Die Nacht der Schlange/Rezension

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Rezension von Ragnar Schwefel (2004):

Bei Die Nacht der Schlange handelt sich um eine Kriminalgeschichte in Al'Anfa. Hauptfigur ist eine Commandanta der Stadtgarde, die den Mord an einem ihrer Untergebenen aufklären will. Der Ersatzmann für den Ermordeten stürzt sich denn auch gleich mit Feuereifer auf den Fall, schließlich will er schnell Karriere machen. Die Commandanta ist todkrank und weiß, dass dies wohl ihr letzter Fall sein wird. Und sie hat auch bereits jemanden in Verdacht ...

Wem dies bekannt vorkommt, dem sei seine Schullektüre in Erinnerung gerufen: Friedrich Dürrenmatt Der Richter und sein Henker. Die Hauptgeschichte von Bernhards Roman folgt sehr eng dem literarischem Vorbild - so eng, dass mir ein Großteil der Spannung gefehlt hat, die ich zum wahren Lesegenuß benötige. Zwar hat Bernhard Hennen die Geschichte sehr schön eingebettet in eine Rahmengeschichte, die sich um eine ausbrechende Seuche rankt, doch auch diese ist leider in weiten Teilen vorhersehbar. Auch berühmtere Autoren mussten sich schon den Vorwurf des Plagiats gefallen lassen (erinnert sei hier an die Auseinandersetzung um einen der Romane von Walter Kempowski, der bei Büchner abgeschrieben haben soll). So wird Bernhard Hennen sich diesen Vorwurf auch hier gefallen lassen müssen, zumal leider jeder Hinweis auf das irdische Vorbild seiner Geschichte fehlt. Dies ist zwar ein Verlagsfehler gewesen, denn ein solcher Hinweis war vom Autoren geplant, aber das nutzt dem durchschnittlichen Leser, der von diesem Umstand nichts weiß, leider nichts.

Die Absicht Bernhards ist klar: eine der bekanntesten deutschsprachigen Kriminalgeschichten zu aventurisieren (hätte er klauen wollen, hätte er sich wahrlich ein anderes Vorbild genommen, soviel Intelligenz kann man dem Autoren unterstellen). Die Leistung Bernhard Hennens liegt in der wirklich gekonnten Aventurisierung der Geschichte. Und doch, ein etwas schaler Beigeschmack bleibt, insbesondere, wenn man nach der Lektüre das Vorbild wieder zur Hand nimmt. Der Autor übernimmt zum Teil fast wörtliche Passagen - nur fast, aber eben doch in meinen Augen zuviel.

Das Kernelement einer Kriminalgeschichte ist die Spannung, und diese Geschichte hat für die Kenner des Vorbildes keine Spannung mehr. Insofern muss ich dieses Buch als das schwächste von Bernhard Hennen bezeichnen. Gerettet wird das Buch durch den gewohnt guten Schreibstil und die Sicherheit des Autors in aventurischen Details, als auch durch die schöne Aventurisierung und die gute Einbindung der Haupt- in die Rahmengeschichte. Wer das Vorbild nicht kennt, wird mit Sicherheit einen sehr spannenden und sehr guten aventurischen Roman vorfinden, allen anderen sei das Buch nur empfohlen, wenn sie grundsätzlich Spaß an der aventurischen Umsetzung irdischer Vorbilder haben so wie ich selbst. Weiterhin ist kritisch anzumerken, dass der Roman für ein Hardcover Band leider zu kurz ist. Auch wenn Bernhards letztes Taschenbuch fast doppelt so dick war, wie sonst bei den Taschenbüchern üblich, kann dies die Käufer des Hardcovers nicht trösten.