Band zu finden ist, aus Sicht der Kritiker aber drin sein sollte. Dem würde ich mich prinzipiell anschließen: Mir gefällt es nicht, dass sich die Magie des Schwarzen Auges auf so viele, verhältnismäßig kurz gehaltene Bände verteilt. Wenn man aber das Buch selbst (und nicht eine hypothetische Variante des Buches, in dem die schmerzlich vermissten Geoden drin wären) beurteilt, dann muss man sagen: es ist ziemlich gut geworden.
Vor allem werden hier die Elfen, die Hexen, die Alchemisten und die Schelme genauer beschrieben, und ein paar Magieakademien, bzw. deren Ausbildung kommen auch dran. Es gibt eine Fülle an neuen Sonderfertigkeiten und Zaubern, sowie Erweiterungsregeln zu Kraftlinien, Traummagie und diversen neuen Traditionsartefakten. Wer sich einen magiebegabten Helden erschaffen will, findet hier ein Sammelsurium an neuen, spannenden Möglichkeiten der Ausgestaltung.
Meine größte Freude jedoch, ganz klar: der Schelm! Nicht etwa, weil ich so ein Schelmenfan wäre, nein ganz sicher nicht. Aber es ist sehr gut ersichtlich, dass die DSA-Autoren es sich vorgenommen haben, den Schelm aus seinem Schattendasein als „Gruppensprenger“ herauszuholen. Das war dringend nötig! Es wird explizit darauf eingegangen, dass der Schelm eben nicht jemand ist, der in den unmöglichsten Situationen jegliche Form des Pathos und der Ergriffenheit kaputtmachen soll, und seinen Gruppenmitgliedern genau im falschen Moment die Hosen wegzaubert. Ganz und gar nicht! Der „neue“ Schelm hat als Grundmotivation, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Er soll Leute glücklich machen, nicht lächerlich. Es geht ihm um die Freude anderer Menschen, nicht um sein eigenes Amüsement. Das wird an mehreren Stellen immer wieder deutlich erwähnt, und ich bin für diese Neuausrichtung sehr dankbar. So ist ein Traditionsartefakt des Schelmes die Zauberpuppe (herzallerliebst: das Bild von einem kleinen Plüsch-Rohal), die mit spaßigen Einlagen anderen Menschen Furcht nehmen kann, oder sich an die Beine eines Gegners heftet, und versucht ihn so beim Kämpfen zu behindern. Der Schelm ist immer noch kein Kämpfer (soll er ja auch nicht sein), aber wenigstens auch kein nervtötender Querulant mehr, sondern fällt jetzt eher unter „lustiger support caster / Heiler“. Meiner Ansicht nach die mit Abstand beste Neuerung dieses Magiebandes!
Ein Nachteil, der mir beim Benutzen dieses Bandes jedoch immer wieder auffällt: ich finde das Buch zu unübersichtlich! Es gibt magische Sonderfertigkeiten, Zauberstile, Beschreibungen der Zauberstile, Erweiterte Zauberstilsonderfertigkeiten, … und die sind auf eine Art angeordnet, dass ich immer unglaublich viel Zeit mit Suchen verbringen muss (z.B. manchmal nach Traditionen angeordnet, was es oft schwerer macht, sie zu finden, wenn man sie schnell braucht). Das war schon in der Magie 1 zum Teil so, hier ist es mir noch störender aufgefallen. Das hätte man besser machen können, deswegen auch einen Punkt Abzug.
Zusammenfassend aber: Ein schöner (leicht unübersichtlicher) Band, mit vielen neuen Details zu magischen Traditionen. Für Spieler magischer Abenteurer ein Muss!
4 / 5 Punkte